Lotto

Wenn ich endlich mal gewinnen würde, was würde ich mit den Millionen machen?

Cool:
Sonnenbrille auf, Trenchcoat an, Geld in den Koffer schaufeln, Luxuskarre samt Chauffeur mieten und ab an die Cote d`azur.
Im Negresco unter falschem Namen Suite mit Meerblick mieten, mit den Wichtigen und Reichen Champagner und Austern schlürfen und auf dem Sonnendeck ihrer Yachten nichts als Goldschmuck tragen.
Die Nächte im Casino verspielen, das ganze Geld verlieren; mich in einen jungen, gut aussehenden Gangster verlieben und mit ihm eine Villa ausrauben. Und im Knast landen.

Geld weg, Herz gebrochen und Schlagzeilen gemacht!

Globetrottig:
Sonnenbrille auf, Geld in Rucksack stopfen, Flugtickets kaufen und alle Kontinente bereisen. Spätestens in Australien den Rucksack geklaut kriegen. Per Anhalter durch die Outbacks, mich in einen Schaffarmer verlieben und für den Rest meiner Tage mit Geblöke und einer Flasche Bier in der Hand die unglaublichen Sonnenuntergänge genießen.
Oder in Indien einem Guru verfallen, mein Geld gegen seinen Tantrasex und orangefarbene Bedürfnislosigkeit tauschen und im Schneidersitz an Auszehrung sterben.

Geld weg, voll ausgestiegen und erleuchtet sterben!

Caritativ:
Sonnenbrille (rosa!) auf und Welt verbessernde oder –rettende Organisationen googeln. Schlaflose Nächte beim Anblick des Elends und der Not der Welt haben. Verzweifelt die dringendsten Themen suchen: Im Regenwald an Bäume ketten, hungernde Kinder in Afrika füttern, für Frauenrechte in muslimischen Ländern demonstrieren und den Wodka-Missbrauch mit heißem Pfefferminztee in Sibirien bekämpfen. Firma für regenbogenfarbene Rettungsschirme gründen.

Geld weg und verarmt, aber mit Mutter-Theresa-Orden auf der Brust sterben!

Bieder:
Sonnenbrille auf, Geld in 8 mal Koffer gezählt und mit dem ICE zu meinem Anlageberater fahren. Literweise Kaffee trinken und die Optionen abwägen. Schlaflose Nächte haben: soll ich hohe Renditen und hohes Risiko in Kauf nehmen und in ewiger Angst vor einem black friday leben?
Oder groß ins Immobiliengeschäft einsteigen, mit geringeren Renditen, aber dafür betonsicher?
Nach zwei Monaten ein Magengeschwür haben, ständig auf dem blackberry die Börsenkurse checken, Grundstückspreise vergleichen, von Baufirmen und Verwaltern gelinkt werden, Prozesse mit säumigen Mietern führen und einen Großteil des Geldes Beratern und Anwälten in den Rachen werfen.

Geld weg, voll gestresst und magenkrank sterben!

Mondän:
Sonnenbrille auf, feines Kostüm an und mit Mercedes nach Baden Baden reisen. Geld bei einer Privatbank parken. Gründerzeitvilla an der Lichtenthaler Allee kaufen.
Mit kleinen Hütchen auf Pferderennen gehen und mit Zigarettenspitze rauchen. Gebildete Pensionäre kennen lernen, einen jour fixe in meinem Salon etablieren, wo man elegant über Kunst und Gesellschaft plaudert. Regelmäßig die Thermen besuchen und vom persönlichen Masseur durchgeknetet werden.
Mit grauen Löckchen und Seidenblusen milde lächelnd durch den Park spazieren.

Geld behalten, Ruf gewonnen und steinalt gestorben!

Familiär:
Sonnenbrille auf, Familienbus kaufen und Bauernhof im Alpenvorland suchen. Umbauen, damit alle Kinder, ihre Partner und die Enkel darin wohnen können. Riesenküche, versteht sich. Tonnenweise Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten einkochen, damit alle auch im Winter genug zu essen haben. Kreuzweh von der Hausarbeit kriegen. Mit den Enkeln durch den Garten tollen und ihnen Geschichten aus meiner Jugend erzählen. Die nächtlichen Streitereien der Ehepaare hören und denken: das geht vorüber. Beim Apfelkuchen backen in der warmen Küche duftende Ratschläge geben und dafür Küsse auf die Wange ernten.

Geld behalten, rissige Hände bekommen und im Kreis der Lieben sanft entschlafen!


Literarisch:
Sonnenbrille auf, kleines Häuschen auf ruhiger Mittelmeerinsel kaufen, kein Telefon, kein TV, nur eine Schreibmaschine. Endlich Zeit zum Schreiben haben. Vier Romane anfangen und nach dreißig Seiten nicht weiter wissen. Viel spazieren gehen, schwimmen, denken. Weiterschreiben. Rauchen. Weiterschreiben.Rauchen. Weiterschreiben. Rauchen.
Irgendwann ein fettes Manuskript wegschicken und denken: alles Schrott!
Weiterschreiben.Rauchen.
Verleger kommt, küsst die Hände, die so wundervolle Worte tippten: Bestseller und Literaturpreise.

Noch mehr Geld, das ich gar nicht brauche, und Nobelpreis posthum!

Sonnenbrille habe ich schon, Kinder auch, die Welt ist groß und schlecht (dran) und ich sitze vor der Tastatur – wenn also heute Abend die richtigen Zahlen aus der Trommel plumpsen, gehe ich zurück
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@******leo 2011