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Stolperstein & Handschmeichler

Stolperstein & Handschmeichler
Freitag vor Pfingsten

Warum Sie hier nach einem Schlafplatz sucht, mitten in der Pampa der ländlichen Champagne? Sie weiß es nicht und doch glaubt sie hier in der Nähe einen zauberhaften Ort zu finden. Und wenn nicht, fahren sie einfach weiter nach Chalons, da finden sich über Pfingsten sicherlich auch ohne Reservierung genügend Zimmer, oder sie schlafen zur Not im Zelt, welches sie mitgenommen haben. Es ist ja nicht der erste ungeplante Urlaub-einfach-drauflos-mal-sehen-was-so-auf-uns-zukommt. Sie lieben solche besonderen Stolpersteinmomenturlaube. Ein Steinchen, hoppla, darauf waren wir nicht vorbereitet, ein Stein da, hoppla, was ist denn das, ein weiterer interessanter Stein, hoppla, das sollten wir uns mal genauer anschauen?

Und jetzt war es wieder Zeit ein Quartier zu suchen, denn ist es erst einmal dunkel, wird es schwierig. Die Nervosität steigt und jeder Stein des Weges wird unter die Lupe genommen, ob da nicht ein geeigneter Schlafplatz zu finden ist. Sie wissen wie die Schilder aussehen müssen, denn ein Hotel soll es nur im Notfall sein. Sie weiß was sie sucht, am liebsten würde sie ein…Sie bremst abrupt….

Ein Chambres d´Hotes finden, ein Gästezimmer, privat, gemütlich, außergewöhnlich. Da ist wieder so ein Schild, doch das Abbremsen kommt zu spät. Schon ist sie an der Einfahrt zum Schotterweg vorbeigefahren, einfach zu schnell unterwegs, wie so häufig in ihrem Leben. Sie müsste einen Gang runter schalten, deshalb ist sie ja auch hier, kein Handy, keine Mails, kein Multitasking, keine Sorgen, einfach den Moment genießen, abschalten, sich eine Auszeit nehmen, ein wenig wie Gott in Frankreich das Leben zu genießen und einfach die Steinchen rechts und links ihres Weges genauer betrachten als sonst, vielleicht ist ja ein Bijou zu finden…vielleicht sogar hier in diesem Kaff, wer weiß?
Am liebsten würde sie so ein Bijou, so ein Chambers d´Hotes finden, jetzt hat sie eines gefunden und ist daran vorbeigerauscht. „Fahr doch einfach weiter, es kommen doch bestimmt noch andere Unterkünfte,“ sagt ihre Mitfahrerin. Nein, dieses Mal macht sie es anders als sonst. „Macht doch nichts, nur nicht umdrehen, zurückblicken, zurückdenken, etwas nachtrauern, es geht vorne weiter,“ wäre sonst ihre Devise gewesen.

Sie bremst, sucht eine geeignete Wendemöglichkeit auf dieser engen Straße und fährt den Schotterweg entlang ins Nirgendwo. „Da kommt doch nichts mehr, so wie das hier aussieht. Wärst du einfach nur weitergefahren, es wird schon bald dunkel und wir wissen noch immer nicht, wo wir heute Nacht schlafen können“ sagt die Stimme neben ihr etwas angenervt, doch sie lässt sich nicht beirren. Irgendwo hier muss es doch sein. Als der Weg entlang des Flüsschens nicht mehr weitergeht, parkt sie den Wagen und geht zu Fuß weiter, natürlich alleine, denn Frau bleibt störrisch sitzen und besteht auf Weiterfahrt. Sie geht einige Schritte, sieht den See und dann kommt es quasi auf sie zu „Ihr Chambres d´Hotes de Merveille“, so als würde es sie höchstpersönlich begrüßen wollen…Ein Schloss, ein Schlösschen, ein Traum.

Es gehört hier nicht hin, dieses Schmuckstück und doch ist es hier gerade richtig und sie ebenfalls, so jedenfalls empfindet sie in diesem Augenblick. Fast hätte sie es übersehen, fast wäre sie daran vorbeigefahren und doch stolperte sie rechtzeitig auf ihrem Weg über dieses zauberhafte Fleckchen Erde. Drüber gestolpert, stehen geblieben, richtig hingeschaut und - gefunden. Sie musste lächeln. Oder hat dieses zauberhafte Fleckchen Erde etwa sie gefunden? Sie tritt ein und ist sofort verliebt, in diesen Ort, in dieses Chateau. Und wie hätte es auch anders sein können, wenn man über ein Juwel stolpert; Das letzte Chambre kurz vor Acceuil-Schluss um 20 Uhr ist Ihres, so als hätte es auf sie gewartet, hier in Juvigny in der Nähe von Chalons en Champagne.

„Bon soir, Madame“ begrüßt sie eine männliche Stimme. Sie blickt in die Richtung der Stimme und sieht ihn dort in seinem Fauteuil sitzen. Er sieht umwerfend aus und schaut sie an, als hätte auch er auf sie gewartet, heute, hier, zufällig an diesem Ort, mitten in der Pampa der Champagne. Er lächelt sie freundlich, charmant an. Sie lächelt zurück und erwidert den Gruß. Ob er hier ebenfalls Gast ist, denkt sie, denn irgendwie sieht er aus, als könnte er sich weitaus teurere Unterkünfte leisten….

Samstag

Heute möchte sie durch die Champagne fahren, sich ein wenig treiben lassen und einen Privatwinzer besuchen. Wein, Champagner schmecken einfach viel besser, wenn man weiß, wo die Reben stehen und wer den Rebensaft veredelte. Voller Vorfreude geht sie zu ihrem Wagen, gespannt darauf, was ihr heute auf ihrem Weg wohl begegnen wird.
“Vous me permettez, que je vous accompagne, Madame. Je pourrais etre votre guide sur votre chemin?“ Ob sie ihm erlaube, heute ihr Wegbegleiter zu sein? Er steht vor ihr, so als hätte er bereits auf sie gewartet. Schon zum dritten Mal. Auch gestern Abend beim Dinner im Hotel saß er schon da und bot ihnen Plätze in dem voll besetzten Saal an…Sie unterhielten sich über Gott und die Welt, Paris und das savoir vivre im Allgemeinen…

Er lächelt sie an und schnüffelt dabei an einer Wiesenblume, bevor er ihr diese entgegenstreckt. Was für eine bezaubernde Art, ihre Gunst zu gewinnen. Nein, sie hat nichts gegen solch eine charmante Begleitung, denn ihre Freundin macht sich nichts aus Champagner und möchte den Tag lieber am See verbringen und faulenzen.

Er ist aus Paris, über Pfingsten hierhergekommen, um sich von einem Schicksalsschlag zu erholen, fernab des Trubels, fernab der Szenen in denen er sich sonst aufhält, alleine und ungestört. Sie auf dem Weg nach Paris, auf der Durchfahrt, denn sie liebt dieses Fleckchen Erde und den edlen Saft, der von hier stammt. Direkt nach Paris wollte sie nicht fahren, denn für sie ist auch der Weg das Ziel und obwohl sie meist „schnell“ unterwegs ist, liebt sie die Gemütlichkeit, die Langsamkeit gleichermaßen.

Pfingstmontag

Langsam, ganz zart berührt er ihren Bauch, ihre Brüste, nachdem sie eben miteinander geschlafen haben. Zwei, die sich erst vor wenigen Tagen fanden, zufällig als sich ihre Wege kreuzten, an diesem wundervollen Ort. Zwei, zwischen denen es zwar seit Tagen prickelt. Zwei, die sich jedoch bis vor einigen Stunden noch mit Sie ansprachen, bis, ja bis er sie küsste, hier am See, wo sie Beide für sich alleine sind. Kein Mensch, nur ein Mann aus Paris und eine Frau auf ihrem Weg nach Paris.

Ein Kuss, sanft und achtsam. Danach eine Flutwelle der Leidenschaft, die über sie hinweg wogt, sie fortspült von ihren jeweiligen Flussufern des Lebens, dorthin, wo es nur ihn und sie gibt. Kein gestern, kein morgen, nur der Moment.

Ermattet liegt sie auf der Picknickdecke, er streicht mit einem warmen großen flachen Kiesel über ihren Bauch, nachdem er zuvor einige übers Wasser flippen ließ und mit ihr zählte, wie häufig sie hüpfen. Sie genießt diese intime Vertrautheit, diese Musestunde, verdrängt dabei den Gedanken: „Morgen trennen sich ihre Wege wieder“, konzentriert sich auf ihn, auf sich. Er malt mit dem Stein auf ihrem Bauch. Sie hat die Augen geschlossen und folgt seinen Berührungen, seinem Geruch, nimmt seinem Geschmack in ihrem Mund wahr, schenkt seiner Stimme ihre volle Aufmerksamkeit.

Ihr Hand- und Herzschmeichler kreist mit dem Stein um ihren Bauchnabel und um ihre Brüste, langsam und unbeschreiblich sanft.
„Manchmal im Leben geschieht es. Man schlendert Gedanken verloren entlang des Flussbettes des Lebens, schaut nach links, nach rechts, richtet ab und an den Blick nach oben, setzt einen Schritt vor den nächsten, schaut mal kurz zurück, stolpert, hält deshalb inne, senkt den Blick um zu schauen, weshalb man denn gestolpert ist, was einen vom weitergehen abhält - und – entdeckt etwas ganz Besonderes.“

Still liegt sie da, lauscht seinen Worten und nimmt jede Berührung von ihm auf. Wer weiß, wann sie sich wiedersehen.

„ Manchmal im Leben denkt man: Was für wundervolle Steine liegen hier entlang des Weges, oder hier an diesem See. Manche sind groß, manche sind klein, manche haben eine glatte Oberfläche, manche sind rau, manche sind abgeschliffen vom Wasser des Lebensflusses, manche sind noch jung und kantig, manche tragen Maserungen, manche schimmern und manche – sind ganz außergewöhnlich. So wie dieser hier, der mir begegnete, just in dem Moment, als ich stolpere und fürchte zu fallen. Mein Blick fällt sofort auf ihn, diesen anderen Stein. Ist er nicht wundervoll – voller Wunder?“

Er küsst sie zärtlich, tendre auf den Mund und sie erkennt, dass er sie damit meint.

„Irgendwie sieht er aus, als gehöre er nicht hierhin, hier an diesen Fluss, an diesen Ort, denke ich. Ich bücke mich und hebe ihn auf. Wie schön er ist, so glatt und zart, irgendwie edler, als die anderen die mir sonst an meinem Flussufer begegnen. Wie kommt er hierher, dieser Stein, der so anders ist? Er sieht aus, als hätte ihn der Wind von weither, aus einem fernen Land hierhergetragen. Ich spreche seine Sprache nicht und doch kann ich ihn verstehen, weil er meine Sprache spricht. Ein Stein der eher an einen Halbedelstein erinnert, zwischen all den kalten, oberflächlichen, groben, grauen Kieseln, die meinen, sie seien Diamanten. In schillernden Farben schimmert er im Sonnenlicht, dieser besondere Stein zwischen den anderen. Er schmeichelt meiner Hand. Ich kann nicht anders, als ihn zu streicheln, meinen Handschmeichler. Fast fühlt es sich an, als ob er mit jeder sanften Berührung weicher wird und die harte Schale sich auflöst, transformiert in Wärme, Licht, Liebe. Ob ich ihn wiederfinde, wenn ich ihn morgen wieder ablege, am Fluss des Lebens?“

Ohne eine Antwort zu erwarten, bedeckt er ihr Gesicht mit sanften Küssen, streichelt und liebt sie ein weiteres Mal, so als gäbe es kein Morgen.
Eine wunderschöne tiefsinnige Geschichte - -
erotische Vorliebe
******_bl Frau
396 Beiträge
Ich finde die Idee, wie du immer wieder den Bezug zu Steinen herstellst, klasse.
Sie läuft wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Bonnie
Ladies...
..ich danke Euch für Eure Rückmeldungen.
**********Engel Frau
25.832 Beiträge
Gruppen-Mod 
Einfach nur: Soooo schön!
ganz feine Story! *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Leider jetzt erst entdeckt und gelesen, aber dafür sehr angetan.

Ein großes Kompliment!

(Der Antaghar)
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