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Man lebt nur einmal

Man lebt nur einmal
Ava saß mit ihrer Freundin Helen an der Bar ihrer Stammkneipe – wenn man den Laden so nennen konnte, denn sie schaffte es manchmal wochenlang nicht, auch nur auf ein Glas hierher zu kommen, obwohl sie um die Ecke wohnte und Helen sie oft dazu einlud. Heute gab es aber etwas zu feiern, ihr Projekt war abgeschlossen und sehr gut angekommen, und darauf stießen sie an.

Das Gespräch mit Helen drehte sich dann natürlich schnell wieder um Männer – Helen konnte einfach nicht verstehen, dass Ava schon seit Monaten keinen anderen Kontakt zum anderen Geschlecht hatte, als den beruflichen Umgang mit ihren Kollegen. Helen war eine sinnliche und lebenshungrige Frau, die nichts anbrennen ließ, immer auf der Suche nach Vergnügungen.

Ihre Lebenseinstellung ließ sich so zusammen fassen: Man ist nur einmal so jung – wenn ich alt und grau werde, will ich nicht denken müssen, ich hätte was verpasst. Und ihre Mission war es, auch Ava zu einer solchen Lebensweise zu verhelfen, Spaß zu haben und auszuprobieren. Denn nur so würde sie nicht auf den Falschen hereinfallen, wenn sie sich dazu entschloss, neben ihrer Karriere wieder Wert auf andere Dinge zu legen. In ein paar Jahren, wohlgemerkt.

Mitten in ihren Ausführungen über die Vorzüge und Nachteile von jüngeren, älteren, verheirateten, gebildeten oder mehr an Sport interessierten Männern – sie hatte sie alle ausprobiert – kam ein Mann zur Tür herein, den beide hier noch nie gesehen hatten. Helen drehte ihren Barstuhl sofort so, dass sie ihn im Blick hatte, als er zum anderen Ende der Theke ging und dort zwei Freunde begrüsste, die sie bereits durchleuchtet und beurteilt hatte – kein Flirtmaterial, war das vernichtende Urteil gewesen, jedenfalls nicht, bevor sie nicht erst noch ein paar Gläser Wein unter Freundinnen getrunken hätten.

„Na, das ist doch mal was. Ein bisschen davon wär genau das Richtige für dich, meine Liebe!“ Ava verdrehte die Augen und sah möglichst unauffällig zu den Männern rüber. Der Neue war schon hübsch, irgendwie. Helen kannte ihren Typ. Woher wusste sie das nur? Viele Gelegenheiten, Avas Beuteschema kennenzulernen, hatte sie nun wirklich nicht gehabt.
Aber Freundinnnen wie sie redeten nun mal über alles Mögliche. Er war groß und schmal, mit einem netten Lachen, als er seinen Kumpels auf die Schulter schlug, gutaussehend, aber nicht affektiert, lässig gekleidet und sicher nicht uninteressant. Er bestellte sich ein Bier und sah lächelnd zu den beiden Frauen rüber. Ava guckte schnell ertappt in ihr Glas, Helen grinste zurück und hob ihr Glas zum Gruß.

„Er ist interessiert. Jetzt guck doch mal.“ Ava seufzte und sah wieder zu ihm. Er zwinkerte ihr zu, was sie zum Lächeln brachte, doch sie drehte sich wieder Helen zu und seufzte. „Er will dich, worauf wartest du noch?“ Ava zischte, damit Helen nicht noch mehr die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog. „Wenn du einen so gutaussehenden Mann triffst, und er dich sexy findet, brauchst du nicht allzu viel zu tun. Nur deine Hemmungen ablegen und flirten.“ „Ich bin nicht sicher, ob ich das kann.“

„Ach was, natürlich kannst du das. Man braucht dir nur beim Tanzen zusehen – wenn du die Augen schließt und die Hüften bewegst, mmh! Das ist soooo sexy.“ „Helen, es geht nicht darum, irgendeinen notgeilen Kerl rumzukriegen. Ich weiß, dass ich das könnte, ich will aber nicht!“

„Bullshit, Ava, das ist unfair. Die miesen Kerle lässt du natürlich links liegen, aber du musst schon manchmal etwas üben, damit du es nicht verlernst. Wenn dann nämlich mal ein interessanter dabei ist, weißt du zumindest, was du zu tun hast. Jeder Kerl steht auf Frauen, die ihren Körper mögen und einzusetzen wissen. Wenn dann einer dich interessiert, musst du nur dieses Interesse zeigen und ihm einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben. Das ist genau das, was ich in deinem Horoskop gelesen hab. Es wird vielleicht heute noch passieren!“

„Mein Horoskop? Was soll denn der Unsinn?“ Ava starrte Helen ungläubig an, aber eigentilch war so etwas von ihr zu erwarten. Sie war ein Esoterikfreak. „Steht da etwa, dass ich meinen Traummann treffe? Und ich soll die Hoffnung nicht aufgeben?“

„Nein, nicht mal ich kann die Zukunft voraussagen, meine Liebe, das kann niemand. Aber man kann auch seinem Schicksal einen Schubs geben. Pass auf.“ Und sie holte doch tatsächlich ein Magazin aus ihrer Riesentasche, blätterte ein wenig und las dann so laut vor, dass auch das Pärchen neben ihnen es mitbekam und kopfschüttelnd grinste.

„Erlauben Sie ihrem freiheitsliebenden Geist Ausgang. Machen Sie mal Pause von Alltag und Routine und tun Sie etwas Wildes. Sie könnten damit das Interesse von jemandem wecken, der Ihr Verhalten erfrischend findet.“ Helen hüpfte fast vor Aufregung in ihrem Sitz. Ava dachte, so wie sie jetzt müsste sich die Mutter eines hyperaktiven Kindes fühlen. „Und das bedeutet, dass ich Sex haben werde? Wo steht das?“ „Ach Ava, sei nicht so. Tu etwas Wildes, okay?“

Ava schüttelte den Kopf, aber etwas in ihr sagte ihr, dass diese Pause vom Alltag ihr durchaus recht wär. „Du musst endlich mal etwas tun, das nicht durchdacht und sicher ist.“, meinte Helen, zum Glück wieder leise und nur zu ihr.

„Ich sag ja nicht, dass du deine Ansprüche runter schrauben sollst, aber für eine Nacht voll Spaß braucht es kein Byron oder Einstein zu sein. Nur ein Stück heißes Männerfleisch, für eine Nacht, aber was für eine! Der Typ da hat alles, was man dazu braucht, das siehst du doch auch. Du brauchst ihn nie wieder zu sehen, aber ich sag dir: das ist genau was du nötig hast. Jetzt, bevor es zu spät ist und dich keiner mehr so anguckt.“

Ava war bei dem Wort Männerfleisch leicht zusammengezuckt und grinste verkniffen über Helens Offenheit. Dann seufzte sie – weil sie wohl recht hatte. Wär doch klasse, wenn man ohne Verpflichtungen, ohne dass irgendjemand davon erfahren musste, etwas Spaß haben könnte. Sie sollte wirklich einfach mal alles etwas lockerer nehmen.

Also ließ sie es geschehen, als Helen den Männern am anderen Ende der Theke eindeutig zugrinste und ihnen schöne Augen machte, während sie selbst nur ab und zu rüber sah. Jedes Mal fing sie dabei den Blick dieses einen Mannes auf, der hinter seinen herumalbernden Freunden stand, sich ab und zu seine zu langen Haare aus der Stirn strich und langsam sein Bier trank. Seine Augen waren intensiv auf sie gerichtet, als würde er sie die ganze Zeit beobachten. Es dauerte nicht lange, und die Männer kamen zu ihnen rüber und stellten sich vor.

„Schönen guten Abend, die Damen. Ich bin Dirk und das sind meine Freunde Ralf und Mark. Dürfen wir Sie beide vielleicht auf ein Glas einladen?“, sagte der kleinste der drei, der braungebrannt war und sympatische Lachfältchen hatte. Helen hielt ihm ihre Hand hin und grinste verzückt, sichtlich erfreut über die gelungene Strategie.

„Hallo, das ist aber nett. Wir fingen schon an uns zu langweilen. Ich heisse Helen, und das ist meine Freundin Ava.“ Ava winkte kurz den dreien zu, die mit ihrem Bierglas in der Hand strahlend nickten. Mark war also sein Name. Ava war nervös. Von Nahem sah er wirklich gut aus, er war in ihrem Alter, sein einfaches T-Shirt ließ seine gute, nicht übermäßig muskulöse Figur erahnen und seine freundlichen Augen waren von einem seltsam hellen Grün. Während die anderen beiden als Fußballspieler durchgingen, war er eher der blasse, Ewige-Student-Typ.

Doch es war Ralf, der sich neben sie zwängte, auf die Theke lehnte und fragte: „Was trinkst du, Eva?“
„Es ist Ava, mit A, nicht Eva.“, sie konnte nicht unterdrücken, ihn zu verbessern. „Oh, sorry, mit A? Hab` ich noch nie gehört.“ „Wie Ava Gardner, ja?“, fragte Mark, und sie nickte grinsend. Ralf wollte das nicht auf sich sitzen lassen. „Ach so. Klar. Also Martini, seh ich das richtig? Passt zu einer Frau mit Klasse, wie dir.“

Oh, Gott, dachte Ava, was, wenn sie den nicht mehr los würde? Er schnipste mit den Fingern, um den Barmann auf sich aufmerksam zu machen. „Mark, noch ´n Bier? Also 2 Bier und einen Martini für die Lady, bitte.“ Ava sah, dass Helen bereits mit Dirk Brüderschaft trank – und ihr Kichern dabei klang, als hätte sie schon mehr getrunken, als gut für sie war, dabei hatte sie nur an einer Schorle genippt. Sollte sie sich das wirklich zum Vorbild nehmen?

Sie setzte sich so, dass sie nicht nur Ralf, sondern auch Mark zuprosten konnte und wusste nicht, ob sie froh darüber sein sollte, heute einen ziemlich kurzen und engen Rock zu tragen. Sie legte vorsichtig ein Bein über das andere und zog möglichst unanfällig den Stoff weiter über die Nylons runter.

Ralf war zu beschäftigt damit, ihr zu erzählen, was er beruflich machte, wo er herkäme, und er würde sicher auch gleich verraten, welche Automarke er fuhr, doch Mark hatte ihre gezierte Ungeschicklichkeit bemerkt und lächelte sie an, mit einem Blick, der sagte, dass er wohl ganz süß fand, wie verschämt sie sich bedecken wollte, aber dass es nicht nötig sei.

So fasste sie es jedenfalls auf – gut möglich, dass er auch nur, wie andere, ihre Beine bewunderte und sie anmachen wollte. Ava entschied sich für die erste Option.

Als Ralf sie fragte, ob sie oft hierher käme und ob sie in der Nähe wohnte, musste sie höflicherweise antworten. „Ja, wenn meine Zeit es erlaubt. Und ja, nicht weit von hier.“ Ralf plapperte weiter, während sie sich an ihrem Drink festhielt und hin und wieder einen Blick auf Mark wagte, der sie immerzu ansah und verräterisch grinste, als ob er gut verstünde, wie sehr ihr sein Freund auf die Nerven ging. Zufällig kam das bis dahin sehr einseitige Gespräch auf einen Film, den Ralf vor kurzem gesehen hatte.

„Sie schleppten mich ins Kino – da war ich schon ewig nicht mehr gewesen. Ein deutscher Film, kann ja nichts Gutes bedeuten, dachte ich, und ich behielt recht – Soul Kitchen, natürlich ein englischer Titel. So ein Blödsinn.“

Ohne sich tatsächlich mit ihm auf eine Diskussion einlassen zu wollen, widersprach Ava ihm. „Der ist gut. Einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre – eine Liebeserklärung von Akin an Hamburg, und so witzig.“ „Fand ich auch.“, meldete sich Mark zu Wort. „Akin ist sowieso Spitze. Und ich hab mich schlappgelacht, zum Beispiel beim Knochenbrecher-Kemal. Aber dabei bleibt es sozialkritisch und romantisch zugleich.“

Von diesem Moment an war Ralf vergessen, waren Helen und ihr Verehrer in den Hintergrund gerückt und begannen Avas Zweifel daran, in dieser Kneipe jemals einen Mann treffen zu können, der interessant und gutaussehend war, zu bröckeln. Sie unterhielten sich über Filme, Schauspieler, Regisseure, dann über Bücher und schließlich fanden sie auch beim Thema Musik Gemeinsamkeiten.

Er war nicht nur gut informiert und vielseitig interessiert, er hatte auch seine eigene Meinung zu vielen Dingen. Das imponierte ihr. Als ein Tisch an der Wand frei wurde, nahmen sie ihre neuen Drinks mit dorthin, setzen sich und redeten völlig ineinander vertieft weiter.

Ava konnte ihre Augen nicht von ihm lassen, wenn er redete, seine Stimme war tiefer, als sein jugendliches Äußeres vermuten ließ, seine Gesten gefielen ihr - wie übertrieben er manchmal ausholte und sich dann fast dafür entschuldigte, dass seine Begeisterung mit ihm durchgegangen war. Von seinem Gesicht las sie jede Rührung ab, wie wirklich leidenschaftlich er gute Musik genoss, wie sehr er Oberflächliches hasste. Er faszinierte sie.

Das Einzige, was sie von dem besten Gespräch ablenken konnte, dass sie seit langen – wenn nicht jemals – in dieser Kneipe geführt hatte, noch dazu mit einem bis vor kurzem völlig Unbekannten, war seine körperliche Wirkung auf sie.

Wenn seine Augen verschmitzt in ihre sahen, wenn sie die Lachfältchen entstehen und verschwinden sah, wenn seine Hände das Bierglas umspannten oder in der Luft wirbelten, um ihm auf der Suche nach dem richtigen Wort zu helfen, staunte sie mit offenem Mund und musste sich konzentrieren, um auf seine Worte zu achten. Er war so schön und lebendig und männlich und warm und offen und herzlich. Er gefiel ihr.

Schnell trank sie ihr Glas aus und bestellte das nächste. Die Musik war so laut, dass sie sich über den Tisch zueinander beugen mussten, und sie mochte es, wenn er sich zu ihr lehnte und den Kopf schräg legte, um in ihr Ohr sprechen zu können. Der Tisch wackelte etwas, weshalb er sich vorsichtig abstützen und seine Beine nach vorne setzen musste. Sie nutzte die Gelegenheit, einen Fuß in seine Richtung zu strecken und ihn wie zufällig immer wieder zu berühren. Die ersten Male murmelte sie noch Entschuldigungen - er grinste nur.

Sie lachten, machten alberne Witzchen und kümmerten sich nicht um die anderen. So zaghaft, aber immer direkter, wie ihr Fuß mit seinen Beinen spielte, hatte er angefangen, ihre Hand zu halten - erst, um ihren klobigen Ring zu bewundern, dann war seine wie zufällig auf ihrer liegen geblieben und er streichelte sie sanft.

Dirk und Helen verabschiedeten sich nach einer Weile, um noch tanzen zu gehen, wozu weder Ava noch Mark große Lust hatten. Ralf beglückte zwei andere Frauen an der Theke mit seinen Heldengeschichten.
Helen konnte es nicht lassen, bei den übertriebenen Abschiedküsschen zu flüstern: „Wir sehen uns morgen – ich will Details!“ Ava lachte nur, aber sie wusste, sie würde sich nicht drücken können, so oder so würde sie morgen erzählen müssen, was weiter geschehen war. Was wollte sie denn eigentlich, was sollte passieren?

Sie verzog sich kurz auf die Toilette, erledigte lang Aufgeschobenes und betrachte sich danach im Spiegel. Sie holte tief Luft und versuchte, ihre zittrigen Finger zu beruhigen. Sie hatte noch nie mit jemandem geschlafen, den sie nur ein paar Stunden kannte, das war einfach nicht ihr Ding.
Aber sie hatte auch noch nie jemanden getroffen, der so sinnlich wirkte wie dieser Mann. Sex tropfte ihm aus jeder Pore, und ihr Körper hatte so seine eigenen Ideen, was er mit seinem so alles anstellen könnte – schmutzige Dinge, geräuschvolle, schweißtreibende Dinge, kurz gesagt, Spaß.

Was tust du da? fragte sie sich. Das bist nicht du. Sie dachte an Helens Worte `Tu mal was Verrücktes!`und an den Mann da draußen, diesen dunkelblonden Gott mit den Smaragdaugen, und fällte ihre Entscheidung - ein für alle Mal. Ein Schauder der Vorahnung schoss durch ihren Körper bei dem Gedanken daran, wie der Abend verlaufen könnte. Aber sie könnte es nur ohne jegliche Erwartungen tun, dass daraus mehr als eine Nacht werden könnte.

Als sie verführerisch lächelnd und weit die Hüften schwingend an den Tisch zurückging, mit Mut, von dem sie nicht wußte, dass sie ihn besaß, lächelte er sie freudestrahlend an, als hätte er sich bereits Sorgen um sie gemacht. Sie redeten weiter über Dies und Das, doch sie sah in seinem Blick hin und wieder ein ähnlich großes Verlangen aufblitzen, wie es sicher in ihren zu lesen war. Es war wie ein Versprechen, dass noch aufregende Dinge passieren würden heute Nacht.

Neue Themen fanden sich mit Leichtigkeit, aber Ava war nicht mehr ganz bei der Sache, wenn sie über Schriftsteller und neue Technologien diskutierten. Sie wohnte eine Straße weiter, aber wollte sie ihn auch mit in ihre Wohnung nehmen? Dann würde sie ihn später rauswerfen und erklären müssen, warum sie ihn nicht wiedersehen wollte. Besser, er nähme sie mit zu ihm. Sie könnte still verschwinden und die Sache als einmaliges Abenteuer in hoffentlich schöner Erinnerung behalten. Wie brachte sie nur das Gespräch in diese Richtung?

„Du wirst müde, scheint mir. Möchtest du noch lange bleiben?“ fragte er mitten in ihre Gedanken hinein. „Nein, eigentlich würde ich gern gehen.“ „Okay.“ So einfach war das. Er stand auf, beglich die Rechnung am Tresen und kam wieder zu ihr, als sie sich ihren Mantel anzog. Er schnappte sich seine Jacke und begleitete sie, mit einer Hand sanft an ihrem Rücken, nach draußen. Und jetzt? Würde er sich verabschieden?

Auf der Straße wurde sie erst richtig nervös. Fieberhaft überlegte sie, sich einfach an ihn zu hängen und „Gehen wir noch zu dir?“ zu hauchen, wie sie es in Filmen gesehen hatte, oder ihn erst einmal zu küssen, um herauszufinden, ob es ihr überhaupt gefallen würde, obwohl sie da kaum Zweifel hatte.

Wieder nahm er ihr die Entscheidung ab. „Ich könnte dich nach Hause begleiten. Oder hättest du Lust, noch auf einen letzten Drink mit zu mir zu kommen? Ich wohne nur zwei Straßen von hier, bin gerade eingezogen, also noch nicht sehr komfortabel eingerichtet, aber ein Sofa hab ich und ´ne Flasche Wein…“

Natürlich. Er wusste genau, wie man das machte, er tat sowas vielleicht jeden Abend, oder jedes Wochenende zumindest. Es klang nicht aufdringlich, nicht fordernd, nur nett und ehrlich interessiert. Schön, dass er es ihr so einfach machte. Sie nickte und hakte sich bei ihm unter, als sie gemeinsam liefen – an ihrer Wohnung vorbei, bis sie vor seinem Haus ankamen.

Da küsste er sie zum ersten Mal - und sie dachte, sein Grund wäre vielleicht derselbe, aus dem sie ihn vor wenigen Minuten hatte küssen wollen. Und auch seine Zweifel schienen beseitigt, denn es wurde ein langer, heftiger Kuss, der Lust auf mehr machte. Lust, die sie lange nicht verspürt hatte, sie keuchte schon, als sein Mund sich mit seinem typischen halbschiefen Lächeln von ihr löste. Seine Umarmung fühlte sich so fest, so unwiderstehlich an.

Er zog sie an der Hand durchs Treppenhaus, ließ sie auch nicht los, als er seinen Schlüssel rausholte und umarmte sie stürmisch, als sie seine wirklich spärlich mit Kartons und kahlen Glühbirnen an den Decken ausgestattete Wohnung kaum betreten hatten.
Er zog ihr küssend den Mantel von den Schultern, entledigte sich seiner eigenen Jacke mit seiner Zunge an ihrem Hals und schlüpfte hüpfend aus den Schuhen.
Ohne ein Wort zu sagen bugsierte er sie Richtung Bett, das einzige echte Möbelstück hinter dem improvisierten Vorhang zum Schlafzmmer, während seine Hände schon an ihrem Ausschnitt fummelten.

„Nein, nein, warte, nicht so schnell.“, keuchte sie, jetzt eher aus Frust als Erregung. Er verschloss ihr den Mund mit einem erneuten, feuchten, nach Bier riechendem Kuss und schob sie weiter, so dass sie mit den Knien ans Bett stieß und das Gleichgewicht verlor.

Plötzlich liegend sah sie, wie er sich die Hose öffnete, mit einem Grinsen, wie sie es noch nicht gesehen hatte, seine Augen funkelten gierig durch die ins Gesicht hängenden Haarsträhnen, er sah so anders aus jetzt. Sie versuchte, sich auf die Arme zu stützen und nach hinten zu krabbeln über das Riesenbett, weg zu kommen, weg von ihm, aus diesem Bett, dieser Wohnung und diese verrückte Idee zu vergessen.

Gerade noch war sie erregt, auch von dem Gefühl, etwas passieren zu lassen, dass außerhalb ihrer Kontrolle lag, von der Macht, die er ausüben konnte mit seiner Kraft, seinem Willen erregt und gefügig gemacht. Sie wollte sich ja ergeben, ihm willig geben, was auch sie glaubte zu wollen.

Doch es ging zu schnell, es sollte nicht so passieren, sie wollte ihn küssen, streicheln, gestreichelt werden, seinen Körper kennenlernen, bevor sie ihm ihren hingab. Sie bekam Angst, vor ihrer Courage, vor ihm, vor dem, was passieren würde, wenn sie jetzt nicht die Kontrolle zurück bekam.

„Hör zu, das ist nicht, was ich wollte, ich… dachte, wir trinken noch was, und so.“, stammelte sie, knöpfte mit fahrigen Händen ihre Bluse wieder zu und setzte sich auf, aber er lachte, so laut, so anders als vorhin. „Komm mir nicht mit dem Scheiß jetzt. Du willst mich, das hast du deutlich gemacht vorhin. Ich will dich auch, also zier dich nicht, lass uns Spaß haben.“

Das Wort Spaß klang aus seinem Mund so wahrhaft sündig, unverantwortlich und missbraucht, dass sie fast würgen musste, als er zu ihr auf die Matratze kletterte und an ihrer Hose riss. Sie versuchte wieder, sich loszureissen, doch er legte sich auf sie, drückte sie mit seinem Gewicht tief in die Decken und presste seinen Mund auf ihr Gesicht, hielt ihr Kinn fest, als sie sich unter ihm zu winden begann.

Sie kämpften miteinander und es schien ihm Vergnügen zu bereiten, vielleicht glaubte er, es gehöre dazu, er geilte sich daran auf, unfähig zu verstehen, dass sie es sich tatsächlich anders überlegt, es sich anders vorgestellt hatte. So sollte es nicht sein. Wie war sie überhaupt auf die Idee gekommen, das würde ihr fehlen?
Körperflüssigkeiten mit einem Wildfemden auszutauschen, Berührungen hinzunehmen, die mit ihrer Leidenschaft an den intimen Rausch einer Liebesnacht erinnerten und doch so weit davon entfernt waren?

Sie kratzte und schlug ihn, doch er keuchte und stöhnte nur, schaffte es, ihr die Hose zu öffnen und hielt sie fest, so fest, dass sie blaue Flecken behalten würde. „Mark, nein, verdammt, ich will nicht, hör sofort auf.“

Er biss sie in den Hals, während er seine Hand in ihre Hose steckte, wo die bei seinem Kuss entstandene Feuchtigkeit längst eingetrocknet war und seine Finger nur schmerzhaft scheuernd ihre Falten teilten. Dann befreite sie ihre Beine, hob ein Knie hoch an seine Mitte, und traf ihn, wo es weh tat.

Er krümmte sich laut stöhnend über ihr zusammen, so dass sie seinem Griff entkam und sich unter ihn wegdrehen konnte. Sie landete unsanft auf dem Boden, raffte sich aber sofort auf. Adrenalin strömte durch ihren Körper und gab ihr die Kraft, ohne sich umzusehen durch den Vorhang zum Wohnzimmer und Richtung Tür zu laufen.

Zum Glück hatte sie noch alles an und fand ihre Handtasche vor der Tür, wo er angefangen hatte, wie ein Tier über sie herzufallen. Sie riss die Wohnungstür auf, rannte auf den Flur, die Treppe runter und hörte ihn rufen: „Du Miststück. Blöde Schlampe, erst heiß machen und dann kneifen. Ihr seid doch alle gleich.“


Am nächsten Tag rief Helen schon mittags an, als Ava gerade dabei war, sich den dritten Kaffee über der Zeitung zu gönnen, etwas verkatert, etwas gerädert, noch müde und unsicher, ob sie das gestern nicht vielleicht alles etwas überbewertet hatte. Wenn sie in der richtigen Stimmung dazu gewesen wär, hätte ihr die ungestüme Art von Mark eventuell sogar etwas bringen können.

Doch das was sie gestern wollte, hatte sie nicht gekriegt. Und würde sie wohl auch nicht von einem Mann, den sie kaum kannte. Dass sie zufällig auf jemanden traf, der auf sie einging, auch nur für eine Nacht, war so selten vorgekommen, dass sie zukünftig doch lieber wieder eine Affäre erst begann, wenn sie sicher sein konnte, es könnte mehr werden. Nur dann würde sie sich solche peinlichen Ausrutscher ersparen können.

Helen erzählte, sie sei mit Dirk noch tanzen gewesen, aber allein nach Hause gegangen, er sie nicht ihr Typ. Das hätte sie doch nur gemacht, um Ava die Zeit zu geben, diesen süßen Kerl rumzukriegen. Ob sie es auch ordentlich genossen hätte, fragte sie.

„Ach, Helen, One-Night-Stands sind doch nichts für mich. Irgendwie hab ich nicht die richtigen Antennen, um schnell genug einschätzen zu können, ob es der Richtige ist. Er war, sagen wir, etwas zu wild für meinen Geschmack… Lassen wir es dabei. Und, was machen wir heute?“
*oh* *ja* so kann es kommen

der Kopf sagt *ja* aber der Bauch sagt *nono*

immer schön auf den Bauch hören - - dann hat frau auch kein schlechtes Gesissen - oder keinen schalen Geschmack hinterher im Mund.

abendliche Grüße
Ev

*spitze* geschrieben - -
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