Golem des Spülens
Die all fine machineGleich vorweg: Ich liebe sie. Die Spülmaschine. Wen sonst?
Ich halte sie nach der Treppe, dem Flugzeug, auf jeden Fall VOR der Waschmaschine, als die Ausgeburt der sagenumwogenen Ingenieurskunst.
Zumal einer weiblichen Genese: Mrs. Cochrane hat uns 1886, und insbesondere mir, einen gottesgleichen Dienst, wenn mir an dieser Stelle diese euphemistisch blasphemische Bemerkung gestattet sei, erwiesen.
Den männlichen Part an der Erfindung kehre ich hier bewusst unter den Teppich!
Ich liebe ihre Ersparnis - an Wasser, Arbeit, eventuell Energie (was leider von der Warmwasserbereitung der Hausleitung gegenüber der wärmetauschenden Effizienz der Maschine bestimmt wird), an trockenen und rissigen Spülhänden, an abwesenden Rückenschmerzen und an Lebenszeit vernichtendem Dasein.
Wobei hier eine Einschränkung angebracht erscheint: die kontemplative Beschäftigung mit dem Nichts außer dem Spülvorgang selbst, ist indes im rechten Augenblick eine meditative Übung, die dem psychischen Gleichgewicht dienlich sein kann.
Ach – und die eventuelle Wasserersparnis mit Helfe der Wenig-Wasser-Schwamm-Chargen-Spültechnik!! Dies bitte ich nicht zu vergessen.
Doch sie verliert ihre bestechend scharfe Argumentation, wenn sie nur halb, drittel, viertel beladen für über eine Stunde durch die sich verändernden Wasserzustände läuft.
Töpfe, Pfannen, schlicht Grob- und Großgeschirr nehmen ihr die Kapazität ihre Verbrauchsarmut auszuspielen.
Zudem ihre chemisch und biologisch sehr brisante Nahrung auf die Abbauleistung der endständigen Kläranlagen einen sehr negativen Einfluss hat, weil für die Elimination dieser Nahrung die Kläranlagen-Bakterienkohorten aufgestockt werden müssen.
Hinzu zu zählen wären darüber hinaus noch, wenn ich mir eine Bilanzierung zwischen dem herkömmlichen Spülgebarens mit dem meines Lieblings Minna erlauben wollte,
die Erschaffung ihrer selbst, ihre pflegliche Behandlung, ihren Platzbedarf, den ein solcher Schatz im Leben immer einnehmen wird.
Doch, es bricht mir das Herz, muss ich mit ansehen, Gewahr werden, erleben, ja fühlen, dass meine Geliebte auf einem Effizienz- und Gütegrad von unter 50% läuft.
Dies ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass gerade ich, diesen schönen alten Bus fahre, der zum Leidwesen der Gesellschaft in der wir leben zu den Stinkern unserer Straßen gezählt wird. Zuviel NOx. Und so muss ich mir Absolution erkaufen, indem ich mich auf anderweitigen umweltentflüssenden Wegen emphatisch engagiere.
Doch dieser Zustand – das Halten und Fahren eines Altdiesels - befreit mich zumindest dauerhaft vom Image des Öko-Nazis, dessen ich schon mal nahezu bezeichnet worden wäre. Unfassbar.
Ich konnte dies glücklicherweise verdammt argumentationsreich abwenden.