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Der Schwertmeister von Danaw (Teil 1)

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Der Schwertmeister von Danaw (Teil 1)
Der Schwertmeister von Danaw (Teil 1)

Seit unzähligen Monaten brannte der Sonnengott unbarmherzig auf das Land hernieder und machte aus den fruchtbaren Wiesen eine braune Wüste. Bald war aus dem blauen Band des Leben spendenden Flusses Cleet ein dünnes Rinnsal geworden, dann eine streckenweise matschige Rinne und schließlich war nur noch ein rissiges braunes Etwas in der Landschaft auszumachen, das etwas dunkler als der Rest des Landes eine Art Weg wies. Es war ein Weg ins Nichts, ins Nirgendwo, ins Ungewisse und Furchtbare. Cleet war gestorben.

Diesen Weg, diese Straße der Dürre, den Wegweiser Sulurns ging Lykin Adak, der letzte Krieger der Adamen. Er war vom Magier Omar Yanigi ausgesandt worden, den Regen zu suchen. Lykin zur Seite standen lediglich sein Können als Schwertmeister, sein Schwert Manakis und das magische Buch von Thib, dessen Stimme ihm den Weg zeigen sollte.

„Thib, wann werde ich den Tempel erreichen?“, fragte er zum wiederholten Male und das Buch antwortete: „Bald, verehrter Schwertmeister. Es sind nur noch wenige Meilen zu gehen.“ Lykin wurde langsam zornig. Diese Antwort bekam er seit nunmehr drei Tagesmärschen und die Meilen wurden nicht weniger. „Weißt du denn überhaupt, wo dieser dreimal verfluchte Tempel zu finden ist?“, fragte er ungehalten obwohl er genau wusste, das Buch würde sich nicht mehr melden, wenn er im Zorn sprach. Genauso war es. Thib verschloss sich und nichts war mehr zu hören. Ein leises Summen an seiner Seite zeigte ihm an, dass das Schwert etwas entdeckt hatte. „Was ist Manakis? Was hast du gefunden? Wenigstens du lässt mich nicht im Stich.“ Er zog das Kurzschwert aus der Lederscheide und sofort wies es mit der Spitze ins Landesinnere. Beinahe fühlte sich Lykin dorthin gezogen. Wenn er Manakis jetzt losgelassen hätte, wäre sie vor ihm hergeflogen wie ein Vogel, aber das durfte er nicht zulassen. So festigte er den Griff um den Knauf und rannte los. „Manakis, nicht so schnell“, versuchte er das Schwert zu bremsen, aber sie schien es eilig zu haben.
Das Vibrieren in ihrem Inneren setzte sich in seinen Fingern, der Hand und dem rechten Arm fort. Er fühlte, wie es sein Blut in eine Art Rausch versetzte und seine Gedanken zu umnebeln drohte. „Manakis!“, flehte er. „Hör auf! Du tötest mich.“ Doch das Schwert hastete weiter, wurde sogar noch schneller. „Lass mich los“, hörte er die Vibration und er erschrak darüber. „Nein!“
„Lass mich fallen, Lykin, dann werde ich dich verlassen und zu dir zurückkehren.“
„Es gibt keinen Schwertmeister ohne Schwert, Manakis. Ich kann dich nicht loslassen.“
„Tu es, Meister!“
Manakis wurde schneller, schon schimmerte ihr Metall in der gleißenden Sonne und blendete ihn. Da ließ er endlich los und fiel in den Staub der Wüste. Schwer atmend blieb er liegen. Sulurn brannte auf ihn und schien ihn mit seinem Glanz zu verhöhnen.

Manakis war weg, Thib war stumm und beleidigt im Beutel an seiner Seite und er brachte nicht mehr die Energie auf, auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Lykin blieb wo er war. ‚Ich habe versagt, Omar, bin das Metall nicht wert, das ihr in mich investiert habt. Ihr werdet alle verdorren, denn ich konnte den Tempel nicht finden. Sulurn wird euch einen nach dem anderen holen und sich an eurem Blut gütlich tun’, dachte er in seinem Elend.

Der Sonnengott brannte Löcher in die Gedankenwelt des Schwertmeisters, suchte Zugang zu ihm zu finden, um endlich die lebenden Lande beherrschen zu können. Denn es war geweissagt worden, der letzte Schwertmeister aus dem Geschlecht der Adamen würde die Herrschaft der Götter über die Menschen brechen. Nun wartete Sulurn gehässig grinsend auf seiner Bahn und schickte seinen kleinen Bruder Toem auf Reise, damit er das Land noch mehr ausdörrte. Noch stöhnte es zu wenig unter der Last der Dürre und Toem blies seinen feurigen Atem über die Wüste und Lykin verlor das Bewusstsein.

Der letzte Schwertmeister der Adamen, der vermeintliche Retter Danaws lag im Staub der Wüste und opferte sein Leben dem Land, das ihn aufsog und immer tiefer einatmete.

„Lamaris Freudenkind der Wüstenfüchse
Bodenleckender Feuerwind der Hexenbüchse
Lass mich durch und lass mich gehen
Verpiss dich Sulurn, Toem bleib jetzt stehen.“

Ein leiser Singsang führte Manakis durch die Wüste und lockte sie immer weiter weg vom Meister. Doch dann hatte sie die Stimme gefunden und fuhr vor der dünnen hohen Gestalt in den Boden. Die verbeugte sich vor dem Schwert und sagte: „Schön dich zu sehen, Manakis. Führ mich zu deinem Meister.“ Das Wesen war von Kopf bis Fuß in schwarzes Leinen gehüllt, nur ein paar grüne Augen lugten aus einem Geviert heraus das Schwert an. Dann griffen behandschuhte Hände aus den Seiten und packten Manakis fest am Griff. Das Schwert wehrte sich nicht dagegen, denn normalerweise konnte nur ein Schwertmeister ein mit Magie getränktes Schwert fassen. Lachend schwang das Wesen Manakis in der Luft, dass sie sang. „Schwester!“, rief sie, „siehe! Ich bin Lamaris! Juhu! Und jetzt bei allen Höllenwinden, führ mich zu deinem Meister!“ Dann sang sie wieder ihr kleines Lied und sie ging in einem stummen Kokon aus Schatten, den ihr Mantel um sie wob und kein Feuersturm konnte ihr etwas anhaben.
Hertel,
was heckst du da wieder Schönes aus?!

*zugabe*laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Dank Oh Olaf

... das wird ein .... ein

ein ...

ein ...

Gladiatorenkampf auf Danaw *barbar*

*fiesgrins*

Öh ... keine Ahnung, ob es das wird, auf jeden Fall wirds "göttlich"
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ihr macht mich echt fertig ...

Lysira hält mich in ständiger Hochspannung - und jetzt fängst Du auch schon wieder damit an, liebe Herta ... Wie soll ich das bloß aushalten?

(Der Antaghar)
Was denn Anderes, als
Toren können von uns beschrieben werden?

bin glad i a tor *blume* laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
*tuete*

Wenn ich jetzt Sulurn hieße, würde ich hämisch grinsen. Zum Glück bin ich es nicht, nur jemand mit absonderlichen Ideen und komischen Namen im Hirn ...

der endlich oder beinahe wieder Zeit für eine ordentliche Geschichte hat.

*sonne*

Herta
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
Fortsetzung?
Wo bleibt die????
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich bitte um etwas Geduld

*lach* sobald ich sie geschrieben habe, gibt es sie zu lesen. *ggg*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Teil 2
Lamaris schien über den heißen Sand zu schweben, währenddessen sang sie ihr unsinniges mit Beleidigungen gespicktes Lied, dazwischen lachte sie. Endlich, Manakis fuhr mit ihrer Spitze ungeduldig von einer Seite zur anderen, kam sie an die Stelle, wo sie den Meister zurückgelassen hatte.
„Na, wo ist er, Manakis?“
Doch das Schwert antwortete nicht. Zitternd befreite es sich aus der Hand der Frau und schwebte wenige Zentimeter über dem Boden. An einer Erhebung hielt sie an und strich leicht darüber. Ein schwarzer Haarschopf kam zum Vorschein. Schnell brachte Lamaris die wenigen Schritte hinter sich und grub Lykin aus.

Gedankenlos ergab er sich dem Land, wollte es mit sich selbst tränken und hatte dennoch das Gefühl, dass es falsch sei. Doch da hatten ihn Sulurn und Toem bereits erspäht und in ihren Bann gezogen. Sulurn, der mächtige Sonnengott, der seit undenklichen Zeiten an eine feste Himmelsbahn gebunden war, wollte endlich die Freiheit zurückhaben. So hatte er begonnen, seine jüngeren Geschwister nach und nach für sich zu gewinnen. Toem und Warawis waren seine treuesten Helfer, wenn auch Warawis etwas verärgert war, weil Sulurn soviel Wasser verdampfen ließ. Doch regengepeitschte Sturmwinde ließen ihn verstummen.
Sulurn war einmal einer der drei großen Götter gewesen, bevor ihn die Göttermutter bestraft und am Himmel festgebunden hatte. Schon damals vor Abermillionen Jahren war er der Versuchung erlegen, die Herrschaft aller Lebewesen zu übernehmen. Seine Sehnsucht hatte sich nicht geändert, auch nicht die Mittel, wenn dann war er noch unbarmherziger geworden und er kannte kein Mitleid mit den lebenden Wesen, denen er mit seiner Kraft alles Leben aussaugte und sich daran labte.

Jetzt betrachtete er den Mann, der einem Wurm gleich in der Sonne briet. ‚Dieses Ungeziefer muss ausgemerzt werden’, dachte er bitter. Vor gar nicht langer Zeit, aber das Geschlecht der Menschen war noch jung, hatte einer aus der Familie Adak versucht, ihn zu vernichten und nur noch seine leere Hülle als Lichtspender am Himmel zu lassen. Damals war die Sage vom letzten Adamen entstanden. Der lag nun im Sand der Wüste und starb. Sulurn grinste gehässig und streckte einen Arm nach dem Mann aus. ‚Lykin Adak, bald gehörst du mir, du wirst mir dienen, deine Hülle wird leer im Sand verdorren.’ Da bewegte sich der Mann und streckte den Arm. Stumm lauschte er Sulurns Reden von Macht und Herrschaft. Immer stärker wurde der Gott, sodass Lykin dachte, es gäbe keine Chance auf ein Entkommen. Jeder Weg den er einschlagen konnte, schien nur Sulurn in die Hände zu spielen. Da hörte er ein unsinniges, unmelodiöses Lied, gesungen von einer krächzenden, lachenden Stimme. Der Gesang kam näher und nun hörte er:

„He du, du da sulala Sulurn:
wen hast du da im Sand valurn?
Verpiss dich alter Schisser,
ich bin Wüstenhexebesserwisser.“

Lykin kam es so vor, als würde die Hitze im Sand etwas weniger, aber er hatte keine Energie, sich herauszugraben. Da fühlte er die leichte Berührung von Manakis. ‚Du bist tatsächlich zurückgekommen’, dachte er müde. ‚Aber ich fürchte, wir sind zu spät.’
‚Meister! Nichts ist zu spät! Ich habe jemanden mitgebracht. Schwester Lamaris ist gekommen, dir zu helfen.’ Darauf konnte sich Lykin keinen Reim machen, er kannte niemanden mit dem Namen, so dachte er, sein Schwert wäre zu lange in der Sonne gewesen und würde zu schmelzen beginnen. Doch schon bald wurde er eines Besseren belehrt, denn eine Hand packte ihn und drehte ihn schwungvoll herum. Die Augen, die ihn anstarrten, konnte er nie richtig beschreiben. Grün war alles, was ihm dazu einfiel. Grün in allen Schattierungen. Dann meinte er, auch die Luft wurde kühler als der Gesang weiterging.

„Toem lass deinen dummen lauen Wind,
denn ich bin Lamaris Wüstenkind.
Niemand brät mich, steckt mich in den Sand.
Ich hab eure Eier in der Hand.“

Wildes Lachen folgte den Worten, dann fühlte er etwas Feuchtes an den Lippen und leckte gierig darüber. „He langsam, Lykin Schwertmeister Adak. Drei Tropfen davon reichen aus, einem Verdurstenden das Leben zu retten.“ Lykin merkte wie das Leben in ihn zurückkehrte, sein Herz in einem anderen Rhythmus das Blut durch die Adern pumpte und schließlich fühlte er Manakis, die sich in seine Hand gelegt hatte. „Ja, du bist zurückgekommen. Niemals wieder werden wir uns trennen“, sagte er und strich zärtlich über das glänzende Metall bevor er sie zurück in die Scheide schob, wo sie sich seufzend zur Ruhe begab.
Die Frau in schwarz ging neben ihm in die Hocke und schaute ihn von allen Seiten an. Eine schwarze Haarmähne verbarg das halbe Gesicht, aus dem eine Nase spitz hervorstand. Die untere Gesichtspartie wurde von einem wilden Bart bedeckt und ein paar braune Augen, so braun wie der ausgetrocknete Cleet, schauten neugierig in die Welt. Doch nun wirkten sie erstaunt und müde. „Wer bist du?“, fragte er, dann wurde er sich bewusst, dass sie ihm das Leben gerettet hatte und er bedankte sich höflich, wie er es am Hof in Sarmyk gelernt hatte. Behände stand er auf und verbeugte sich, dann sagte er: „Verehrte Retterin, ich bedanke mich für deine Hilfe. Darf ich bitte deinen Namen erfahren, damit ich ihn in gebührender Weise ehren kann.“ Lamaris lachte, als sie diese gezierte Rede vernahm, dann sagte sie leichthin: „Mann, mit mir kannst du so reden, wie dir dein Schnabel gewachsen ist, Meister.“
„Ähm … Danke. Äh … hm … wie heißt du?“ Abermals lachte die Frau. Lykin merkte, wie sie sich unter dem weiten Mantel kratzte. Sie schien dieser Tätigkeit sehr ausführlich und energisch nachzugehen, denn an allen möglichen Stellen beulte sich der Stoff des Weiten Umhangs nach außen. Endlich seufzte sie und sagte: „Bitte, bitte, Meister, gern geschehen. Ich hab auf dich gewartet. Wurde auch langsam Zeit, dass du auftauchst …“ Schon wollte sie weiterreden und sich über seine Verspätung beschweren, da unterbrach er sie: „Wie? Wie …?“
„Ach, ich warte schon lange auf dich. Kennst du nicht die Sage? Krieger, Adame, Schwertmeister? Hm? Nun, ich bin Teil dieser Weissagung, die Wüstenfüchsin. Kennst du diesen Teil? Nein? Haben ihn die Schwanzträger, ich meine die Würdenträger, in Danaw vergessen? Das sieht ihnen ähnlich. Also … ich bin Lamaris Wüstenfuchs, eine Pseudohexe. Mein lieber Schwan, jetzt sollten wir aber zusehen, dass wir hier wegkommen. Hol mal dein Buch heraus und frag es nach dem Weg, denn darüber ich bin mir selbst nicht ganz sicher.“
Lykin klappte der Mund auf und zu, dann lachte er herzlich. Solche Rede hatte er noch nie gehört. In Sarmyk war die Sprechweise etwas gehobener, besonders unter den Angehörigen der Priester- und Kriegerkaste wurde darauf viel Wert gelegt.
„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lamaris Wüstenfuchs“, sagte er schließlich so höflich er konnte. Die Frau schien auf noch etwas zu warten, denn er sah eine ungeduldig wippende Fußspitze unter dem Mantel hervorlugen. Da kramte er nach Thib, strich sanft über den Einband und hauchte es an. „Ich bitte dich um Entschuldigung, Thib, für meinen Zornausbruch.“
„Aha!“
„Ja, Thib. Wir müssen zusammenarbeiten damit wir überleben können. Ich brauche deine Hilfe, verehrtes Buch.“ Befriedigt über diese Worte öffnete Thib schließlich den ledergefassten Deckel und raschelte mit den Blättern, dann sagte er: „Magische Wesen sollst du suchen. Verzichte auf dein Leben und alle Gaben, dann kannst du den Tempel errichten und deine Tat vollbringen.“
„Und das heißt …?“, unterbrach Lamaris die Weissagung des Buches. „Pscht!“, das war Lykin, der über die Worte nachdachte. Er kam zu dem Schluss, dass sie ihm nicht gefielen. „Ich bin ein Schwertkämpfer, Thib und kein Maurer, schon gar kein Magier.“
„Zur rechten Zeit wirst du alles wissen.“ Dann schloss sich der Deckel mit einem lauten Klappen und Thib vergrub sich tief in den Beutel.
„Na, du hast vielleicht ein intelligentes Buch, Alter. So, dann machen wir uns auf den Weg. Klüger als vorhin sind wir jetzt aber auch nicht.“
„Du redest wohl gerne“, meinte Lykin nachdenklich, der das Schweigen vorzog.
„Eigentlich habe ich die letzten zehn Jahre mit Schweigen verbracht, hab höchstens gesungen, meinen Unsinn, nun darf ich wieder reden. Ist doch schön.“ Er merkte, wie sie lächelte, denn ihre Augen verzogen sich und bildeten kleine Sicheln aus denen grünes Funkeln drang.
Während sie durch die Wüste gingen, fragte sich Lykin, warum es plötzlich weniger heiß zu sein schien. Er konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, im Schatten großer Bäume zu gehen. „Ich hab den Schattenmantel“, meinte sie beschwingt. „Ausziehen darf ich ihn nie, niemals, sollte ich es je machen, dann ist meine Macht gebrochen oder so ähnlich. Deshalb bin ich auch die Pseudohexe, meine Kraft beruht auf dem Mantel und dem gesprochenen Wort. Aber das letzte muss ich erst herausfinden. Der Mantel lässt uns die Hitze nicht spüren und der Gesang dient eigentlich nur dazu, mir selbst Mut zu machen.“
„Das Wort lässt dich die Angst vergessen“, murmelte Lykin.
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
Vielen Dank.
Vielen Dank für diese herrliche Frühstückslektüre.


Heinrich
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Teil 3
Stumm schritten sie weiter. Beide hatten viel zum Nachdenken, Lamaris musste sich dazu noch auf den Schatten konzentrieren. So einfach war es nicht, ihn aufrechtzuerhalten und noch dazu auf zwei Personen auszudehnen. Immer redete sie leicht dahin, so als würde sie nie etwas kümmern oder beschweren, meistens konnte sie damit über ihre eigenen Schwächen hinwegtäuschen. Aber nun fühlte sie sich müde werden. Schon zu lange war sie dem ausgetrockneten Flusslauf gefolgt und hatte auf Lykin gewartet und er war so ganz anders als sie ihn sich vorgestellt hatte. Das Schwert schien ihre Gedanken lesen zu können, denn es lachte leise. ‚Wie hast du ihn dir denn vorgestellt, Schwester?’, fragte sie. „Auf jeden Fall nicht ganz so … nicht ganz so …“
„Mit wem redest du, Lamaris?“, fragte Lykin interessiert. „Mit deinem Schwert“, antwortete sie spontan. „Und, wie hast du dich mir vorgestellt?“, fragte er weiter und sie erschrak nun entgegen ihrer Gewohnheit doch etwas. „Kannst du Gedanken lesen?“
„Nein, Manakis hat es mir erklärt. Nun … wie hast du dich mir vorgestellt?“ Er lächelte etwas, was eine Reihe weißer Zähne entblößte. „Du bist zu neugierig, Meister.“
„Nenne es interessiert, Lamaris, das klingt netter.“
„Hm? Muss bei dir alles nett klingen?“
„Ich verdiente mein Geld mit Blutvergießen, da ist es schön, wenn man ab und zu nett ist oder zumindest nett spricht. Findest du nicht?“
„Du willst dein Barbarentum nur kaschieren, Lykin. Ich rede wie es mir gefällt. Ich bin die Pseudohexe, was immer das sein soll. Irgendwann fällt es mir schon ein. Wie ich dich finde, mein lieber Schwertmeister, das weiß ich noch nicht und es ist besser wenn ich dir neutral gegenüberstehe oder wie man dazu sagt, wenn man nichts empfindet.“ Lykin blieb stehen und fasste nach ihrem verborgenen Arm. Erschrocken zog sie ihn zurück und Lykin hatte das Gefühl, sich verbrannt zu haben. „Was war das?“, flüsterte er.
„Die Hitze“, antwortete sie ebenso leise. „Damit wir den Schatten haben, lasse ich die gesamte Hitze in den Mantel fließen und niemals darf ich ihn ablegen oder mich berühren lassen, denn sonst würde ich als alles vernichtende Flammensäule enden.“ Nichts war mehr von ihrer vorher noch munteren, lockeren Redeweise übrig. Sie klang jetzt jung und furchtsam. Trotzdem meinte Lykin, etwas Trotz herauszuhören. Er beherrschte den Impuls, etwas Tröstendes zu sagen und schwieg. Wie er richtig vermutete, war es besser, sie in Ruhe zu lassen. Wenn sie in dieser Stimmung war, wünschte sie sich, normal zu sein, nicht mehr die Macht der Pseudohexe zu besitzen und den elenden Mantel ablegen zu können. Seit Jahren hatte sie sich nicht mehr wahrgenommen oder mehr als nur die Augen gesehen. Mit einem lauten Seufzer beendete sie diese Gedanken, denn sie spielten nur Sulurn in die Hände.

Die Wüste schien leer, doch es lebten zahlreiche Tiere hier. Sekundenskorpione, die in Sekundenschnelle zustechen konnten und ein absolut tödliches Gift besaßen, Sandschrecken, die einem das Wasser aus dem Gewebe saugten, Wühlkäfer, die sich durch die Fußsohlen in die Haut fraßen und noch viele mehr, die keinen Namen hatten. Säugetiere gab es wenige, einzig eine Wanderhupfe, ein kleines gazellenartiges Tier, konnten sie erkennen, doch die rannte schnell davon, als sie die Menschen erblickte. Wasser war nicht zu finden, auch keine Anzeichen, kein Strauch, kein Baum nichts, was auf etwas Feuchtigkeit hingewiesen hätte. Wäre Lamaris nicht gewesen, er wäre längst verdurstet, denn ihr magisches Wasser hielt sie auf den Beinen. Es sättigte auf wundersame Weise und verhinderte eine Austrocknung.

Nachts lagen sie nebeneinander unter dem Sternenhimmel auf dem brennheißen Sand, der langsam in Kies überging. Ein fahler Mond beleuchtete eine Bergkette im Westen, darauf hielten sie zu. Sie wussten nicht, warum sie gerade diese Richtung eingeschlagen hatten, aber Thib gab keine Antwort. Auf jede Frage sagte er stets: „Der Schwertmeister wird es zu gegebener Zeit wissen. Mehr kann ich euch nicht sagen, denn es ist noch nicht geschrieben. Alles schwebt und nichts ist klar.“
„Toll, Thib. Was bist du für ein Wunderbuch!“ Lamaris verdrehte die Augen und schnaubte verächtlich. Das erwiderte Thib arrogant: „Und was bist du? Ein stinkendes Nichts, eingehüllt in ein vor Schmutz starrendes Trauerlaken. Eine Hexe bist du nicht! Was weißt du schon von Weissagungen!“
„Du …“, begann sie eine scharfe Erwiderung aber Lykin unterbrach sie. „Lass ihn.“ Ihr Mund klappte zu. Noch nie hatte er in Adami zu ihr gesprochen und noch dazu im Herrschermodus. Nur mühsam ihren Zorn beherrschend stand sie auf und ging ein Stück von ihm weg. Sie fragte sich, warum sie ihm half und sie wünschte sich, ihn nicht gesucht zu haben.
‚Lamaris, nimm es dir nicht so zu Herzen. Er ist so – ein Schwertmeister eben’, sandte Manakis ihre Gedanken aus. „Lass mich“, brummte die Hexe und wandte sich vollständig um. Nun richtete das Schwert ihre Gedanken auf den Meister. ‚Pass auf, dass du die Hexe nicht verlierst. Ich merke es im Eisen, da stimmt etwas nicht. Irgendeine Schwingung ist anders.’
„Danke für deine Warnung, Manakis. Ich werde sie beherzigen.“ Zufrieden verstummte sie und blieb nun ruhig in der Scheide. Er wartete eine Weile, dann sagte er: „Lamaris, komm zurück. Ich wollte dir nicht befehlen, es war unbewusst. Bitte, setz dich zu mir.“ Sie wusste, das Schwert hatte recht und es war etwas Böses zwischen sie gefahren, das sie nicht erkennen konnte. Schließlich gab sie nach und setzte sich schweigend neben ihn.
‚Ich bin kein Nichts’, dachte sie bitter. Am liebsten hätte sie jetzt den Umhang von sich genommen und sich betrachtet, überall angefasst, nur damit sie sehen und fühlen konnte, jemand zu sein, einen richtigen Körper zu haben. Ab und zu entglitt ihr die Vorstellung von Materie so wie jetzt und sie begann sich selbst abzutasten. Sie wusste eigentlich fühlte sich Haut anders an, aber nicht einmal die Handschuhe durfte sie ausziehen, denn sonst brannte die Welt in einem lichterlohen Feuersturm. „Ich bin kein Nichts“, murmelte sie.

Sulurn lachte. Ob Tag oder Nacht, er beobachtete alles, nichts entging seinem wachsamen Auge und so sah er den Streit und er legte eine seiner Strahlen in das Buch. In seinem Ärger über die herabwürdigende Bemerkung der Hexe, hatte Thib die Berührung falsch gedeutet und es als eine Manifestation des Zorns abgetan. Diese hatte er durch ignorieren noch immer abschütteln können. So wollte er es auch diesmal halten, doch dann entfuhr ihm diese Antwort und es fühlte sich gut an. Thib fühlte sich mächtig und berauschte sich daran während er ruhte und wartete, dass sich die noch unbeschriebenen Seiten mit Daten füllten.

Langsam ging die Sandwüste in Geröll über und ein Vorwärtskommen wurde abermals beschwerlich. Als der Sand dem Kies gewichen war, waren sie eine Weile schneller vorangekommen, weil sie nicht mehr so tief eingesunken waren, doch nun am Fuß der Felswand wurde es problematisch. Sie konnten sich nicht gegenseitig stützen und helfen, ohne dem anderen Schaden zuzufügen. „Du musst aufpassen, wohin du trittst“, warf er ihr vor, als sie nur mit viel Glück das Gleichgewicht auf einem Stein halten konnte und sich mit einer Hand in den Fels krallte und daran wieder hochzog. Sie entgegnete nichts darauf, konzentrierte sich einzig auf das Atmen und die nächsten Schritte.
Je höher sie kletterten, desto höher schien die Felswand zu werden. Selbst Lykin geriet außer Atem und wurde müde. Die Sonne verschwand schon im Westen, da waren sie noch immer in der Wand und konnten nicht mehr weitergehen. Lamaris fühlte sich elend. Zu gerne hätte sie nach einer helfenden, zupackenden Hand gegriffen und sich halten lassen. In ihrer Erinnerung hatte sie so ein Bild, das ihr nun einen Wunsch vorgaukelte, den sie so noch nie gehabt hatte. „Nein, Sulurn, geh weg.“
‚Na, Hexe, was ist mit deinen Liedern?’, höhnte der Sonnengott. Sie erwiderte nichts darauf.

Endlich fand Lykin einen Vorsprung der breit genug für sie beide schien. Hier ließ er sich erschöpft nieder und drückte den Rücken fest an die Wand. „Lamaris, wir übernachten hier. So hat es keinen Sinn. Wir sind beide müde.“ Er konnte nicht sehen, wie sie neben ihn sank, so dunkel war es geworden, aber er hörte ihren Seufzer. Dann gab sie ihm etwas von ihrem Wasser, das zwar magisch war, aber der Behälter war es nicht und langsam wurde die Flüssigkeit weniger. Im Hintergrund hörte sie hämisches Lachen.
****ra Frau
2.917 Beiträge
seufz, ach Herta... wieder einfach klasse... und Deinen Trip in die Lyrik haste auch in Gedichte verpackt. *top*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank Lysira und Heinrich *blumenschenk*

*lach* das sind doch keine wirklichen Gedichte - das ist einfache Reimerei *zwinker* Die Lyrik springt mich momentan überhaupt nicht an.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Teil 4
„Was liegt hinter dieser Bergkette?“, fragte sie leise.
„Ich weiß es nicht. Hoffentlich finden wir dort Wasser und den Ort, wo wir den Tempel errichten sollen. Ich weiß nicht, warum ich das machen soll.“ Noch niemals hatte er darüber gesprochen, doch nun fuhr er leise fort: „Ich wünschte, ich wäre kein Schwertmeister. Was bringt es, dass ich kämpfen kann? Für diese Aufgabe sind meine Fähigkeiten völlig nutzlos.“ Manakis an seiner Seite summte leise, was Lykin einlenken ließ: „Nicht deine Existenz ist nutzlos, meine Liebe, sondern meine.“
„Lass das Selbstmitleid, Lykin, frag lieber das Buch.“ Lamaris war müde und fühlte sich gereizt, wie schon lange nicht mehr. Mit Beginn des beschwerlichen Aufstiegs merkte sie wie ihre innere Macht weniger wurde, wozu auch die Schmähworte des Sonnengottes beigetragen hatten. Der Schwertmeister griff in den Beutel und wollte das magische Buch hervorziehen, doch alles was er fand, war ein Häufchen Asche. Wie von wilden Skorpionen gebissen fuhr er in die Höhe und starrte in der zunehmenden Finsternis in die Tasche. Verzweifelt wendete er den Beutel und entleerte den gesamten Inhalt auf den heißen Felsen.
Auch Lamaris war aufgestanden und drückte sich an die Wand.

„Wandler, wandle, wunderbare Wünschelruten!
Sender! Sende sündig siebtes Seelenbluten,
Versucher, Verse versende Viererabwehrketten
Ruderer der Rindenbüchsen sei der Retter.“

Leise sprach sie diese scheinbar sinnlosen Worte und fasste dabei in eine der zahlreichen auf der Innenseite der Burka verborgenen Taschen. Sie fand was sie suchte und zog die Hand unter dem Umhang hervor. Dann wiederholte sie den Spruch und bröselte ein Stück trockene Rinde über die Asche. Dann rief sie: „Zalarahé Thib! Zalarehé, Thib! Erhebe dich, befreie dich in eine feste Kongruenz! Schwebe und Rede!“ Abermals verschwand ihre Hand in den Weiten des Umhangs und beförderte einen anderen Staub hervor. Wieder hielt sie die Hände über die Asche und zauberte weiter. Schweiß bedeckte ihren Körper und sie fühlte ihn unter der Burka verdampfen, er brannte in den Augen aber sie durfte die Konzentration jetzt nicht aufgeben. Nicht ein Blinzeln gestattete sie sich. Vorsichtig streute sie das Pulver über Thib. Dann rief sie: „Muto, muto! Wandle dich, wandle dich!“ Lange Zeit geschah nichts, dann ganz langsam begann sich die Asche zu erheben. Als würde Thib von einer Windhose getragen wirbelte seine Asche herum und begann sich neu zu formen. Er drehte sich um einen imaginären Mittelpunkt und eine Achse, die sein Buchrücken werden sollte, da führ mit einem grellen Blitz eine Strahle Sulurns aus der Asche und blendete den Schwertmeister.
Mit einem Aufschrei sank er zu Boden. Die Hände hielt er schützend vor das Gesicht, doch es war zu spät. Sulurns Feuerschwert, war in seine Augen gefahren und nun waren nur noch die dunklen Höhlen zu sehen aus denen schwarzes Blut tropfte.
„HA! HA! HA! IHR SEID DES TODES HIER IN DEN BERGEN! IHR GEHÖRT MIR!“, rief der Gott und feurige Wellen jagten über ihre Körper. Selbst Lamaris fühlte die Hitze. „DIE PSEUDOHURE, DIE NIEMANDEN ANFASSEN DARF UND EIN BLINDER. SAGT MIR, WIE WOLLT IHR DIE BERGE BEZWINGEN?“ Sein Gelächter war höhnisch und die Worte troffen vor Bösartigkeit. Da stellte sich Lamaris vor den Meister und rief laut: „Sulurn Herr der heißen Winde, verpiss dich nur geschwinde! Nimm die Worte mit die hohlen, sonst werd’ ich dir den Arsch versohlen!“ Abermals lachte er laut aber er verstummte dann und sie hörten nur noch die Geräusche der Nacht.
Lamaris beugte sich zu Lykin. „Nimm die Hände weg, Meister. Vielleicht kann ich mit einem kleinen Heilzauber etwas ausrichten.“
„Es tut so weh, Lamaris. So weh! Warum hat er mich nicht gleich erschlagen?“
„So ist es lustiger, Meister, zumindest, wenn man diese verschrobene Art von Humor mag. Lieg still und nimm die Hände runter. Ich will sehen was er angerichtet hat.“
„Es ist Nacht, Lamaris, sei nicht dumm, was kannst du da schon erkennen.“
„Mehr, als du denkst, Meister, denn auch die Dunkelheit kann Vieles offenbaren.“
Eine Weile dachte er darüber nach, dann nahm er die Hände weg und sie starrte in sein bleiches Gesicht, das im fahlen Mondlicht zu leuchten schien. Nur die Augenhöhlen starrten schwarz und leer. Lamaris hielt die Hände darüber und versuchte das Feuer das sie noch immer lodern fühlte, zu kühlen und schlussendlich aufzunehmen. Ein Prickeln fuhr durch ihre Hände und sie meinte, diese Macht nicht absorbieren zu können. Bewusst atmete sie und dachte an einen alten Spruch: „Scheißt der Ochs auch wie ein Kaiser, fraß er zu Mittag Baiser.“ Das war natürlich absoluter Unsinn und sie wusste das, aber dieser Nonsens verscheuchte eine Weile die Macht der Götter und sie konnte sich besser konzentrieren. Was die Worte bedeuteten wusste sie nicht, auch nicht woher der Spruch kam, wichtig war die Wirkung die er auf Sulurn ausübte.
Alles Feuer aus Lykins Kopf nahm sie auf, dann hauchte sie ihm ihren kühlen Atem ins Gesicht und nahm seinen heißen auf. Einen Augenblick wand er sich stöhnend unter ihr, doch dann lag er still und langsam schlossen sich die Lider und er schlief ein. Seufzend sank Lamaris zu Boden und nun war es an ihr, die Augen mit den Händen zu bedecken.

Thib hatte sie nicht retten können, er war von einer starken Windböe erfasst und in alle Himmelsrichtungen verstreut worden, der Schwertmeister hatte sein Augenlicht eingebüßt und sie fragte sich, wie sie den Aufstieg schaffen sollten, wenn sie ihn nicht berühren konnte. Einzig Manakis war noch unversehrt und konnte vielleicht helfen. Doch auch das magische Schwert brauchte seine Ruhe und die fand sie am besten, wenn sie sich ruhig verhielt.

Die ganze Nacht überlegte Lamaris wie sie den Aufstieg angehen sollte, da kamen ihr im Morgengrauen der Zufall und Manakis zu Hilfe. Sie summte ein leises Lied des Erwachens und Lykin begann sich zu strecken. Erst dachte er, er hätte das alles nur geträumt, doch als er sich ins Gesicht fasste war alles brutale Realität und er sank müde zurück.
Lamaris gab ihm einen Tropfen ihres Wassers und trank dann selbst. Erst dann stand sie auf und sagte: „Meister, wir werden den Berg bezwingen. Ich weiß, dass du das kannst. Manakis wird dich führen, sie wird dir den Weg weisen, den ich vorausgehe.“
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Teil 5
Lykin lachte freudlos. „Jetzt weiß ich, warum Omar Yanigi mich vor Hexen warnte – sie denken nicht! Ich wage nicht einmal, mich zu bewegen! Wie glaubst du, sollte ich dann klettern können? Alles was ich sehe ist Schwärze – absolute Finsternis.“ Er wurde immer leiser und flüsterte dann nur noch. „Die Dunkelheit, die Sulurn für diejenigen bereithält, die ihn aufhalten wollen.“
„Papperlapapp, Lykin. Der versucht seit Urzeiten alles nach seinem Willen zu gestalten und ist sauer, weil er es noch immer nicht geschafft hat“, versuchte sie, munter zu sprechen und ihm seine Angst zu nehmen, denn die war fast greifbar. Lamaris konnte sie als rotes Gespinst um ihn wallen sehen. Mehrmals musste sie blinzeln, um den Mann wieder als solchen zu erkennen.
„Sei still! Ich bleibe hier, denn ich sehe keinen Weg. Alles ist Nacht …“ Fest drückte er sich an die Felswand und stemmte die Hände auf den Boden.
„Nicht alles, Lykin. Was hat Omar Yanigi zu dir gesagt? Hexen denken nicht? Nun, damit mag er recht haben, ich weiß es nicht, weiß nicht einmal, ob ich einen Kopf hab. Aber eines weiß ich: Hexen sehen. Steh auf! Ich bitte dich nicht – ich befehle es! STEH AUF!“ Zornig stampfte sie mit dem Fuß au. Aber Lykin reagierte nicht auf sie. Sie konnte nichts anderes tun, als zu warten bis er so weit war und ihr folgen würde. Auch von Manakis kam keine Antwort, keine Hilfe, das magische Schwert blieb stumm.
Mit dem Tag fühlten sie Sulurns Macht erwachen, sie wurde mit jedem Tag, ja jeder Minute, die verstrich, größer.
„Bitte, Lykin, erhebe dich und folge mir. Hier wird sonst unser beider Ende sein“, flehte sie, doch sie bekam keine Antwort.

Lykin befand sich auf einer anderen Bewusstseinsebene. Er merkte nicht, wie ihn Lamaris anbrüllte oder die Hitze des Sonnengottes in seine ungeschützte Haut fuhr und sie zu verbrennen drohte. Wenn die Hexe nicht gewesen wäre, wäre er verdorrt, denn sie breitete ihren Schatten aus und wartete als sie seinen Zustand erkannte.

„Manakis“, flüsterte er wobei er sofort an seine Seite griff. Erst als er die Kühle des Metallknaufs fühlte, entspannte er sich und ein Seufzer entfuhr seinen Lungen. Er zog das Schwert und sofort sprach die Stimme: „Meister, auf dieser Ebene sind wir nicht verwundet, denn auch ich wurde geblendet.“
„Wir können nur hier in normaler Weise miteinander kommunizieren. Na schön. Irgendwie müssen wir den Tafelberg erklimmen, denn dahinter liegt angeblich unser Ziel. Warum helfen uns die anderen Götter nicht? Es gibt noch andere, ich weiß es. Da sollte es Rheba, die Göttin des Wachstums geben und Cleeton, den Gott des Wassers und der Flüsse und auch noch Triterius, den Gott des Regens. Wo sind sie? Wo ist der Göttervater Ionius? Wo ist die Erdgöttin Valera? Keiner dieser Götter hebt auch nur den kleinen Finger, um uns zu helfen?“ Anklagend hob er das Schwert und brüllte: „Was seid ihr nur für Götter, wenn euch das Schicksal der Menschen nicht kümmert?“ Zornig stach er in die Luft, da traf ihn eine unsichtbare Faust in die Magengegend und er klappte zusammen als wäre er ein Faltmesser. „Wer lästert hier?“, dröhnte eine Stimme, die nicht nur über die Ohren aufgenommen wurde, sondern auch über den Boden in den Körper eindrang und alles zum Vibrieren brachte. Lykin fühlte sie sogar in den Zähnen und die Augen brannten ihm. „Nein“, flüsterte er heiser. Und die Faust traf seinen Nacken.

„Kinder, jetzt ist aber Schluss“, sagte eine müde Frauenstimme. Es war Valera, die Erdgöttin und so etwas wie die Mutter aller geringeren Götter. Was ihr fehlte war eindeutig der Respekt der anderen, denn die taten was ihnen Spaß machte, besonders Sulurn machte was er wollte und nun ging ihre eigene Substanz kaputt. Sie merkte, wie auch sie unter der Dürre litt. Ihr Haar wurde grau und ihre Haut faltig. Sie alterte, was unter den Göttern noch nie vorgekommen war.
„Halt den Rand Valera“, meinte Cleeton brutal. „Morgen wird es in Wontabia einen schönen Regenguss geben. Der Monsun trifft ein, würde ich sagen. Sulurn! Wir teilen uns diese Welt!“ Triterius lachte dazu und Toem gefiel die Aussicht auf Monsun auch nicht schlecht, denn da hatte er etwas mehr zu tun. Aber Sulurn hielt ihn zurück. „Du nicht Toem, du musst diesen anmaßenden Schwertkämpfer vom Felsen blasen.“
„Aber das ist doch nicht lustig, Sulurn. Der fällt dann runter wie ein Stein und aus ist die Gaudi. Warum darf ich nicht ein kleines Stürmchen in Wontabia …? Das wäre mal eine Abwechslung.“ Wütend ging er vor dem Sonnengott herum und blies dabei kleine Sturmwölkchen aus seinen Nüstern. Er sah aus wie eine Mischung aus Mensch, Pferd und Hamster. Wobei er die Gestalt auch ändern konnte. Sulurn war in makellosen Sonnenschein gehüllt und glänzte in seiner Tadellosigkeit, die nur von seinem Machthunger übertroffen wurde. Cleeton wischte sich den Tang aus den Augen und kniff sie dann zusammen als er seinen Bruder ernst anblickte, dann spuckte er aus und verschwand kommentarlos im Meer. Triterion hob die Arme und ließ einen kleinen Regenschauer auf die Götterschar, lachend hob er sich in die Luft und bildete eine Wolke.
„Was seid ihr nur für undankbare Kinder“, murmelte Valera und ging in ihr Gemach, das in einer wunderschönen Erdhöhle versteckt lag. Dort wartete Ionius auf sie, der sich schon lange von den göttlichen Geschäften zurückgezogen hatte und nun nur noch die Genüsse seiner Existenz erntete.

„Lykin Adak! Adame Lykin Adak! Vivesco – heb deinen Hintern endlich hoch und tu was ich dir sage!“, brüllte Lamaris unterdessen. Sie fluchte vor sich hin, weil sie ihn nicht berühren konnte und Manakis ließ sich nicht aus der Scheide ziehen. So begann sie damit, kleine Kiesel auf den Schwertmeister zu werfen. Endlich hob sich sein Brustkorb wieder und er atmete. Jetzt merkte sie, dass auch sie den Atem angehalten hatte, denn sie sog hastig die Luft ein. „Lykin, rede mit mir“, bat sie leise, dabei verdammte sie sich innerlich für diesen flehenden Tonfall. Eine Pseudohexe ersuchte nicht, sie forderte. Trotzdem redete sie in dieser bittenden Art weiter, wechselte dazwischen zu Flüchen und kam wieder zurück auf ihre Bitten. Aber er rührte sich nicht mehr, hatte nur einmal geatmet und saß jetzt wieder still.

Der Tag zog sich dahin, schon wurden die Schatten wieder länger und Lamaris hatte nichts ausrichten können. Sie hatte es mit Meditation versucht, einige der älteren Sprüche aufgesagt, aber nichts brachte die erwünschte Wirkung.

„Lykin Wanderer im heißen Land,
verfluchter Mann im gelben Sand,
verdorre nicht in dieser Felsenwand,
vergib Lamaris Schattenhand.“

Das wiederholte sie immer wieder bis sie selbst schon heiser war und die Schatten noch länger geworden waren.

Lykin lag im Land der Götter und rieb sich den Hinterkopf. Der Schlag, der ihn für einige Minuten Bewusstlosigkeit beschert hatte, war hart gewesen und völlig unerwartet gekommen. „Manakis?“, flüsterte er.
„Ja, Meister, wir sind im Land der Götter, wer hätte das gedacht.“
„Wir müssen von hier wegkommen. Was geschieht mit meinem Körper, wenn wir zulange hierbleiben?“
„Ich fürchte, Meister, dann wird er sterben und dein Geist wird hier gefangen sein.“
„Das habe ich mir gedacht. Na schön, dann werden wir versuchen müssen, aufzuwachen.“
„Wir sind wach, Meister, haben nur eine andere Ebene der Wahrnehmung erreicht.“
„Toll, das hilft uns natürlich jetzt ungemein weiter.“ Plötzlich hatte er das Bedürfnis wie Lamaris zu sprechen und es fühlte sich so an, als würden ihre Worte aus seinem Mund kommen.

„Trallala ihr Götterspeise,
lasst mich durch auf meiner Reise,
meine Worte laut und leise
hört sie nur, macht keine Preise.“

Verwirrt kratzte sich Lykin am Kopf, so einen Unsinn hatte er noch nie von sich gegeben und er fragte sich, was das mit den Preisen auf sich hatte. Doch da kam Valera aus der Höhle, schaute ihn kurz an und schnippte mit den Fingern. „Ich lasse dich gehen und verlange nichts dafür“, sagte sie, dann rauschte sie davon und noch ehe Lykin reagieren konnte, war er auch schon wieder in der Dunkelheit seiner Blindheit gefangen.

„Na endlich, Meister, du hast mir schon Angst gemacht. Mach so etwas nie wieder! Einfach in eine andere Dimension abtauchen, wenn es hier zu schwarz wird, ehrlich, Lykin …“, noch weiter wollte sie zetern, doch er unterbrach sie brüsk: „Sei still, Hexe und lass uns gehen. Wir werden solange klettern, bis wir müde sind und keine Finsternis wird uns aufhalten können.“ Lamaris schnaubte verächtlich ob seiner pathetisch vorgetragenen Worte, ersparte sich aber einen Kommentar dazu. „Na schön, Lykin, dann steh auf.“ Langsam wurde er sich bewusst, noch immer an der Wand zu lehnen und er brachte es schließlich fertig, auf die Beine zu kommen. Kaum stand er, legte er die Stirn in Falten und ein bedeutsames Grinsen zog seinen Mund in die Breite. „Was?“, fragte die Hexe knapp. Doch sein Lächeln wurde noch breiter und er ging geradeaus auf den Abgrund zu.
„Nein!“, brüllte sie.
magisch

zauberhaft

warte voller spannung auf das was noch geschieht
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Kaum erholt von einem beindruckenden Treffen, liebe Herta, machst Du mich heute schon wieder echt fertig ... Bitte weiter so!

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke euch, honeypepper und Antaghar.

Dieser Teil war ja schon am Freitag fertig, aber einige Tage Pause schaden nie - dachte ich und eben habe ich wieder vermeidbare Tippfehler entdeckt *aua*

Manchmal frage ich mich, wo ich meine Augen habe *tuete*

*blumenschenk* Herta


PS.: Ich hoffe, dass es so weitergeht und ich den Faden nicht verliere.
Solltest Du den Faden verlieren, liebe Herta...ich kann Dir einen ausgezeichneten "Spürhund" empfehlen *zwinker*
Bin bis hierhin gekommen und erwarte gespannt die Fortsetzung *top*

LG
Joe
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke
*lol*Joe, ich werde darauf zurückkommen.

Aber jetzt amüsiere ich mich noch mit verschiedenen Möglichkeiten und gehe einige Wege voraus und kundschafte die Gegend aus ... schließlich will ich mich ja nicht in gemeinen Brombeerranken verheddern und steckenbleiben. *zwinker*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Teil 6
Unbeirrt ging Lykin weiter, während er den nächsten Schritt auf den Abgrund zu tat, zog der das Schwert. Schnarrend verließ es die Scheide und funkelte in Sulurns Feuer. Er achtete nicht auf die Flammen des Gottes und auch nicht auf das Gebrüll der Pseudohexe, die ihn anflehte, nicht weiterzugehen. Noch ein Schritt und er stieg über die Kante.

Lykin merkte es nicht, er fragte sich lediglich wo der Boden aufhören würde. Vor seinem inneren Auge hatte sich ein Weg geöffnet und nun sagte er: „Rasch Lamaris, bevor ich die Straße hinter mir verliere. LAUF!“ Gegen ihren Willen stand sie auf und wurde von seinem Willen gezogen. Immer mehr auf den Abgrund ging es zu. Ihr Herz klopfte heftig und ihr schwindelte vor zu viel Sauerstoff, den sie hastig einatmete und nicht mehr ausatmen konnte. Aber sie stolperte auf den von Lykin erspähten Pfad. Ängstlich kniff sie die Augen zu und schon war sie über dem sichtbaren Abgrund. Während sie sich vorantastete schalt sie sich selbst wegen ihrer Feigheit. ‚Lykin hat mich mit der Herrscherstimme zu sich befohlen’, dachte sie ärgerlich, um sich von der Angst abzulenken, die beharrlich nach ihr Griff.

Höher hinauf stiegen sie. Lykin vorneweg, schritt beinahe unbekümmert aus. Er legte eine Lässigkeit an den Tag, die Lamaris zu nerven begann. Plötzlich, es wurde schon dämmrig und Lamaris wurde von dem Aufstieg auf dem unsichtbaren Pfad müde, sagte er: „Du hattest Recht mit dem Sehen in der Dunkelheit. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich denke, ich hätte es dir niemals geglaubt. Halte bitte nach einem Vorsprung in der Wand Ausschau. Oder sind wir bald oben? So weit kann ich nämlich nicht blicken.“ Lamaris war erstaunt über seinen freundlichen Tonfall und hob den Blick. Bislang hatte sie nur auf den Saum ihres Umhangs geschaut, um nur ja nichts von der Umgebung sehen zu müssen. Konzentriert starrte sie die Wand empor und erkannte tatsächlich einen kleinen Vorsprung. Die übrige Umgebung und die scheinbare Leere unter ihr, blendete sie aus. „Links über dir, etwa zehn Schritte entfernt, ist etwas, das aussieht als wäre es das richtige für ein Nachtlager“, meinte sie schließlich.
„Ich danke dir, Lamaris. Dann gehen wir jetzt dorthin und ruhen uns etwas aus. Morgen werden wir noch gehen müssen und dann haben wir die Hochebene erreicht. Geht es dir gut?“ Seine Stimme klang noch immer so eigenartig freundlich und Lamaris starrte ihm verwundert hinterher. Schließlich ging sie etwas schneller, damit sie ihn nicht aus den Augen verlor und sagte dann: „Es geht mir nicht schlecht.“
„Geh jetzt nach links und setze dich, warte dort auf mich.“ Lamaris ärgerte sich erneut, weil sie dem Befehl gehorchte. Jetzt wusste sie auch, was ihr so eigenartig an seiner Stimmlage aufgefallen war – er sprach im Herrschaftsmodus und den kaschierte er mit purer Freundlichkeit, der Schwertmeister war überpräsent. Kaum saß Lamaris und starrte in die zunehmende Dunkelheit, ging er weiter. Angst beschlich die Hexe, dass sie hier allein bleiben musste, fernab von jedem Menschen und unfähig, sich selbst zu helfen, wenn sie nicht abstürzen wollte. Über ihr hing die Wand und bildete eine Art Dach, der Vorsprung war ein kleiner Bereich, der in die leere Luft stach und kaum mehr als zwei oder drei Personen nebeneinander Platz bot. Bewegen durfte man sich hier nicht viel, sonst fiel man ins Bodenlose.

„Lamamama isisi lemanka
Sekandala isisi lemanka
Sulurnurn isisi lemanka
Lamarisi isiisz lemanka
He-lamarana iszisisz lem”

So sang sie leise in der alten nur noch wenigen Leuten bekannten Sprache. Sie sang vom Mut in auswegloser Situation, von der Sonne, die einstmals der Freund aller Danawi gewesen war. Leise sprang ihr ein Echo entgegen und dann stand er neben ihr und sank zu Boden, ohne dabei ihren Mantel zu berühren. Noch eine Weile sang sie ihr kleines Lied und es wurde ruhig in der Felswand. Dann war nur noch ihre Stimme zu hören, die leise von der Tapferkeit der alten Meister sang, wie die Hexen mit ihnen zusammen die Schwerter besprochen hatten und dann waren die Magier erschienen, die ihr Wissen nicht mehr teilen wollten, nachdem sie es erworben hatten und die Wissenschaft der Schwertbesprecher wurde zur Pseudohexenkunst. Lamaris sang davon, wie die alten Magier zuerst das alte Wissen aufgesogen und es dann verboten hatten. Tief war ihre Stimme, die zwischen den Felsen leise widerhallte und ein unangenehmes Echo bildete, sobald sie den Magier erwähnte.

„Sulbatan magii tebataan isisi
Lamaama magii hebalataan isisi
Tebetalan magii tebataan isisi
Omar Yanigii tebataan isisi”

Kaum war sie fertig mit ihrem Gesang und der Name Omar Yanigi war gefallen, stöhnte Lykin einmal heftig auf, dann schrie er: „NEIN! LAMARIS … hör auf damit! Ah, er zerdrückt mein Herz in seiner Hand. Hör auf …“, er wurde immer leiser und sein Atem ging schwer. Vorsichtig, um ihn nicht unabsichtlich zu berühren, beugte sie sich über ihn und flüsterte: „Es tut mir Leid, ich wusste nicht, dass Omar ein Pfand von dir verlangt hat.“ Sehr behutsam hauchte sie ihn an und hielt wie schützend ihre Hände zuerst über seinen Kopf und dann über die Gegend wo sein Herz sein sollte. „Es tut mir Leid“, wiederholte sie kaum verständlich. Langsam fühlte er, wie der Druck von seiner Brust wich und er wieder normal atmen konnte. „Was war das?“, hauchte er. „Was meintest du mit Pfand?“
„Die alten Magier nehmen gerne etwas entgegen, womit sie den Meister oder Herrscher in ihrer Gewalt haben. Du bist gefährdet, Lykin, in einem Ausmaß, das du dir nicht vorstellen kannst. Wo müssen wir hingehen? Und was noch wichtiger ist, warum? Hat es nicht immer Phasen gegeben, wo es wärmer war und dann war es wieder kühler und der Regen kam zurück? Lykin? Was haben die dir angetan als sie dich losschickten?“
„Ich weiß es nicht, Lamaris, ich bin nur ein einfacher Schwertmeister, der letzte aus dem Haus Adame. Viel wird nicht mehr übrig sein von mir, sollte ich jemals nachhause zurückkehren und mein Herz wiederhaben wollen. Nun weiß ich, dass es Omar aus meiner Brust gestohlen hat. Aber, Lamaris, wie kann ich leben? Ist das der Grund, warum ich sehen kann obwohl mich der Sonnengott geblendet hat?“
Lamaris überlegte eine Weile, sie wusste nicht, wie viel sie ihm von ihrem Wissen geben konnte, ohne dem Magier im weitentfernten Sarmyk etwas von sich preiszugeben. Deshalb sagte sie nur: „Er hat einen Nekromantenzauber gewoben, er muss ein mächtiger Weber sein, wenn er das auf diese Entfernung hin kontrollieren kann.“ Gegen ihren Willen war sie beeindruckt von dem Können des Magiers, aber die Vorstellung jemand anderen auf diese Art zu manipulieren war erschreckender.
„Was ist das, Lamaris? Davon habe ich nur einmal in einem Märchen erzählen hören.“
„Es ist ein mächtiger Zauber. Dein Omar Yanigi hat dir dein Herz in einem unbeobachteten Moment, bestimmt hat er dich mit einem Schlafzauber betäubt, gestohlen – es aus dir entfernt und durch ein Zaubergewebe ersetzt, das nun dein Blut durch die Adern pumpt.“
„Kann ich deshalb das Unsichtbare sehen?“
„Das darfst du mich nicht fragen, Nekromantenzauber sind mir verschlossen. Oder hast du bereits vergessen, dass ich nur eine dumme Pseudohexe bin? Ich bin kein Weber!“
„Ich wollte dich nicht beleidigen“, meinte er rasch beschwichtigend. Nun war es ihm peinlich, gefragt zu haben. Aber er wollte, nein, er musste mehr wissen. „Lamaris, wie kann ich wieder zu meinem Herzen kommen? Ist das Gewebe zu entfernen?“
„Was weiß ich? Wenn diese Sandratte, Sekundenskorpione sollen ihn so lange stechen, bis er eines qualvollen Todes stirbt und dazu soll er Sand fressen, das Gewebe mit einem persönlichen Schutzzauber versehen hat, kann nur er es wieder wegmachen. Ich fürchte, genauso wird es sein. Lykin, du bist in seiner Hand! Mich macht das so zornig! Und dieser Mistkerl, dieses Stück Scheiße, ist euer Magier. Er bestimmt, wann ihr was zu tun habt! Ich glaub es einfach nicht! Lykin, ich fürchte, du bist hereingelegt worden. Aber wir werden das ergründen.“ Ihre Augen funkelten grün unter dem Schleier hervor und starrten den blinden Mann an ihrer Seite an. Der wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte, alle Fragen schienen sich auf eine zu komprimieren und die Lösung dieser Frage, würde erst dazu beitragen, den Rest des Knotens zu lösen. Er seufzte tief auf und meinte dann müde: „Wir sollten schlafen, damit wir morgen ausgeruht sind. Ich denke, wir schaffen es bis zur Hochebene und dann sehen wir weiter.“
„Ja, schlafen ist eine gute Idee.“ Damit drehte sie sich etwas zur Seite und rollte sich zusammen. Nichts als ein dunkler Umriss blieb, für scharfe nachtaktive Augen, von ihr zu sehen. Auch Lykin drehte sich um und drückte sich fest gegen den harten Felsen. Er war müde, dennoch konnte er nicht einschlafen. Die Antworten der Hexe gingen ihm im Kopf herum und verursachten ihm Übelkeit. Vor den inneren Augen sah er den alten und dennoch zeitlos wirkenden Magier Omar Yanigi wie er ihm feierlich den Auftrag, den Wassergott zu suchen, erteilte. Mit dem Befehl bekam er noch das Buch und eine kleine Beschreibung. Thib war weg. Dann lief es ihm eiskalt den Rücken hinab und er dachte an das Buch, das immer beleidigt reagiert hatte, wenn er nachfragte oder etwas hinterfragte. „Hat uns Thib in die falsche Richtung geschickt, Lamaris? Kann es sein, dass mich etwas hindern will?“ Erschüttert setzte er sich auf und sank müde wieder zur Seite. „Ach, Hexe, ich bin so müde, wie kein Schwertmeister jemals sein sollte, zumindest habe ich mir das sagen lassen.“
„Stell dir ein Bett vor, leg dich rein und schlafe“, brummte sie ungehalten, weil er mit seinem Gerede ihre Ruhe störte.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
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Teil 7
Ob ihrer groben Worte, verstummte er. Es dauerte eine Weile, dann dachte er, eingeschlafen zu sein und zu träumen:

Lykin sah durch sein inneres Auge, beinahe wie durch ein dunkles Glas nahm er die Geschehnisse wahr. Er erblickte ein großes Gebäude, in dem viele Menschen waren. Wie durch ein Fenster beobachtete er, wie Kinder und Jugendliche in einer Halle trainierten, mit Stöcken aufeinander losgingen oder sich gegenseitig niederrangen. Es kam ihm bekannt vor und in seinem Hals bildete sich ein Kloß, als er einen Jungen näher betrachtete. Er war etwa zehn Jahre alt, blond und kräftig. Laut schreiend ging er auf den Lehrer los, der den Angriff erwiderte und nach der Übung lobende Worte an ihn richtete: „Das hast du gut gemacht. Aus dir wird noch einmal ein richtig guter Schwertmeister. Dein Vater, der Generalkonsul kann stolz auf dich sein, junger Adak.“
Der zusehende Lykin hielt den Atem an. Nun wusste er, wo er war. Aber warum er gerade jetzt daran denken musste, war ihm ein Rätsel. Dann änderte sich das Bild.
Er erkannte die Zitadelle von Sarmyk, eine große rechteckige, wuchtige Anlage, die drohend in den Himmel ragte. An allen vier Ecken waren Türme, Wachtürme, die mit Spähern besetzt waren. Lykin stockte der Atem, er wusste nicht, hier einmal gewesen zu sein, dennoch sah er sich als Jüngling, neben dem Generalkonsul durch den Thronsaal gehen. Leander Adak, der mächtige Generalkonsul senkte das Haupt als er vor den Magier trat, der bereits seit einigen Monaten den Thron für den nächsten Imperator warmhielt. Mit einer scharfen Geste befahl er Lykin, es ihm gleichzutun. Gehorsam senkte auch er den Blick, aber der beobachtende ältere Lykin konnte das zornige Funkeln in den Augen der beiden Adaks erkennen. Plötzlich wurde ihm eiskalt und er hatte das Gefühl zu ersticken. ‚Warum muss ich das jetzt erfahren? Ich verstehe es nicht. Lamaris, hilf mir, bring mich zurück. Wo bist du, Manakis?’, dachte er verzweifelt, aber er bekam keine Antworten. Auf seinem Beobachterposten verharrte er wie festgenagelt, konnte keine Bewegung vollführen und keinen Atemzug machen. Was er sah, trieb ihm sogar jetzt im Erwachsenenalter noch die Tränen aus den Augen und wenn er gekonnt hätte, hätte er laut geschluchzt.
„Leander“, begann der Magier mit krächzender Stimme. „Du warst ungehorsam. Ich verlange von deinen Leuten absolute Unterwerfung.“ Da hob der Generalkonsul den Kopf und schaute direkt in das Gesicht des Magiers. Dann trat er mutig einen Schritt vor und sagte eisig: „Isisi, magii lemanack!“ Damit spuckte er auf den Boden und wiederholte in der allgemeinen Sprache: „Verflucht seiest du, Magier! Keinen deiner Befehle wird einer meiner Männer ausführen!“ Abermals spuckte er dem Magier vor die Füße, dann zog er sein Schwert, aber noch bevor es die Scheide ganz verlassen hatte, lag Leander am Boden und wand sich. Die Spitze des Schwertes bog sich nach hinten und Lykin hörte die Schreie, die vom Metall ausgingen. Verzweifelt wollte er sich dort schon die Ohren zuhalten und ebenso wenig wie damals gelang es ihm jetzt. Er sah zu, wie sein Vater vom eigenen Schwert zerstückelt wurde. Leander Adak gab keinen Laut von sich, den letzten Gedanken, den er von ihm empfing, spürte er jetzt mehr als er ihn hörte: „Es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen – nicht jede Hitze ist schlecht, mein Sohn.“
Er hatte sich noch kaum von dem Schock erholt, da ging die Vergangenheit weiter. Der Magier trat über die Leichenteile, achtete nicht auf das Blut, stieg einfach in eine Lache und Lykin hatte den Eindruck, als würde er es aufsaugen. Noch jetzt schüttelte es ihn vor Grauen. Omar Yanigi streckte eine Hand aus und zeigte auf ihn. Lykin, noch gefangen in den Schreckensbildern, trat vor und während er ging, bemerkte er, wie sich das Gesicht des Magiers veränderte, jünger wurde. Dann griff Omar Yanigi in das Gesicht des jungen Lykin und der Körper sackte zusammen. Nun hörte er das gehässige Lachen des Magiers und dann: „Siehe, Meister, hier ist dein neuer Sklave, er wird dir gut und treulich dienen. Das Ende der Schwertmeister naht und du hast leichtes Spiel.“ Er gab dem Jüngling einen Tritt mit der Fußspitze, lachte abermals laut und ließ ihn dann wegbringen.
‚Nein’, dachte er nun, versuchte die Vergangenheit irgendwie zu verändern und sei es nur mittels Gedankenkraft. Doch alles was er erntete war erneutes Gelächter und einen wissenden, sehr sehenden Blick des Magiers. „Du siehst mich, elender Schwertmeister. Es wird dich interessieren, was ich hier habe.“ Omar grinste süffisant und hob eine Metallschatulle hoch. „Ich kann sie nicht öffnen, denn sonst bist du gleich tot und das wollen wir doch noch nicht – aber hier drin ist das, was in deiner Brust schlagen sollte. Tu weiter was ich von dir verlange und du kannst es vielleicht wiederhaben. Ich gebe dir noch etwas mit auf deinen Weg, Lykin“, er spie den Namen verächtlich aus, "du dienst seit mehreren hundert Jahren dem mächtigen Herrscher Vocan - dem unsterblichen Boten." Er lachte laut auf und das schickte Lykin in seinen Körper zurück.

Laut schreiend fuhr er in die Höhe: „Vater! Nein! Was sollte das? Warum habe ich mich erinnert? Wer tut das? Was waren die Schwertmeister, die Adamen?“
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****ra Frau
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Teil 8
Lamaris von seinem Schrei erwacht, beugte sich erneut über ihn. Leise murmelte sie beruhigende Worte, die ihn langsam erreichten und er fand ins Jetzt. Seine blinden Augenhöhlen starrten direkt in die gelben Augen der Hexe. „Ich hab ihn gesehen“, flüsterte er noch ganz im Bann der Bilder. „Wen?“, fragte Lamaris interessiert. „Omar Yanigi und Pátono, Vater“, noch immer leise und kaum hörbar. „Mann, Mann, Mann … Mann“, jammerte Lamaris und dann mit ernster und fester Stimme: „Magii isiszii lamaris tremlonszii. Isisi, magii lemanack.“ Schwer atmend sank sie zurück und berührte dabei leicht den Schwertmeister am Oberarm. Als der Schmerz einsetzte, schrie er laut auf, ebenso Lamaris, die sich wegen ihrer eigenen Müdigkeit nicht mehr beherrschen konnte. Rasch raffte sie den Mantel um die Schultern, von denen sie nicht wusste, dass sie welche hatte und zog sich ein wenig zurück. Sie bat nicht um Entschuldigung, redete ihn auch sonst nicht an. Als sie den Fluch aussprach, hatte sie den Eindruck, als würde sie jemand am Hals packen und ihr die Luftröhre zudrücken. Noch jetzt fühlte sie den Druck, dort wo sie ihren Hals vermutete.
„Wer bin ich?“, flüsterte er, dann rutschte er zur Seite und blieb stumm liegen.

Toem blies mit seinem scharfen Atem über sie hinweg, zerrte an ihren Körpern und versuchte sie in die Tiefe zu zerren. Doch noch waren sie stark genug, den Kräften des Sturms zu widerstehen. So harrte sie in der Dunkelheit der Nacht und die Dunkelheit in Lykin nahm zu, je mehr er sich an die Vergangenheit erinnerte. Heftig fühlte er sein Herz gegen die Metallschatulle schlagen, als sich ihm ein anderes Bild aufdrängte.
„Manakis“, flüsterte er und das Schwert antwortete beruhigende, beschwichtigende Worte. „Du konntest nicht dagegen an.“
„Ich will das nicht noch einmal erleben, Manakis.“ Verzweifelt presste er die Hände auf die leeren Augenhöhlen und jammerte. Dann war er wieder der Beobachter und die Vergangenheit brannte in ihm, heißer als Sulurns Feuer, schien sie ihm zu sein.
Abermals stand er in der großen Halle in Sarmyk dem Magier gegenüber:
Lykin trug die Uniform des Generalkonsuls. Von außen drangen ganz leise Rufe zu ihm. Er wusste, dass dort ein unmenschliches Gemetzel stattfand, doch das kümmerte ihn nicht. Die Schuldigen mussten bestraft werden – wer einen Befehl missachtete fiel dem Schwert zum Opfer, so einfach war das. Doch Lykin hatte wichtigeres zu tun als dem Tod der eigenen Leute beizuwohnen. Heute übernahm er das besprochene Schwert und er würde es mit Magie tränken müssen. Noch hatte er keine Vorstellung davon, wie das gehen sollte, doch er wusste, der Magier würde ihm den richtigen Weg weisen.
In der Mitte der Halle hielt er an und sobald er stand, trat kaum hörbar Omar Yanigi auf ihn zu. Herrisch winkte er und sofort eilten Diener herbei, denen große Soldaten folgten, in einer Lykin unbekannten Uniform und auch von fremder Erscheinung waren sie, selbst ihre Sprache verstand er nicht als sie redeten. Da war es das erste Mal seit langem, dass er seine Beförderung hinterfragte, doch er sprach den Zweifel nicht laut aus. Lange hielt er ihn geheim. Die Soldaten hielten eine Frau gepackt, die zierlich und gebrechlich wirkte, grau war ihr Haar und ihr Gesicht mit zahlreichen Falten durchzogen. Ihren grauen Augen schien nichts zu entgehen und sie erweckte den Eindruck, sie wusste genau, was auf sie zukam. Diener in Livree hielten das magische Schwert in Händen und wollten es dem Magier übergeben, doch der winkte ab und deutete auf Lykin. Magier berührten niemals blanken Stahl. Fasziniert betrachtete er das Einhandschwert, das genau auf ihn abgestimmt worden war und perfekt in seiner Hand lag. Es war mit einem Zauber versehen, der es niemals schartig werden ließ. Er nahm das Schwert und hob es hoch, zischend entwich ihm der Atem und erzeugte ein kleines Wölkchen, so kalt war es geworden, als der Zauber von einem auf den anderen überging und sich potenzierte. Doch noch war es nicht vollständig. Omar Yanigi wusste das. Er hatte alles genau geplant, deshalb war auch die Alte anwesend, seine Feindin seit langer Zeit und nun hatte er vor, sie zu vernichten, ohne Hand an sie zu legen, denn das war ihm verboten.
„Nun tränke es und vollende das, wozu du hier bist“, meinte er hart. Lykin fühlte sich vom kalten Blick des Magiers durchbohrt und ihm fielen Worte ein, die einstmals hier gesprochen worden waren. ‚Isisi, magii lemanack.’ Aber er sprach sie nicht aus. Schwieg, so wie er die letzten Jahre stets geschwiegen hatte und hielt den Blick auf sein Schwert gerichtet.
Omar Yanigi winkte den Wachen und die Frau wurde vor Lykin gebracht. Mit wissenden Augen schaute sie in das Gesicht des letzten Schwertmeisters der seine Waffe auf diese Art tränken würde, denn nach ihr gab es keine Meisterinnen der alten Künste mehr. „Tu was er von dir verlangt, mein Junge“, krähte sie, denn sie hatte lange Zeit nicht gesprochen und es fiel ihr schwer, ihre Stimme zu beherrschen. „Es wird kein großer Schaden entstehen.“ Sie lachte, das war das, was Lykin am meisten entsetzt hatte. Wie ferngesteuert hob er das noch namenlose Schwert und stieß es der Frau tief ins Herz. Noch immer lachte sie und er sah, wie sie mit ihrem Mund Worte formte, die sich direkt in sein Hirn brannten: „Ich bin Manakis! Lviver, Adame, tremlonszii lamaris ke ah. Eo Manah-Ki!“ Dann folgte ein lautes Rauschen als sie zu Boden sank und er schrie auf. Das Schwert in seiner Hand schien schwerer zu werden und einen Moment nicht mehr zu ihm zu gehören, doch dann schmiegte es sich in seine Hand und er dachte sich zu verhören, schnurrte es. „Manakis“, sagte er und hob den nun warmen Stahl. „Wir werden uns nicht trennen, mein Junge“, flüsterte sie, dann kicherte sie und war ruhig.
Omar Yanigi schien mit dem Ergebnis der Schwerttränke im ersten Augenblick zufrieden zu sein, doch als kein Blut floss, wurde er zornig. Mit einem Lidschlag zwang er zwei Wachen, sich gegenseitig die Hälse aufzuschlitzen. Als sie gurgelnd zu Boden gesunken waren, stellte er sich in die Lache, winkte Lykin zu sich heran und ließ ihn abermals an dem Ritual der Erneuerung teilhaben. Als das schaurige Schauspiel beendet war, wurde er weggeschickt.

Mit hängenden Schultern und völlig erschöpft ging Lykin in den Hof hinaus. Dort sah er das ganze Ausmaß der Tragödie, die sein Volk hinweggefegt hatte und ihn allein und mitschuldig an dem Genozid zurückließ. Jetzt aus seiner Beobachterposition erkannte er die Trauer, die nach ihm gegriffen hatte und ihn innerlich niederschlug. Die Erkenntnis, ein Monster zu sein, wie es Omar Yanigi immer wieder predigte, machte sich langsam in ihm selbstständig. Da trat der Magier von hinten an ihn heran, packte ihn mit seiner mentalen Kraft und zwang ihm seinen Willen auf. Lykin wusste nichts mehr, handelte nur noch als Marionette und jeder fürchtete den Adamen, den letzten Schwertmeister der sein Schwert mit der letzten Hexe Danaws getränkt hatte – Lykin Adak wurde zum Synonym des Bösen und Gewalttätigen. Doch das war schon viele hundert Jahre her und seitdem war er der Todesbringer des Magiers und er erledigte alle unangenehmen Aufgaben des Reichs.
„Muto, muto, muto“, flüsterte Lamaris und sie merkte wie sie selbst ruhiger wurde, auch Lykin atmete wieder regelmäßiger aber viel zu tief. Er schien die Luft regelrecht in sich hineinzusaugen und brachte sie nicht mehr heraus.
Und währenddessen tobte ein immer heftiger werdender Sturm um die Felsnase. Die Robe um den Pseudohexenkörper bauschte sich im Wind und Lamaris hatte Mühe, Lykin nicht zu berühren. „Muto! Muto!“, rief sie gegen den Sturm an und dann: „Wenamendes lamarisisz ah ke – muto!“ In der Dunkelheit konnte sie es nicht erkennen und dennoch bemerkte sie eine Änderung, der Sturm wurde leiser und im selben Maß, wie er nachließ, ging auch Lykins Atem leichter. Das wiederholte sie und immer drängender wurde ihre Stimme, dabei hob sie die Arme und wob ein feines Lichtmuster in die Luft. „Muto!“, ein letztes Mal und ihr ging die Kraft aus. Erschöpft lehnte sie sich an die Felswand und sank zu Boden. Dort ruhte sie eine Weile, dann schaute sie nach Lykin, der endlich eingeschlafen war. Befriedigt nickte sie und schloss selbst die Augen.

Der Aufstieg dauerte noch einen weiteren Tag, denn Lykin wollte am frühen Morgen nicht weitergehen. Wenn Lamaris nicht gewesen wäre, hätte er sich in die Tiefe gestürzt und seinem Leben ein Ende gesetzt. So aber ging er weiter voran und markierte den Weg, den selbst die Pseudohexe nicht finden konnte.

Auf der Hochebene wehte ihnen Toem entgegen und beinahe wären sie über die Abbruchkante getrieben worden. Sulurn brannte nun erneut heiß auf ihre Köpfe und Lamaris war gezwungen ihren Schattenwurf zu weben.
Während sie in der Hitze des Tages dahinstolperten und einen Weg in dem noch unwirtlicher scheinenden Land finden wollten, flüsterte Lykin vor sich hin. Lamaris hörte ihn folgendes sagen: „Takészin, isisi magii. Eo takészina Manakis nu Pátono, elora.“
Diese Racheschwüre vor sich hinmurmelnd, überquerte er in gerader Linie die Hochebene. Lamaris schattenspendend an seiner Seite hörte auch Manakis leise reden: „Elora, Lykin Adak. Ich werde da sein, wenn es so weit ist. Ich wusste, du würdest dich von selbst erinnern. Elora, Lykin.“
Auf der windgepeitschten Hochebene marschierten sie dahin und wären nicht Lamaris und ihre Hexenkunst gewesen, wäre er längst verdurstet, verhungert und verdorrt. So stemmten sie ihre müden Körper einfach gegen den Wind bis dieser sich unerwartet drehte und sie nun vor sich hertrieb. „Halt an, Lykin!“, schrie Lamaris gegen das lauter werdende Gebrüll Toems an. „Ich versuch es ja, aber er drückt mich gleich über die Kante, ich kann sie erfühlen. Sie ist … Hilf mir, Lamaris!“ Die Hexe, noch zwei Schritte hinter ihm, dachte nicht mehr daran, niemanden berühren zu dürfen, hechtete nach vorne und packte ihn um die Mitte. Laut schreiend warf sie sich mit ihm zu Boden und erst dort ließ sie los.
Plötzlich war es sehr ruhig, kein Lufthauch regte sich. Mit einem letzten gemeinen Lichtstrahl verzog sich Sulurn und machte der Nacht platz.
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
So packend, so verzwickt.
Welch eine Erzählwucht.

Ich fang noch mal von Vorne an...
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Themenersteller 
Danke - szanvé
Danke *blume*

Vielleicht sollte ich einmal ein Wörterbuch in Adami hereinstellen - ich bin eben dabei eines zu machen *ggg*

Diesmal habe ich einfacher angefangen und jetzt kommt etwas Tempo in die Sache, wenn auch nach rückwärts geblickt, ich fürchte, das ist für den Leser nicht eben einfach.

*hexhex* Herta
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