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Das Untier

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Das Untier

O dieses ist das Tier, das es nicht giebt.
Sie wußtens nicht und haben jeden Falls
— sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals
bis in des stillen Blickes Licht — geliebt.
(aus Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus. Zweiter Teil, Vers IV)


Oh, wie ich habe ihn geliebt. Habe ihn so sehr begehrt, dass ich mich nicht beherrschen konnte.

Oft habe ich ihn heimlich, aus meinem Versteck heraus, betrachtet.
Seine Kühnheit, seine Wildheit, der Schwung seines Halses, das Beben seiner Flanken. Seine Sanftmut schien unendlich, wenn er stolz durch den Wald schritt. Witternd, immer auf der Hut. Sein Tritt kaum vernehmbar auf moosigen Steinen.
Dort, wo die wilden Rosen blühen, dort hatte ich mich versteckt. Oh, ich werde mich immer an den Duft der Rosen erinnern, wenn ich an ihn denke.
Als er auf die Lichtung kam, hielt ich den Atem an, so schön war er. Weiß und schimmernd war er, wie das Mondlicht das seine Strahlen durch die Bäume schickte. Mit einem Mal, da hielt er auf mich zu. Sein Blick war so klar, wie die Sterne, die in dem kleinen See funkelten. Ich duckte mich tiefer ins Rosendickicht, doch konnte ich seinem Auge nicht entkommen. Da fiel meine Scheu von mir ab und ich sang ihm mein Lied.
„Was tust du mir an, schöne Jungfer?“ sprach er zu mir. „Du weißt doch, dass ich deinem Bann nicht widerstehen kann!“ Sein Blick war wissend. Er trat zu mir und legte seinen gehörnten Kopf in meinen Schoß.

Plötzlich zerbarst meine Welt. Schwerterklingen und kehlige, schmutzige Männerschreie erfüllten den Wald. Laute Rufe „wir haben das Untier“ erschallten. Ein heilloses Gemetzel. Alles war so durcheinander, war so rot von seinem Blut, war so voller Lärm, als er, ohne sich zu wehren auf meinem Schoß zusammenbrach.
„Jungfer, was tust du mir an!“ sagte er, als er mit einem letzten Zittern seine Lider schloss.

Man hievte mich hilflos über Schultern, warf mich in die Luft und ließ mich hochleben. „Die Jungfrau hat das Untier für uns gefangen!“

Wie sehr habe ich ihn geliebt. Und ihn durch mein Begehren getötet. Doch wird das niemand jemals wissen. Der Duft der wilden Rosen aber wird mich immer erinnern.


© Rhabia 16.10.2010
Die Jungfrau mit dem Einhorn (c) Rhabia
oh, ich befürchte...
...es wird gefährlich, mit dir über des schwarzen Waldes Pfade zu wandeln.

Ach ja, ich vergaß. Deine Geschichte handelt von einer Jungfrau. Also besteht keine Gefahr für das Einhorn, für welches auch immer.

Aber ansonsten hast du eine sehr schöne Geschichte geschrieben.

Danke.
!b
Eine Geschichte, die Kindheitsträume wach ruft um sie dann in einen wundersamen Frauentraum zu wandeln... ach wie sehr wünschte ich ein Happy End...doch ist es so wohl stimmiger...

Danke für die schöne gefühlvolle Geschichte Rhabia...
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die man noch ein wenig verbessern könnte (*), gefällt mir als erklärter MA-Freund dieses anrührende kleine Stück natürlich gut. Ich lese das gerne - und finde den Schluss zwar bedauerlich, aber realistisch und treffend.

Wir Menschen haben im Laufe der Jahrtausende noch alle Einhörner und andere wunderbare Wesen getötet - manchmal durch unsere Gier, oft auch durch unsere Unbedachtheit ...

*

(*) zum Beispiel: statt
Als er auf die Lichtung kam
lieber: "als er auf die Lichtung trat" oder "als er die Lichtung betrat".

Oder auch die beiden Wörter "beherrschen" (hier würde vielleicht "zügeln" von Stil und Sprache her besser passen) oder auch "durcheinander" (ich würde "verwirrt" o. dgl. vorschlagen). Sonst hast Du Sprache und Stil wunderbar getroffen, liebe Rhabia. Mein Kompliment!

(Der Antaghar)
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Herzlichen Dank für die Komplimente!
Und danke für die sprachlichen Tipps, Antaghar.

lg
Rhabia
Beim ersten Lesen war ich von Sprache und Textlänge
nur mäßig begeistert. Allerdings kann ich mir vorstellen,
dass die Geschichte authentischer und intensiver
rüberkommen würde, wenn sie sprachlich stärker
harmonisiert wäre. Anthagars Hinweis hat mir geholfen
zu verstehen, was mich da "gestört" hat.

Das Motiv und die Verkürzung der Geschichte auf den Kernprozess
gefallen mir - wie immer - sehr gut.

LG Dieter
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Kleiner Nachtrag
Ich hab mir nur einen, kleinen Satz noch einmal "vorgeknöpft". Als Fan von Mittelalter und der entsprechenden Sprache bin ich der Meinung, in solchen Geschichten sollte auch der Ton von damals und die passende Sprache getroffen werden.

Und so kannst Du, liebe Rhabia, einfach mal die folgenden beiden Sätze miteinander vergleichen - und dann die Geschichte überarbeiten und an ihr feilen. Dann könnte sie ein richtiges Kleinod werden.

Als er auf die Lichtung kam, hielt ich den Atem an, so schön war er.

Oder zum Beispiel: "Als er die Lichtung betrat, stockte mir ob seiner Schönheit der Atem."

*g*

(Der Antaghar)
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Danke, Antaghar, ich bin gerade dabei, deine Hinweise in die Tat umzusetzen.

Ob ich der Geschichte dann vielleicht noch eine Wendung gebe?
Ich weiss nicht so recht...
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine Wendung, liebe Rhabia? Ich weiß nicht ...

Mir gefällt die Handlung so, wie sie ist, auch in dieser knappen und nur auf das Wesentliche beschränkten Form. Nur Sprache und Stil würde ich etwas anpassen.

Viel Freude dabei!

(Der Antaghar)
NEEEEEEEE, nix Wendung!
Das ist schon ohne die Korrekturhülfen solch schmackhafter Pannekauken. Bitte nicht noch mal wenden. Da wäre der Pardauzgefahr Nähe drohend dergestalt genau wie in Deines kostbar Kleinod Ende! Oder so. Kommatawo nixweiß.

beeindruckt *anbet* laf
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