Ihre Augen
Wären da nicht ihre Augen. Strahlende Sterne, die in meine Düsternis hineinleuchten und die Schwere in einen dunklen Vogel verwandeln, der sich mit Riesenschwingen majestätisch in die Nacht erhebt. Wütend wehrt sich die Dunkelheit, Rauchwolken wollen mir den Blick verwehren, doch immer wieder durchdringt sie das Lächeln, bringt etwas Wärme in mein kaltes stummes Herz. Zögernd, schwach noch, beeginnte es zu schlagen, im Hintergrund schwebt eine Sinfonie. Wind kommt auf und zarte Violintöne wehen wie Wolkenfetzen an mir vorüber, schwellen an und vergehen wieder. Wie schön und erhaben, wie leicht und beschwingt ihr Anblick meine verkümmerte Seele macht. Wie sehnsüchtig meine Sehnsucht ihre Fühler ausstreckt, zitternd, als fürchte sie einen weiteren Fehlgriff. Eine weitere Fata Morgana, die so schnell hinter dem Horizont verschwindet, wie sie gekommen ist, meine Augen zu betören, mein Herz zu narren und meine Hoffnung zu morden. Mit jedem Male wurde der Schwur stärker, die Mauer um meine kleine innere Welt höher und dicker, versank das Vertrauen tiefer im Labyrinth der schmerzhaften Erfahrungen. Nahezu blind war ich, wollte das trügerisch flackernde Licht der Liebe lieber missen, als erneut über die harten Steine der Enttäuschung zu stolpern und mir die Nase blutig zu stoßen. Lieber nie mehr dem lockenden Duft des Schoßes verfallen, um dann festzustellen, dass das Tor zur Freude sich bimsallasim wieder schloss, sobald ich den ersten Blick auf den glitzernden Reichtum zu werfen wagte. wie schon so oft, da ich mir den Zugang verwehrte und mein süchtig Herz sich höhnisch lachend dem Nächstbesten öffnete, der es rücksichtlos zu plündern gedachte.
Ich schloss alle Kanäle, wollte, dass kein Schiff mehr Zugang fände, dass mir die Qual der aufkeimend, doch wieder enttäuschten Hoffnung erspart bliebe.
Doch dann kamen die Augen, ihre Augen. Tanzten frech und naiv vor meiner Nase herum und kümmerten sich nicht um die drohende Schwärze, die mein Gemüt, meine ganze Welt zu verdunkeln drohte. Sie wirbelten sich ahnungslos an meinen Ängsten vorbei, hüpften übermütig über meine Sorgenfalten und erhellen seither immer wieder frech und rücksichtslos meinen schwarzen Frieden. Träge und widerwillig weicht das Grau zurück, will sich in die rettende Dunkelheit flüchten, doch ihrer Sterne Schalk reitet auf den Strahlen einfach über meine Schatten hinweg. Regenbogentränen lassen die Traurigkeit lustig plätschernd aus mir herausfließen. Bunte Phantasien bevölkern wieder meinen Geist. Hoffnung keimt und Zukunft wächst, drängt zum Licht.
Noch zittern Angstfäden im Gebälk. Wolkenberge kämpfen mit der Sonne um jeden Strahl.
Ich muß wohl einen neue Jahreszeit erfinden, in der wilde Herbststürme, zartes Frühlingserwachen, Schneetreiben und Sommerglut gemeinsam das Leben feiern können. Sag, darf ich Gott spielen?