Mütter & Töchter
Kann man mit über 50 Jahren seine Moralvorstellungen, seinen Blick auf die Welt und wie sie sein sollte, völlig über den Haufen werfen und neue Erfahrungen machen, die einen reicher und ausgeglichener werden lassen können? Vor ein paar Monaten noch hätte ich das für unmöglich gehalten.
Als ich meine Tochter Alba heranwachsen sah, mit den stolzen Augen einer Mutter beobachtete, wie sie ein Schmuckstück wurde, das in unserer Stadt und weit darüber hinaus seinesgleichen suchte, war ich mehr als ein Mal in Panik geraten. Ich war, seit sie in die Pubertät kam, geradezu ängstlich darauf bedacht, ihr das Bewusstsein zu vermitteln, welche Auswirkungen ihre von der Natur großzügig ausgestattete, weibliche Figur und ihre Attraktivität auf das aufkeimende Interesse der Jungen und das ausgeprägtere Lustempfinden der Männer um sie herum haben würde.
Als sie ihren Schulabschluss feierte, und Dutzende von Jungs um die Gunst wetteiferten, sie ausführen zu dürfen, hatte sie sich mir längst anvertraut und wusste ich alles über die diversen Liebschaften und ersten Erfahrungen, die ich sie, ihr immer mit mütterlichem Ratschlag zur Seite stehend, hatte machen lassen. Stets bemüht, sie ohne erhobenen Zeigefinger auf mögliche Gefahren hinzuweisen, waren wir gemeinsam zur Verhütungsberatung gegangen, hatte ich sie im Arm gehalten, wenn sie enttäuscht worden war. Oder mit ihr geschimpft, als sie mehrere Verehrer gegeneinander auszuspielen begann.
Und so hatte ich quasi aus zweiter Hand wunderschöne Liebesgeschichten miterlebt, vom Anfang bis zum jeweiligen, oft jähen Ende, denn festlegen sollte sie sich noch lange nicht, da waren wir uns einig. In dieser Zeit ging auch mein Verhältnis zu ihrem Vater in die Brüche und stärkten wir uns gegenseitig bei der Bewältigung all der geballten Beziehungsprobleme.
Nun war sie 24 und erinnerte mich immer mehr an meine Schwester, die ebenfalls - anders als ich, die mehr als natürlicher Typ zum Pferdestehlen ausgefallen schien – von außerirdischer Schönheit war. Mehr als einmal hatte ich, wenn ich Alba beim Flirten zusah, das Déjà-Vu, wie Alice (der Name meiner Tochter, war zusammengesetzt aus ALice und BAstian, dem Namen meiner Schwester und meines gleichfalls hübschen und schwulen Bruders, den ich abgöttisch liebte) damals nach dem Tod unserer Mutter reagierte. Sex war ihr Leben, ihr Ein und Alles, sie identifizierte sich über ihre Chancen beim anderen Geschlecht und konnte wohl gar nicht anders, so aufsehenerregend, wie sie aussah.
Meine Mutter lag aufgebahrt im Leichenschauhaus neben dem Friedhof, ich stand mit der kleinen Alba und meinem Ex in der ersten Reihe, bevor der Begräbniszug loszog und bekam verschämt mit, wie Alice den anwesenden Herrn schöne Augen machte. Ihr ging es nicht in den Kopf, dass dies nicht der richtige Ort noch Zeitpunkt war, sich einen neuen Bettgenossen zu suchen, obwohl ich sicher bin, sie hatte – wie immer – auch damals Erfolg.
Dieses Fremdschämen hatte ich nun, Jahre später, wieder mehr als einmal, wenn ich meiner Tochter zusah, wie sie in der Öffentlichkeit flirtete und den Männern mit nur einem Wimpernschlag oder gekonnt eingesetztem Hüftschwung hoffnungslos den Kopf verdrehte. Doch ich lernte, darüber zu lachen, und dank unserer liebevollen Beziehung und meines durch mein eigenes, abwechslungsreiches Liebesleben unerschütterlichen Selbstbewusstseins, konnte ich ihr den Spaß gönnen.
So passierte es eines Abends, als ich nach einem angenehmen, aber einsamen Kinobesuch nach Hause kam, Geräusche im Gästezimmer hörte, deren Quelle mir sofort deutlich war. Alba war für ein verlängertes Wochenende zu Besuch, hatte an dem Abend aber ausgehen und alte Freunde treffen wollen. Sie hatte wohl jemanden kennengelernt und mit nach Hause genommen, denn das Stöhnen und Matratzengejammer von nebenan stammte deutlich von zwei Personen.
Als ich mich bettfertig gemacht hatte und gerade mit geputzten Zähnen im Nachthemd das Badezimmer verließ, begegnete mir im Hausflur ein Mann – ein Bild von einem Mann, nicht mehr ganz jung, eher meine Generation, dessen erstaunlich gute Figur, von keinerlei Textilien bedeckt, mich im nur vom schwachen Nachtlicht erleuchteten Gang hörbar einatmen ließ.
„Hab ich sie erschreckt? Das tut mir aufrichtig leid. Alba sagte, ich könnte jetzt ruhig ins Bad gehen, sie wären bestimmt längst fertig da drinnen.“, sagte dieser Adonis zu mir, fast schüchtern grinsend, während er jedoch keinerlei Anstalten machte, sein beachtliches Anhängsel, das Alba und ich in unseren Erfahrungsaustauschen oft wegen seiner so wechselbaren Form `Dschinnie` nannten, zu verstecken. Hielt er da ein Kondom in der Hand, und auch noch ein gut gefülltes?
Oh, Göttin, ich wurde tatsächlich ein wenig rot. Ich druckste ein wenig herum, bot ihm das Bad zu seiner freien Verfügung an und wollte mich dann schnell, durch seinen beeindruckenden Anblick inspiriert, in mein Schlafzimmer zurückziehen, um mich dem batteriebetriebenen Dschinnie zu widmen, den ich mit Alba ausgesucht und im Internet bestellt hatte.
Doch er hielt mich auf, stellte sich als Mark vor, ein Bekannter von Alba und erzählte mir, ich sei ihm schon lange vor meiner Tochter aufgefallen, nämlich neulich in der Auto-Werkstatt um die Ecke. Ob er mir denn gar nicht in Erinnerung geblieben wäre, fragte er. Mir dämmerte, dass er der sympathische Typ im Dreiteiler gewesen war, der wie ein echter Gentleman in die Bresche gesprungen war, als man mich übers Ohr hatte hauen wollen. So ganz ohne Kleidung in meiner Wohnung hatte ich ihn nicht sofort erkannt.
Wir unterhielten uns, während ich meinen Blick zwang, nicht tiefer als bis zu seiner breiten Brust zu wandern, und meine Hände hinter dem Rücken verschränkte, um nicht dreist zu ertasten, was sich sonst noch so vor mir befand.
Dann sah Alba durch die angelehnte Tür ihres Zimmers hinaus auf den Flur, grinste zu uns rüber und warf Mark eine Kusshand zu.
„Ich geh schlafen. Viel Spaß noch ihr zwei.“
Jetzt dämmerte mir noch viel mehr. Und darauf würde ich sie am nächsten Morgen garantiert ansprechen. Aber erst ein Mal sorgte Mark dafür, dass ich meine Sehnsucht nach elektronischem Spielzeug völlig vergaß und stattdessen seine - ob durch Alba geplante oder eher unwissentlich herbeigeführte – Nähe und Zärtlichkeit genoss.
Das war das erste Mal, dass ich mit einem Mann schlief, der zuvor von meiner Tochter verführt worden war und sie sogar am gleichen Abend beglückt hatte. Doch er blieb nicht der letzte. Die Moralvorstellungen, von denen ich anfangs sprach, habe ich bewusst und reuelos aufgegeben, denn irgendwie schaffte sie es, durch vollen Körpereinsatz und aus Liebe zu mir, denke ich, genau die Männer in mein Bett zu lotsen, die ich mochte und wollte, ohne sie verführen zu können. Und dass sie sozusagen `Ableger` meiner Tochter waren, stört mich heute nicht mehr, nicht mal bei meinem heutigen Begleiter, den sie mit sexy Betonung Daddy nennt.
Im Vergleich zu ihr schneide ich anscheinend gar nicht so schlecht ab. Dem Mann, der heute mein Bett teilt, glaube ich nämlich sogar, dass er reife Frauen bevorzugt und nur mit Alba ging, um mich kennen zu lernen.
So haben wir uns beide bisher nur Gutes getan, und leben sehr gut damit. Mögen manche das auch als verwerflich betrachten, mir ging es nie so gut wie heute. Und auch Alba wird noch den Einen finden, der Sex und Liebe trennen kann.
Inspiriert von diesem Witz: (Kurzfassung)
Mann lernt ältere Frau in einer Kneipe kennen, man flirtet und ist sich schnell einig, dass noch heute mehr passieren wird. Sie fragt ihn, ob er sich schon mal Sex mit Mutter und Tochter gewünscht hätte und er ist noch spitzer - sie gehen zu ihr und im Hausflur ruft sie leise: "Mutti, bist du noch wach?"