Fragen zum F
Fragen zum F…ernweh würde hier wohl passen, aber nein, es geht nicht ums Fernweh. Mein Fragemeister hat etwas anderes vor. Aber zuerst will ich noch frühstücken, wenn wir schon beim F sind. F wie feindselig, furchterregend, fernsehen – folksverblödung.
Da wären wir beim Thema, auch wenn ich es falsch geschrieben habe. Hey folks – jetzt passt es. Wenn wir schon dabei sind:
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum auf den Zigarettenpackungen draufsteht: „rauchen kann Ihre Gesundheit gefährden“. Nun rauchen macht das, bekannterweise und vieles andere auch, dem wir uns tagtäglich aussetzen. Ich werde jetzt so ein Pickerl entwerfen, die Österreicher sind ja ganz heiß auf Aufkleber aller Art, Sticker, wie sich das neuerdings nennt, he, ich muss auch mit der Zeit gehen, bevor meine Zeit zu Ende ist. Also, ein Pickerl, oder Sticker oder Aufkleber: roter Rand (natürlich), nein besser wäre ein schwarzer Rand, als Trauerflor gedacht, in der Mitte das Bild eines Großbildfernsehers und darunter in dicken Lettern: FERNSEHEN KANN IHRE INTELLIGENZ ZERSTÖREN! Oder eventuell: DENKEN, WAS IST DAS? SCHAUEN SIE NUR WEITER FERN!
Ich habe mich ja schon einmal dazu bekannt, da gibt’s auch so ein schönes neues Wort, das ich hier gleich einmal verwenden werde, geoutet (brrrr) eine Morgensendungsfernseherin zu sein. Nun, das stimmt natürlich nur zum Teil. Wann ist denn eigentlich der … ah, da kommt er schon, mein Kaffee, huch, der dampft noch, sehr schön. Ja, wo war ich … ach ja, beim Ferblödungskasten. Warum ich den mit F schreibe werden Sie sich fragen, weil ich es passend finde.
Haben Sie sich das Fernsehprogramm einmal näher angesehen? Oder sich Gedanken darüber gemacht, wie die einzelnen Sender miteinander verbandelt sind? Ja, so viele Sender wie man meinen könnte, gibt’s gar nicht. Das sind alles polygame Organisationen, die sich als monogam und sittsam verkaufen.
Ich habe jetzt nicht einmal ein Fernsehprogramm zur Hand. Aber ich kann Ihnen aus dem Stehgreif sagen, was da so abläuft, in verschiedenen Variationen natürlich und zu unterschiedlichen Zeiten: zensierte Nachrichten (kann einmal jemand die CNN Nachrichtenverantwortlichen aufknüpfen, die so viel Falschmeldungen ausgeben, dass man schon wieder meinen könnte, es wäre die Wahrheit?) Seifenopern (neuerdings auch Daily Soaps genant), dann die ganzen amerikanischen Ableger und Dummserien, die als witzig verkauft werden, aber auch nur deswegen, weil vor dem Publikum so ein Depp steht und ein Schildchen hochhält. „LAUT LACHEN!“ Das ist doch nicht lustig. Dazwischen nicht zu vergessen die Werbeblöcke, die sind ganz wichtig, denn irgendwie muss sich diese Verdummung ja finanzieren. Nicht einmal die Bezahlsender und die Öffentlich rechtlichen nehmen sich davon aus.
Ja, die Öffentlich rechtlichen (ORF, SF, ZDF, ARD)! Wo hat sich nur der sogenannte Bildungsauftrag versteckt? Ich suche ihn und werde weitersuchen. Irgendwann wird sich schon ein Quäntchen Bildung finden lassen – in Nanitengröße wahrscheinlich.
Dem Fernsehen entkommt man ja gar nicht, nicht einmal, wenn man keinen Apparat hat! Stellen Sie sich vor, ab 2013 muss jeder Haushalt eine „Haushaltsbezogene Medienabgabe“ bezahlen. Ganz gleich, ob er ein Radio, Fernseher oder ein sogenanntes „neuartiges Empfangsgerät“ (internetfähiger PC) zuhause stehen hat. Ich nenne das Abgabe zur Zwangsverblödung. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach dem Beschluss dieses Gesetzes, in den Chefetagen der Fernsehverantwortlichen die Sektkorken geflogen sind. Da muss es ja zugegangen sein, wie auf der Kirmes. Keine Sorgen mehr – es gibt die Zwangsvorsorge zur Volksverblödung.
Was ist denn heute alles zu tun? Ich habe noch etwas vor, das ist mir jetzt leider entfallen. Aber ich bin noch nicht fertig mit dem Frühstück. Eine zweite Tasse Kaffee muss her. Ich bin noch ziemlich müde. Gestern war ich nämlich auf einer Veranstaltung und bin noch nicht ganz ausgeschlafen. Es war alles eine Werbeaktion unserer Gewerbetreibenden, aber die haben das hübsch gemacht. Ja, so sollte Werbung aussehen. Was nutzen den Leuten riesige Einkaufszentren an den Stadträndern, wenn sie weder mobil sind noch die Taschen voller Geld haben? Ich kaufe fast ausschließlich bei uns im Ort ein. Warum weit fahren, wenn man alles was man braucht, vor der Nase hat? Es muss nicht das Outfit aus der bekannten Kleiderkaufkette sein. Dann eben weniger einkaufen, dafür gute Qualität und als Draufgabe ein nettes Schwätzchen mit der Verkäuferin. Man kennt sich eben, das macht das Leben doch schön, finden Sie nicht? Also, wenn Sie das nächste Mal im Stau stehen weil sie ins Einkaufszentrum fahren, denken Sie an mich.
Jetzt bin ich aber vom Fernsehen abgekommen. Warum heißt das eigentlich so? Es sieht doch niemand in die Ferne, oder irre ich mich? Bin ich zu blond dafür? Da hockt man zuhause vor der Glotze (ich finde das ein sehr treffendes Wort) rührt sich höchstens, um für Getränke- und Nahrungsnachschub zu sorgen. Getränke, ja, bitte schön süß und bitte, bitte zuckerfrei, damit man ja nicht zu fett wird, als ob das nur mit dem Zucker zusammenhängen würde. Ich bitte Sie! Sobald der Fernseher läuft, schaltet das Gehirn auf Standby.
Womit mein Hirn sofort zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten flitzt. Leute, das ist heute agil – mein Hirn, mein Körper hinkt noch etwas hinterher, aber das wird sich im Laufe des Tages noch geben. Ein schönes Wort: Zivilisationskrankheiten. Lassen Sie sich das einmal auf der Zunge zergehen. Das zerfließt förmlich wie ein Buttersahnetörtchen mit Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromen, Farbstoffen und Zuckerersatz. Mjam Läuft Ihnen auch schon das Wasser im Mund zusammen? Oder wollen Sie lieber die Füße in die Hand nehmen und einen hübschen Dauerlauf zum nächsten Biobäcker machen und sich dort eine stinknormale Semmel kaufen? Ich bevorzuge Letzteres, mit etwas Butter und Marmelade. Margarine kann mir doch gestohlen bleiben! Dieser billige Scheinbutterersatz aus künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern, E 6… bis zum Abwinken, Verhärtungsmittelchen, Farbstoffe … Ich mag gar nicht mehr weiter darüber nachdenken, was da alles enthalten ist. Es kann einen den Appetit auf ein gutes, frisches Semmerl vom Bäcker meines Vertrauens (der ist übrigens bei mir fast ums Eck – also, um die Ecke, ein Kilometer geradeaus und dann auf der rechten Seite) ziemlich verderben.
Tja, eigentlich sollte ich endlich einmal aufräumen. Gestern habe ich mich ja schon aufgeräumt. Endlich bin ich wieder blond. Ich hab ausgesehen wie eine dreifärbige Katze: dunkelbraun, Silber (ich gebe es zu, ich habe graue Haare und das nicht zu wenig) und die blonden Anteile. Im Grunde genommen, tu ich mir ja damit nichts Gutes. Aber ich bin eben eitel.
Dazu fällt mir jetzt etwas ein. Sie kennen sicher das Goethe-Zitat aus dem Gedicht „Die Göttliche“ und wenn nicht, dann lernen Sie es jetzt kennen. Goethe schrieb bekanntermaßen: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Nun, das mag schon stimmen …
aber …
ich sage:
„Eitel sei der Mensch, hilflos und blöd.“
Das ist der neue Werbeslogan unser aller Regierungen. Natürlich ist der noch voll geheim. Top Secret, muss man fast sagen. Kauft sie mit der Eitelkeit, macht sie hilflos, liefert sie der Lebensmittel- und Unterhaltungsmaschinerie aus und haltet diese Deppen blöd.
Ich plädiere für eine immerwährende Existenz der „Brot und Spiele Saison“. Lassen wir das mit der Bildung gleich weg, nun etwas schreiben sollte der mündige Bürger schon können, denn wie sollte er sonst den Kreditkartenbeleg unterzeichnen und ein wenig rechnen kann auch nicht schaden. Wobei ich gerade daran denke, das ist eigentlich auch überflüssig. Wozu haben wir diese tollen Rechenmaschinen? Die Armen brauchen ja auch eine Existenzberechtigung. Wer bin ich, dass ich ihnen diese wegnehmen wollte? Nein, nein, das geht so nicht. Also, lasse ich das jetzt lieber, bevor mein Computer noch in den Generalstreik tritt.
Seit einiger Zeit hab ich es ja mit den lateinischen Sprüchen. Da ist mir gestern so ein Treffender beinahe in den Schoß gefallen. Also, der passt, finde ich für immer und ewig und Allezeiten:
„Nescis mi fili, quantilla prudentis mundus regatur?“ (Weißt du nicht, mein Sohn, mit wie wenig Vernunft die Welt regiert wird?)
Das ist doch zum Weglachen, weil es stimmt. Die Vernunft hat sich zu Gunsten des Kapitalstroms verabschiedet. Hauptsache es fließt … da fällt mir gleich noch etwas ein. Und ich bekenne mich gleich vorher dazu – Ja, ich liebe Sience-Fiction! Da gibt es die Bücher und auch Filme „Dune“ Dort fließt auch etwas, nämlich die Droge Spice und die muss fließen, damit die Wirtschaft wächst und die Menschen auf Arrakis und anderswo leichter regiert werden können.
Warum kommt mir jetzt das kleine, dumme Wort „Natriumglutamat“ in den Sinn? Eigentlich will ich darüber jetzt nicht nachdenken.
Ich brühe mir lieber noch frischen Kaffee auf. Und dann … also, wenn ich mich hier so umsehe. Das glauben Sie nicht, ist vielleicht auch besser so.
Frisch ans Werk, in die Hände gespuckt und den kleinen Monitor (das ist unser Fernseherersatz) wieder an seinen Platz gestellt, die Bücher rauf aufs Regal. Der Duden bleibt bei mir, alles andere kommt erst einmal weg. Was fällt mir da in die Hände? „Ernährungslehre“ Nein, jetzt nicht darin blättern. Weg damit.
Ah, der Kaffee ist fertig. Dann flott hinaus damit auf die Terrasse und den letzten Urlaubstag genießen. Und am besten ohne Folksverdummungsapparat.
(c) Herta 6/2010