Wolkenschiebungen
© Nisham 2010Heute ist sie wieder am Werk, die Wolkenschieberin. Die Sonne widmet sich auch heute ihrem täglichen Untergang. Mit einem letzten Aufbegehren. Mit Pomp, Trara, Licht und Feuer. Da hilft sie natürlich tatkräftig mit, die Wolkenschieberin. Gekonnt, meist subtil, ab und zu auch mit ein wenig Schwung, inszeniert sie dieses Schauspiel.
Ihre Farbpalette ist genial, mit tausenden Schattierungen, vom grellen leuchtenden fast weißen Hellgelb, über Dunkelgelb in alle Abstufungen von Orange, die gleich ins Rötliche und ins Violette über gleiten, so schnell manchmal und so verwischt verwirrend, dass es schwer ist, alles wahrzunehmen, diese unerwartete Pracht auch nur für einen Augenblick festzuhalten. Die Sonne ist längst verschwunden, versunken hinter dem Horizont, der sie allabendlich verschluckt. Dunkelviolett die Farben nun, manchmal gar Schwarz die Wolken.
Noch ist die Arbeit der Wolkenschieberin heute nicht getan. Nein, heute will sie es wissen, schiebt und drückt, bis keine Wolke mehr da ist, nur der Himmel, der dunkle, unergründlich-unendliche Himmel, an dem die ersten Sterne flackern, ihr fahles Licht sprenkelnd zum glänzen bringen. Welch ein Kontrast. Welch ein Unterschied. So unglaublich bezaubernd schön. Verwirrend manchmal, denn in Gedanken erscheint die vergänglich-vergangene Farbenpracht nur ein Traum gewesen zu sein – war sie nun wirklich so? Oder war es nur ein Traum?