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Unpünktlich

Unpünktlich
Der Schlüssel dreht sich im Türschloss. Erschrocken schaut sie zur Uhr auf dem Küchenschrank. 15 Uhr, er ist viel zu früh.

Fahrig wirft sie das angefangene Buch in die Ecke, stürzt auf dem schnellsten Weg zur Küchentür. Schnell sucht ihr Blick noch die Wohnung ab, ist alles an seinem Platz? Ja, alles ist wie immer.
Die Außentür fällt ins Schloss, das beständige „Hallo mein Schatz“ ertönt bereits aus dem Windfang. Sie stellt sich wie jeden Abend in den Türrahmen vom Flur zur Küche.
Sie streicht ihr Haar und Kleid glatt, oh nein- sie vergaß die Schürze abzunehmen, zu spät die Tür öffnet sich und augenblicklich verfällt sie körperlich in eine demütige Haltung.

Ein Bild wie jeden Abend bietet sich ihm, als er die Tür öffnet und seinen Blick suchend durch die Wohnung gleiten lässt, obwohl er früher ist. Erst dann schaut er zu ihr und sein Blick erstarrt. Er geht auf sie zu, hebt mit dem rechten Zeigefinger ihr Kinn an. „Seit wann begrüßt du mich mit Schürze?“ Durchdringend schaut er sie an.

Sie hatte zwar die Schürze vergessen, aber er war doch zu früh. Gerade wollte sie ihn darauf hinweisen, als er sanft seinen Zeigefinger auf ihre Lippen legt. Eine Erinnerung schießt durch ihren Kopf, früher hat er so seinen Finger immer auf ihre Lippen gelegt , um sie dann genau an der Stelle liebevoll zu küssen. Doch bevor dieses warme Gefühl sich in ihr ausbreiten kann, erklingt seine kalte Stimme wieder.

„Du kennst die Strafe!“ Sie nickt mit gesenktem Kopf. Dreht sich langsam um und geht vor in die Küche. Er setzt sich am Küchentisch in den großen Stuhl, sie stellt sich vor ihn hin, legt Stück für Stück ihre Kleidung ab. Leidenschaftslos und alles fein säuberlich zusammenfaltend legt sie die Sachen seinem inneren Ordnungsschema folgend auf die Anrichte.

Er schaut aufmerksam und konzentriert zu, jederzeit bereit einzugreifen, wenn ihr ein Fehler unterlaufen sollte. Dann greift sie zu der zerbeulten Pappschachtel ganz oben auf dem Küchenschrank.

Sein Blick folgt dabei jeder Bewegung ihres Körpers. Sie stellt die Schachtel wie immer auf den Hocker neben seinem Stuhl und öffnet den Deckel.

Sie schaut ihm in die Augen, wie immer in diesem Moment wünscht sie so sehr, er würde nun abbrechen. Er schaute sie fest an. Demütig senkt sie den Blick, öffnet die Schachtel und nimmt das alte abgewetzte Brett in beide Hände. Sie fühlt das geschundene Holz unter ihren Fingern und ein Schauer läuft durch ihren Körper. Alles in ihr geht auf Abwehr und ihr Muskelspiel verrät äußerste Anspannung.

Dann legt sie das Brett vor ihm auf den Küchentisch. Heiße Lust ist plötzlich in seinen Augen zu erkennen und seine Hände gleiten voller Wonne über seine Oberschenkel. Dann fasst er in die Stahlschatulle hinter sich, holt Stein für Stein heraus und ordnet sie vollendet auf dem Tisch an. Er behält sie dabei genau im Auge, denn ab jetzt durfte ihm kein Fehler unterlaufen, er schaut auf ihre sich in der Kälte aufrichtenden Brustwarzen, ja – das Spiel konnte beginnen.
Mit einem eiskalten Blick fordert er sie auf Platz zu nehmen. Sie folgt ergeben.

„Gib’s mir Kleines, zeig mir was in Dir steckt!“

Wie hatte sie auf diesen immer wiederkehrenden Satz gewartet. Sie greift hinter sich in die Holzschatulle, heute ist alles anders als sonst, unter dem schwarzen Seidentuch fühlt sie den eiskalten Stahl.

Ihre Hände beginnen zu zittern, ihr Körper zuckt unruhig. Er schaut sie streng an, sie soll sich konzentrieren.

Sie tut ihm den Gefallen, zieht die Waffe heraus, legt sie an seine Stirn und mit einem Knall erscheint für eine Sekunde in seinem ungläubigen Blick ein Hauch von Anerkennung und Respekt…

… sie zieht sich an, sie räumt auf, das „Mensch ärgere Dich Nicht – Brett“ wieder in die Schachtel, die Steine in die Stahlschatulle, die Waffe gereinigt in die Holzschatulle neben den großen Spielewürfel, den Mann in den Müllcontainer.

Dann geht sie in die Küche, schaut auf die Uhr. 16 Uhr 45, wie immer geht sie ins Bad, richtet ihre Frisur und hängt ihre Schürze an den Haken. Dann stellt sie sich in den Türrahmen - punkt 17 Uhr - ach ja, sie hasst Unpünktlichkeit.



by honeypepper 16102010
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Whow, da hast Du die Spannung aber toll aufgebaut.
Chapeau!
Gruselige Story!

Mir bleibt ein wenig schleierhaft, warum sie ihn abknallt. Nur wegen der Unpünktlichkeit? Mmmh ...

Aber flott geschrieben!
Erst einmal danke für die Kommentare.

"abknallen" eigentlich eher aus dem sich immer weiter steigernden täglichen Druck, die Unpünktlichkeit dann einfach ein gefundener Grund

und vielleicht auch ein wenig *zwinker* weil sie Brettspiele nicht mag.

Aber danke für den Hinweis, so gelesen, tatsächlich nicht ganz ersichtlich.

*blume*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Hui ... mir gehts wie Gud_rune ... das mit dem Erschießen ist nicht wirklich ersichtlich und auch nicht, was es mit dem Brettspiel auf sich hat.


Flotte Geschichte.


Herta
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Spannung pur, super aufgebaut.

Nur hänge ich auch ein wenig am Ende fest... also das mit dem Erschießen hab ich inzwischen kapiert und das mit dem Brettspiel... ja, ich denk, das hab ich auch verstanden. Er spielt halt gerne damit und zwingt sie immer dazu und sie hasst es.

Aber was sich mir nicht erschließt ist, warum sie dann wieder im Türrahmen steht. Wartet sie nochmal auf jemanden?

Also die Geschichte ist super spannend, gefällt mir echt klasse!
Nur der Schluss... hm... der verwirrt doch noch etwas.
Ich finde die Story ebenfalls sehr spannend auf gezogen.
Wobei mir der schwarze Humor, der die Geschichte trägt,
besonders gefällt.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Als Geschichte an sich schon irgendwie spannend. Aber auch ich vermisse eine klare innere Logik.

Selbst wenn man Brettspiele und all das einfach nicht mehr ausstehen kann, dann kann man doch meine Sachen packen und verschwinden ... Muss man deshalb gleich jemanden erschießen? Und worauf wartet sie zum Schluß (bzw. auf wen?)

Aber dennoch herrlich, dieser makabre Humor:

... den Mann in den Müllcontainer ...

(Der Antaghar)
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
... den Mann in den Müllcontainer ...
kicher Ja, der hat mir auch seeehr gut gefallen!
Wer hatte nicht schon diese Phantasie... *smile*
danke für eure impulse
In meinen Geschichten greife ich gerne Episoden auf, Momente auf Lebenswegen, ohne Anfang und ohne Ende.

Eine Vorgeschichte führt zu diesem Punkt und von hier aus wird es weiter gehen. Ich schaue nur auf einen kleinen Ausschnitt.

Wer folgt schon einer inneren Logik, wenn er zur Waffe greifen würde?

Wo bliebe der schwarze Humor, wenn alles durch Koffer packen und gehen erledigt würde. Wo es doch gerade hier häufig die kleinen Auslöser sind, die ungwohntes nach sich ziehen.

Was soll sie anderes tun, als sich um 17 Uhr in den Türrahmen zu stellen? Steht sie dort doch nicht, weil sie auf jemanden wartet, sondern weil sie es nicht anders kennt.

*blume*
Ein unerwartetes Ende mit vielen offenen Fragen.

Es hätte eine super spannendes D/s Spiel werden können. Das hatte ich eigentlich erwartet.

Luna
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aber genau das gefällt mir ja an der Geschichte.
Es kam nicht das, was man erwartet hatte! *g*
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****ia Frau
22.263 Beiträge
klar, das macht den Kick!
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