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Ich habe schon viel in dem Forum gelesen und muss sagen, dass man…
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Die Wiege der Zeit

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
*zugabe* *bravo*

Das wird immer besser!
Hoffentlich gehen dir die Idee nie aus.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es gibt ein paar winzige Unebenheiten, die noch zu besprechen oder zu lektorieren wären. So könnte man z. B. diskutieren, ob eine Stimme wirklich verzweifelt sein kann ...

... schrie eine verzweifelte Stimme ...

... oder ob sie nicht eher verzweifelt klingt - und so weiter. Aber das sind Dinge, für die dann gegebenfalls u. a. auch das Lektorat zuständig ist.

Doch ansonsten ist das ja nun wirklich ein ganz starkes Stück - wie schon erwähnt: ganz im Sinne und Stil vom guten, alten E. A. Poe (dessen Geschichten ich angehimmelt habe).

Bisher ein ganz großes und starkes Stück, liebe Lysira! Ich verbeuge mich ...

*anbet*

(Der Antaghar)
Mir fehlen die Worte
*top2* *zugabe* *spitze*
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
nochmals vielen Dank, Ihr Lieben *zwinker*

Antaghar, ich melde mich bei Dir, wenn es ums Lektorieren geht *smile* mir selbst fallen solche Schnitzer (bei meinen Texten) nie auf, ich lese 10 Mal drüber, und auch ein elftes Mal und sehe so was nicht, deshalb bin ich froh, wenn andere schärfere Augen haben, bzw. den Blick dafür...

es macht mir viel Spaß an dieser Geschichte zu schreiben, und Herta, hab schon ganz viele neue Ideen *zwinker*

Luna - *bussi*

Lys
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Die Wiege der Zeit 8



Aufgewühlt brachte Balthasar das Buch zurück an seinen Platz im Regal. Noch immer wirkten die Zweifel der Königin in ihm weiter. Er bekam ein Gefühl dafür, wie es sein musste, eine solche Position inne zu haben. Diese Verantwortung und Selbstaufgabe, die abverlangt wurde. Alles persönliche, jegliche menschliche Eigenschaft durfte nicht befriedigt werden. Er empfand Mitleid und doch größten Respekt vor Elisabeth, vor allem mit dem Wissen, was sie noch alles leisten würde, in ihrem langen und erfolgreichen Leben.

Das Ticken der Standuhr hallte unbeirrbar durch die Bibliothek, als wollte sie Balthasar beweisen, dass sie sich nicht unterkriegen ließ, von seiner Herrschaft über die Zeit. Inzwischen hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und ergoss sich in senkrechten Strahlen durch die Glaskuppel, leuchtete den Raum von innen aus. Allerdings gab es noch immer einige Ecken, in selbst die sich das Licht nicht wagte. Balthasar lächelte bei dem Gedanken an die Räume der ewigen Finsternis und gleichzeitig schauderte es ihn bei dem Gedanken an den schwarzen Engel Michelangelo. Es würde sicher nicht lange dauern, und der nächste Bote würde in der Bibliothek auftauchen. Seufzend sank Balthasar in seinen Sessel, der noch ein wenig der Körperwärme von Elisabeth gespeichert hatte.

‚Warum liegt das Buch quer im Regal’ staunte Balthasar nach Begutachtung einer Regalreihe aus der Ferne und erhob sich ächzend, um sich dieses näher zu betrachten. Er zog keinen Schatten hinter sich her, die Sonne stand nun direkt über ihm. Unter seinen Füßen knüllte sich ein lichtloser Haufen zusammen, als würde sich ein kleiner Hund zwischen seine Beine drängen.
Der Einband des anvisierten Buches bestand aus Leinenstoff, der einst naturweiß gewesen sein musste. Jetzt zeigten sich an den typischen Stellen, an denen man ein Buch berührte um es zu öffnen, dunklere Stellen und abgewetzte Ecken. Balthasar hielt den Band unter die Nase. Sein feiner Geruchssinn war in der Lage, ihm zu verraten, ob der Schimmel sich bereits heimlich zwischen den Seiten eingenistet hatte. Doch außer dem modrigen Geruch des alten Papiers und der Druckerschwärze nahm er nichts wahr. Erleichtert atmete er auf, klemmte das Buch unter seinen Arm um erneut auf seinem Sessel Platz zu nehmen.

Es platschte auf der Empore, als er das Buch aufschlug, und ein Fluchen drang zu ihm herab. Ungleichmäßige Schritte näherten sich der Wendeltreppe. Ein nasses Stapfen wechselte sich mit einem hölzernen Klacken ab. „Verflucht noch mal – was soll das?“ schrie sein Gast, noch ehe er die Stufen erreicht hatte. Balthasar blickte überrascht nach oben und war ein wenig bestürzt über den Zustand seines Besuchers. Der Mann strich sich nasse Haarsträhnen aus der Stirn und stieg erbost die Treppe herunter, wobei das Auftreten des Holzbeins eine Kakophonie in seiner Schrittmelodie erzeugte. Balthasar erbleichte, als er das wutverzerrte Gesicht seines Gastes erblickte. Dieser stürmte auf Balthasar zu und wollte ihn mit ausgestreckten Armen ergreifen. Doch kurz bevor er den Sessel erreichte, stürzte er vornüber zu Boden. Balthasar erkannte die Ursache. Ein dickes Tau hatte sich um die Beine, bzw. das eine noch vorhandene Bein, gewickelt und so den Mann zu Fall gebracht.
Erneut fluchend, jedoch mit etwas abgekühltem Gemüt, erhob er sich und stand jetzt mit fragendem Blick vor Balthasar. „Noch einmal! Was soll das?“ dröhnte seine volle Stimme in Balthasar’s Ohren. „Es tut mir leid, wenn ich dich in einem ungünstigen Moment erw…“ antwortete Balthasar und wurde von einer ärgerlichen Geste des Mannes unterbrochen.
„Ungünstig? UNGÜNSTIG?“ schrie sein Gegenüber, und Balthasar konnte dicke Adern auf der dunkelroten Stirn des Mannes anschwellen sehen. „ Ich weiß überhaupt nicht, ob es noch einen ungünstigeren Moment geben könnte. Dieser verdammte Wal hat mich bereits gepackt und mit unter Wasser gezogen. Ich werde diesen Teufel besiegen. Jetzt geht es Mann gegen Wal. Er hat mir mein Bein genommen, jetzt werde ich sein Leben nehmen.“ erboste sich der Mann, dessen Kleidung noch immer heftig tropfte und eine Pfütze unter sich bildete. Balthasar glaubte den salzigen Geruch des Meeres wahrzunehmen. „Endlich, nach wochenlanger Suche und drei Tagen andauernder Jagd, habe ich ihn endlich direkt vor mir. Meine Mannschaft, die noch immer auf die an den Mast der Pequot genagelte Golddublone gierig ist, hat ihr bestes gegeben und jetzt stehen wir kurz vor dem Ziel. Das lass ich mir nicht nehmen. Ich werde diesen Wal besiegen. Auch wenn Starbuck an mir gezweifelt hat, jetzt musste er doch zugeben, dass ich Recht hatte, dass ich ihn finden würde.“

Balthasar erkannte Anzeichen der Besessenheit in den Augen des Mannes und wagte kaum zu fragen: „Ich habe dich aus dem Wasser geholt?“ „JA“ brüllte sein Gast. „Grade eben hat der Wal ausgeblasen, seinen Buckel gekrümmt und die Wasseroberfläche schloss sich über meinem Scheitel, als ich plötzlich hier stand.“ Balthasar wurde übel. Wenn er das Buch jetzt schließen würde, ging es nahtlos weiter. Die Schiffsbesatzung würde die kurze Abwesenheit ihres Kapitäns nicht bemerken.
Sein Gast würde viele Meter unter Wasser gezogen werden, bis der Wal sein grausames Spiel weiterführte und wieder auftauchte. Der Mannschaft des Kapitäns ein Schauspiel bot, das ihnen eiskalte Gänsehaut über den Körper jagen würde. Der Mann, der in den Seilen der Harpunen hing, die in der vernarbten Haut des Wales steckten und der wie ein Irrer mit einem Messer in die dicke Fettschicht des Wales einstach, bevor dieser Teufel erneut untertauchte.
Diesmal blieb er viel zu lange unter Wasser, so dass die Mannschaft schon damit rechnete, er wäre abgetaucht. Doch würde das Tier erneut auftauchen, mit dem jetzt toten Kapitän an seiner Seite, durch die Taue für immer mit ihm verbunden, die Pequot rammen und sie mit in die Tiefe reißen.
Diese Gedanken schossen Balthasar durch den Kopf, während der Mann vor ihm versuchte, sich von dem dicken Tau um seinen Knöchel zu befreien, was ihm jedoch in seiner Wut nicht gelang. „Nun? Was passiert jetzt? Ich werde doch nicht hier in dieser muffigen Kammer verrecken. Ich bin geboren um diesen Wal zu besiegen.“ stieß der Mann hervor, dessen zerschlissene Kleidung an seinem mageren Körper klebte. Balthasar wusste, er könnte nichts ändern am Fortgang der Geschichte, dennoch war ihm mulmig, als er das Buch schloss und Ahab zurück in sein nasses Grab schickte.
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wow!
Ich wollte nur noch kurz ein paar Minuten etwas lesen, bevor ich ins Bett gehe... ja nun... inzwischen ist eine Stunde vergangen und ich musste komplett alles lesen!

Gefesselt und gefangen, nicht in der Lage mit Lesen aufzuhören, sitze ich nun in dieser wunderschönen Bibliothek - die eh schon hervorragend passt für mich, da genau so eine schon immer mein sehnlichster Wunsch ist. Natürlich ohne diese Erscheinungen *zwinker*

Super, klasse, toll, einfach wundervoll!
Du beschreibst so herrlich bildlich und baust auch immer wieder aufs Neue Spannung auf.

Wäre dies ein Buch, würde ich die Nacht durchlesen *g*

LG und ein dickes Danke für dieses Abenteuer
Gabi
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ach so...
... ähm... ich kenne Benjamin natürlich sehr gut - er hat mich bereits als Kind begeistert! *g*
Aber ich verrat's nicht, Luna soll ja raten.
Ich bin da vollkommen ahnungslos.

Mir kommen nur zwei in den Sinn. Benjamin Franklin und Benjamin Blümchen. Kann aber keinen mit einem Sohn in Verbindung bringen *nixweiss*

Luna
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Gabi, danke *g* freut mich dass Du so ein Bücherwurm bist (und ich denke langsam wirklich drüber nach, ob ich soll...)

Luna *freu* jepp, da hast Du ihn doch schon.... und das mit dem Sohn passt - nicht zum Törööööö *lach*

*blumenschenk*

Lys
*haumichwech*
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Lys, also ganz ehrlich, dies als Buch würde mich gefangen nehmen. Ich fänd es toll.
Überleg es Dir *g*

Die Geschichte von Benjamin Franklin gab es in meiner Kindheit mal als Zeichentrickfilm mit Micky Maus, das hat mich damals so begeistert, dass ich gleich mehr über Franklin wissen wollte und nachgelesen habe, ob das alles so stimmt *g*
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Die Wiege der Zeit 9



Trotz der Wärme in der Bibliothek schauderte Balthasar. Sein Blick fiel zu Boden, an die Stelle, an der eben noch Ahab stand und nichts als eine Pfütze hinterlassen hatte, die sich langsam auflöste. Das Schaudern wurde auch dadurch nicht besser, als Balthasar daran dachte, wo sich Ahab jetzt in diesem Moment befinden würde. Er schüttelte den Kopf, als wollte er diese Vorstellung so aus seinem Gedächtnis löschen. Seine faltige Hand strich noch einmal über den abgegriffenen Bucheinband, dann stellte er ihn sorgfältig zurück ins Regal. Dabei strichen seine Fingerkuppen über die halbrunden Bücherrücken. Wie sehr er dieses Gefühl liebte. Seine Bücher, seine Welt, seine Gefühle, seine Ewigkeiten. Seine Hand stoppte über einem winzig kleinen Band, der so gar nicht zwischen die ihn einzwängenden größeren Bücher passen wollte. Balthasar verspürte einen Stich in der Herzgegend, zögerte kurz, griff dann aber doch nach dem vergilbten Band. Er presste ihn sich an die Brust, atmete tief ein dann schlug er es noch an Ort und Stelle auf, setzen würde er sich bei diesem Buch nicht müssen, nicht sofort.

Balthasar war beruhigt, dass die Sonne eine wohlige Wärme in der Bibliothek hinterlassen hatte. Die absolute Stille, die in diesem Moment im Raum fast greifbar war, verstärkte das Gefühl des Eingehülltseins. Er legte den kleinen Band geöffnet auf seinen Arbeitstisch und lautlos näherte er sich der Wendeltreppe. Kein Geräusch drang von der Empore. Ein wenig zitterte seine Hand, als er sie auf das Geländer legte und sich daran langsam nach oben zog. Sein Atem ging etwas schwerer als er die Empore erreicht hatte. Nur selten begab er sich hier her, befanden sich hier doch die dunkelsten Ecke des Raumes. Er bewegte sich auf den scheinbar unendlichen Gang der Empore zu. Nichts, rein gar nichts konnte er von seinem Gast entdecken. Bevor ihn ein Zweifeln ergreifen konnte, vernahm er ein leises Stimmchen aus dem Dunkel: „Willst du Schwefelhölzer kaufen? Sind auch gar nicht teuer.“ Balthasar drehte sich auf der Ferse um und schritt auf die Ecke zu, aus der die Stimme kam. Seine Augen mussten sich erst an das tintenschwarze Dunkel gewöhnen, dann schälte sich aus dem Nichts ein schmales Gesichtchen. Große Augen, in denen der Schmerz der Welt zu stecken schien, blickten ihn von unten traurig und flehend an. Kleine, verschmutzte Fingerchen umschlossen ein Bündel Schwefelhölzchen, die ihm mutig entgegengestreckt wurden. Ein Zittern ließ das dürre Ärmchen erbeben.

„Meine Kleine, da steckst du ja“ hauchte Balthasar mit einer sanften Stimme, die selbst in seinen Ohren für ihn fremd klang. Er bückte sich zu dem kleinen Wesen hinunter, griff ihm unter die Ärmchen und hob es zu sich hinauf. Leicht wie ein Vögelchen lag der ausgemergelte Körper in seinen Armen. Die Knochen stachen durch eiskalte Haut, die zerschlissene Schürze, die das Kind trug, bot keinerlei Schutz gegen die Witterung, der es ausgesetzt war. Der kleine Körper war kalt, so eiskalt, dass die Schneeflocken, die noch im blonden Haar des Mädchens saßen, nur langsam schmolzen. Ein schreckliches Zittern ergriff den kleinen Körper, als er die Wärme Balthasar’s aufnahm. „Pschhhh, ist ja gut, mein Engel. Ich halte dich, ganz ruhig.“ flüsterte Balthasar in das feuchte Haar des Kindes. Erst als der kleine Körper weich wurde, sich an Balthasar’s Körperform geschmiegt hatte, bewegte sich Balthasar wieder zur Treppe um fast schwebend mit dem Kind auf dem Arm zu seinem Sessel zu gehen.
Wie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen setzte er das kleine Bündel Mensch auf seinen Oberschenkel und betrachtete es nun im Licht. Die Augen schauten noch immer ängstlich auf ihn, krampfhaft umschlossen ihre Finger die Hölzchen. „Möchtest du sie jetzt kaufen?“ fragte sie wieder leise. „Vater wird mich schlagen, wenn ich heute wieder nichts verkauft habe. Es ist bald Weihnachten und ich weiß, für mich wird es keinen Christbaum und keine Geschenke geben, aber ich möchte auch keine Schläge mehr ertragen.“
In der kleinen Halsgrube pulsierte der Herzschlag des Mädchens wie flüchtiges Schmetterlingsflattern. Balthasar bemerkte, dass sich die großen Augen des Mädchens mit Tränen füllten. Eine der salzigen Perlen schlich über die eingefallene Wange, über die sich das Kind mit der freien Hand strich und die Feuchtigkeit verschmierte den Schmutz im Gesicht. Ein erbarmungswürdiger Anblick, der sich Balthasar da bot. Ihm zerriss es fast das Herz, diesen kleinen unschuldigen Engel so zu sehen.
Er war nicht in der Lage, dem Kind zu antworten. Stattdessen drückte er das Mädchen ganz sacht an seinen Brustkorb, um es mit seinem Herzschlag zu beruhigen. Die kleine Hand sank in den Schoß und blieb auf der zerrissenen, viel zu großen Schürze liegen. Balthasar spürte, wie sich der kleine Körper langsam erwärmte und entspannte. Dann fiel er ein wenig in sich zusammen und das gleichmäßige Atmen verriet ihm, dass das zarte Wesen auf seinem Schoß eingeschlafen war, die Hölzchen fest umklammert.
Balthasar konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie hemmungslos laufen, als er das Köpfchen des erschöpften Kindes streichelte. Der Duft der unverbrauchten Haut stieg in sein Bewusstsein und der Kloß in seinem Hals wollte sich nicht mehr lösen. Fast schwerelos lag das Kind in seinen Armen, es murmelte leise vor sich hin, als Balthasar es vorsichtig auf die Bank bettete. Ein erleichtertes Seufzen entwich den Lippen des Kindes, als es sich im Schlaf wie ein Kätzchen zusammenrollte.

Mit tränenerfülltem Blick lief Balthasar leise zum Arbeitstisch und ergriff das offene Buch. Diesmal hatte er nicht die Kraft, sich auf andere Art von seinem Gast zu verabschieden, es in sein schreckliches Schicksal zu entlassen. Mit bebendem Körper, wild pochendem Herzschlag, der in seinen Ohren rauschte, schloss Balthasar langsam das Buch und sah den kleinen Engel davon schweben.
Puh!
Tränenwegwisch ....

Das wär eher was für eine Kolummne. Eine Wunschkolummne.
Ich hätte da schon ein paar Wünsche....

niederknie *spitze* laf
*heul* *heul2*
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
*troest*
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Die Wiege der Zeit 10




Balthasar war zutiefst erschöpft. Die Standuhr schlug sechs Mal an. ‚Wie die Zeit vergeht’ dachte er und musste über dieses Wortspiel lächeln. Die Begegnung mit dem unschuldigen Kind, das nun seinem sicheren Ende entgegenlief hatte sein Inneres erschüttert. Doch dieses Fühlen, diese intensiven Emotionen, die ihm seine Erlebnisse vermittelten, hielten ihn am Leben. Auch wenn sein Körper, der im Sinne der menschlichen Zeitrechnung uralt war, eine Schwere verspürte, die ihn jetzt dazu zwang, sich auszuruhen. Er nahm seufzend auf seinem Sessel Platz, um ein kurzes Nickerchen zu halten und vielleicht würde ihm im Traum ja die Idee für seinen nächsten Besucher kommen. Diesmal wollte er sich für einen entscheiden, der die Wellen seiner Gefühle nicht allzu sehr aufwühlte.

„Wach schon auf, alter Mann!“ diese Worte erklangen, während Balthasar sich noch sammeln musste. Seine Lider hoben sich wie in Zeitlupe und hätten sich beim Anblick dessen, was sie freigaben, am liebsten sofort wieder geschlossen. „Na na na, wer wird denn gleich?“ dröhnte ein gemeines Lachen durch den Raum, das das hämische Grinsen auf der schrecklichen Fratze noch betonte. Balthasar wagte nicht, seinen Kopf zu bewegen und spürte so die Lehne seines Sessels hart an seinem Hinterkopf. Der Blick aus den rotglühenden Augen hypnotisierte ihn, so dass er fast willenlos über sich ergehen lassen musste, was da kommen würde.

„Ich dachte, ich schaue mal wieder persönlich vorbei, alter Freund“ stieß sein Gegenüber hervor und dabei entwichen gelbliche Atemwolken, die die verzerrten Lippen verließen. Der Schwefelgeruch raubte Balthasar den Atem, schnürte seinen Brustkorb zusammen, ätzte sich durch das zarte Gewebe seiner Luftröhre, bis in den letzten Winkel seiner Lungen. Ein Hustenreiz stieg in ihm hervor, den er mit Mühe zu unterdrücken versuchte. Er spürte durch den Druck in seinem Inneren, seine Augäpfel nach außen pressen, seine Backen blähten sich auf. Es war ein jämmerlicher Anblick, dem er seinen Gast bot, doch dieser legte seine klauenbesetzte Hand auf seinen ledrigen Oberkörper und lachte lauthals los. Seinen Kopf in den Nacken gelegt, hallte das Echo dieses bösartigen Geräusches von Wand zu Wand. „Es freut mich, dass ich jedes Mal aufs Neue solche freudigen Willkommensgrüße in dir wecke“ stieß er schließlich atemlos hervor.
Langsam neigte er seinen Kopf wieder in Balthasar’s Richtung und ließ sich auf der kleinen Bank ihm gegenüber nieder. Balthasar kannte seinen Widersacher nur zu gut. Seit unendlichen Zeiten, doch konnte er seinen Blick nicht von ihm wenden. Sein Gast hielt geduldig aus, bis er mit der Begutachtung fertig sein würde. Balthasar betrachtete das Gesicht, das eine Dreieckform darstellte, die beiden gebogenen Hörner, wie die eines stolzen Widders, ragten in mächtig gedrehten Windungen von seinem Schädel seitlich in die Höhe. Die blutroten Augen leuchteten, und dort, wo eigentlich eine Pupille sitzen sollte, loderten goldene Flammen. Unter der schmalen Nase zuckten amüsiert volle Lippen, die eine Sinnlichkeit ausdrückten, die dadurch verblüfften, sie im Gesicht dieses Wesens zu finden. Breite Schultern umrahmten einen breiten, muskulösen Hals.
Überzogen war der Körper mit einer vor Hitze wabernden Hülle, die dem Leder seines Sessels Konkurrenz machen konnte. Faltig, braungelb und in den Furchen fast schwarz und knarrte bei Bewegung ebenso, wie das Leder, auf dem Balthasar saß. Sehnig traten die Muskeln auf dem Körper hervor. Die Extremitäten strotzten vor Kraft. Da sein Gast die Angewohnheit hatte, stets nackt aufzutreten, konnte Balthasar den Blick nicht von diesem überdimensionalen Gemächt wenden. Balthasar schluckte heftig, als er spürte, wie er darauf starrte und errötete. Sein Gast stieß ein heiseres Lachen hervor, was dieses beachtliche Teil auf und ab hüpfen ließ. Schnell ließ Balthasar seinen Blick weiter wandern, über die kräftigen Oberschenkel bis hinab zu den Füßen. Zu einem Fuß. Der andere hatte nicht die übliche Form und benötigte eher ein Hufeisen. „Es wird von mir erwartet, so aufzutreten. Auch wenn mich dieses Klischee ein wenig nervt, halte ich mich doch daran, was die Menschen sehen wollen“ bemerkte sein Gast abfällig, als die Begutachtung vollzogen war.

„Was willst du hier?“ entfleuchte Balthasar’s trockener Kehle. „Dein Engel, dieser Michelangelo, war doch erst hier gewesen. Mehr Zeit werde ich dir vorerst nicht gewähren!“ versuchte er jetzt mit fester Stimme klarzumachen.
„Du Narr!“ schnarrte es von der Bank. „Wenn ich wirklich wollte, würde ich sie bekommen, und das weißt auch du. Aber, ich bin hier, weil ich eines deiner Bücher brauche. Vielmehr möchte ich mir jemanden vorknöpfen….“ „Das geht nicht!“ rief Balthasar aufgebracht dazwischen. „ICH kann!“ brüllte sein Gast, der jetzt aufgesprungen war und zielsicher auf eines der Regale zustolzierte. Balthasar betrachtete den Hünen, der ihm seine Kehrseite zugewandt hatte, den gebogenen Rücken, in dessen Mitte sich die Wirbelsäule abzeichnete, eine Kette roher Knochen, umgeben von freiliegenden Muskelsträngen, die in einem festen Hinterteil endeten. Ein fleischiger Schwanz mit spitzem Ende ragte davor in die Höhe, zuckte ungeduldig hin und her.
In dem von diesem Monster angesteuerten Regal standen einige der ältesten Schriften, die sogar Balthasar noch nicht alle durchgesehen hatte. Eine dunkle Hand mit langen Fingern und schwarzen, gebogen Nägeln zog ohne Zögern ein Buch hervor, dessen Einband Balthasar noch nie gesehen hatte. Es musste daher eines der Bücher sein, die noch auf seine Entdeckung warteten.
Die Haut der Klauenhand verschmolz mit dem Einband des Buches. Er hatte die gleiche Oberfläche, sogar der Farbton war identisch. Balthasar überlief ein kalter Schauer. „Ja, es ist das, was du denkst.“ hauchte sein Gast erregt, strich fast zärtlich über das Leder, ohne sich zu Balthasar umzudrehen. „Sorgfältig abgezogen, gegerbt, getrocknet, gespannt und dann für immer mit diesem Buch verewigt. Einer meiner ersten Besucher in meinem bescheidenen Glutofen“ und wieder dröhnte das diabolische Lachen durch den Raum. Balthasar bekam eine Vorstellung, wie sein Gast in seinem Reich herrschte. Brutale Dominanz drückte der spannungsgeladene Körper des Dämons aus. Unerschöpfliche Kraft, genügend Boshaftigkeit und Verschlagenheit, alles zu tun, worauf er nur Lust hatte.

Mit dem noch geschlossenen Buch stand dieses über zwei Meter große Kraftpaket inzwischen vor ihm. Balthasar war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie dieser ihm sich genähert hatte. „Es geht um Michelangelo, meinen gefallenen Engel. Viel mehr um seinen Sohn. Michelangelo, mein wunderschöner Inkubus, hatte in einer äußerst schwachen Stunde zugelassen, dass sich nach einem Schäferstündchen aus seinem Samen neues Leben entwickeln konnte. Und aus diesem Nachwuchs entstand ein mächtiger Zauberer, der noch immer dafür sorgt, dass es in meiner Zuflucht nicht mehr allzu viel Zulauf gibt. Dabei trägt dieser Zauberer selbst beide Seiten in sich. Die Dunkle, ebenso wie die Weiße. Und verdammt noch mal, warum er es schafft, die Dunkle soweit zu beherrschen, so dass ich keinerlei Macht über ihn bekomme“ fluchte er und dabei stoben Hitzewellen über seinen Körper, umspielten seine Körpermitte, die sofort sichtbar reagierte. Balthasar’s Gedanken spielten damit, was dieser Dämon alles mit diesem Körperteil anstellte, doch verdrängte er diese auftauchenden brutalen Bilder sofort wieder.
„Ha ha ha, alter Mann, gib dir keine Mühe. Du weißt, dass ich deine Gedanken lesen kann, wie das Buch hier in meinen Händen. Ich lass dich nur das sehen, was ich dich sehen lassen will. Glaub mir, diese Bilder, die du eben zu sehen bekamst, waren noch die harmlosesten. Ich werde wohl schwach auf meine alten Tage“ und er schüttelte sich vor Lachen, über diese Vorstellung. „Wenn ich auf etwas bestehe, dann ist es zügellose Lust, das ungehemmte Ausleben aller Fantasien und Sehnsüchte. Du kannst dir ja denken, welche Werkzeuge ich dabei am liebsten benutze?“ grinste der Dämon weiter und schwang dabei seinen Schwanz vom Rücken nach vorne, umgriff ihn mit einer Klaue und ließ ihn wie eine Peitsche durch die Luft zischen. Balthasar wehrte sich heftig gegen die Bilder, die dieser Dämon in seinen Kopf pressen wollte. Schweiß stand auf seiner Stirn, die Temperatur im Raum hatte sich um etliche Grade erhöht, sein glühender Besucher sorgte für angeheizte Stimmung.
Dieser lachte noch einmal wild auf, ließ seinen Schwanz nach hinten sinken und griff mit beiden Händen nach dem Buch, um es zu öffnen.
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
bibber

Aber nett, dass ich auch darin vorkomme *gg*
Es geht um Michelangelo, meinen gefallenen Engel.

Gespannt auf Fortsetzung warte...
Harter Tobak!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und nun?

Kannst du nicht etwas schneller schreiben?

(Nein, lass Dir Zeit! Lieber langsam und gut als schnell und flüchtig ...)

Der Antaghar
Es fesselt einen ungemein.

Wo bekommt Lysira nur diese Ideen her?
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
@

Engel : aber Du bist viiiel lieber als Michelangelo *gg*

Antaghar: ich hoffe ich finde immer das richtige Mittelmaß *skeptisch*

Luna: vielleicht bin ich ja besessen?? *fiesgrins*

und es macht wirklich teuflischen Spaß für Euch zu schreiben...... *engel*

und hier gehts weiter......
****ra Frau
2.917 Beiträge
Themenersteller 
Die Wiege der Zeit 11



Balthasar starrte regungslos auf den Teufel, der mit gierigen Blicken das Buch öffnete. Er hatte nur eine leichte Ahnung, um wen es sich handelte, mit dem dieser Dämon abzurechnen hatte.

Ein greller Blitz durchschlug die Glaskuppel, ließ das Glas erzittern, erhellte den Raum kurzfristig mit unwirklichem Licht, die Wände der Bibliothek schienen für einen kurzen Moment aus den Fugen geraten zu sein und in sich zusammenzufallen. Dröhnendes Gelächter erklang aus der Kehle des Teufels, der das Buch zu Boden geworfen hatte und seine Arme ausgestreckt hatte, sich ekstatisch in dieser Urgewalt windend.
Doch so schnell wie dieser Moment entstand, war er auch schon wieder verschwunden. Vor die Sonne, die noch eben über der Kuppel stand, schoben sich tiefschwarze Wolken, die ein unheimliches Gewitter mit sich brachten. Blitze zuckten kreuz und quer durch die aufgeladene Luft. Balthasar’s Haare begannen unter der elektrostatischen Atmosphäre zu schweben. Mit zitternden Händen versuchte er seine Haare zu besänftigen, doch widerstanden sie diesem Versuch und umrahmten seinen Kopf wie einen Heiligenschein. Er gab es auf und betrachtete gebannt das Schauspiel, das sich vor ihm auftat.
Die Dunkelheit des Himmels senkte sich herab, ein Sturm zog auf, der nur durch die bösesten Mächte geschürt worden sein konnte. Eine Lichtsäule inmitten dieses Chaos drängte sich durch die Glaskuppel, ohne diese jedoch zu zerstören. Als die Spitze des Lichtes den Boden der Bibliothek berührte, wurde sie breiter, so dass darin bequem ein Mensch Platz hatte. Balthasar kniff seine Augen zusammen, um genauer hinzusehen und konnte Konturen in diesem bläulichen Licht erkennen. Sie schälten sie quälend langsam aus der Säule, die sich auf eine Handbewegung der Gestalt darin emporhob und durch die Kuppel zurückzog.
Ein hochgewachsener Mann stand vor dem Dämon. Silbern glitzerten die langen Haare, im Wettstreit mit dem langen Bart, der bis zur Taille des Mannes reichte. Ein einfaches Gewand, mit einem Ledergürtel zusammengehalten bekleidete ihn, in einer Lasche an diesem Gürtel hing ein Athame, das Zaubermesser der Zauberer. Dieser kurze Dolch glühte jetzt in Anwesenheit des Bösen. Die Füße steckten in ledernen, schlichten Sandalen. Stolz und Weisheit drückte die Haltung des Mannes aus, der keinerlei Angst vor seinem Gegenüber zeigte.

„Merlin“ flüsterte Balthasar ergriffen, dessen Herz wie wild zu pochen begann. Die beiden Kontrahenten nahmen ihn nicht wahr, sondern fixierten sich gegenseitig aus blitzenden Augen. „So also sehen wir uns wieder“ erklang eine selbstsichere Stimme, die nicht durch Lippen geformt wurde, sondern sich direkt in die Schädel der Anwesenden geschlichen hatte. Merlin machte sich nicht die Mühe zu sprechen, hatte er doch diese Art der Kommunikation für sich entdeckt. „Du weißt genau, dass noch so einiges zwischen uns ungeklärt ist, Merlin“ donnerte die Stimme des Dämons durch den Raum.
„Für mich gibt es nichts Ungeklärtes. Ich werde meinen Weg nicht verlassen, selbst wenn er dir Schwierigkeiten bereiten sollte. Artus wird König von England werden, die Menschen wieder in Frieden leben. Das Böse, das du versuchst unter den Menschen zu verbreiten, wird sich nicht halten können. Das aufkeimende Christentum wird wachsen, ungehindert durch dein Heer aus Hass und Gewalt.“
„Pah, das Böse wird sich nie besiegen lassen. Ihr mickrigen Druiden, die ebenfalls verschwinden werden, wenn der keltische Glaube untergeht, könnt die Menschheit nicht retten. Sie gieren nach dem Bösen, dem Hinterhalt und Verrat, um sich selbst zu bereichern.“ erwiderte der Teufel, dessen Hautoberfläche mit steigender Erregung begann, kleine Flammen abzusondern.
Unruhig scharrte er mit seinem Huf, stemmte seine Fäuste in die Hüften und beugte sich über Merlin. Dieser war schon groß, doch der Dämon überragte ihn noch immer mit einer Kopflänge. „Du bist in der Lage für dein und das Überleben deiner Druidenbrüder zu sorgen. Lass die Menschen weiterhin das tun, was sie wollen, sollen sie die Götzen anbeten, sich gegenseitig metzeln und so meine Hallen füllen.“ spie er Merlin ins Gesicht.
„Manchmal ist die Zeit gekommen, Änderungen zuzulassen. Selbst wenn dies das Ende der Druiden bedeutet. Wir werden ja nicht verschwinden, sondern in Zukunft im Hintergrund agieren. Das scheinst du zu vergessen, mein Freund“ lächelte Merlin und bewirkte mit diesen lautlosen Worten eine wahre Feuersbrunst auf der Haut des Dämons. Dieser brüllte auf und drehte sich einmal um die eigene Achse.
Die Bibliothek löste sich vor Balthasar’s Augen auf, für einen Moment glaubte er blind zu sein, denn es war nichts zu sehen. Ein beängstigendes Nichts umgab die drei Anwesenden, dann zischte es, als würde ein Vakuum gelöst und ein handbreiter Bannkreis in Brusthöhe umgab die beiden Streitenden.
Hinter Merlin öffnete sich eine weite, sonnendurchflutete Landschaft, die von einem grünen Wald beherrscht wurde. Balthasar konnte sogar einzelne Baumstämme erkennen, Vogelzwitschern hören und ein hellblauer Himmel umrahmte das friedliche Bild. Dann raste sein Blick hinüber zum Ort des Bösen. Hinter dem tobenden Teufel fauchte ein glutrotes Flammenmeer bis hinauf zur Glaskuppel. Die ausströmende Hitze verbreitete sich rasant, so dass Balthasar zu schwitzen begann. Er wagte keine Bewegung und fühlte sich zum Zuschauen verdammt.
Der Bannkreis, der um die beiden Feinde floss, bestand aus unzähligen Nebelringen und passte sich den Bewegungen der Beiden an. Er wich selbständig vor eventuellen Berührungen zurück.

„Du bist ein zäher Gegner, Merlin. Schon immer“ lachte der Teufel grimmig. „Doch auch ich habe so meine Mittel, das zu erreichen, was ich will. Ich will Seelen, die Seelen, die sich an dir und deiner Gutmütigkeit vorbeigeschlichen haben, oder versehentlich übersehen wurden. Ich giere nach dem Bösen, meinem Elixier“ steigerte sich der Teufel in Ekstase, die sich an seinem Körper sichtbar machte. Merlin schien unbeeindruckt über das hinwegzusehen, was drohend in seine Richtung zuckte. „Es wird immer passieren, dass ich nicht alle retten kann, doch werden für dich in Zukunft weniger abfallen, als du es dir vorstellen kannst.“ schickte Merlin ungerührt die Antwort direkt ins Hirn des Teufels. „Artus ist auf dem richtigen Weg, Morgana hat keine Macht mehr über ihn und wie willst du mir drohen, Bestie?“

Als hätte er auf diese Frage gewartet, hob der Teufel seine Arme in die Höhe, blickte Merlin schmeichlerisch in die Augen und flüsterte kaum vernehmbar: „Du willst es wissen?“ und ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er seine Arme wieder sinken und hinter ihm löste sich eine Silhouette aus der Gluthölle. Durch die zuckenden Flammen schritt ein lederbepackter Hüne, der es mit seinem Herrn an Größe fast aufnehmen konnte. „Nun? Erkennst du ihn?“ lachte der Dämon hämisch in Merlins Richtung. Merlin starrte auf die Gestalt, die sich mit festen Schritten näherte. Der Bannkreis öffnete sich einen Spalt und ließ die Person passieren, um sich sofort hinter ihm zu verschließen.
Der Hüne hatte den Blick gesenkt, das lange Haar umrahmte das Gesicht, bis er sich aufrichtete und Merlin hasserfüllt anstarrte. Die schwarzen Augen bohrten sich regelrecht in Merlins Hirn, der jetzt Mühe hatte, seine Emotionen in Griff zu halten.
„Vater“ stieß Merlin jetzt über seine Lippen heiser hervor und wankte leicht. „Wie rührend, ist das nicht ein nettes, gemütliches Familientreffen?“ rief der Dämon verächtlich. Michelangelo kam hinter seinem Gebieter hervor um seinem Sohn direkt gegenüberzutreten.
„Habe ich dich gezeugt, dass du es wagst gegen meinen Herrn zu kämpfen?“ donnerte Michelangelos Stimme. „In dir“ fuhr er fort „existieren beide Seiten. Du weißt, wie einfach es wäre, dich meinem Herrn anzuschließen. Warum gehst du verdammt noch mal den schweren Weg? Was kümmern dich die mickrigen Menschen und deren Wohlergehen?“ sprach er jetzt mit sanfterer Stimme und schritt auf den Druiden zu. Merlin hatte nicht damit gerechnet, mit seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden. Dieser Punkt ging an seinen Gegner. Der Teufel hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt und grinste siegessicher zu Vater und Sohn. Die Flammen auf seiner Haut hatten sich beruhigt und züngelten auf Sparflamme um seinen Körper. Er vertraute seinem Geschöpf, dem gefallenen Engel und dessen Macht über die Frucht seiner Lenden. Merlin spürte wie ihm schwindelig wurde, Zweifel in seinem Inneren stoben umher. Er spürte den dunklen Drachen in seinem Leib rumoren. Den, den er stets unterdrückte, damit der weiße Drache sein gutes Werk vollbringen konnte.
„Sieh es so, Merlin“ floss Michelangelos jetzt seidenweiche Stimme in Merlins Bewusstsein „mein Herr wird dir dankbar für jede Seele sein, die du ihm übergibst, doch welche Dankbarkeit erwartet dich bei den Menschen? Werden sie dir je danken, für das, was du ihnen gibst? Werden sie es überhaupt erkennen?“ Michelangelo hatte seinen schweren Arm um die Schultern des Druiden gelegt, der wie paralysiert von dieser Berührung dastand. Merlin drehte seinen Kopf in Richtung des Mannes, dem er sein Leben zu verdanken hatte. Listig blickten die schwarzen Augen, die die schwarze Seele seines Trägers widerspiegelten. Er straffte sich und konzentrierte sich auf die Worte, die er übermitteln wollte: „Nein. Nicht alle werden es bemerken, nicht alle werden mir danken, aber dies ist auch nicht der Grund weshalb ich mich dieser Sache verpflichtet habe.“ Jetzt glitt sein Blick hinüber zum Herrn der Finsternis. „Es muss ein Gleichgewicht geben. Deshalb hast du mich gezeugt, Vater. Ja, ich trage das Dunkel ebenso in mir wie das Gute. Ich allein bin in der Lage zu entscheiden, in welche Richtung sich die Waagschalen bewegen werden. Den Teil, den du mir mitgegeben hast, werde ich für immer in mir tragen, doch ob ich ihm die gleiche Macht gebe, wie der guten Seite, liegt bei mir. Und weder du noch dein Gebieter, der mich nie neben sich akzeptieren würde, werden darauf jemals Einfluss nehmen können.“ Damit schüttelte Merlin den Arm seines Erzeugers von seinen Schultern und drehte beiden den Rücken zu. Der Bannkreis hielt ihn jedoch in unmittelbarer Nähe des Bösen.

Balthasar hielt die Luft an, als er diese Szene beobachtete. Er wartete auf die Eskalation dieser angespannten Situation. Merlin blickte Balthasar direkt in die Augen und ließ nur für ihn hörbar die Worte durch den Raum gleiten: „Herr der Zeit, du allein bestimmst über die Zukunft. In deiner Macht liegt es, dafür zu sorgen, dass das Gleichgewicht für alle Zeiten bestehen bleibt.“ Kaum war das letzte Wort verklungen, als die Wut des Teufels losbrach. „Du undankbarer Wurm. Was glaubst du, wer du bist?“ Geifer tropfte aus dem verzerrten Mund des Dämons, Zentimeter hohe Flammen versenkten die Haut seines Körpers und ein widerlicher Gestank stieg über ihm empor. Balthasar musste würgen, als er diesen einatmete und die Angst ließ ihn in seinem Sessel tiefer rutschen. Merlins Blick huschte sanft über Balthasar, dann drehte er sich erneut in die Gefahrenzone. Michelangelo stand jetzt neben seinem Herrn, die Kiefer fest aufeinander gepresst, so dass die Kaumuskeln hart unter der Haut mahlten. Der Teufel tobte. Der Schwanz hinter seinem Rücken peitschte wild hin und her, die Wut ließ das Maß in seiner Körpermitte um das Doppelte anschwellen, was ihn noch mehr erregte. Seine krallenbesetzten Finger stießen vor um Merlin zu packen und in Stücke zu zerreißen. Doch Michelangelos große Hand packte die Schulter seines Herrn und riss diesen in seinem Schwung zurück. Durch die Energie dieses Rucks wirbelte der Teufel um die eigene Achse, sein Schwanz zuckte durch den Raum, knapp an Merlins Gesicht vorbei. Der schneidende Luftzug, der dadurch erzeugt wurde machte Merlin für einen kurzen Moment atemlos. „Du Abtrünniger!“ schrie der Teufel Michelangelo entgegen. „Du hast versagt bei deiner Brut und jetzt wagst du es, mich an meiner Rache zu hindern?“

Balthasar wagte einen verstohlenen Blick auf den Rücken der Bestie, die durch die Flammen der Wut langsam verzehrt wurde. Das kräftige Skelett schimmerte bereits durch die wabernde Hitzeschicht, die Muskelfasern schienen unter der Hitze zu schrumpfen, der Gestank des verbrennenden Fleischs wurde unerträglich. Noch bevor Michelangelo unterwürfig seinen Herrn um Vergebung bitten konnte, hatte dieser ihn ergriffen, mit beiden Händen am Kragen gepackt und in das Flammenmeer geschleudert. Hungrig umschlossen die zuckenden Feuerteufel den Körper, der mit einem grauenvollen Schrei darin verschwand. Jetzt wirbelte das zornige Flammenmonster herum und starrte mit wahnsinnigem Gesichtsausdruck auf Merlin. Der Huf schabte über den Boden, die Flammen schossen höher und Balthasar wollte sich erheben, um Merlin zur Seite zu stehen. „Bleib!“ drang der Befehl Merlins in seinen Kopf und Balthasar fiel kraftlos zurück in seinen Sessel.
Mit ungebändigter Wut kam der Dämon vor Merlin zu stehen. Die brennende Fratze strahlte eine unglaubliche Hitze ab, die Merlins Haut fast zum Schmelzen brachte, doch unbeeindruckt hielt er stand. Er würde dem Teufel für alle Ewigkeiten Widerstand leisten und das drückte seine stolze Haltung jetzt unmissverständlich aus. Das Minenspiel des Dämons war klarer zu lesen als jedes Buch hier in diesem Raum, Balthasar fürchtete um die Eskalation, die nun entstehen würde. Der Teufel hob seine geballte Rechte, die von weißglühenden Flammen umhüllt war und stieß sie genau an die Stelle, an der Merlins Herz saß. Ein gleißender Feuerball schoss durch die Luft, doch bevor dieser sein Ziel erreichen konnte, löste sich Merlin in glitzernden Sternenstaub auf und wirbelte als leuchtender Sternenschweif durch die Glaskuppel.

Beim Anblick seiner Niederlage brüllte der Teufel, dass die Wände bebten. Balthasar schlug seine Hände auf die Ohren und konnte dennoch nicht anders, als die Szenerie weiter zu beobachten. Der abgefeuerte Feuerball stob durch die Bibliothek an den Regalen vorbei. Balthasar befürchtete, das Feuer würde seine Schätze in Brand setzen. „Wir sehen uns wieder, Merlin!“ schrie der Teufel in die Höhe, kurz bevor er als blaue Stichflamme verschwand. Seine Hinterlassenschaft, das fliegende Feuer, suchte das Buch, das aufgeschlagen auf dem Boden lag. Ein Fauchen ergriff das alte Pergament und verpuffte in staubigem Rauch.
Einfach nur Klasse!

Da bleibt einem die Luft weg!

Danke
Luna
**********Engel Frau
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Gruppen-Mod 
Mir fehlen die Worte... wow.
Da wirkt Alles,
was man als Kommentar schreiben könnte, abgedroschen und schal!

*anbet* laf
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