Sinn-lich, in der U-Bahn, (FSK12?)
Diese Kurzgeschichte steht auf meiner HP,aber vielleicht paßt sie hier her.
Inge
Inge lernte ich an einem Montagmorgen kennen. Ich fuhr mit der Linie 16 zum Neumarkt, Bücher stöbern, in der Sonne einen Cappuccino trinken und vielleicht etwas an meinem Buch weiterarbeiten.
Inge setzte sich mir gegenüber hin, wir tauschten ein freundliches "Guten Morgen" aus.
Unsere Augen berührten sich einen kurzen Augenblick, es kam mir vor als würde mich ein kurzer Hauch Lavendel streicheln.
Sie schaute eine Weile aus dem Fenster auf die vorbeifahrenden Häuser, dann trafen sich wieder unsere Blicke.
Sie hat rehbraune Augen, einen klaren aufgeweckten Blick.
Ein Blick der Selbstvertrauen ausstrahlte, hellwach.
Und ein Blick eines jungen, neugierigen Mädchens auf dem Weg zur Schule.
Oder auf dem Weg zu ihrem Geliebten.
"Wo fahren sie hin, bei diesem schönen Wetter"
"Ich will heute noch schnell was einkaufen“, sagt sie
„Morgen ist Kölnmarathon, da ist es schwierig in die Stadt zu kommen.
Also erledige ich das heute noch flott"
" Noch flott" das habe ich schon länger nicht gehört.
Sie ist eine offene Seele, das kann man spüren.
Ich erzähle ihr, dass ich zum Neumarkt fahre, Bücher stöbern, Cappuccino trinken.
Und das ich auf Ausschau nach einem Wellnessbad bin.
Man hatte mir eines genannt, ich habe aber den Namen vergessen.
„Ich gehe immer in die Claudiustherme, dort kann man gut entspannen.
Seid mein Mann Tod ist, lasse ich aber das saunieren aus.“
Das hat sie bis dahin aber immer gerne gemacht.
„Verraten Sie mir ihren Namen?“ frage ich.
"Wozu wollen sie den wissen?"
„Ich schreibe ein Buch über interessante Leute die in der U-Bahn unterwegs sind.“
Und sie ist interessant.
Sie überlegt wohl eine Weile, sagt nichts.
Dann lächelt sie wieder und sagt:" Inge"
Sie steigt am Dom aus.
84 ist sie gerade geworden, hat sie mir noch gesagt.
So geschehen im September 2010, also vor genau einem Jahr.