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Irrgarten

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Irrgarten
Die folgende Geschichte ist nicht von mir, der Autor ist aber so schüchtern, dass er mich gebeten, hat sie für ihn zu veröffentlichen. Ich hoffe, ihr erschlagt uns nicht. Er ist hier im Joy ebenfalls vertreten und hat versucht seine Erfahrungen mit diversen Seiten in ein satirisches Gewand zu kleiden.

Ich soll auch seinen Nick nicht nennen, weil er bereits von einigen Seiten angefeindet wurde. *taetschel*

Also, lieber Freund, freue dich, denn ich veröffentliche hier deine Geschichte - du wolltest es nicht anders *fiesgrins*. (Leider kannst du hier nichts dazu schreiben. Aber vielleicht überlegst du es dir noch einmal und lässt dich hierzu einladen. Mal sehen.)

Liebe Grüße
Herta

**********************************************************

Irrgarten


Es gab eine Zeit, da besaß ich kein Auto. Nicht, dass ich nicht gerne eines gehabt hätte, aber aus verschiedenen Gründen hatte ich eben keines. Das hatte mich gar nicht einmal so sehr gestört, ich kam auch gut ohne aus. Ich hab auch so gut überlebt, manchmal hatte ich später auch eines, aber eher kurzfristig, es erfüllte den Zweck.
Ich kannte viel, die haben ihr Auto richtiggehend geliebt; verstand ich damals nicht so richtig, ich hatte auch gar nicht das Bedürfnis danach. Ich hatte, was ich brauchte, auch wenn ich mein Gefährt öfter wechselte, die Abwechslung machte auch Spaß.
Die Jahre zogen ins Land. Irgendwann war es dann doch so weit und ich legte mir ein "richtiges" Auto zu. Nicht ganz neu, aber tadellos. Mit bescheidenem Luxus und "Charakter". Ich mochte mein Auto.
Natürlich gab es bessere; Freunde kamen mit neueren Autos, mit mehr Luxus und glänzendem Lack. Aber tauschen? Nein- kein Interesse- mein Auto passt zu mir. Ich kenne jede Macke, jeden Kratzer. Nicht falsch verstehen: andere Autos sind schön, schnell und haben Features, da kann man nur träumen. Es ist auch immer wieder schön und spannen ein anderes Auto zu fahren. Den Dienstwagen, den Leihwagen, das Auto vom Kumpel der schon zu besoffen ist. Alles super- aber das eigene Auto.... da ist man zuhause drin. Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben. Sollte man vielleicht auch gar nicht.

Denn eigentlich ... geht es ja gar nicht um Autos. Es geht in Wirklichkeit um zwischenmenschliche Kontakte, Beziehungen oder wie auch immer.

Ja, spinnt der jetzt komplett? Autos mit Menschen zu vergleichen? Womöglich sogar Frauen?

Zugegeben: ein bisschen spinnt "ER" sicher. Aber eigentlich hinkt der Vergleich natürlich, wie dieser Bucklige Glöckner. Der von diese Kirche in Paris- na, ihr wisst schon.
Das ganze soll ja nur eine Parabel sein, ich erkläre es gleich.

Aber erstmal zu etwas anderem:
Es war in Wien, wo die Welt mein Licht erblickte. Ich wuchs gut behütet auf, meinetwegen hätte ich auch noch weiter wachsen können, aber irgendwann war dann Schluss damit. Dabei war ich gerade mal 1,70m groß. Jedenfalls war meine Mutter geschieden- meinen Vater kannte ich nicht- und ging auch arbeiten. Die Hauptarbeit mit mir und meiner älteren Schwester hatten meine Großeltern. So war es hauptsächlich mein Großvater, der mich maßgeblich beeinflusste. Sein Hang zu ironischen, teilweise zynischen Bemerkungen aber auch sein Sinn für Wahrheit ging auf mich über. Er nahm das Leben mit meiner Großmutter mit Humor. Er starb zu früh, ich war gerade 9 Jahre alt. Mir verging der Humor mit meiner Großmutter später, ohne ihn als Gegenpol wurde sie zum tyrannischen Drachen. Sie war auch der Grund, dass ich mit 18 das Haus verließ und die nächsten 3 Jahre fernblieb.
Ich erwische mich heute noch bei den Gedanken, dass ich meinen Großvater vermisse- ich hätte noch vieles von ihm lernen müssen.

Zurück zum Thema- wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, die Parabel- wie komm ich da nur wieder raus.
Kurz und bündig- ich lebe in einer Beziehung- und zwar gerne! Nicht gesucht, aber gefunden und das gegenseitig. Wir haben die selbe Art von Humor, sie akzeptiert meine Spinnereien als Teil von mir, ich die Ihren. Es wird nicht langweilig- fast nicht.
Da könnte man meinen, alles wäre perfekt- aber Pech gehabt- Perfekt gibt es nicht.

Dazu schicken wir jetzt mal alle Kinder raus, schaut Pokemons, spielt im Garten oder knackt Ü-Eier (die Dinger im Ü-Ei muss man aber OHNE Anleitung zusammenbauen- sonst is' feig).
Richtig befürchtet, es geht um Sex, aber so spannend wird es wohl nicht werden. Und damit wären wir schon bei des Pudels Kern.
Meine bessere Hälfte ist ein Sex-Muffel- und das sind IHRE WORTE! Sex findet schon statt- klar. Manchmal liegen 2 Tage dazwischen, eine Woche, ein Monat. Oder, um es anders zu formulieren, wenn ich keine Attacke starte, dann wär's auch nicht einmal im Monat. Der Alltag tut sein übriges, man geht nicht zur selben Zeit schlafen, alles geht den gewohnten Trott. Kennt ja jeder: frisch verliebt wird gerammelt wie die Hasen, dann flaut es ab.

Schon mal blind geworden? Nein Blödsinn, geht ja nicht, da kann man ja nix mehr lesen. Aber Tatsache ist, den Anfang einer langsamen Erblindung merkt man eigentlich nicht- weil es langsam geht- man gewöhnt sich dran! Könnte man 2 Zustände vergleichen, würde man sofort merken, dass man nicht mehr so gut sieht.
Oder ein anderes- noch schrecklicheres Beispiel: Die alte Tante, die einen in die Wange zwickt und kreischend jubelt:" Mein Gott, bist du groß geworden..." Klar, die merkt das, weil man sie (Gott-sei-dank) nur zu Weihnachten sieht. Aber selbst? "Ich sehe noch genau so gut wie früher....nanu, wo kommst du denn plötzlich her...?". "Ich bin nicht gewachsen- aber Papa schrumpft!"
Tja, die Gewohnheit, die hatte auch bei mir zugeschlagen, ich fand's normal. Um ehrlich zu sein, ich hatte auch keinen Vergleich, denn meine bisherigen Beziehungen waren alle wesentlich kürzer gewesen. Und es gibt ja auch wichtigeres als Sex- und hin und wieder gibt es ihn ja.

So weit so gut- bis ich einige Wochen dienstlich verreiste. Ich hatte viel Arbeit, anfangs wenig Schlaf, das Klima machte mich fertig, abends wollten die Kollegen aus aller Welt noch ein Bier trinken ...
So ungefähr in der Mitte der ganzen Veranstaltung, lernte ich eine amerikanische Kollegin kennen. Sie war nicht besonders auffällig, aber ich arbeite in einem stark Männer dominierten Beruf- und wir waren schon fast 2 Wochen fort von zuhause. Das Ergebnis- das schlimmste überhaupt: Balzende Männer! Ich war eigentlich gar nicht interessiert, hatte aber öfters mit ihr zu tun, unterhielt mich mit ihr- beim abendlichen Bier im Hotel saß sie an meinem Tisch. Ich half ihr später, die schwere Ausrüstung, die sie mitführte aufs Zimmer zu tragen. Das die Tür hinter uns ins Schloß fiel, merkte ich nicht mehr... wir waren bereits über uns hergefallen. Details werde ich nicht schildern, man muss nicht alles breit auswalzen was zwischen zwei Menschen passiert.
Zusammengefasst: die kommenden Nächte waren die heißesten meines Lebens und der geilste Sex den ich bis heute erlebt habe.

Falls jetzt eine Kinderstimme fragt: "Mama/Papa.. was heißt GEIL?" - "Im Alpenraum ist das ein altes Wort für "fett", z.B. bei Speisen, mein Kind, da hast du noch 20 Ü-Eier und jetzt spiel weiter."

In diesen Nächten ist etwas mit mir passiert; nein- nicht nur DAS. Ich hatte danach etwas erkannt. Ich hatte in der Zeit meiner Beziehung SELBST das Interesse an Sex verloren, ja hatte beinahe keinen Spaß mehr daran gehabt. Wenn es dazu kam, war ich durch die "Enthaltsamkeit" überreizt und viel zu schnell fertig. Ich hatte mich dadurch selbst für einen schlechten Liebhaber gehalten. Dachte, das an Sex nicht so viel dran wäre. Und dann diese Nächte mit meiner Bekanntschaft. Sie schrie das halbe Hotel zusammen (morgens zu den Kollegen: was? Laut? ich hab nichts gehört, keine Ahnung wo das war- ich schlafe immer tief. Wir hielten es mit Erfolg geheim), war gierig- ich war es auch. Ich konnte die ganze Nacht!!! Sex IST geil ... Mist... was habe ich bis jetzt versäumt. Immer nur Blümchensex- was es da noch alles zu erleben gibt!

Wie macht man nun der Partnerin klar, das man was ändern will, ohne dass sie vom Seitensprung Wind kriegt?
"Schatz, ich hatte die letzte Woche jeden Abend geilen Sex und da bin ich auf die Idee gekommen, wir könnten ja mal....- Äh... willst du jetzt zum kochen anfangen? Oder wozu brauchst du das Messer?"

--Der Weg ist das Ziel--
Meine Güte, ich kann nicht mehr zählen, wer sich aller den Wahlspruch der alten Samurai ans Revers klebt. Aber der Spruch sagt für mein Verständnis auch, DASS es ein Ziel gibt, nicht nur den Weg. Denn wer kein Ziel hat, macht sich nicht auf den Weg.
Ich machte mich auf den Weg- nicht zu meiner Affaire, das war aus und vorbei; eine einmalige Sache in jeder Hinsicht. Nein, ich wollte meine neu gewonnene Lust gemeinsam mit meiner Partnerin leben. Die Schwierigkeit war, wie geh ich's an. Sie würde eine Beichte des Seitensprungs nicht akzeptieren, das war mir klar. Ich selbst hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen, es war Sex gewesen, nichts anderes- schon gar keine Liebe. Also hatte ich keinen Konflikt mit mir selbst. Aber den Spaß, die Freude am Sex, den wollte ich- für mich UND für meine Partnerin. Das Ziel war klar, aber der Weg?

Ich ging vorsichtig vor. Zufällig beim abendlichen Zappen beim Sexfilmchen stehen geblieben - "Was ist denn das für ein Schmarrn?"
Beim Sexshop vorm Schaufenster stehen geblieben - "Komm trödle nicht, wir müssen noch..."
Am lauen Abend nach ein paar Gläschen Sekt (oder ähnlichem) ein paar Anzüglichkeiten ins Ohr geflüstert - "HiHi- jaja, das ist typisch Mann"- und Themenwechsel.
Einen Zeitungsbericht über zu wenig Sex in der Partnerschaft am Tisch liegen gelassen - ich fand ihn im Katzenklo wieder.
"Schatz, ich hätte gerne etwas mehr Sex!" - "Jaja, ich weiß, ich bin ein Sexmuffel."
...und so weiter.
Falls wirklich nur der Weg das Ziel war, na, dann war ich lange am Ziel. Aber es war nicht mein Ziel, ich kam nicht vom Weg weg.

Wenn man etwas erreichen will, aber nicht kann- was tun. Mein Seitensprung lag bis dahin schon wieder etwas länger zurück. Aber ich hatte damals kein Problem damit gehabt, Beziehung und Liebe von Sex zu trennen. Es war niemals ein Konflikt, es könnte also auch noch einmal funktionieren. Da war immer noch Lust, größer als vorher. Da war auch die Angst, Versäumtes niemals nachholen zu können. Fantasien niemals zu erleben. Man wird ja auch nicht jünger und nachdem ich schon ein biblisches Alter erreicht hatte (na kommt schon- Jesus wurde auch nicht alt und steht in der Bibel), stellte sich auch so etwas wie Torschlusspanik ein. Zumindest eine leichte.

--Und ab jetzt wird die Sache etwas zäh--

In meiner Familie sind alle Männer technisch interessiert und wohl auch etwas begabt, die Frauen sind eher den "schönen Künsten" - Zeichnen, Sprachen oder Musik - zugetan. Meine Schwester spricht sieben Sprachen, ich habe einen technischen Beruf gewählt. Eines haben wir alle gemein- wir sind spät berufene. Meinen ersten Beruf übe ich nicht mehr aus, ich sattelte später um und bin, obwohl ich weder studiert noch Ingenieur bin, in meiner Sparte ein anerkannter Experte geworden. Ja, ja, ich weiß, Eigenlob stinkt. Haltet euch kurz die Nase zu, es ist schon überstanden. Technisch begabt bin ich, Technik ist für mich durchschaubar, logisch, spannend. Aber der Mensch ist nicht Technik. Natürlich kann ich mit Menschen umgehen, ich bin kein perverser Serienmörder oder Einsiedler geworden. Aber ich hab so meine Probleme damit, auf Fremde zuzugehen, sie anzusprechen. Mein Großvater war ein Charmeur, wortgewandt und schaffte es immer, seine Frau eifersüchtig zu machen. Grundlos allerdings, soweit ich das weiß, war ein sehr braver Ehemann. Aber er traf immer den richtigen Ton, er brachte Damen jeden Alters zum lächeln, er hätte es schamlos ausnützen können, wenn er gewollt hätte. Das hatte mir sein bester Freund (ich nannte ihn Onkel) erzählt, als wir ihn das letzte Mal im Altersheim besuchten. Diese Gabe habe ich nicht geerbt- Opa, ich hätte noch viel von dir lernen müssen.
Jedenfalls habe ich da meine Schwierigkeiten, aber wo zur Hölle steht, das alle Männer selbstbewusste Aufreißer sind?

Jeder kennt die Sache mit Engelchen und Teufelchen- die einem auf der Schulter sitzen und einem die ganze Zeit ins Ohr labern. Ich hab da zwei andere: den inneren Schweinehund und den SchweinePRIESTER. Der Schweinepriester ist der versaute- was klar ist, wenn man die Schlagzeilen liest. Er ist ein geiler, versauter Draufgänger, mit dem Hirn in der Hose. Der Schweinehund ist faul und schüchtern, er will kein Risiko eingehen, weil er Angst vor Versagen hat. Aber- nur zu zweit sind sie ein ganzes, nämlich ICH. Also müssen beide einen Kompromiss schließen und dann beide gemeinsam vollführen, wozu sie sich entschlossen haben.

Ich betrete ein Lokal, sehe ich um, trinke was. An der Bar steht diese Frau- vielleicht hat sie sogar herüber geschaut oder sogar gelächelt.
Schweinepriester (SP): Schau dir DIE an, was für eine Frau...
Schweinehund (SH): Ja, ja- (gähnt).
SP: Was... los, lass uns hinüber gehen, wir reden sie an, laden sie auf ein Getränk ein...
SH: Wie... du meinst JETZT?
SP: Nein, morgen... DUMMDÖDEL- Klar jetzt, sofort. Die wartet doch nur drauf.
SH: Ja schon möglich- aber sicher nicht grad auf uns...
SP: Die schaut doch schon die ganze Zeit herüber- die WILL doch. Die will die ganze Nacht schweinisch durch gevögelt werden, looos, geh'n wir 'rüber...
SH: (dreht sich weg, murmelt was, dann kratzt er sich am Ohr und rollt sich im Eck zusammen...)

1:0 für Schweinehund. Er gewinnt fast immer und hat außerdem die Gabe, Zeichen NICHT zu verstehen, die angeblich eindeutig sein sollen. Seien wir mal ehrlich: der Schweinehund ist ein Riesenar.... Aber eben genauso ein Teil von mir, wie der Schweinepriester. Der Schweinehund verträgt nur nicht viel Alkohol, dann der Schweinepriester eine Chance. Aber wer will schon einen besoffenen Schweinepriester- Na? Freiwillige vor? Dachte ich mir.

Die Sache mit dem "auf Aufriss gehen" läuft also nicht. Die Lösung liegt nahe - im Internet gibst alles. Werbung und Medien sind voll davon - lauter Erfolgsgeschichten - ein Selbstbedienungsladen voller Frauen die Abenteuer suchen. So weit so gut, Internet hat man ja - also gleich mal schauen.
Was hab ich nicht für Schrott gefunden. Seitensprungbörsen hab ich mal probiert - ich bin noch nie so verarscht worden. Aber ein Gutes hatte es, ich kannte innerhalb kurzer Zeit alle Texte diverser Damen mit 0930er-(Mehrwert) Nummern. Eigentlich sind alle ziemlich gleich, aber mit unterschiedlichen kreativen Ausreden, warum man die Mehrwertnummer verwendet.
„Mein Ex terrorisiert mich“- Betreiber wechseln? Die alte Nummer kennt er ja sowieso.
„Meine Freunde sollen mich nicht erkennen“- sind ja ALLE hier und kennen ALLE meine Nummer auswendig, würden aber NIEEEEE drauf kommen, das ICH das bin, wenn sie meine Stimme hören.
Und so weiter...
Die Mädels, oder wer immer diese Mails schreibt, sind ja echt kreativ. Noch was- es wird nie dein Name genannt- logisch, sonst muss man ja mehr machen, als nur kopieren.
Natürlich bin ich auch darauf reingefallen, beim Ersten mal. Fettnäpfchen voraus- Käpt'n. Volldampf voraus und mit beiden Beinen rein springen. AYE AYE Käpt'n.
Ich erspare euch die Details, aber: es ist eine Verarschung die einem teuer kommt. Soviel sei verraten.

Wenn wir also mal die eher unlohnenden professionellen Agenturen außer acht lassen, so blieb ich letztlich bei 3 verschiedenen Seiten hängen. Zwei davon sind die Communities von lokalen Swingerklubs, eines ist eine Erotik Community mit Schwergewicht in Deutschland.

Warum ausgerechnet diese Seiten?
Ich hatte vorher ein bisschen auf diesen Seiten gestöbert, die Ergebnisberichte von Usern gelesen und dachte auch, daß wohl gerade Swinger tolerante und offene Personen wären. Gerade die würden doch sicher kein Problem damit haben, wenn ein gebundener Mann etwas Vergnügen sucht. Oh Einfalt... Das dem nicht so wahr, merkte ich schnell.
Ich las Profile; viele Profile von Frauen, aber auch von Paaren, denn auch die Spielart zu dritt reizte mich sehr. Auf eine Phrase stieß ich allerdings erschreckend oft: "Keine SOLOMÄNNER". Natürlich war mir schon klar, das nicht viele Männer einen zweiten Mann dulden würden, sondern eher eine weitere Dame suchten- so blauäugig war ich nun auch wieder nicht. Aber dass die Ablehnung so vehement wäre, hatte ich nicht gedacht.
Natürlich schrieb ich Mail, versuchte Kontakt aufzunehmen, zu jenen, bei deren Profilen ich mich angesprochen fühlte. Antworten blieben zumeist aus, wenn welche kamen waren es meist Absagen. In den seltenen Fällen, wo Interesse bestand, musste ich meist merken, das wir nicht kompatibel waren. Jedenfalls kam es nie zu einem realen Kontakt. Überraschender Weise war es ein großes Hindernis, dass ich mich nicht sofort ins Abenteuer Swingerklub stürzen wollte, sondern die Personen vorher kennen lernen wollte. Ich wollte einfach wissen, mit wem ich es zu tun hatte, ob wir uns sympathisch genug waren, mehr gemeinsam zu tun. Dieses Ansinnen stieß auf breite Ablehnung. Und es gab noch ein weiteres Problem- die Wahrheit.

--Wahrheiten über Dichtungen (nichts für Klemptner)--
Ein katholischer Priester, ein evangelischer Pastor und ein jüdischer Rabbi sitzen eines Abends zusammen und unterhalten sich über ihre Erlebnisse ihres Berufes. Mit der Zeit beginnen sie sich Wunder zu erzählen, die sie erlebt haben. Der Priester beginnt: "Als ich neu in meine Gemeinde kam, musste ich feststellen, das meine Schäflein sehr ungläubig waren und die Kirche mieden. Ich hab viel versucht, aber sie kamen einfach nicht zur Messe. Als letzten Ausweg betete ich am Tag des Herren, gleich morgens in aller Frühe, er möge doch seine Kinder dazu bewegen, in die Kirche zu kommen. Als ich dann später zur Messe die Kirche betrat, was soll ich euch sagen; sie war zum Bersten voll."
Der Pastor erhebt die Stimme: "Ja das ist noch gar nichts. In meiner Gemeinde war es auch nicht gut bestellt. Viele wanderten in die Stadt ab, es wurden kaum mehr Kinder geboren. Ich machte mir echte Sorgen, das unsere Gemeinde aussterben würde. Also betete ich zu Ostern die ganze Nacht. Und siehe da, noch im selben Monat siedelten sich 5 neue Familien an und innerhalb eines Jahres wurden im Dorf 20 Kinder entbunden."
Neugierig richten sich die Augen auf den Rabbi, was er wohl zum besten geben würde. Der Rabbi schweigt lange, dann beginnt er zu erzählen. "Es ist nicht lange her, da bekam ich von einer Familie meiner Gemeinde eine Kanne frische Kuhmilch geschenkt, als Dank für die schöne Bar Mitzwa ihres kleinen Moishe. Ich hatte grad viel zu tun, ich musste zum Oberrabbiner fahren, also vergaß ich die Milch am Küchentisch. Als ich am Abend mit dem Oberrabbiner zum essen saß, fiel mir die Milch wieder ein. Ich wusste, dass unsere Besprechungen noch gute drei Tage dauern würden, also dachte ich mir 'Oh mein Gott, wie schade um die gute Milch, sie wird verderben'. Drei Tage später kam ich heim, öffnete den Deckel der Milchkanne und..."
Der Rabbi trinkt einen Schluck Wein, sein beiden Kollegen sind neugierig auf das Wunder. " Und," fährt der Rabbi fort, "die Milch war STOCKSAUER!"
Der Priester fasst sich als erster, lächelt milde und sagt: "Mein lieber Freund, das ist aber nun wirklich kein Wunder." Wohl war," erwidert der Rabbi grinsend, "aber wenigstens ist meine Geschichte WAHR!"

Wahrheit ist dehnbar, Wahrheit ist nicht immer spannend, Wahrheit ist manchmal eine Last.
"Schatz, findest du das ich zu dick bin...?"
Mein Großvater hatte mir erzählt: "Bleib immer bei der Wahrheit, sie bringt dich weiter"; manchmal bringt sie einen aber auch nur weiter weg vom Ziel.

Jedenfalls blieb ich bei der Wahrheit, ich stand dazu, dass ich in einer Beziehung lebte, dass ich einen Seitensprung, einfach nur Spaß suchte. Ich lernte sehr rasch, das Swinger unter Toleranz etwas anderes verstanden als ich. Nämlich GEMEINSAM mit dem Partner, oder zumindest mit dessen Billigung ihre Lust auszuleben. Was ich mache, sei Betrug! So, aber auch mit viel härteren Worten, wurde mir das klargemacht.
Ironie der Geschichte: ich wollte ja vorher die Personen kennen lernen, was abgelehnt wurde. Wäre ich direkt in die Klubs gegangen, hätte ich vielleicht meinen Spaß gehabt, niemand hätte mich nach meiner Situation gefragt und die Beteiligten hätten dadurch womöglich ihr Dogma verraten. Aber da hätte es ihnen plötzlich nichts ausgemacht! Ja, ich wundere mich noch immer darüber.
Lange Rede - Kurzer Sinn: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Dass ich aber nicht los zog und auf eigene Faust die Klubs eroberte, erklärt sich etwas früher in meiner Geschichte- die dumme Sache mit dem Selbstvertrauen und dem Anquatschen von Fremden.

Es entspräche nicht der Wahrheit, würde ich behaupten, ich wäre nicht etwas enttäuscht gewesen. Hatte ich doch den ganzen tollen Berichten geglaubt; natürlich hatte ich die Hoffnung gehabt, die Anonymität des Internets würde mir helfen, mich zu überwinden und würde auch zum Erfolg führen.
Falls mir jemand erzählen will, er hätte keine Hoffnungen- sorry- ich glaube es nicht.

So fand ich schließlich auch meinen Weg in die eingangs erwähnte "erotic community". Breit gefächerte Vorlieben, nicht unbedingt nur Swinger, nicht alles drehte sich gleich um Sex. Das klang viel versprechend. Vielleicht erst einmal über nette Gespräche Kontakte knüpfen, dann weitersehen. Diese Community war viel mehr auf Diskussionen ausgerichtet, beinhaltete ein riesiges Forum mit allen möglichen Themen. Ich warf mich ins Geschehen: mit Profil, Fotos, Beiträgen in Foren, ich schrieb Mails, stellte auch Inserate ein. Muss ich extra erwähnen, das mein verwendetes Vokabular NICHT aus Pornofilmen entstammt? Nur für den Fall, dass mir jemand vorwirft, auf Grund meiner ordinären Mails hätte ich keine Antwort bekommen- das möchte ich hier einmal kurz widerlegen!

Ich hatte doch etwas mehr Erfolg als in den reinen Swinger Communities. Es gab manchmal Antworten auf Mails, diese Kontakte verliefen aber meist sehr schnell im Sand. Die Reaktionen auf meine Beiträge waren zumeist wenig positiv. Vielleicht drückte ich mich missverständlich aus, vermutlich merkte man mir meine Enttäuschung, ob der fehlenden Erfolgserlebnisse an. Nicht selten verliefen die Diskussionen in Beschimpfungen, Anschuldigungen und Beleidigungen. Ich muss zugeben- ich blieb nichts schuldig.
Jedenfalls merkte ich bald: Du darfst alles posten- aber keine kritischen Bemerkungen, schlage niemanden die rosarote Brille von der Nase. Ich war nie Brillenträger, ich verfolge die Maxime (ugs)"Wos's wiegt, des hots" (was es wiegt, das hat es). Dieses Denken und Handeln, bewirkt eine Abwehrreaktion, die zumeist damit endet, das man zum Mauler, Suderer, Raunzer, oder zur Zicke erklärt wird. Hauptsache, man muss sich nicht damit auseinander setzten, das es auch Schattenseiten und Enttäuschungen gibt.


Ich bin ein seltsamer Mechanismus, vielleicht liegt das an meinem veralteten Betriebssystem. Wird mein System von außen angegriffen, dann werden Programme gestartet, deren Ziel es ist, die Integrität des gesamten Systems zu wahren. Diese Schutzprogramme starten mit einer so genannten "Erklärungs- und Rechtfertigungsroutine", die, außer einem Text basierenden Interface, auch über einen erweiterten Mimik und Körpersprach- Interpreter verfügen. Durch die später erfolgte Adaptierung auf die Medieneinschränkung "Text only", fehlt aber nun ein Gutteil der Ausdrucksvariablen. Das führt bei Interaktion mit einem neueren oder besser programmierten System zu Fehlinterpretationen des Nachrichteninhalts. Ab einer gewissen Fehlerquote kann es nun zum Absturz der Subroutinen "Geduld" bzw. "Nach-/Einsicht" kommen. Was wiederum zu einem Überlauf der internen Puffer führt und ein Rückfall in das Notfallprogramm "LMAA" ist unvermeidlich.
Diese Fehler sind hinlänglich bekannt, leider gibt es für das verwendete System keinen Support mehr.

Erste Mögliche Reaktion auf die obige Ausführung: "Ach so, sag das doch gleich."
Zweite Möglichkeit: "HÄÄÄÄÄÄÄ?"
Anders erklärt- ich laufe heiß, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle!

Diese Erklärung macht mich nicht netter- aber ich sagte schon: Wahrheit.
Jedenfalls macht es mich nicht attraktiver und das muss ich jetzt wohl auch ausbaden, aber ich werde es überleben. Denn dieses Notfallprogramm "LMAA", wow- das kann einiges!


Die Zeiträume über die ich sprach- meine Anwesenheit in den Communities, da rede ich nicht über Wochen- nein, das sind Jahre. Öfters wurde mir schon vorgeworfen: "Du bist auch so einer; kommst rein und bist beleidigt, wenn sich nicht nach einer Woche 100 Frauen bei dir melden." Leute- überall gibt's Anzeigen, wie lange man schon angemeldet ist- erst mal rein schauen, dann schreiben.

--Wo steh ich nun?--
Falls die Antwort "auf der Leitung" war- ich steig mal kurz zur Seite und stell die Frage neu.
An meiner Situation hat sich nicht viel geändert: das positive zuerst: ich fand eine einzige Person, mit der mich mittlerweile eine Freundschaft verbindet (und zwar ohne Sex), auch wenn wir meist nur Mailkontakt pflegen. Sie war es auch, die mich "genötigt" hat, dies zu schreiben (Liebe H, das hast du nun davon).
Und ich fand noch etwas- Erkenntnis. Danke, in vieler Hinsicht hätte ich auch gerne drauf verzichtet. Denn, wir erinnern uns, Wahrheit kann eine Last sein.

Ich zähle einige Erkenntnisse auf:
• ich bin nicht sonderlich begehrt bei der Damenwelt.
• ohne Mimik und Körpersprache ist Ironie nur halb so erfolgreich.
• es gibt verdammt viele Männer wie mich.
• es gibt verdammt wenig Frauen, die Männer wie mich suchen.
• ich bin ein A...loch.
• die anderen sind auch nicht besser.
• man muss verdammt gute Mails und Profile verfassen um interessant zu sein.
• ich schreibe keine guten Mails und Profile.
• ich bin schnell beleidigt (insider: vielleicht war einer meiner Vorfahren Korse?)
• die anderen sind in der Mehrzahl.
• wir sind alle so verdammt menschlich.
und so weiter...

Wenn das Leben eine Berg und Tal Fahrt ist, dann sitze ich grad bei einem Bier im Tal, schau auf die Berge rauf und stell mir vor wie schön es da oben ist. Vielleicht ist es aber auch nur ein steiler Weg hinauf, nur um festzustellen, dass hier nur Steine liegen und alles kahl und öde ist. Möglicherweise ist es auf halbem Hang am schönsten. Aber ich sitze ja grad im Tal- aber wenigstens beim kühlen Bier.

Der Status Quo ist wieder hergestellt, ich bin nicht mehr so interessiert etwas zu finden, vor allem macht die Suche keinen Spaß mehr. Ich halte mich wieder für unbegehrt und für einen schlechten Liebhaber. Ich habe keine Lust mehr auf Sex- nur manchmal überkommt's mich: "Vielleicht doch einmal eine Bergwanderung; schauen wie's oben aussieht? Oder am Weg nach oben, auf halben Hang in eine Hütte einkehren?" Dann schenke ich mir mein Bier nach, schau auf meinen kleinen, aber vorhandenen Bierbauch und höre den Schweinehund sagen: "Komm lass mal..."

--Epilog--

Angeklagter, folgende Verbrechen werden ihnen zur Last gelegt:
Sie haben sich schuldig gemacht, der Wolllust Platz einzuräumen, Hoffnungen, Fantasien und Wünsche gehabt zu haben. Weiters haben sie versucht, diese in die Tat umzusetzen. Sie haben sich auf übel beleumundeten Seiten herumgetrieben, und versuchten dort Kontakte herzustellen um ihre Fantasien auszuleben.
Als diese nicht gelang, hatten sie nicht etwa versucht ihre Enttäuschung zu verbergen, nein, sie standen sogar dazu und vermieden nicht, dieser Ausdruck zu geben!
Dazu kommt, dass sie bei der Wahrheit blieben und, was noch schwerer wiegt, sie waren NICHT anspruchslos!
Und als schlimmsten Vorwurf überhaupt: Sie haben sich als Mensch mit Fehlern und Schwächen herausgestellt.
Angeklagter, was haben sie dazu zu sagen?!

„SCHULDIG“

(c) M. 8/2010
Flott, farbig und unterhaltsam. Die Energie und Leichtigkeit, mit der die Erzählung vorantreibt, ist erfrischend.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich bedanke mich für M., der ja hier nicht schreiben kann.
Erfrischend selbstironisch!
Wenn das ein Manifest wäre, würde ich es mehrfach unterschreiben! *spitze*

Und mich auch in allen Anklagepunkten für schuldig erklaren!

verbeug *aua* laf
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