mein erstlingswerk : Morgennebel
MorgennebelIch stehe auf und trete vor die Holzhütte. Ein herrlicher Wintermorgen.
Strahlenblauer Himmel und Sonnenschein. Doch die dieses Jahr, schneelose Kälteperiode neigt sie dem Ende zu.
Das Dorf im Tal ist im Nebel verschwunden. Aber einzelne, auf Bergwiesen stehenden, Laubbäume ragen aus dem Nebel heraus.
Die Äste sehen aus wie die knochigen Hände riesiger Skelette die aus dem Nebel heraus nach der Sonne greifen wollen. Weiter entfernte, im Schatten der Anhöhen, wachsende Sträucher zeichnen sich schwarz auf dem Nebel ab.
Friedliche Welt hier oben, geheimnisvolle, wenn man das Bild der Skelett-Hände vor Augen hat, unter der weißen Decke dort unten.
Unten, dort wo ich auch schon war. Nicht im Dorf, das sich zur Zeit versteckt, sondern im Moloch Großstadt. Das aber war, bevor ich ausstieg.
Ich wollte raus. Raus aus dem Nebel, der in der Stadt nur die Dunstglocke der Abgase ist, raus aus der Anonymität. In der du kein Mensch, sondern nur das Rädchen einer riesengroßen Maschinerie bist. Das zu leicht durch ein anderes Zahnrad ersetzt werden kann.
Nun stehe ich auf dem Berg schau ins Tal und fühl mich gut. Frei nach dem Zitat: Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.
Seit ich hier oben bin, hab ich viel Zeit. Die verbring ich mit nachdenken, in der Sonne sitzen und wandern. Es ist auch herrlich den Nachthimmel zu genießen. So klar und deutlich sieht man die Gestirne in der Stadt nicht. Smog und die vielen Lichtquellen verhindern das.
Die Großstadt, ein Gefühl in mir, als wär ich ihr schon Jahre entflohen.
Den blinkenden Reklametafeln, den dahin rasenden Augen in der Nacht und den Großstadtsternen, wie ich die beleuchteten Fenster ab dem 10.Stock gern nenne.
Ich werde mich an der Zeit erfreuen, die mir noch bleibt. All zuviel wird es nicht mehr sein.
Drum will ich mit einem gemütlichen Frühstück den Morgen genießen. Schwarzer Kaffee, stark und süß, dazu frisches Bauernbrot, Wurst, Ei, Käse alles von einem Bauernhof.
Nach dem ausgiebigen Mahl, schultere ich meinen Rucksack und wandere ins Tal, wo sich der Nebel inzwischen Zeit aufgelöst hat. Vorbei an dem Bergbach an dem ich, beim Aufstieg, meinen Durst löschte. Durch den dunklen Wald und über Wiesen, über denen noch letzte Reste des Nebels als Fetzen hingen. Zurück zu meinem Auto, zurück in den Moloch Großstadt.
Denn es war leider nur ein Ausstieg für ein Wochenende.