Manchmal
Manchmal verstehe ich mich selber nicht. Glaube das dieses Ich ein Anderes wäre. Eines von dem ich mich distanzieren müsste, aber es nicht kann. Einerseits verblüffend wie man sich selbst manipulieren kann, andererseits verbringe ich mit mir das ganze Leben. Doch wenn man sich selbst betrachtet so ist es meist wie in einem Spiegel, man sieht nur einen Teil seiner Selbst und das auch noch zweidimensional.Ich bin ein Lügner, zum Teil meiner Umwelt gegenüber, doch zum noch größeren Teil flüstere ich mir selbst die Unwahrheiten so geschickt zu, das ich sie glaube. Immer weiter habe ich mich mit perfider Akribie meine Einflüsterungen optimiert. Heute merke ich schon gar nicht mehr, wie ich flüstere und lausche. Ich habe verlernt auf mein wirkliches Ich zu hören. Meine tatsächlichen Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse. Immer wieder tauchen sie auf, brechen aus, zeigen sich und werden doch so schnell als Krankheiten behandelt. Symptome der Lüge. Klare Bilder der Unwahrheit. Längst weiß ich es, doch auch hier ist es wieder so einfach. Flüster, flüster, flüster, morgen, bald, es wird anders...
Doch manchmal ist das Leben gnädig. Stellt uns Menschen an den Wegesrand. Unauffällige, nette, sympathische Personen die nicht in unser Welt dringen sondern sich als ihr natürlicher Bestandteil erweisen. Als verlorener Teil der wieder seinen Platz einnimmt. Sie kommen aus den Ecken in die wir nicht mehr geblickt haben, da wir wussten das hier etwas fehlt. Und sie beschenken uns mit Lachen, Leben, Liebe und – der Wahrheit.
Mit wie vielen haben wir schon gesprochen, haben sie von uns gestoßen wenn sie uns den Schmerz zeigten. Unwirscher Eigenschutz vor der eigenen, persönlichen Wahrheit. Einer Wahrheit die wir niemals wirklich in unser Leben lassen wollten und wollen.
Sie jedoch, legen nicht die Finger auf unsere Wunden, sondern zeigen auf sie während sie uns im Arm halten. Küssen uns um den Schmerz zu versüßen, denn sie wissen das wir nur mit diesem Schmerz geheilt werden können. Es sind die die wir brauchen. So sehr brauchen. Früher hat man vielleicht von Engeln gesprochen. Ein Bild, dass so gar nicht in unsere moderne Welt passt und sich trotzdem als so passend erweist. Keine fetten, kleinen Puttis mit vergoldeten Flügeln, sondern die wunderbaren Menschen mit dem großen Herzen, die ihre Flügel so geschickt falten können. Die liebevoll mit uns die dunklen Seiten des Seins betrachten und die Vorhänge in den verstaubten Zimmern wieder öffnen. Die Sommersonne und Frühlingswind rufen und mit dem Aufräumen beginnen, so ganz nebenbei, ohne zu fragen und ohne zu stören. Es ist nicht weniger Schmerz den sie bringen, doch ein Schmerz den wir akzeptieren können, der zu uns gehört und der wieder Teil unseres Wesens wird. Sie komplettieren uns. Stück für Stück geben sie uns die Chance wieder mehr ich zu sein. Sie nehmen uns an die Hand, führen uns vor den Spiegel und zeigen uns wer da lächelt - Wir, diejenigen die diesem Universum dankbar sind das es Engel gibt.