Da ist etwas
Heute habe ich es zum ersten Mal gehört.Ich meine zum ersten Mal bewusst gehört. Weil, es war ja immer schon da. Überall. Rund um uns herum. Es muss immer schon da gewesen sein, sonst hätte ich es ja nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit schon mal gehört.
Dabei – zuerst habe ich es ja gar nicht gehört. Es hat erst mal versucht, mir Botschaften ohne Worte zukommen zu lassen aber mein beschränkter Verstand hat sie nicht begriffen.
Die Muster zum Beispiel.
Wie die Milch auf der Herdplatte rumgesprungen ist. Sowas kann kein Zufall sein.
Oder wie die Sachen auf einmal im Kühlschrank standen, der Ketchup schräg, in einem so zufällig aussehenden Winkel zur Margarine, dass es fast schon lachhaft war, dass ich es nicht erkannt habe. Ich meine, ich habe zwar erkannt, dass es eine Botschaft war, aber ich habe sie nicht verstanden. So genau, so eingehend ich es mir auch angesehen habe, ich habe es nicht verstanden. Ich habe sogar die Glasplatte darunter rausgenommen und mir das Ganze von unten angesehen. Bis mir echt kalt war. Aber ICH HABE ES NICHT VERSTANDEN.
Und deshalb versucht es seit Kurzem mit mir zu reden. Deshalb schreibe ich das jetzt auch auf. Damit mir nicht wieder was durch die Lappen geht. Ich kann ja so blöd sein.
Aber ich muss ganz leise sein. Deshalb schreibe ich auch ganz leise und langsam. Nicht das übliche Hacken von Plastik auf Plastik – diesmal drücke ich jede Taste ganz vorsichtig. Wird zwar länger dauern so, aber ich glaube es ist wichtig, was es mir sagen will.
Und es will nur mit mir reden. NUR MIT MIR.
Bin gespannt, was es will.
…
da
ist es
so sanft und vorsichtig zärtlich wie ein unendlich feingliedriges spinnenbein tastet es sich in meinen gehörgang
erreicht mein trommelfell
jetzt
verstehe ich