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Sommertag

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Sommertag
Irgendwie ist es seltsam, nach über dreissig Jahren wieder dort hin zu gehen, wo ich mich jahrelang durch Trainingrunden, Konditionsverbesserungsversuche und Wettkämpfe gequält hatte. Die Erfolge waren nur leidlich. Immer war ich nur Zweiter. Nie winkte der Lorbeerkranz der Erfolgreichen. Alle Mühen, alle Qualen waren nicht genug und so hatte ich immer das Gefühl nicht zu genügen.

Das Gefühl hatte ich später, in meinen Beziehungen, auch. Auch da war ich immer nur zweite Wahl, war nicht gut genug, war zu dick, oder zu dumm oder zu unscheinbar. Jedenfalls nie die Frau, die ich hätte sein sollen, oder mir wünschte zu sein und immer irgendwie nicht so geliebt, wie ich mir wünschte, geliebt zu werden.

Das kalte Wasser nimmt mir fast den Atem und nach nur hundert Metern zügigen Schwimmens werden meine Finger wieder weiß. Diese blöden Leichenfinger. Wie ich die immer gehasst habe. Sie machten mir damals, mit fünfzehn, schon Angst. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, gehe aber meistens Situationen, die sie hervorrufen, aus dem Weg. Sieht ja auch doof aus. Und fühlt sich blöd an. Wie die Finger einer Fremden. Also, ich will die nicht. Ich will meine eigenen Finger und keine, die aussehen, als wäre ich tot und mit denen ich nichts fühlen kann.

Im Wasser fühle ich mich ansonsten gut. Irgendwie ein bisschen wie früher, als ich noch so dünn war. Im Wasser fühle ich nicht, wie fett ich inzwischen geworden bin. Ich spüre mein Gewicht nicht und es gibt nur den Badeanzug und nicht all die Schichten von Kleidern, die mich einengen und mich erdrücken wollen. Obwohl ich in diesem Badeanzug albern aussehe. Er drückt meine Brüste platt herunter, so dass sie mit meinem Bauch eine Fläche zu bilden scheinen. Aber ich sehe gewiss nicht so albern aus, wie dieser Mann, den ich heute sah. Männer auf Klapprädern sehen richtig übel aus. Aber Männer auf Klapprädern in karierten Shorts und mit Helm sind der absolute Abschuss. Die Krönung der Albernheit sozusagen.

Früher, als ich noch dünn war und durchtrainiert, war ich es gewohnt, dass die Jungs mir verstohlen nachschauten. Heute schaut mir niemand mehr nach. Dazu bin ich weder dünn, noch dick genug. Ich genüge nicht als Hingucker. Weder im positiven, noch im negativen Sinne. Manchmal wurmt mich das schon ein wenig, aber dann werde ich trotzig mit mir selbst und erzähle mir, die wüssten nur alle nicht, was wirklich gut ist.
Meine Güte, mein Ex erzählte mir immer, dass ich wirklich gut im Bett sei. Eine Zeit lang nahm ich das als Kompliment. Aber irgendwann hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er mir damit auch sagen wollte, dass ich ansonsten zu nichts zu gebrauchen sei. Und so fühle ich mich jetzt manchmal auch. Ungebraucht. Ungewollt. Ungenügend.

Ich tauche ab. Es ist schön, unter Wasser zu sein. Mein Haar schwebt schwerelos um mich und alle Geräusche sind nur noch gedämpft. Unter Wasser hört sich alles ganz anders an. Das hatte ich beinah vergessen.
Ich halte die Luft an, so lange ich kann. Warte unter Wasser darauf, dass die tabakgequälten Lungen beinahe bersten. Nach dem Auftauchen steht mir die Schamesröte im Gesicht. Das kann ich fühlen. Frauen in meinem Alter tauchen nicht mehr unter, bis sie keine Luft mehr bekommen. Aber ich habe Glück. Ich bin zu unscheinbar, als dass jemand auf mich geachtet hätte. Zitternd und außer Atem gehe ich zu meinem Platz auf der Liegewiese. Das Gras ist weich unter meinen Füßen und so nass, wie ich bin, lege ich mich auf mein ausgebreitetes Handtuch. Natürlich auf den Bauch. Damit man den Bauch nicht sieht, dieses ausgeleierte Ding, das seit den beiden Kindern aussieht, als hätte Gott Plisseefalten hineingedämpft.

Ich sag mir immer, dass es mir egal ist, wie mein Bauch aussieht, weil er zwei gesunde Kinder hervorgebracht hat. Aber es ist mir nicht egal. Andere Frauen haben auch Kinder und sehen noch richtig fest und knackig aus.

Ich liege auf dem Bauch, das Gesicht im Handtuch vergraben und atme tief ein.

Da ist er wieder, dieser Geruch, der so einzigartig ist. Diese Mischung aus Badehandtuch und frisch gemähtem Rasen. Dieser Duft, den nur ein Sommertag im Strandbad inne hat.

Eingelullt von diesem Duft und dem Summen der Wespen, die sich an leeren Eispackungen in den immerbereiten Mülltonnen laben wollen, döse ich vor mich hin, schwelge in Erinnerungen und weiß, ich werde später meine Lieblingsfarbe angenommen haben:
Hummer am Abend.


© Rhabia 08-2011
Klasse! *g*
Ironisch, ein bischen traurig, aber amüsant....wenn auch mit einem weinenden Auge *zwinker*
Aber dem Zahn der Zeit entgehen wir alle nicht und eigentlich behaupten wir ja immer, in unserem Alter würden die inneren Werte mehr zählen *nene* Das mag ja auch so sein - weil es das einzige ist was bleibt. Aber ein bischen melancholie schadet bisweilen sicher nicht *smile*
sehr stimmig, dicht und flüssig.
******_46 Frau
1.294 Beiträge
jedes
einzelne Wort ist für mich nachvollziehbar.

Danke Rhabia!

Carmen
ironisch
typisch frau
erkennbar
und doch macht es mich ein bisschen wütend

nein - die frauen mit perfekten körpern sind nicht glücklicher, sie tun viel dafür, meinen, es tun zu müssen und ahlen sich in unserem neid, aber ich weigere mich zu glauben, dass es sie wirklich glücklich macht

nein - eine frau in deinem / unserem Alter darf ruhig ein wenig rumspielen und die luft anhalten solange sie will

nein - frauen, die gut im bett sind, sind nicht zwangsläufig schlechte hausfrauen oder haben sonst nichts zu melden

nein - man wird nicht wirklich geliebt, wenn man anders sein soll als man ist - und doch hätte man es verdient...

deine geschichte gefällt mir trotzdem, oder gerade deswegen, weil sie ehrlich und offen ist und so klar macht, womit wir alle (fast alle?) zu kämpfen haben. und die kleinen momente zulässt, die so viel wichtiger sind (wasser, gras, entspannt empfinden...)

Du bist nicht allein.
aber ich wünsch dir und all den frauen, die sich hier wiederfinden, mehr kraft und vor allem leute um dich herum, die dir helfen einzusehen, wie stark, gut, schön, lieb, intelligent und so viel mehr du bist.

lg. dea
oopsi … da hat aber eine ihr thema gefunden!
ach
mein thema?
naja
sorry, wenn ich da was rausgelassen zu haben scheine, aber ist es nachvollziehbar?
es macht mich auch eher traurig als wütend, wie viele tolle frauen sich immer nur zurücknehmen - und könige der albernheit nichts dabei finden..
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Danke für all die positiven und mitfühlenden Kommentare!
*danke*

Nein, ich bin nicht dick und ich bin (glaub ich) auch nicht dumm und noch immer schauen mir manchmal Männer auf der Strasse nach.

Aber heute war ich mit meinen Kindern im Strandbad, döste auf der Liegewiese vor mich hin, hatte diesen Geruch in der Nase und mir kam die Idee für diese Geschichte.

Wirklich real ist der Mann auf dem Klapprad mit karierten Shorts und Helm! *haumichwech*
Den wollte ich schon seit einer Woche in eine Geschichte einfließen lassen.
dornröschen

tja; es ist, wie es ist, und rhabia taucht das ganze in eine schöne atmosphäre des annehmens und eben auch etwas leidvollen zweifelns. deine kämpferische energie zeigt mir die dramatische macht dieser ganzen unmenschlichen struktur.
die ewige Frage
Gott hat Adam und Eva aus dem Paradies rausgeschmissen und ihnen stattdessen ein Bett gegeben, um darin gut zu sein.
Ob das wirklich klug war?

Die Geschichte ist von der Sorte, vor deren Autorin ich den Hut ziehe
es war klug, vom baum der erkenntnis zu essen. es nicht zu tun, hätte zu nichts geführt; zu nichts gutem und nichts schlechtem.
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Danke, Friedrich!

Kamm, ist diese Struktur unmenschlich?
Oder ist sie nicht eher menschlich?
menschlich ist das besserseinwollen, unmenschlich bisweilen das leid, es nicht zu schaffen.
schön dich zu sehen, FS
also, da Eva nur n Sparerib war in der story, würde meine meinung dazu hier zu weit gehen.

ja, genau, Rhabia, nicht unmenschlich, im gegenteil, allzumenschlich, und die strukturen sind menschgeschaffen

kamm
die dramatische kraft steckt in jedem von uns, aber nun mal in jedem anders und wird uns nicht einfach auferlegt.
männer mögen ja auch zweifeln, aber nicht so wie frauen, so persönlich, leidend, und immer mit dem hinweis auf den ex und die männer, für die man nicht gut genug war.

denken männer jemals so?
fragt sich ein man jemals, ob sein bauch abstoßend sei oder er, außer ein sexgott zu sein, einer frau alles bieten könnte?
fragt ein mann sich, ob er lächerlich aussieht und denkt, dass früher (nicht alles besser war, das bestimmt) alles einfacher schien, weil die falten oder die neue figur weniger eigentlich ungewollte, aber doch herbeigesehnte aufmerksamkeit hervorruft?
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Männer haben da durchaus auch ihre Selbstzweifel, Dornröschen.
Das ist nicht Genderspezifisch.
Nur dass Frauen das eher mal zugeben.
@Kamm
Gott hat (...) aus dem Paradies rausgeschmissen und ihnen stattdessen ein Bett gegeben, um darin gut zu sein.
Ob das wirklich klug war?

Ich übersetze das mal ins Non-Sarkastische:

Alle Tiere haben dafür im Jahr nur eine oder zwei Zeiten, wo sie an gar nichts Anderes mehr "denken" (müssen sie ja gar nicht), - die restliche Zeit bleibt davon unberührt und ist der eigene Existenz und den Nachkommen gewidmet.
Bei uns Menschen ist es ja bekanntlich anders.
Bei uns heißt es eher:
Nach der/dem Ex ist vor der/dem Ex.
Oder wie?
Ich kann da ja nicht mitreden, weil ich inzwischen schon 31 jahre mit der selben Frau verheiratet bin.
Sie macht einen göttlichen Kartoffelsalat!
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
*haumichwech*
ich sollte Kartoffelsalat üben!
schneewittchen

oh doch! das wird dir auferlegt, weil du eine frau bist, weshalb es selbstredend das genderspezifischste ist, das man sich überhaupt denken kann; hinter den fortpflanzungsaspekten natürlich. daß es immer mehr botoxmänner und so ähnliches gibt; geschenkt. und wieso fragst du mich, was männer denken? offensichtlich weißt du es selbst besser.
*******iele Paar
11.990 Beiträge
Danke.

Laszlo
bürste

ich würd nicht fragen, wenn ich es wüsste, ich kann es nicht wissen und würde die antwort vlt nicht mal verstehen. trotzdem interessante fragen, oder?...

ich verbessere mich:
könnte dieser unausgegorene gedanke zu weiteren anregen?
auferlegt werden uns schon genug strukturen, warum auch noch, wenn schon als frau geboren, sich unterwerfen, wenn man es eigentlich besser weiss?
unterwerfen?
Wem eigentlich?

Ich kenne eine Frau, (sie ist mit mir verheiratet), die trauert heute noch manchmal ihrem Traumprinzen hinterher.
Sie setzt an sich selber solch hohe Maßstäbe an, dass sie diese selbst nie erfüllen könnte, denen sie aber gnadenlos sich und andere unterwirft.
Ich wünschte mir manchmal, dass sie ihrem Traumprinzen heute einmal im RL wieder begegnen würde.
Vielleicht käme sie dann endlich drauf, dass sie viel zu gut für den gewesen wäre,
Vielleicht ja auch nicht???
aschenputtel

wir müssen das jetzt nicht weiterführen, weil es aller regel nach ins nirvana und ins durcheinander (unterwerfen) führt. aber du hast so gefragt, als wüsstest du. auf deine fragen gibt es nämlich nur ein nein; darauf läuft deine formulierung zwangsläufig hinaus. im übrigen steht dein engagierter kommentar in einem interessanten gegensatz zu deinem profilbild "kopflos".

wir stecken alle tief drin. auch wenn wir es besser wissen; wir wollen trotzdem besser sein. wer weiß, wenn ich die kohle hätte, würde ich meinen body pimpen lassen an stellen, die euch nichts angehen.
Oh Gott!
Soll ich dir mal was sagen?
Ich habe einmal als Aktmodell an der VHS ausgeholfen, als "Not am Mann" war.
Die TeilnehmerInnen waren überwiegend Frauen ü30.. 60
Sie fanden, dass ich eine schöne Nase und an der rechten Zehe einen Ansatz von Überbein habe.
Thats it, mit Unterwerfung
lockenwickler

du magst recht haben, dass meine fragen nur ein nein zuließen - ich spreche mich nicht von vorgebildeten meinungen und vorurteilen frei.

dein hinweis auf mein profilbild ist mir zu persönlich - was hat das damit zu tun? dies ist immerhin noch joyclub und wer weiß, was es mir gebracht hat - ich erzähl es nicht

ich wüsste besseres mit meinem geld anzufangen und bin entschieden gegner von botox und konsorten, und wenn ich noch so tief drin stecke(n würde) in einem der gesellschaft nicht genehmen körper
ich will besser sein, nicht aussehen, ja.


übrigens
Friederich
ob man nun sein leben lang mit einem verheiratet ist, oder von einem zum nächsten wandert, die auferlegte unsicherheit von frauen ist davon nicht betroffen, finde ich. aber tiere wollen wir nicht sein. bestimmt. oder?
und so ein traumbild hält einen zumindest fit, wenn man dafür besser sein will - ob er sie verdient hat oder nicht spielt leider für die meisten dabei keine rolle.
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