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Babalu?

****izz Mann
90 Beiträge
Themenersteller 
Babalu?
Babalu (verfasst in 2001)


Babalu. Ja, ich bin mir dessen bewusst. Es ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Babalu. Ich habe keine Ahnung warum, aber es schoss durch meinen Kopf. Eben gerade... Babalu. Ich bin mir sicher, dass es nicht von mir stammt, denn für ein großes Wort ist es zu wenig und für ein geistlich kreatives Wort so früh am Morgen, noch vor dem ersten Kaffee, einfach zu genial.

Babalu. Irgendwo steht auf dieser Welt ein Mann in Feinrippunterwäsche vor seinem Spiegel, kratzt sich den Rasierschaum mit der Klinge in Bahnen herunter und denkt bei sich "Mensch..., Babalu!!!" Es gibt dieses Wort, da bin ich sicher. Es ist sicher ein Gruß, so wie "Aloha", vielleicht dachte ich auch an Balu den Bären, oder einen Barbaren namens Lou. Ich weiß ja nicht mal, ob die Schreibweise korrekt ist! Schreibt man es möglicherweise Babbalou?

Als ich mich vor den leeren Bildschirm setzte, suchte ich nach dem universalen, dem einzigartigen, dem unumstößlichen Geistesblitz, der die Weiße des Screens mit Worten beschmutzte ohne überflüssig zu erscheinen. Aber da war nichts. Da war kein Gedicht, keine Geschichte, kein Held, kein Aufhänger, der es berechtigt hätte, wildes Geklapper auf der Tastatur zu gestatten. Da war nur eins... Babalu!

Ich könnte Baba-Lou zum Helden meiner Geschichten machen, aber ich verletze damit sicher drei Copyrights und bekomme bei einem Funken von Erfolg Klagen in Millionenhöhe. Babaluu...

Erst jetzt wird es mir bewusst. Es muss ein geläufiges Wort sein, denn der interne Duden markiert es mir nicht als Fehler. Aber in welchem Dorf fernab meiner geistig vorstellbaren Reichweite sagte man Babalu?

Jetzt, nach dem ersten Kaffee, erlangte diese Reichweite immerhin schon die Strecke von Uetersen nach Tornesch. Dann sind es immerhin schon um die drei Kilometer. Genauere Schätzungen steigen mit zunehmendem Koffeinspiegel. Auf jeden Fall bin ich mir derzeit nur darüber sicher, dass dort noch mehr Orte um Tornesch existierten, welche auch nicht Babalu im Sprachschatz allmorgendlich einem zünftig genuscheltem "Moin Moin" vorziehen würden.

Babalu! Es lässt mich nicht los. Natürlich könnte ich mich als Kulturbanause outen und jemanden nach Babbaluu fragen. Ja, ich denke, dass ließe sich machen. Aber was dann? Ein Raum voller Leute - Geplapper, geschäftiges Treiben, auf dem langen Wege bis zum Feierabend und dann diese Frage.

Schweigen wäre die Folge. Eine Herde Bedauern ausdrückender Mitarbeiter, einen Blick aufsetzend, wie dem von einem Gewehrschuss hochgeschreckter Rehe, würde mich treffen. Und der Blick spräche Bände! Er weiß es nicht! Er weiß tatsächlich nicht, was Babalu heißt. Selbst die Radiosprecherin würde inne halten und für einen Moment betroffen mitschweigen, mich aus dem Radio heraus mit offenem Mund anstarren.

Panik ergreift mich. Der zweite Kaffee ist beinahe kalt, aber ich stürze ihn in mich, um meine Fassung wieder zu erlangen. Kalter Kaffee ist besser als keiner. Wieso kann man nicht aufwachen und an irgendein Wort denken, das einem zutraulicher ist? Ich meine so ein alltägliches Wort wie Fahrkartenkontrolleursgehilfe oder sowas, ein Konstrukt aus einfach aneinander gereihten Worten welche die Funktion des Wortes durch sich selbst erklärten. Die deutsche Sprache war darin doch eigentlich immer kreativ, es ausländischen Mitbürgern möglichst schwer zu machen. Nein, Babalu war sicherlich nicht deutsch.

In einem kleinen italienischen Ort Namens Gantonierreada, steht ein Haus. Das morgendliche Sonnenlicht hat den Kampf mit der Fensterjalousie gewonnen und erflutet sich in den Raum dahinter, klettert das eiserne Bettgestell empor, die Bettdecke entlang, nur um den auf dem Kissen liegenden Kopf zu blenden und den Tag anzukündigen.

Der Körper reckt sich und gibt den Widerstand auf, sich der Sonne zu entziehen. Beine schwingen unter der Decke heraus und müde erhebt sich der Körper. Sich vergeblich nach der Decke streckend, gibt er schließlich auf und wandert verloren durch das Zimmer. Innerlich unwach schaut er auf den noch gefüllten Schlafplatz neben seinem eigenen und denkt "Gutnmogn".

Er wankelt weiter bis in die Küche und siegt schließlich bei dem Versuch ein Frühstück aus Kornflakes und Milch zustande zu bringen. Währenddessen krauelt er sich immer wieder unter dem kratzigen Kinn und denkt über das Wort nach. Wo auf dieser verdammten Welt sagt irgendwer zu irgendwem "Gutnmogn"?

Der Gedanke verlässt den Raum, wandert durchs Zimmer, bis er den Weg zum Schlafraum gefunden hat. Er schaut noch kurz auf die Schlafende, ehe er durch das Fenster in den Garten flüchtet. Mit der Geschwindigkeit eines Hollywood-Kameraeffektes entfernt sich der Gedanke von dem Haus, aus dem Dorf, aus Italien, bis er schließlich in der dünnen Luft der Stratosphäre beinahe verglüht.

Als der Gedanke bar jeglichen Inhaltes zurück zur Erde plumpste, ergab sich ein Eindruck, als hätte man die letzte Szene einfach noch einmal rückwärts gezeigt. Allerdings wanderte er nicht zurück nach Gantonierreada, sondern zu seinem eigentlichen Ausgangspunkt, einem Großraumbüro in Tornesch. Er drehte sich eine zeitlang und suchte etwas. Schließlich fand er mich und ließ sich erschöpft fallen.

Inzwischen trinke ich den vierten Becher Kaffee und bin immer noch nicht schlauer, dafür wach.

Wach zu sein heißt, sich an viele Dinge erinnern zu können. Ich wusste wieder wie ich heiße, wie ich hierher gelangt bin und warum ich überhaupt hier war. Allerdings hieß wach zu sein nicht, sich an Dinge zu erinnern, die man auch vorher nicht wusste. Der Vorteil an der Füllung des Geistes mit altem Wissen war, daß jenes flüchtige Wort endlich sein Versprechen einlöste und verschwand. Ich fragte nicht mehr nach dem Woher, sondern akzeptierte mein Unwissen und vergaß es. Babb-irgendwas war fort, weggespült mit mehreren Bechern koffeinhaltigen Nasses.

Dinge in meinem Kopf mit herum zu tragen, die sonst niemand brauchen konnte, war ja schon ziemlich normal. Hätte ich mich an das Babb-Dingsbums erinnern können, hätte ich nun eine Geschichte anfangen können, aber da es von anderes Dingen einfach zur Seite gedrängt wurde, bis es keinen Platz mehr hatte und starb, musste ich diesmal auf das Niederschreiben einer Geschichte verzichten.

Ich besann mich auf den Tag und dachte an eine kleine Melodie, die ich leise und immer wieder vor mich hinsummte. Irgendwoher kannte ich die Melodie doch, oder...???

E N D E


Nachsatz auf Wunsch des Autors entfernt.
Subkulturkatze
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Streich den Nachsatz, der holt den Leser nur unnötig auf die langweilige Seite der Realität zurück.

Und zur Not kann jeder googlen, der sich den Spaß selbst verderben möchte.

Davon ab eine sehr spaßige Unterhaltung. Ich mag abgefahrenen Humor.

Der Text ist sprachlich an einigen Stellen nicht stimmig, ein kleines Lektorat täte ihm gut. Sprachliche Brillianz würde den Grotesk-Humor noch mehr zum Strahlen bringen.

Ansonsten: Kompliment. Mir gefällt's.
****izz Mann
90 Beiträge
Themenersteller 
Danke
...für das Kompliment. Bin halt mehr Schmierfink, statt Schreiberlink *fiesgrins* Was verstehe ich unter einem Lektorat?

Bin mit allem einverstanden, solange der Stil nicht darunter leidet.

Den Gedanken mit dem Nachsatz hatte ich auch schon, leider empfand ich es erst nach dem Abschicken als störend.

Wie entferne ich den Nachsatz? Kann ich da selber noch einmal ran? Finde da keinen Button!?

LG LoGrizz
Nein, selbst kannst du nichts nachträglich löschen.
Wende dich an einen der Moderatoren der Gruppe. Ich weiß, dass sich Geschichten ganz löschen lassen -frag einfach nach, ob das auch mit einzelnen Abschnitten geht.
Deine Geschichte gefällt mir...
Kennt man selbst von irgendwoher *g*
abgesehen
von der Nachsatz-Geschichte,

möchte auch ich dir ein Kompliment machen.
Das ist wirklich lustig und erfindungsreich geschrieben mit modern poetischen Bildern.

Meine Frage ist dann immer; kommt dir das einfach so, oder feilst du an sowas lange herum? z.b.
denn der interne Duden markiert es mir nicht als Fehler.

finde ich genial. Passt auch mit Lexikon oder Fremdwörterbuch, bei Musik wird´s aber schwierig. ..

Lektorat meint eigentlich nur, dass du jemanden deines Vertrauens mal drüber gucken lässt, der wohl Verstand von der deutschen Orthografie und Zeichensetzung hat, ein wenig Stilgefühl wär auch vorteilhaft.
Beispiel:
Eine Herde Bedauern ausdrückender Mitarbeiter, einen Blick aufsetzend, wie dem von einem Gewehrschuss hochgeschreckter Rehe, würde mich treffen.
das muss völlig umgedreht, sonst ist es nicht nur unlogisch (dich trifft eine Herde?) sondern auch grammatikalisch falsch, holprig und schwer zu lesen.
Aber davon hast du zum Glück nicht viele Sätze in dieser Story, ansonsten hast du ein sehr gutes Sprachgefühl.
Freue mich schon auf andere Geschichten von dir

Gruß
Dea
****izz Mann
90 Beiträge
Themenersteller 
Warten auf Arbeit!?
Hi Dea!

Eine Herde Bedauern ausdrückender Mitarbeiter, einen Blick aufsetzend, wie dem von einem Gewehrschuss hochgeschreckter Rehe, würde mich treffen.
das muss völlig umgedreht, sonst ist es nicht nur unlogisch (dich trifft eine Herde?) sondern auch grammatikalisch falsch, holprig und schwer zu lesen.

zusammenbrech

Du hast natürlich recht! Wieso ist es mir bislang nicht aufgefallen? - Wieso noch niemand anderem? Ich habe die Geschichten schon x mal lesen lassen. Vermutlich verheddern sich die Leute hier und lachen einfach, statt auf die Grammatik zu achten. Es scheint wirklich wie verhext zu sein.

Eine meiner ältesten Geschichten aus 1984 im Alter von 13 Jahren verfasst, wurde im Laufe der Jahre 2x für Erörterungen benutzt, wurde also auch von insgesamt 3 Deutschlehrern zuvor für den Unterricht geprüft. Dennoch finden sich bis heute immer noch mal unerklärliche Fehler.

Was Wortkreationen und skurile Gedanken angeht, so tüftel ich manchmal schon sehr an der Geschichte selbst, am roten Faden, aber nie an dem Wortlaut, wie mir diese Worte aus den Fingern fliessen.

Dass ich inzwischen nicht mehr so zielsicher Fehler ausmerze liegt mit Sicherheit an dem Zustand meiner Augen (bin fast blind), dennoch mag ich nicht auf das Schreiben verzichten. Ohne das Wort bin ich nichts.

Wenn mir mal ein Wort fehlt, kreiere ich was mir fehlt. Ich verstehe das Argument der Rechtsschreibreformer alle Wortteile zu trennen, um die deutschen Wörter andersprachigen Landsmännern leichter begreiflich zu machen , aber manch ein Wort gibt erst in der zusammengefügten Art und Weise seine eigentliche Bedeutung. Also setze ich mich über die dt. Rechtschreibreform hinweg und schreibe weiterhin "kennenlernen" statt "kennen lernen". Bei sowas erlaube ich mir schreiberische Freiheit.

Babalu ist dabei eine Geschichte, die ich wirklich direkt am Arbeitsplatz vor dem erwähnten blinkenden Cursor geschrieben hatte. Und das Wort Babalu vermisste ich ebenso wirklich in meinem Wortschatz. Während der Arbeitszeit zu schreiben erlaubte ich mir auch nur deshalb, da wir zum Weihnachtsgeschäft präsent sein mussten in der Auftragsannahme, aber ewig nichts zu tun hatten. Aus dieser bezahlten Langeweile heraus entstanden 2001-2004 viele meiner kleinen Geschichten.

*zwinker* Danke für dein Lob, aber nun mach dich flugs an deine Fortsetzung!

LG Kay
****izz Mann
90 Beiträge
Themenersteller 
@Subkulturkatze
*danke* für die Entfernung des Nachsatzes!
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