Neulich Abend in der Disse
Stellt euch vor, da kreuzt irgend so eine Bildungsamphibie meinen Weg und provoziert Streit. Mischt sich einfach in ein Gespräch ein, ohne dazu aufgefordert zu sein. Ich kenne den Mensch nicht mal. Und doch werde ich von ihm attackiert. Wie gerne würde ich jetzt mit einem Magazin aus Fäkalausdrücken auf seine einzig verbliebene Gehirnzelle, die ihm einen leidig aufrechten Gang ermöglicht, abfeuern, aber – und das sage ich mit Bedauern - meine gute Erziehung hindert mich daran.Und während also dieser Haufen unsachgemäß zusammengezeugter Genmasse mit Gossensprache über mich herfällt, wie Hitler über Polen, versuche ich noch sachlich, ihm die Fehlerhaftigkeit seines Tun vor Augen zu führen, was er für eben so willkommen hält wie den Kinderschutzbund auf der Neverland-Ranch und er erbricht er weiter sein geistig Unverdautes über mir aus.
Ich fühle mich gestört, beschmutzt, bin irritiert, gekränkt und… sprachlos. Ich – sprachlos! Und dabei bin dich doch sonst so eloquent. Ja, man sagt mir eine gewisse Redegewandtheit nach, auf die ich stolz bin. Und nun? Ich stehe da, ganz unattraktiv und dümmlich wirkend, mit offenem Mund, wie ein Karpfen, der nach Luft schnappt, aber es kommt nichts. Nichts!
Der Mensch (von Beruf vermutlich promovierter Um-Brennende-Mülltonnen-Steher) schenkt mir noch ein letztes dreckiges, kariöses Grinsen und wendet sich ab. Ich, mit alle meiner wohlerzogenen Bildung bleibe zurück, wie ein begossener Pudel, nur dass ich das nicht so schnell abschütteln kann, wie ein Hund das Wasser.
Wie aber kann man nun die emotionalen Spannungen in uns wohlerzogenen und kultivierten Gutmenschen abbauen? Was also sagen zu dem Troll, ohne sich selbst auf die gleiche Ebene zu begeben?
Ich glaube, ich sollte mir ein kleines Wörterbuch für höfliche Beleidigungen zulegen. Frei nach dem Motto: Die schärfste Form der Verachtung ist die Höflichkeit.