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Pechmarie

Pechmarie
Ich heiße Luise-Maria Gottlos. Und das ist schon manchmal ein Kreuz. Den Namen könnt ich ja leicht los werden, aber verheiraten habe ich mich bisher nicht können, weil ich mit den Mannsbildern einfach kein Glück habe. Auch die Frauen in unserer Familie vorher nicht.
Mein Großvater väterlicherseits hat mir erzählt, dass einer unserer Vorfahren der Henker von Linz gewesen war und deshalb der „Herr Gottlos“ geheißen habe, weil er durch den Linzer Domkardinal von den 10 Geboten frei gesprochen war und darum auch nie eine Kirche oder einen katholischen Friedhof hat betreten dürfen. Dabei hat der ja auch nur seine Pflicht getan.
Das Unglück liegt bei uns halt schon in der Familie. Mein Großvater hat gesagt, das sind die Flüche aller der zu Unrecht Hingerichteten. Aber was kann ich denn nachher dafür?
Na gut, wenn man es mal positiv sieht, dann bin ich eben schon mit viel Erfahrung ausgestattet und falle nicht mehr so leicht und schnell auf die Männer rein.
Wenn mir einer ins Gesicht sagt, dass ich ja „so schön“ sei, dann weiß ich halt gleich, dass er lügt und verschwende gar nicht erst noch meine Zeit mit ihm. Überhaupt, mit Mannsbildern, die lange und schön reden können, habe ich immer die schlechtesten Erfahrungen gemacht.
Die sollten am besten immer gleich nur mit den Frauen ins Bett gehen, die sich selber zusammenträumen, aber bittschön lieber nicht mit einer Richtigen, schon gar nicht mit mir.
Natürlich habe ich auch noch ein paar gar nicht so geheime Schätze unter der Schale, die man unter meinen meistens abgetragenen Sachen ganz gut sehen kann. Besonders dann, wenn ich knappe Sportsachen trage mit fast nix drunter, weil Sport, besonders der harte Ausdauersport ja meine Leidenschaft ist. Ich fahre Mountainbike-Rennen durch die Voralpen, laufe Marathon, war mal die Kärnten-Siegerin beim Iron Man und außerdem besteige ich Berge, tauche in Riffe ein und einmal im Jahr leiste ich mir einen Segeltörn oder eine Regatta durch die südlichen Meere, wenn eine Crew mich mitnimmt. Ich bin auch ganz anspruchslos.
Eine „normale Frau“, oder das, was man so landläufig darunter versteht, bin ich eigentlich nicht und nie gewesen. Mir ist der Gluckeninstinkt gründlich abgewöhnt worden. Das hängt damit zusammen, dass ich mit15 meiner Mutter zwei Zähne ausgeschlagen habe und danach mit 16 ½ selber Zwillinge gekriegt habe, die mir das Sozialamt aber gleich wieder weggenommen hat.
Das ist so gekommen: Meine Mutter, die außer mir noch ein Paar windelpflichtige Zwillinge hatte, meine Brüder, spielte unserem Vater zuhause immer die kranke ausgebrannte überforderte Mutter vor. Sie ließ sich fast jeden Monat für zwei Wochen in ein Sanatorium am Bodensee einweisen und ich hatte mich alleine zu Hause um die beiden Windelscheißer zu kümmern. Freunde, Freundinnen oder auch nur eine Jugendzeit gab es für mich nie, nicht mal Kino. Eines Tages, als ich mir auch nicht mehr alleine zu helfen wusste, bin ich in den Bus gestiegen, und zu meiner Mutter in das Sanatorium hin gefahren. Weil mir aber das ganze Geschreibsel und Gefrage in der Anmeldung zu albern war, bin ich gleich zu ihrem Pavillon im Park hingegangen und durchs angelehnte Fenster bei ihr reingestiegen. Dort fand ich sie dann nackt im Bett mit einem Arzt zusammen liegen und es war nicht mein Vater. Sie waren da beide am Lachen und heftig am Hinternwackeln. Ich hatte ja nur Angst, dass sie schon wieder Zwillinge machten und ich die dann für den Rest meiner Jugend versorgen durfte. Also nahm ich den Kleiderständer, welcher im Zimmer herumstand und holte weit aus. Der Herr Doktor nahm rechtzeitig sich selbst und seinen nackerten Steiß von meiner Mutter weg und so kriegten das Bettregal und sie die volle Ladung mitten ins Gesicht. Wir Frauen aus der Familie haben eben immer Pech und bekommen meistens Zwillinge. So ist das. Sie lächelte dann eine ganze Zeit lang viel weniger schön und später dann nur noch sehr kostspielig.
Ich aber machte mich auf und davon, rief noch schnell die Nachbarin wegen der Kleinen aus einer Telefonbox an und stürzte mich ins freie Leben, als hätte ich alles davon verpasst.
Hatte ich ja auch. Zum Glück war gerade Frühsommer. Ich schloss mich in Salzburg einer Tingeltangel-Clique an, gewöhnte mich an alle Arten von Männerschweiß und schlief wenig, dafür aber überall und fast mit Jedem. Davon habe ich jetzt meinen Hang zur Freiheit und zur Natur. Außerdem bin ich dadurch vegetarisch geworden. Obst und Gemüse war einfach viel leichter zu klauen und auch wesentlich länger haltbar.
Meine Bindung zur Familie wurde mir erst dann wieder schmerzlich bewusst, als es im Januar saukalt wurde. Wir bekamen kein Geld mehr von den Touristen, aber ich war schwanger wie ein Ballon gewesen und die Hebamme vom Hospiz sagte zu mir: „Es sind Zwillinge, zwei Mäderln. Ach, sind die aber süß!“ „Die armen Würstel…“, dachte ich so bei mir mit Grausen.
Meine Mutter lächelte nicht, nicht mal kostspielig, als ich mit den beiden Ostereiern im Korb bei ihr an der Haustür abgeliefert wurde. Sie rief gleich das Sozialamt und die Polizei an.
Ihre beiden Jungs konnten schon alleine laufen, streckten mir die Zungen raus und schienen ihrem Vater immer ähnlicher zu werden: dem Arzt aus dem Sanatorium.
„Du kommst mir hier nicht wieder rein, nur über meine Leiche!“
Darauf konnte ich gerne verzichten. Ich wollte nur noch einige Sachen und Erinnerungsstücke aus meinem Zimmer holen, verzichtete gnädig darauf, den beiden undankbaren Lümmels eine Kopfnuss zu verpassen und beeilte mich. Das Auto, das meine Mädels abholte, nahm auch mich gleich mit. Ich kam in ein freikirchliches Internat und musste vorübergehend den Namen „Schwester Lucrezia“ annehmen, bis ich als volljährig entlassen wurde.
Mein richtiger Name durfte im Internat niemals ausgesprochen werden, nachdem ich der Schwester im Anmeldebüro seine Herkunft erklärt hatte. Es war dann eine schöne Zeit, fast völlig ohne Unglück. .
Der Marie wurde nicht nur die Glucke ausgetrieben, sondern so manche verlogene Illusion. Ein herrlicher Text voller Witz und unbescheidener Frechheit, flüssig geradeaus, ohne sich umzusehen. Habe die Ehre!
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Etwas "anders", aber faszinierend. Etwas abgedreht, aber lesenswert und einfallsreich. Und irgendwie ein verbaler, indirekter, aber trefflicher "Schlag in die Fresse" so mancher Spießer.

Ich würde hier gerne mehr von Dir lesen ...

(Der Antaghar)
*******ose Frau
793 Beiträge
gebannt, gefesselt, gelesen ohne Luft zu holen, gegrinst wegen der sympathischen Frechheit (Danke, Kamm) und Direktheit.
trefflicher "Schlag in die Fresse" so mancher Spießer
(Danke, Antaghar), und trotzdem bleibt sowas wie ein Kloß im Magen zurück wegen der Tragik der Situation

Auch gerne mehr
*roseschenk*
**********gerin Frau
907 Beiträge
Kompliment
*anbet*
Deine Geschichte hat das gewisse Etwas, was aufreizend ist.
Einfach erfrischend anders.
Ich lese sonst alles, was ich finden kann.
Aber überfliege es nur.
Schon der Anfang läßt einen sofort aufhorchen.

Zugegeben, so was toll Abgedrehtes, Skurilles
mit schwarzen Humor gepfeffert fand ich nirgendwo.

Großes Kompliment an dich !!
Gefiel mir außerordentlich. *top*

Obwohl mir Witziges weniger liegt.
Bei dir war ich gefangen und verfolgte ganz gebannt das Ende der Erzählung.

Dein Schreibstil lässt ein fließendes schnelles Lesen zu.
Keine gramatischen Fehler, die ablenken.
Dies findet man hier selten.

So kurios, witzig und faszinierend sie ist, man möchte hier ewig weiterlesen. *spitze*

Hoffe es kommt bald mehr davon...
Weiter so.........
Liebe Grüße von mir............ *liebguck*
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