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Quadratur [Schreibwerkstatt]

*****_nw Mann
505 Beiträge
Themenersteller 
Quadratur [Schreibwerkstatt]
„Mein schlimmster Tag den ich gehabt hatte. Weil ich einen Aufsatz schreiben muss für hinter den Ferien.

Wo ich noch nicht zu hause war, war aber die Maunzerle schon erst krank und dann tot. Da bin ich sofort traurig gewesen. Davon hab ich auch nicht geschlafen und die Mama hat mich genommen und gesagt dass wir auch eine andere Katze haben können aber ich will nur die Maunzerle. Weil die süß ist und so schnurrt wenn ich sie streichel. Aber jetzt nicht mehr, weil sie auch nicht da ist, und da bin ich traurig und bleib ich auch.

Früher war das schön mit der Maunzerle. Da war sie immer so um meine Beine gestreift und warm war sie auch wenn ich sie auf den Schoß genommen hatte. Ohne die Maunzerle will ich auch keine Katze mehr und keinen Hund weil die stinken hat der Papa gesagt und find ich auch wegen dem Wolfi.“

‚...macht tief betroffen‘ (LitWorld)
‚...einfache Sprache, die ohne Umwege ins Herz geht‘ (Das Wort)
‚Selten wird so unmittelbar thematisiert, was jeden bewegt...‘ (Buchtip)
‚...innere Zerrissenheit, in Zeit und Raum reflektiert...‘ (Textkritik)

Fragt man einen <Musiker Physiker Leser Mathematiker Finanzbeamten Ingenieur>, ob ihm ein <Stück Theorie Buch Beweis Bilanz Konstruktion> zusagt, wird er ohne Zögern antworten, sofern er sich dabei auf die Worte ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ beschränken darf. Eine etwas längere Begründung wird im positiven Fall das Wort <überzeugend sauber rund schön stimmig elegant> (hier gilt die Zuordnung schon nicht mehr) enthalten, im negativen Fall ein noch allgemeineres.

Dringt man weiter in ihn, wird für den positiven Fall nichts weiter als ‚Es ist eben so‘, für den negativen aber eine Liste von störenden Details genannt werden. Ab hier wird es schwierig; denn jedes der genannten Details wird sich auch bei einem überzeugenden, sauberen, runden, schönen, stimmigen und eleganten Werk finden.

Verlangen wir also mehr, eine echte Kritik. Sie wird für die kleine Geschichte vernichtend ausfallen müssen. Oder? Lassen wir die Überschrift weg, löschen wir das Wissen um den Zwang, der dem Text zugrunde liegt. Schon wird aus dem holprigen Nichts etwas ganz anderes, das die erfundenen Klappentexte rechtfertigt: die ebenso erfundene, aber nachvollziehbare und berührende Gedankenwelt eines Kindes, das beginnt, einen schmerzlichen Verlust mit naiven Worten zu verarbeiten.

Wenn wir also kritisieren wollen, weiter gehen als nur unser Bauchgefühl mitzuteilen, ist neben der Betrachtung von handwerklichem Niveau und einer Bewertung des Themas immer auch unsere Vermutung darüber im Spiel, warum ein Text geschrieben wurde. So wichtig es ist, Autor und Aussage strikt auseinander zu halten, durch diese Hintertür schleicht sich das persönliche Element wieder hinein.

Das Orchester der Augsburger Puppenkiste hat lange üben müssen, um so gekonnt falsch spielen zu können, wie es das tut. Das weiß ich. Für die B52s vermute ich es nur. Könnten sie es wirklich nicht besser, wäre mir der Spaß daran verdorben, ohne dass auch nur ein Ton anders klingen würde.
*******f69 Mann
88 Beiträge
B52s
So wie die B 52s singen, ist Dein Beitrag angelegt - der mir sehr gut gefäält. Falsch odr nöd? Ärgerst Du Dich nun? Kindliche Sprache, hohe Themen, außergewöhnliche Umgebung. Schade, dass solche Beiträge so wenig goutiert werden. Schreib mal was herz-, schmerz-, mösen-triefendes, das kommt gut und wird von den chef-inen der hohen kritik gelobt, aber von mir nicht mehr gelesen.
mach herrlich öde!

danke - apero
Gut gebrüllt, Maunzerl!
Zuerst einmal:
Du bist genial!
Du sprichst mir aus dem Herzen! In Form und Inhalt.
Genau das ist es, was Wortkünstler wollen/ sollen.
Nur steht auf Buchrücken meist kein genauer Adressat.
Auch hier im Kurzgeschichten-Forum nicht.
Glücklicherweise - weil mir das als Leser die Qual/Wahl lässt.
Leider - weil ich erst nach ein oder zwei Absätzen (so es sie gibt) für mich entscheiden kann, ob der Text ein besonders gelungenes Kunstwerk, der erste Gehversuch auf Buchstabenstöckeln oder einfach nur hingerotzt ist.
Je nach dem ärgere ich mich über die "vergeudete" Zeit, erkenne einen ungeschickten Versuch mit Allem, was solche zu bieten haben, oder ich beginne zu staunen. Letzteres natürlich am Allerliebsten!

Mir fällt hier auf, dass schon in den zwei Postings nach deiner Einführung deutlich wird, dass es aus dem Wald schallt, wie man hereinruft.
Ich glaube, dass konstuktive Kritik die Fähigkeit voraussetzt, dies ähnliche "Rufen" bewusst und dosiert zu tun. Oder, wenn möglich das zurück zu rufen, was einem gewünschten Fortschritt des Gehenlernens förderlich ist.
So man dies will!
Mir stossen die herzlosen Kritiker, die vielleicht selbst gerade den Schreib-Kinderschuhen entwachsen sind, viel mehr auf, als "grottenschlechte" Erstlingswerke.
Zeugen sie doch davon, dass es ihnen an Dankbarkeit für die hilfreichen Hände mangelt, die sie selbst in Anspruch nehmen durften.

Es ist analog zu neureichem Gehabe in meinen Augen auch noch extremst peinlich. Allerdings mag dies nur deshalb besonders unangenehm sein, weil ich ein Fremdschämer bin.

Klartext: Kritik will genauso gekonnt und bedacht sein, wie das, was kritisiert wird.
Nichts schlimmer als Pharisäer
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und wenn man es ein wenig differenzierter sieht?

Ich finde den Text grottenschlecht (wenn nicht gar beschissen) geschrieben. Aber ich kann mich dennoch darauf einlassen und mich von ihm inniglich berühren lassen. Und diese beiden Ebenen kann man doch auch getrennt betrachten.

Als Lektor würde ich den Text so eindeutig ablehnen. Als Mensch würde ich ihn vielleicht anrührend finden. Aber muss er deshalb gleich veröffentlicht werden?

Und: Ändert das etwas an seiner literarischen Qualität oder Nicht-Qualität? Wenn ja, dann hat auch jeder noch so pornografische oder trashige oder stilistisch und sprachlich total miese Text seine ihm eigene "Qualität". Wenn nein, dann stünde die Frage im Raum, an welchen Kritierien man das messen kann und darf.

Dass man zwischen Autor und seinem Text unterscheiden muss, ist ja wohl jenseits jeglicher Zweifel. Dachte ich bisher jedenfalls, ist also nichts Neues ...

(Der Antaghar)
*****_nw Mann
505 Beiträge
Themenersteller 
Lieber Antaghar,

ich hatte den Eindruck, auch selbstverständliche Dinge sagen zu müssen, weil aus vielen Posts das Gegenteil spricht.

Auf den mir wichtigsten Punkt gehst Du mit meiner vollen Zustimmung, aber nur indirekt ein.

Lies bitte hier weiter, ich denke, das Thema ist dort besser aufgehoben:

Kurzgeschichten: An alle Neu- Quer- und Wiedereinsteiger

Liebe Grüße,

Martin
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