Quadratur [Schreibwerkstatt]
„Mein schlimmster Tag den ich gehabt hatte. Weil ich einen Aufsatz schreiben muss für hinter den Ferien.Wo ich noch nicht zu hause war, war aber die Maunzerle schon erst krank und dann tot. Da bin ich sofort traurig gewesen. Davon hab ich auch nicht geschlafen und die Mama hat mich genommen und gesagt dass wir auch eine andere Katze haben können aber ich will nur die Maunzerle. Weil die süß ist und so schnurrt wenn ich sie streichel. Aber jetzt nicht mehr, weil sie auch nicht da ist, und da bin ich traurig und bleib ich auch.
Früher war das schön mit der Maunzerle. Da war sie immer so um meine Beine gestreift und warm war sie auch wenn ich sie auf den Schoß genommen hatte. Ohne die Maunzerle will ich auch keine Katze mehr und keinen Hund weil die stinken hat der Papa gesagt und find ich auch wegen dem Wolfi.“
‚...macht tief betroffen‘ (LitWorld)
‚...einfache Sprache, die ohne Umwege ins Herz geht‘ (Das Wort)
‚Selten wird so unmittelbar thematisiert, was jeden bewegt...‘ (Buchtip)
‚...innere Zerrissenheit, in Zeit und Raum reflektiert...‘ (Textkritik)
Fragt man einen <Musiker Physiker Leser Mathematiker Finanzbeamten Ingenieur>, ob ihm ein <Stück Theorie Buch Beweis Bilanz Konstruktion> zusagt, wird er ohne Zögern antworten, sofern er sich dabei auf die Worte ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ beschränken darf. Eine etwas längere Begründung wird im positiven Fall das Wort <überzeugend sauber rund schön stimmig elegant> (hier gilt die Zuordnung schon nicht mehr) enthalten, im negativen Fall ein noch allgemeineres.
Dringt man weiter in ihn, wird für den positiven Fall nichts weiter als ‚Es ist eben so‘, für den negativen aber eine Liste von störenden Details genannt werden. Ab hier wird es schwierig; denn jedes der genannten Details wird sich auch bei einem überzeugenden, sauberen, runden, schönen, stimmigen und eleganten Werk finden.
Verlangen wir also mehr, eine echte Kritik. Sie wird für die kleine Geschichte vernichtend ausfallen müssen. Oder? Lassen wir die Überschrift weg, löschen wir das Wissen um den Zwang, der dem Text zugrunde liegt. Schon wird aus dem holprigen Nichts etwas ganz anderes, das die erfundenen Klappentexte rechtfertigt: die ebenso erfundene, aber nachvollziehbare und berührende Gedankenwelt eines Kindes, das beginnt, einen schmerzlichen Verlust mit naiven Worten zu verarbeiten.
Wenn wir also kritisieren wollen, weiter gehen als nur unser Bauchgefühl mitzuteilen, ist neben der Betrachtung von handwerklichem Niveau und einer Bewertung des Themas immer auch unsere Vermutung darüber im Spiel, warum ein Text geschrieben wurde. So wichtig es ist, Autor und Aussage strikt auseinander zu halten, durch diese Hintertür schleicht sich das persönliche Element wieder hinein.
Das Orchester der Augsburger Puppenkiste hat lange üben müssen, um so gekonnt falsch spielen zu können, wie es das tut. Das weiß ich. Für die B52s vermute ich es nur. Könnten sie es wirklich nicht besser, wäre mir der Spaß daran verdorben, ohne dass auch nur ein Ton anders klingen würde.