Zoff weder im Himmel noch in der Hölle und auch nicht auf de
Zoff weder im Himmel noch in der Hölle und auch nicht auf der Erde – irgendwo Es gibt Streit. Wieder einmal sind sie sich nicht einig, jeder reklamiert für sich, der bessere zu sein. Auf der weißen Wolke der Mann im Rauschebart und in der weißen Kutte. Auf einer Nebelbank hoch rudernd, Luzifer Satan, der Mann in Leder. Obwohl beide in etwa gleich alt sind – was bei deren Alter wirklich keine Rolle spielt, wirkt Luzifer eindeutig agiler – wahrscheinlich hat er mehr Bewegung an der frischen Luft oder die Sauerstoffarmut im Himmel (ist ja doch hoch oben) macht sich auch in der äußeren Erscheinung bemerkbar.
Der Gong zur ersten Runde:
Namenloser: Ich bin der einzige, der wahre Gott! Begreifst du das endlich, Luzifer? Ich war immer hier, vom Anbeginn der Zeit. Ich war es, der dich in die Unterwelt verbannt hat. Es liegt in meiner Macht, die Engel auszuschicken und Tod und Pestilenz unter die Menschen zu bringen. Sollten sie nicht willens sein mich weiter anzubeten …
Luzifer: Ach sei doch still, du alter Angeber. Bei dir wissen die Menschen doch nie woran sie sind. Du sprichst von Wahrheit, da muss ich doch lachen! Dabei bist du rachsüchtig wie ein altes Weib.
Namenloser: Jetzt ist aber genug! Ich bin der Vater von allen.
Luzifer: (lacht bis ihm die Tränen kommen): Mann, du weißt ja nicht einmal wie Sex geht, du hast das in Äonen nicht einmal ausprobiert. Wohingegen ich das Leben genießen kann und es den Menschen auch freistelle, es zu tun – natürlich ist das mit Risiken verbunden und das enthalte ich ihnen auch nicht vor – schreibst du ihnen Enthaltsamkeit vor. Paarung nur zur Zeugung! Hättest ihnen eben kein Lustempfinden geben sollen. Das ist dein Fehler gewesen, jetzt willst du ihnen den Spaß an ihrem Körper verbieten. Du redest ihnen durch deine Sklaven ein, es wäre pervers, dabei bist du der Perverse.
Namenloser: Hör auf! Wie kannst du es wagen, so zu sprechen? Ich habe den Menschen Frieden gebracht. Ich bin der Gott der Liebe. Habe ich nicht meinen Sohn zur Erde geschickt und ihn für das Heil der Menschen geopfert?
Luzifer: Aber auch nur deshalb, weil du so verbohrt bist. Ich konnte sehr gut mit Hades. Im Vertrauen, wir können immer noch gut zusammen – er hat ja wirklich einen geilen Arsch, aber das nur so nebenbei erwähnt. (seufzt und streicht sich über die Hörner – die am Kopf wohlgemerkt)
Namenloser: Du bist doch nur besessen von Macht und deinen anderen Gelüsten. Die Menschen sollen die Liebe fühlen, die ich für sie empfinde, wenn ich Gesetze erlasse. Meine Stellvertreter sind ja auch nicht gerade dumme alte Männer die nicht verstünden worum es mir geht. Im Gegenteil, die sind alle bibelfest, kennen sogar die verbotenen Teile – warum die überhaupt geschrieben wurden, ist mir ein Rätsel.
Luzifer: grinst teuflisch
Namenloser: Sie kennen auch sämtliche Encyclicae und können perfekt Latein und Griechisch.
Luzifer: O Griechisch mag ich auch, aber ich denke, du hast da eher anderes im Sinn als ich.
Namenloser: (fährt fort, ohne sich unterbrechen zu lassen): Meine Stellvertreter sind die Ausgeburt an Tugend- und Ernsthaftigkeit
Luzifer: (kann sich nicht mehr zurückhalten und lacht nun prustend los): Spinnst du? Hast du die Bild Zeitung nicht gelesen? Die Sun? Die Kronen Zeitung? Nein? Hast du überhaupt schon mal einen Blick hinuntergewagt? Ach Gottchen, was soll ich dazu noch sagen?
Namenloser: Nichts sagst du dazu! Denn ich habe immer das letzte Wort! Ganz einfach kann ich wieder eine Sintflut erzeugen, wenn es die Menschen zu bunt treiben.
Luzifer: (wieder ernst geworden): Wirklich? Bist du dir so sicher, dass es sie nicht schon zu bunt treiben? Ich habe ihnen einige Möglichkeiten zur Auswahl gestellt – schließlich gibt es zwischen schwarz und weiß noch jede Menge anderer Farben – du weißt ja, Gottes Tier- äh Farbengarten ist groß. He, Gott, warum regst du dich eigentlich immer so auf, wenn ich den Menschen Wege öffne? Sie müssen sie ja nicht gehen. Ich stelle mich nur an die Weggabelung und lächle. Das solltest du vielleicht auch öfter einmal wagen. Von wegen brennender Dornbusch, die fackeln sich doch ständig selbst ab. Lass die Menschen sich selbst massakrieren oder wonach ihnen der Sinn steht, am Ende werden sie schon sehen, was passiert, die wissen ganz genau, dass sie eine Rechnung präsentiert bekommen und sie sind auch willens sie zu zahlen.
Namenloser: Du bist wirklich verrückt. Nichts Besseres habe ich je getan, als dich aus meiner Heerschar auszuschließen.
Luzifer: Denkst du, dass du mich ausgeschlossen hast? Nun träum weiter, mein Lieber. Ausgeschlossen bin ich nicht, ich bin mitten drin – im Leben nämlich.
Namenloser: Das hättest du wohl gerne. Da berichten mir meine Stellvertreter aber ganz was anderes. Du bist nicht mitten im Leben, sondern stehst nach wie vor am Rand, bist nur für die Bösen zuständig.
Luzifer: So ein Schwachsinn. Ich bin nur ein Wegweiser, dazu hast du mich doch erst gemacht, hast du schon vergessen? Es ist ja bereits ein Weilchen her, aber du weißt ja, deine Schöpfung steht nicht so aufs Paradies, die wollen Action, Spaß und Tollheit.
Namenloser: Sie können den Weg ins Paradies finden, irgendjemand zeigt ihnen immer den Weg dorthin. Warum denkst du, gibt es so viele Gruppierungen, leider, wie ich zugeben muss? Irgendwie scheinen sie sich nie über den Weg ins Paradies einig zu werden. Dabei ist doch alles so klar formuliert.
Luzifer (lacht wieder): Ja klar und deutlich missverständlich. Weißt du, warum streiten wir uns eigentlich um des Kaisers Bart?
Namenloser: (sehr ernst) Ich streite doch nicht, ich diskutiere lediglich deine Taten.
Luzifer (redet ihm ins Wort): Die du bis dato noch nicht angesprochen hast.
Namenloser: Du hast Recht. Geh wieder in die Hölle zurück. Ich werde die nächsten Tausend Jahre darüber nachdenken.
Luzifer: (lacht sich noch einmal krumm, bevor er sein Nebelboot wendet und abtaucht): Ja, denk du nur und ich lenke die Menschen. Machs gut Gott und schlaf schön weiter.
Namenloser: (erhebt sich huldvoll und wird von Engelsgesang emporgehoben.) Gott sei Dank ist er wieder weg.
Der Weg gabelt sich also immer wieder weiter und niemand wird so genau wissen, was gut und was böse ist, ob es sich lohnt das Paradies auf asketischem Weg zu erreichen oder doch lieber die Genüsse, die das Leben so bietet, beim Schopf zu packen.
Warten wir ab, was der Namenlose Luzifer in Tausend Jahren zu sagen hat.
Gute Nacht, Welt.
(c) Herta 7/2010
Dieser Dialog ist entstanden, nachdem ich mit einem guten Freund hier über Gott, die Welt und das Paradies geschrieben habe. Er gab mir dann den Schubbs, einmal etwas über die beiden zu schreiben.
Herta