Ich hatte in den letzten Monaten auch eine Blockade:
Ich nahm an einem Wettbewerb teil. Dafür musste ich über eines meiner Projekte schreiben. Nun ist das für mich eine heikle Sache über die eigene Arbeit zu schreiben und vor allem so, das es nicht in Richtung Selbstbeweihräucherung abdriftet. Ich fand einfach keinen Anfang und wenn ich etwas schrieb, warf ich es hinterher in den Mülleimer.
Das ging Wochenlang so und ich fand immer wieder Ausreden um nicht erneut dran zu müssen!
Prinzipiell bin ich sowieso die nach dem Lustprinzip Schreibende. Am besten geht es, wenn ich etwas Trauriges erlebt oder gehört habe. Dann geht meine Phantasie auf Reisen. Mein Lebensgefährte meint, selbst meine erotischen Geschichten hätten dann etwas Trauriges, gar Melancholisches.
Hinterher brauche ich dann auch am besten jemand, der mein Geschriebenes überarbeitet, denn wenn ich damit fertig bin ... im Idealfall sprudelt alles aus mir heraus und ich schreibe bis zur völligen Erschöpfung ... will ich davon in der Regel nichts mehr wissen! Trotzdem, mit Kommas und Grammatik lebe ich auf Kriegsfuss!
Irgendwann war ich also unter Zeitdruck, nur noch wenige Wochen! Da nahm mein Lebensgefährte unsere Video-Kamera, stellte sie neben mich und filmte unsere Blumentöpfe: „Erzähl einfach was los war ... was hast Du gemacht und wie ...“ Anfänglich kicherte ich noch, doch dann ging es auf einmal: Ich erzählte von meinem Projekt! Es war alles da ... jetzt musste es noch auf Papier!
Wir haben erst Aufzählungen gefertigt, dann Sätze gebildet und schließlich noch einen befreundeten Bestsellerautor in Berlin bemüht, seine Lebensgefährtin ist meine Lektorin, der als ehemaliger Werbeprofi dem Ganzen dann noch den letzten Schliff verpasste.
Gestern haben wir die Bewerbungsunterlagen weggeschickt, drei Tage vor dem letztmöglichen Abgabetermin.
Ich habe herausgefunden, dass es mir hilft, selbst Erlebtes erst zu erzählen, life oder vor der Kamera, dann Stichworte, Aufzählungen o.ä. zu fertigen, um dann die Geschichte drumrum aufzubauen.
Manchmal schreibe ich auch das Wichtigste zuerst und baue dann die Story drumrum.
Oder ich schreibe kleine Geschichten, wie eine Art Tagebuch ... immer dann, wenn ich Lust habe und in Stimmung bin und bastle sie dann zu einer Story zusammen. Meist schreibe ich dann aber alles noch mal um.
Manchmal habe ich auch ein Diktiergerät bei mir, spreche da meine Einfälle drauf.
Es kann sein, das ich monatelang nichts Vernünftiges produziere, sondern nur „sammle“ und irgendwann sprudelt es dann wieder ...
Wenn keine festen Termine für Abgaben sind, dann warte ich, bis ich in Stimmung bin, nehme das Gesammelte, lese es oder höre es an und dann geht es weiter ...
Ich hoffe, das ich bald in Stimmung bin, denn mein Buch ist quasi fertig zum Versand, wartet jetzt nur noch auf eine Kürzung ... doch dass ist das Schlimmste - etwas von dem "wegnehmen", was ich geschrieben habe!