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Amranghar - Hüterin des Lichts

Amranghar - Hüterin des Lichts
*

Die Nacht war finster und der Sturm peitschte den Regen durch die Straßen. Ein Schrei zerriss die Dunkelheit, prallte an den kalten Mauern der ewigen Stadt ab und verlor sich in der Finsternis.
Niemand wagte sich in dieser Nacht vor die Tür. Unheil lag in der Luft.
Es war die Nacht in der Amanda geboren werden sollte.

Dumpf pochte es an die hölzerne Tür der alten Wehmutter. Mühsam und ächzend erhob sie sich von ihrem Schemel, den sie nah an ihr kleines, glimmendes Feuer gerückt hatte um die Kälte aus ihren schmerzenden Knochen zu vertreiben. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit. Der kalte Wind packte einer ihrer silbergrauen Haarsträhnen und zerrte daran.
„Schnell, ich bitte Euch! Es geht um meine geliebte Ehefrau. Sie liegt in den Wehen. Es ist ihr erstes Kind. Etwas scheint nicht in Ordnung. Sie fiebert und der Bauch….sie…kommt schnell, ich bitte Euch!“
Vor der Tür stand ein Mann, die Kapuze seines wollenen Umhangs tief in die Stirn gezogen. Mit der linken Hand hielt er den Umhang fest, damit der Sturm ihn nicht von den Schultern reißen konnte.
Kurz blitze es an seinem kleinen Finger auf. Ein schlichter, silberner Ring.
Als die Wehmutter diesen erblickte ging ein Ruck des Erkennens durch ihren, von den Jahrzehnten, gebeugten Körper.
Sie verwarf ihren ersten, flüchtigen Gedanken den Fremden des Hauses zu verweisen.
Dies war der Ring der Endekem, edle Männer, die einst der ewigen Stadt die Treue geschworen hatten.
Am Anbeginn der Zeit, als die Leguren, die Mächtigen der höheren Welten, über das Schicksal der Welt entschieden, waren sie es, die ihr Leben gaben, um das Licht und nicht die Finsternis über das Land zu bringen.
Die Wehmutter trat einen Schritt zurück und lies den Herrn hinein. Eilig machte sie sich daran die nötigen Dinge in ihren Korb zu legen.

Wenig später kämpften sich zwei vermummte Gestalten durch das unwirtliche Wetter. Die Sturmböen wehten so heftig, dass sie sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen stemmen mussten. Der Herr hielt die alte Kräuterkundige fest am Arm da diese sich kaum allein halten konnte. Er zerrte sie durch die Straßen. Nirgendwo sah mein ein Licht. Die Bewohner hatten sich tief in ihre Behausungen zurückgezogen. Dies war kein Wetter um anderen den Weg zu leuchten. Längst waren die Lampen an den Eingangstüren der Häuser erloschen. Niemand kam heraus um sie erneut zu entzünden.

Wieder zerriss ein Schrei die Nacht. Der Herr packte die Alte fester am Arm und zog sie mit sich eine steile Treppe hinauf. Oben schlug er mit seiner zur Faust geballten Hand gegen das mächtige, mit vielen Schnitzereien versehene, Tor. Die Köpfe des Reliefs auf dem Tor glänzten Nassschwarz in der Dunkelheit.
Als es sich öffnete und das vom Wind entfachte Feuer wild flackernde Schatten auf die Schnitzereien warf, wurden die Köpfe der Dargestellten in das Blut der Flammen getaucht.
Die Wehmutter erkannte das schlechte Omen sofort und bekreuzigte sich hastig. Der Herr hatte das Zeichen des Blutes nicht wahrgenommen. Sein Blick war auf die Tür am Ende des Ganges gerichtet hinter welcher nun ein erstickter Schmerzensschrei zu vernehmen war. Die Wehmutter atmete tief durch. Wenn sie heute Nacht auch jemanden an die Finsternis verlieren würde, es würde nicht das junge, ungeborene Leben sein. Dies schwor sie sich. Sie packte ihren Korb fester und trat in das Zimmer der Gebärenden ein.

Am Morgen, als sich die ersten, zaghaften Sonnenstrahlen endlich wieder ein Stück des Himmels eroberten, nahm die junge Frau im Kindbett all ihre verbliebenen Lebenskräfte zusammen und schenkte ihrer Tochter das Leben.
Ihres gab sie hin.
Mit ihrem letzten Atemzug flüsterte sie dem Bündel in ihren Armen seinen Seelennamen ins Ohr „Amranghar“, Hüterin des Lichts.
Nie würde dieser Name ausgesprochen werden, um seine Macht nicht zu zerstören.
Er fand seinen Weg durch den Kopf des Neugeborenen in sein Herz und ließ sich dort sacht nieder. Zu gegebener Zeit würde er sich von dort seinen Weg zurück in das Bewusstsein bahnen. Aber bis dahin blieb er dort sicher verwahrt, so dass die wachsame Finsternis ihn nicht erkennen würde.

Der Herr kniete am Bett seiner geliebten Frau und strich ihr zart eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine heißen Tränen vermischten sich mit ihren erkaltenden Schweißperlen und bestärkten somit ein letztes Mal den Bund welcher zwischen beiden bestanden hatte. Die Wehmutter fing einen Tropfen der Flüssigkeit in einem kleinen Medaillon auf und versiegelte es mit einem mächtigen Zauberspruch der alten Zeit.
Der Herr bekam von alldem nichts mit. Die Trauer hatte sich seiner bemächtigt. Die lauernde Finsternis hatte ihren Samen in sein Herz gepflanzt. Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich diese endgültig in ihm ausbreiten würde.
Die Alte stopfte nun das kleine Medaillon in das Bündel und übergab es in die Arme der Amme. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende getan.
Schnell raffte sie ihren Korb und ihren Umhang und begab sich zum Tor. Als einer der Diener sie entlohnen wollte, schüttelte sie nur den Kopf. Sie hatte getan, was getan werden musste.
Heute Nacht hatte sie das Schicksal in ihren alten, knorrigen Händen gehalten.
Sie schlüpfte durch das Tor und verschwand im Gewirr der Straßen.
Die Prophezeiung der Altvorderen begann sich zu erfüllen.
Großartig!
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Perfekter Beginn ...
... zu einem historischen Roman!

Würde gerne weiterlesen!
ja, das Gefühl habe ich auch: ein großartiger Beginn, aber noch keineswegs das Ende der Geschichte von Amranghar... also bitte weiter! *g*
Sehr schön geschrieben.Ich hätte noch lange weiter lesen können. Kompliment für deine stimmungsvolle Geschichte, und ich hoffe, eine Fortsetzung lesen zu können *spitze*
*******olf Mann
1.290 Beiträge
dem
kann ich mich nur anschließen. Hoffe auf eine Fortsetzung.
**********her63 Mann
232 Beiträge
Sehr spannend!
Lass es weitergehen. Schöne Tonlage, liest sich sehr gut!
wunderbar
weiter bitte
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