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Die Grube

Die Grube
© Nisham 10/2011


Der Schweiß verklebt meine Haut. Die ist schwarz vom Staub. Die wenigen Laternen spenden ein flackerndes Licht. Ich schwinge eine Hacke die sich hart ins Gestein bohrt. Wieder. Und wieder. Grosse Brocken lösen sich. Im Augenblick ist die Arbeit noch leicht. Wir können stehen, haben Platz zum ausholen. Dirk kommt. Gemeinsam füllen wir mit bloßen Händen seine Ledertrage. Ich helfe ihm, sie wieder auf den Rücken zu heben. Gebückt stolpert er durch die Dunkelheit

Ich schwinge die Hacke erneut. Dieser Tage haben wir Glück. Mächtig glänzt die Kohle. John ruht sich grad aus, denn zu Dritt können wir hier nicht arbeiten, zu eng ist es. Dirk geht noch einige Male hin und her, bis der Kasten am Seil voll ist. Als er zurückkommt sagt er nur: „Die siebte Fuhre geht nach oben. Ich entreiße der Erde noch etliche Kohlebrocken. Gemeinsam schleppen wir sie zum Schacht. Wir hören das rumpeln der Kiste auf dem Weg nach unten. Sie knallt hart auf den Boden. Das Wasser in dem Eimer schwappt über. Gierig trinken wir. Auch John ist jetzt da. Hier ist die Luft nicht ganz so heiß. Ein leichter Luftzug ist zu spüren. Ich erschauere, denn ich bin Schweißbedeckt.

Dirk geht jetzt an die Hacke, John schleppt und ich mache Pause. Sinke auf das Geröll das hier herumliegt, in einem Seitenschacht, vor lauter Schmerz spüre ich mich nicht mehr. Habe Hunger. Doch der Schlaf übermannt mich. Ich erwache, als Dirk mich anschubst. „Der Achte Kasten ist voll.“ Aus meinem Bündel ergreife ich ein Stück hartes Brot. Schiebe es mir in den Mund.

Dann bin ich wieder dran, mit dem Schleppen und John entreißt dem Berg die schwarz glänzenden Brocken.

Später. Ich gehe gerade schwerfällig zu Dirk zurück, um eine neue Ladung zu holen. Da hör ich ein Rumpeln- ein Getöse und einen erstickten Schrei. Ich haste nach vorne. Nur vom fahlen Licht der wenigen Lampen geleitet.

Die Decke ist abgebrochen. Dirk liegt mit beiden Beinen unter einem Haufen Geröll. Er stöhnt. „ich habs nicht kommen sehen.“ „Nur ruhig,“ sage ich. „Wir holen dich gleich raus.“

John ist auch schon da, zwängt sich neben mich. Wir schauen uns an. Und die Felsdecke. Sand rieselt herunter. In der Stille hören wir das Gestein knacken. „Schnell!“ sagt John und beginnt die Steinbrocken unter denen Dirk halb begraben liegt, wegzunehmen. Zu zweit haben wir Dirk bald befreit. Seine Beine sehen nicht gut aus. Blut ist zu sehen. Rohes Fleisch. Doch keine heftige Blutung. Dick versucht sich zu erheben. „Lass das. Der Knochen ist kaputt,“ sagt John.

Zusammen heben wir den Verletzen an. Er stöhnt, Schweiß perlt auf seinem Gesicht. Der Schmerz muss heftig sein. Doch es gibt keine andere Möglichkeit. Über uns knackt es im Gestein.

Wir brauchen kein Wort zu sagen, sondern stolpern mit Dirk zwischen uns zurück. Wir sind nicht weit gegangen, als mit Getöse noch mehr Gestein von der Decke fällt. Staub hüllt uns ein. Nur noch eine Laterne brennt, weit vorne. Unsere Füße finden den Weg auch im Dunkeln, hier kennen wir mittlerweile fast jeden Stein.

Der Kasten ist halb voll. John und ich legen Dirk so gut es geht auf die Kohlebrocken. Er stöhnt. Schnell holen wir noch unsere Bündel. Unser karges Werkzeug. Alles werfen wir in den Kasten. Dann klettern wir hinein. Geben an der Signalleine das Zeichen hochzuziehen. Von weit her erklingt eine Stimme. Doch kein Wort ist zu verstehen. Hinter uns rumpelt der Berg. Da fällt noch mehr zusammen. Endlich setzt sich der Kasten in Bewegung. Knarzend wandert er langsam nach oben. Von einem müden Pferdegespann gezogen. Es dauert. Dirk stöhnt. Sein linkes Bein sieht gar nicht gut aus. Wir haben Glück gehabt. Der Berg hat uns nicht behalten.

Nach einer Ewigkeit kommen wir oben an. Die Kiste kommt schaukelnd zum halten. „Wasn los?“ herrscht uns eine Stimme an. John sagt nur müde: „Bergsturz, Dirk hat’s halb erwischt.“ Fluchen. Wir steigen aus, passen auf, nicht in den offenen Schacht zu fallen. Dies ist immer ein schwieriger Augenblick. Gemeinsam heben wir Dirk aus dem Kasten. Nehmen unsere wenigen Habseligkeiten heraus. „Da ist nicht viel Kohle drin,“ meckert der Boss, „das zählt nicht.“ Ich will schon aufbrausen, doch John legt mir die Hand auf den Arm. „Lass es!“.

Wir haben uns kurz hingesetzt und atmen zuerst mal frische Luft. Neben einem Schuppen finde ich ein rau gesägtes Bohle. Wir legen Dirk darauf. Auf dieser Trage bringen wir den Verletzen zu seiner Hütte. Seine Frau erscheint schreiend. „Ist er tot?“

„Nein, doch es sieht nicht gut aus.“ Sorgsam stellen wir die Trage auf den Boden. Dirk versucht zu lächeln. Seine Frau hat schon einen Eimer mit warmem Wasser geholt. Sie muss ihn zuerst waschen, den schwarzen Staub wegwischen. Nachbarinnen eilen herbei, bereit zu helfen.

John und ich können hier nichts mehr tun. Wir gehen müden Schrittes nach Hause.

Mag empfängt mich. Ihr Blick sagt alles. So früh hat sie mich nicht erwartet. Doch es ist immer heißes Wasser auf dem Herd – seit sie hier lebt. Ich zieh mich hinter unserer Hütte nackt aus, stelle mich neben den Baumstumpf. Mag klettert darauf, einen Eimer in der Hand. Langsam gießt sie mir das warme Wasser über den Kopf. Ich versuche so gut es geht, den schwarzen Dreck herunter zu waschen. Nach einigen Eimern seh ich schon fast wieder menschlich aus. Ich kann mich in den Trog legen. Mag schrubbt mich mit einem Lappen und ein wenig von der kostbaren Seife. Mein verfilztes Haar hat sie kurzerhand mit einem Messer ziemlich kurz abgeschnitten. Stockend erzähle ich ihr was passiert ist. So schlimm sie das für Dirk und seine Familie findet, sie ist erleichtert, dass nicht ich das Opfer bin.

Schweigend schauen wir uns an. Lange. Dann sage ich mit leiser Stimme: „Ich geh nie wieder in die Grube. Nie wieder.“

„Und was soll aus uns werden?“ „Wir gehen hier fort. Irgendwo hin, wo ich nie wieder in einer Grube arbeiten muss.“

Mag schaut mich mit großen Augen an. Sie ist ja noch so jung! Es braucht eine Weile, bis sie meine Worte verstanden hat. Doch dann ergreift sie meine Hand, küsst sie.

Ich habe viele Stunden geschlafen. Zwischendurch hat sich Mag neben mich gelegt. Im Halbschlaf habe ich gehört, dass es Dirk einigermaßen geht. Das Bein ist zwar gebrochen, doch es sollte heilen können. Die Fleischwunden werden schlimme Narben hinterlassen. Doch er wird leben. Vielleicht. Mag hat auch gehört, dass Wasser in die Grube eingedrungen ist.

Tage später lassen wir den Ort hinter uns. Hand in Hand jeder ein kleines Bündel auf dem Rücken, verlassen wir diesen Ort – für immer. Es wird eine lange Reise sein, doch die ersten
******_46 Frau
1.294 Beiträge
...ich bin neugierig wie es weiter geht mit den Beiden!
Muss es denn wirklich weitergehen?
Es ist ein Teil eines Lebens herausgegriffen aus einer Vita wie es heute noch vorkommen kann und leider auch wird - - nicht immer Kohle - oder doch.

*blume* Ev
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine interessante und berührende Momentaufnahme!

(Der Antaghar)
Ich danke euch allen!

Ich habe schon einige Bilder im Kopf, wie es weitergehen könnte. Weg von der Kohle - direkt und im übertragenen Sinn.
Vielleicht schreibe ich doch noch an der einen oder anderen Momentaufnahme.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Vielleicht schreibe ich doch noch an der einen oder anderen Momentaufnahme.

... das würde mich freuen!
Mich auch!
Ich fände es auch spannend, die Veränderung der Lebenssituation und Persönlichkeiten in deiner Schreibweise zu erkennen....

*top2* laf
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