Das war´s
Wieder einer dieser unsäglichen Abende.Ich saß nach einem langen Arbeitstag in meiner Küche und wartete darauf,
dass die Mikrowelle mein Tiefkühlmenü auf die richtige Temperatur brachte.
Draußen war es schon lange dunkel. Aus der Nachbarwohnung drang der
Lärm schreiender Kleinkinder. Übertönt nur von Frau Winters kläglichen
Versuchen, sich noch lauter schreiend bei ihren Blagen Gehör und Respekt
zu verschaffen.
Die wenigen Minuten, die mein elektronischer Diener für die Fertigstellung
des Abendessens brauchte, nutzte ich, um meine Mails zu checken. Naja,
normalerweise krieg ich nicht allzu viel Post. Die eine oder andere Systemnachricht.
Manchmal eine Date-Anfrage, meist plump und niveaulos. Das Abarbeiten
ist eine reine Routineübung, die nicht wirklich Konzentration fordert.
„Wann und wo?“ „Im Swing Time? Morgen Abend, so gegen acht?“
„Okay.“ „Okay. Ciao, Bussi.“
Die Lasagne war inzwischen warm. Ich nahm sie rüber an den Tisch,
öffnete den Deckel und begann, lustlos darin herumzustochern. Der
gelblich-braune Inhalt der Kunststoffschale war mal wieder kein Appetitanreger. Nach ein paar Bissen legte ich die Gabel beiseite
und ging an den Kühlschrank, um mir ein Bier aufzumachen.
Ich schaltete den Fernseher ein. Die Nachrichten erzählten wieder von
dem Leck in einem Bohrloch im Golf von Mexiko. Nebenan bei Frau Winter
war inzwischen Ruhe, die Blagen wohl endlich im Bett. Wenigstens etwas.
Das war jetzt also mein neues Leben. Arbeiten, ab und zu ein fades Date
und abends ein oder zwei Flaschen Bier, um ein bisschen Schlaf zu kriegen.
Die Zeit der Träume war endgültig vorbei.
© Berglöwe, 18.07.2010