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Delia-Vanessa - "Endgültige Lösungen" 3

Delia-Vanessa - "Endgültige Lösungen" 3
© Nisham 2010


Es ist schon fast Winter. Delia-Vanessa hat den Laden schon einige Male aufgeräumt, Inventur gemacht, die Bestelllisten geprüft. Kein Kunde weit und breit. Sie überlegt, ob sie für heute nicht Schluss machen soll; vielleicht einen Schlenker über die Sauna – ihre Freundin Tabea ist da sicher zu haben. Delia-Vanessa hat ihr Handy ergriffen unm Tabea anzurufen, als eine sms herein piept. Es erscheint eine fünfstellige Zahlen-und-Buchstaben-Kombination. Delia-Vanessa fährt ein Schauer über den Rücken. Das hat ihr grad noch gefehlt! Nein! Das stimmt nicht! Eine derartige Abwechslung kann sie sehr gut gebrauchen. Tabea ist vergessen –nein, nicht vergessen, sondern auf später verschoben. Ruhig löscht Delia-Vanessa die Lichter ihres Motorrad-Shops, fährt den Rechner runter, schaltet den AB ein, zieht sich an und verschließt den Laden. Sie steigt in ihren Pick-Up. Der einzige Spleen, den sie von ihrem amerikanischen Ex-Freund übernommen hat: ein bulliger amerikanischer Pick-Up, dessen V-8 Maschine zwar Unmengen Sprit säuft, doch verdammt viel her macht.

Auf der Fahrt nach Hause überlegt sie, was sie wohl in ihrem Briefkasten vorfinden wird. Ein ‚Auftrag. Und sicher einer, der schnell zu erledigen ist. Der Umschlag im Briefkasten ist nicht sonderlich dick. In ihrer kleinen Stadtwohnung macht sich Delia-Vanessa zuerst einen Cappuccino, und mit der Tasse in der Hand setzt sie sich an den Schreibtisch. Der Umschlag ist schnell aufgeschlitzt. Ein paar Fotos, einige Lagepläne, ein zweiseitiges Schreiben und ein Autoschlüssel. Schnell ist ihr der Auftrag klar. Delia-Vanessa stellt kurz einige Berechnungen an, überprüft sie in ihrem kleinen Computer, der nicht ans Internet geschlossen ist; ja, das kann so hinhauen, und alles, was sie dazu braucht wird sie in dem Auto finden, das gleich unten in einer Seitenstrasse geparkt ist. Sie schaut auf die Uhr, dann studiert sie noch einmal sehr gründlich die Fotos und die Lagepläne; ihr fotografisches Gedächtnis ist ihr dabei eine große Hilfe. Deshalb erkennt sie auch jedes Motorrad auf einen Blick, was ihre Kunden immer wieder überrascht, denn, dass eine Frau so ein Motorradfreak sein kann, das hätten sie nie geahnt – die ist doch nur in diesem Laden um Motorradklamotten zu verkaufen, denken sie wohl alle. Dass dieser Laden erstens ihr Hobby ist und zweitens eine hervorragende Deckung, das könnte sich wohl keiner ihrer Kunden vorstellen.

Delia-Vanessa hat sich noch ein Rührei mit San Daniele Schinken gemacht, dazu ein Vollkornbrötchen gegessen. Sie hat sich umgezogen, ein schwarzes Arbeitskombi angezogen, schwarze Jogging-Boots; ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und unter einer schwarzen Kappe versteckt. Eine schwarze Fleece-Jacke vervollständigt ihr Outfit. Sie achtet darauf, keine persönlichen Gegenstände mit sich zu führen, weder Ausweis noch Schlüsse, und schon gar keinen Schmuck. Nur einige gefaltete Geldscheine stecken in ihrer Gesäßtasche.

Es ist kurz vor Mitternacht, als sie Ihre Wohnung verlässt, den Schlüssel versteckt sie draußen, wie immer. Den dunkeln, etwas älteren Volvo-Kombi hat sie schnell gefunden. Delia-Vanessa schließt das Auto auf, setzt sich hinter das Steuer und fährt behutsam los. Sie fährt zu dieser großen Nachttankstelle, wo viele LKW-Fahrer vom nebenliegenden Parklatz ihre Ruhezeit verbringen. Hier ist Nachts immer einiges los und sie ungestört. Niemand achtet auf den geparkten alten Volvo. Im Kofferraum findet sie zwei Aktentaschen, deren Zahlenschlösser sie öffnet. Alles, was sie braucht ist drin, sie muss nur noch den Inhalt des einen Koffers in den anderen hineinlegen, die Verbindungen anschließen; dann wird der Koffer hochexplosiv. Doch Delia-Vanessa kennt sich damit hervorragend aus. Sprengstoff ist ihr Lieblingsspielzeug.

Den fertigen Koffer verschließt sie sorgfältig und versthaut ihn hinter dem Fahrersitz. Den anderen Koffer legt sie vor den Beifahrersitz; darin liegen die Autopapiere und gefälschte Ausweise für Delia-Vanessa. Sie atmet mehrfach tief durch; blickt auf ihre Uhr; dann startet sie den Wagen und fährt los, biegt in die Hauptstrasse und fährt in Richtung Autobahn. Eine halbe Stunde später verlässt sie die Autobahn und fährt über eine Landstrasse durch einige Dörfer – kaum Verkehr hier, es ist ja mitten in der Nacht. Die nächste Kleinstadt kommt fast unverhofft, denn plötzlich fährt sie durch eine Ausfallstrasse die links und rechts mit Industriebauten belegt ist. Tankstellen, Autohöfe, Autowerkstätten, einen Baumarkt, einen Supermarkt und noch weitere Betriebe. Das Transportunternehmen findet sie sofort, die Reihe der geparkten LKWs ist nicht zu übersehen, auch wenn alles im Dunkeln liegt.‚Delia-Vanessa parkt auf der anderen Straßenseite, neben einem Gebäude, in dessen Schatten ihr Volvo kaum auffällt. Sie steigt aus und stellt sich so hinter ihr Auto, dass sie von der Strasse nicht gesehen werden kann. Lange beobachtet sie den Transporthof. Die Reihe von LKWs, das Werkstattgebäude und das Bürogebäude mit dem Wohnhaus darüber. Imposant. Das muss Delia-Vanessa ohne Neid anerkennen. Doch das ist ihre einzige persönliche Regung. Sie hat einen Job zu erledigen, und nur das zählt. Mit dem Koffer in der Hand geht sie schnell über die Strasse, nachdem sie sich vergewissert hat, dass aus keiner Richtung ein Fahrzeug kommt. Es ist halb 3 Uhr; zwei Glockenschläge von einem Kirchturm bestätigen es.

Zwischen dem Werkstattgebäude und dem Büro-und-Wohnhaus steht, wie vorausgesagt, der lange Maybach. Ein gepanzertes Auto, das erkennt sie auf den ersten Blick. Doch mit dem kleinen technischen Wunderding, das sie aus ihren Jackentasche zieht, lässt sich das Schloss geräusch- und spurlos öffnen. Sie steigt hinten ein, nachdem sie dafür gesorgt hat, dass die Innenbeleuchtung nicht angeht. Hinter den beiden einzelnen Sitzen lässt sich die Ablage öffnen; da hinein stellt sie den Koffer, verkeilt ihn leicht in einer Querstellung. Sie vergewissert sich, dass der Tragegriff – hier ist die Antenne versteckt - nach oben arretiert ist. Dann verschließt sie dle Abdeckung und steigt aus, schaltet die Innenbeleuchtung wieder ein und schließt sofort die Tür. Ein Griff zur Prüfung: das Auto ist wieder verschlossen. Ohne sich weiter umzublicken geht Delia-Vanessa zurück zu ihrem Volvo. Das Ganze hat keine 8 Minuten Zeit beansprucht.

Sie steigt in den Volvo- und fährt los, weiter, nicht in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Nach wenigen Kilometern erkennt sie die Brücke. Eine kleine Brücke, nein, eine kurze Brücke über einem kleinen Bach. Danach macht die Strasse eine scharfe Biegung und führt an einer kleinen Anhöre vorbei. Und genau dort oben wird sich Delia-Vanessa hinstellen, so dass sie einen guten Überblick hat. Ihren Volvo parkt sie ein wenig weiter auf einem Waldweg, so dass das Auto von der Landstraße nicht zu sehen ist. Delia-Vanessa weiß, dass sie gar nicht lange wird warten müssen. Sie setzt sich auf einen halb morschen Baustrunk. Sie befindet sich so weit über der Strasse, dass sie in keinem Fall von einem Scheinwerferkegel erfasst werden kann.

Delia-Vanessa hat ihre Uhr im Blick und ein Handy in der Hand. Es ist ein funktionierendes Handy, ein Erfolgsmodell eines renommierten Herstellers, besonders für Menschen geeignet, die nicht viel Geld ausgeben wollen. Doch innen ist die Elektronik modifiziert worden. Und eine bestimmt Tastenkombination löst ein bestimmtes Signal aus… Es ist drei Uhr siebzehn. Es wird drei Uhr dreissig. Dann ticken die Minuten vorbei. Zeit kann so elastisch sein, geht es ihr durch den Kopf, als sie wie gebannt den Sekundenzeiger schaut, wie der seine Runden dreht. Dann ist es Drei Uhr fünfundvierzig. Vanessa ist hellwach. Ihre Augen sind auf die Strasse gerichtet, ihre Ohren lauschen. Das Auto wird einige Minuten benötigen um es bis hierher zu schaffen, doch sie hat keine Ahnung, wie schnell da gefahren wird. Aus der Ferne hört sie ein Motorengeräusch, doch schnell wird ihr klar, dass dies nicht der Maybach sein kann. In der Tat, es ist ein etwas älterer Lieferwagen, der sich mit nur einem Scheinwerfer durch die Nacht kämpft. Und vorbei ist dieses Fahrzeug. Dann ein Lichtschimmer. Der schnell heller wird. Der Maybach! Der Fahrer fährt schnell, wohl weil er die Strasse sehr gut kennt. Doch er wird sein Tempo deutlich drosseln müssen, wenn er nach der Brücke die Scharfe Kurve nehmen will. Delia-Vanessa hat sich auf den Bauch gelegt – der Schockwelle wegen. Da! Die gleißenden Scheinwerfer sind gleich vor der Brücke. Delia-Vanessas Finger drücken in schneller Abfolge die Tastenkombination des Funksenders, bis auf die letzte Taste. Der Maybach ist noch wenige Meter vor der Brücke, als sie die letzte Taste niederdrückt. Bruchteile einer Sekunde – es erscheint Delia-Vanessa wie eine Ewigkeit, und das ist jedes Mal so! – geschieht nichts, doch dann steigt ein gigantischer Feuerball in die Luft und eine Explosion erfüllt die Luft. Der Maybach ist zerfetzt, und die Brücke weist auf der Fahrbahn ein riesiges Loch auf, in dem der hintere Teil des Maybachchs steckt. Das vordere Teil lieg schon jenseits der Brücke!

Sie hat genug gesehen; sie steht auf und eilt auf dem Weg herunter, so schnell es in der Dunkelheit geht. Schnellen Schrittes geht sie auf der Landstrasse weiter, sieht hinter sich noch ein Schimmer der Flammen, doch weit und breit kein Auto in Sicht. Sie erreicht den Waldweg und kurz darauf fährt sie vorsichtig auf die Landstrasse Delia-Vanessa fährt schnell, doch im übernächsten Dorf biegt sie ab; eine halbe Stunde lang fährt sie ein wenig kreuz und quer durch die Gegend, sich immer weiter von der Explosion entfernend. Es ist fast fünf, als sie in eine kleinere Stadt kommt und dort den Volvo auf einem Parkplatz neben dem Bahnhof abstellt; den Autoschlüssel legt sie auf den hinteren rechten Reifen.. Mit einigen Geldscheinen in der Tasche und sonst nichts geht sie zum Bahnhof, zieht aus dem Automaten eine Fahrkarte; es ist bitterkalt, und sie muss da fast eine halbe Stunde warten, bis ihr Zug kommt. Von den wenigen Menschen, die um diese Uhrzeit in den Zug steigen, beachtet sie niemand. Um sieben Uhr früh ist sie wieder zu Hause. Sie zieht sich aus, und gerade als sie aus ihrem Slip schlüpft signalisiert ihr Handy, dass eine sms angekommen ist: „Die Lieferung ist gut angekommen. Besten Dank“.

Delia-Vanessa muss lächeln. War doch eh klar, dass es klappen musste, in dieser gepanzerten Limousine konnte doch niemand überleben… Zufrieden mit sich und einer Riesentasse heißer Schokolade steigt sie in ihre Badewanne und genießt ein Schaumbad. Sie wird sich eine Weile hinlegen und erst gegen 13 Uhr in ihren Laden fahren; dort wird sie den Umschlag von „Endgültige Lösungen“ vorfinden. Willkommenes Geld, und der Beweis, dass ihr Können in der Firma, wo sie seit kurzem Partnerin ist, sehr geschätzt wird.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Nur gut, dass ich keine gepanzerte Limousine fahre *lach*

Also, die Angestellten bzw. Partner dieser Firma werden mir unheimlich *angsthab* hoffentlich werde ich nicht einmal Kunde von denen *zwinker*


*schwitz* Herta
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Mal ehrlich, ist Dir das ewige "Delia-Vanessa"-Getippe nicht auf die Nerven gegangen?

Autorenfreundliche Damen heißen Eva, Susi oder Mae. *ggg*

Die haben aber auch keine Freundinnen, die Tabea heißen. Das klingt nämlich viel zu sehr nach Birkenstock, Demeter-Laden und hangebatikten T-Shirts.

Nix für ungut, die Hitze macht mich vorlaut.

*undwech*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Autorenfreundliche Damen heißen Eva, Susi oder Mae

... das wäre aber auf lange Sicht auch langweilig. Stell dir mal vor jeder Autor nennt seine Heldinnen so *gaehn* Da ist doch dieser dämliche Name einmal eine Abwechslung *zwinker*


*ventilator* Herta
@ Herta - wie, keine gepanzerte Limousine? Nur einen römischen Streitwagen???

@ Sina - meine Bankberaterin heisst Tabea, und die ist garantiert kein Birkenstock-Typ... mit ihren hohen Absaätzen und langen Fingernägel...
Und eine Vanessa kenn ich auch - auch die kein so alternativer Mensch; was Delia angeht, die hat echt ein Übergewicht-Problem.
Nein, ich mag solche Namen und diese kurzen, die du erwähnst, die erinnern mich auch an Frauen, die ich kenne...
Das *tipp* erfolgt sowieso fast automatisch...
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Nur einen römischen Streitwagen???

... einen gallischen *zwinker*
wenn du es genau wissen willst.
Gallischer Streitwagen? Na ja, auch die benutzen Pferde und nicht Sklaven...
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