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Silbrig klingender Morgen

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Silbrig klingender Morgen
Es wird Herbst.
Dieser Tage ist es schon sehr kühl, besonders morgens und abends merkt man die zunehmende Frische des Tages.

Ich mag es, wenn die Jahreszeiten wechseln. Es kündigt sich Veränderung an, ein neuer Abschnitt, das Leben geht weiter, nichts steht still. Fortschritt, der eigentlich ein Gleichschritt ist, denn es geht im Kreis herum.

Fides, fällt mir ein, wenn ich so in die Morgendämmerung blicke. Vertrauen, in die Natur, die eigene Stärke und das Leben auch wenn es manchmal kalt und rau ist, unbarmherzig. Ja, so scheint es. Doch das Leben an sich hat kein Herz, also kann es auch nicht unbarmherzig sein, ebenso wenig kalt und rau. Das Leben ist! Vertraue! – Vita est! Fides!

Ich weiß nicht, wie lange ich eben die Nebelbank betrachtet habe, die sich über die Felder zieht, hin zum Bach. Oder bewegt sie sich vom Bach über die Felder zu mir?
Wen interessiert das?
Mein Blick dringt weiter vor, durch eine Lücke im Nebel und dort sehe ich den einen Baum, den, der so allein für sich steht, quasi als Wegweiser. Arbor nennen wir ihn, einfach Baum.
Wenn wir den Weg entlang schlendern, dann gehen wir zum Baum. Er steht für sich und nun ragt er aus dem Nebel, zeigt mit seinen grünen Blättern, dass der Herbst doch noch nicht wirklich Einzug hält. Schwarze Vögel, ich kann nicht erkennen welche es sind, umkreisen ihn und lassen sich dann in seinen Ästen nieder. Sie verschwinden im Blätterdach des Baumes und der Nebel schließt sich. Die Vorstellung des Baumes ist beendet und ich wende den Blick. Gehe hinaus in den Garten.

Eine dicke Wollweste schützt mich vor der morgendlichen Kühle und der Feuchte. Langsam und barfuss gehe ich durch den Garten. Der Tau benetzt meine Füße und kitzelt an den Sohlen, die Tropfen zwischen den Zehen scheinen sich selbstständig zu machen und tanzen dort einen Elfentanz.
Ich bin in einer fremden Welt – eingetaucht in Nebel und Tau, durchwandere ich den Morgen. Altweiberfäden glitzern im Licht einer kalten, beinahe weiß scheinenden Sonne, die nur wenig Wärme durch den Nebel schicken kann und doch die Kraft besitzt das Grau zu besiegen.
Es ist silbern.
Ein silbriger Morgen scheint auf mich nieder. Ich wate in Silber und die Töne dazu sind wie Glöckchen, die silbern schallen, aber so leise, dass nur ich sie hören kann. Mit geschlossenen Augen durchschreite ich die Zeit und genieße den Stillstand, das Innehalten zwischen den Atemzügen, das Da vor dem Dum des Herzschlags. Ich fühle mich silbrig, wertvoll und wichtig in meiner Einzigartigkeit, obwohl ich weiß, nicht mehr als ein Staubkorn im Gesamten zu sein. Das Silber des Tages klingt in mir nach – Fides, summt es und ich habe Vertrauen.

In der Ferne höre ich jetzt den Zug vorbeirattern, der die Pendler in die Stadt bringt, der Lärm durch die Autos nimmt bereits zu. Diese Geräusche holen mich ein Stück weit aus meiner Versenkung heraus und trotzdem - ein Gefühl der Veränderung bleibt, klingt nach, schwingt in einem silbernen Bogen und lacht perlmuttfarbige Freude.

Nichts ist gleich an diesem Tag, der gleich ist oder gleicher noch als der vergangene. Ich bin die gleiche und auch wieder nicht. Noch sehe ich mich nur im Spiegel eines Tautropfens und ich sehe mich verkehrt herum.

Langsam steigt die Sonne höher, der Nebel wird dicker. Mittlerweile kann ich Arbor nicht mehr erkennen, nicht einmal ein Fenster zu ihm tut sich auf. Nur die Wipfel der Fichten sind zu sehen, hoch oben auf den Hügeln.
Die Geräusche werden lauter und verdrängen das Silber meiner Glockenmelodie. Ich ändere den Blickwinkel, wende mich um und …

bin wieder urban.

Sehe was die Sehnerven ans Gehirn weitergeben und höre die Geräusche, die meine Ohren empfangen. Dennoch ist ein wenig Silber geblieben, ganz leise hallen die Glocken nach und das Lachen kitzelt im Bauch und prickelt in den Zehen. Oder ist es die Kälte, die durch die Fußsohlen dringt?

© Herta 9/2010
Der gefällt mir in seiner natürlichen Hinwendung an das Gesehene und Gespürte.
einfach wunderbar

morgendliche Grüße (05:01 MEZ)

Ev
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine wunderschöne Betrachtung, liebe Herta! Danke - es tut gut, das zu lesen ...

*blumenschenk*

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke euch vielmals *blumenschenk*

und schicke jedem von euch einen silbernen Tautropfen.


*blumenschenk* Herta
****n_S Frau
300 Beiträge
..sehr schöne Vorstellung so das aufwachen und wechseln der Zeiten zu beschreiben Danke

sanfte grüße in den Morgen Kitty:-)
Seit einem Jahr habe ich das seltene Glück, drei Mal in der Woche etliche Kilometer über die Berge und durch Wälder und Wiesen zur Arbeit zu laufen und dabei habe ich schon viele solcher Morgen erleben dürfen - du schreibst mir aus der Seele, liebe Helga.
Ich liebe das Nebelland, das sich hier sehr oft auftut.
Und ja, das Silbrige, manchmal auch etwas Goldenes oder leuchtend Rotes und Zartgrünes bleibt erhalten den ganzen Tag über, manchmal auch noch länger ...

Dankeschön für diese Geschichte!

Und liebe Grüße von Gudrune
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank, euch *blumenschenk*


Ich habe das Glück, von meinem Esszimmerfenster diese Szenerie jeden Tag zu beobachten. Natürlich auch vom Garten aus und auch aus anderen Fenstern, aber diese Aussicht ist am schönsten, wenn nicht gerade ein Lastwagen vorbeidonnert *lach*

Arbor sehe ich von hier aus und wir besuchen ihn so oft es geht.

Heute ist kein silbriger Tag - heute ist er golden, weiß auch nicht warum. Irgendwie ist mir heute nach Gold zumute, dieses unnütze Metall oder Kupfer, das glänzt auch schön und wird dann sogar grün mit der Zeit ... heute ist ein Kupfertag *zwinker* auch wenn es etwas blechern klingt, passt gut zum Straßenverkehr *lach*


*sonne* Herta
****n_S Frau
300 Beiträge
..das ist genial wenn man den Gedanken so freien Lauf lassen kann mach ich auch gerne gerade durch meine Malerei muss ich das schon..wohne in der nähe von der Elbe und kann darüber sehen..in die weite an manchen Tagen bis nach Hamburg..
es ist immer wieder ein tolles erlebnis in das weite und ruhige zu sehen..

sanfte grüße Kitty *liebguck*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Wunderschön warm geschrieben, Herta.

Das hat mir beim Lesen gut getan und mich erinnert.
Danke!

Rhabia
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Vielen lieben Dank, liebe Rhabia *blumenschenk*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Striptease
Weil es dazupasst ... von heute *sonne*

Striptease


Feiner Nebel zieht noch seine Bahnen. Die Natur
vor meinem Fenster, gekleidet in ein Nachtgewand
aus silberfarbenen Seidengeweben, dicht und
wallend liegt es über dem Körper, dessen
Landschaft sich undeutlich vor meinen Augen
erhebt. Ich erkenne in der Dämmerung die
Kurven, die sie einladend in den Himmel reckt.
Sie streckt sich der Sonne entgegen, die sich golden,
rostfarben blau über den Horizont wälzt, noch müde
von der nächtlichen Wanderung, gähnt sie ein Loch in den Nebel.

Sie erwacht, erhebt sich grazil, öffnet ein Auge, ein blaues,
ein gelbes, ein grünes. Das Leben des Tages blinzelt, reckt sich
im Saft seiner Lenden, der lebenden Lenden oder
Lande dem Himmel entgegen. Sie reckt ihre Brüste,
durch das Nebeltuch kann ich es sehen, erkenne
den Busen, durch den das Sonnenlicht als feine
Spitze blitzt und Hoffnung macht. Hoffnung
auf eine laue Berührung. Sie leckt am Hemd des Hügels
und zieht es fort. Welch erhebender Anblick, die
Geilheit des Landes in wilder Umarmung, bemäntelt
noch ein wenig vom Nebelkostüm, entfernt sie lasziv
lächelnd den letzten Fetzen von ihren geilen Brüsten.

Nackt liegt sie vor mir und dennoch gekleidet
in Samt und Seide, Gold gewirkte Fäden durchziehen das
Gewebe ihres noch graugrünen Seins. Sie vereinigt sich
mit dem sonnigen Tag zur wonnigen Lust des Lebens
gepaart mit Honig tropfenden Sonnenstrahlen, süßer
Verführung des Lebens ewiger Kreislauf.

(c) Herta 9/2010
zum ersten Text:
schöner "Entschleunigungstext" - durchatmen, betrachten, nachdenken...


der zweite ist denn doch anders genug, um ein anderes Betrachten (und einen eigenen thread) braucht
*g*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke schön *blume*

Der zweite Text hat in der Lyrik-Gruppe seinen eigenen Thread, denn es ist nicht wirklich eine Kurzgeschichte, noch weniger als der erste *zwinker*

*sonne* Herta
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