Sorry ...
... man kann ja gerne mal anderer Meinung sein, doch ich ...
... finde die Geschichte gut geschrieben - gerade weil sie so sachlich bleibt!
Erinnert mich irgendwie an eine Geschichte von mir ...
Taschengeld
An einem dieser Tage des Leichtsinns, hielt ein metallicblauer Porsche neuesten Modells auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ein Mann um die Dreißig lächelte Lisa an. „Na, Kleines, hast du Zeit für mich?“ rief er über die Straße.
Lisa sah den Porsche, den attraktiven Mann und fühlte in sich etwas wie eine leise Warnung.
„Ich muss nach Hause!“, sagte sie deshalb und lief weiter.
Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück bis er sie wieder erreicht hatte. "Nun lass mich doch nicht so hängen! Ich bin jetzt schon so lange hier rumgefahren um was Nettes zu finden und wollte eigentlich schon aufgeben, da bemerkte ich dich! Bist du neu hier?“
„Ich stehe sonst wo anders!“, antwortete Lisa und lief weiter. Nur noch etwa 500 Meter bis nach Hause. Ihr Herz klopfte wie wild.
Er fuhr ein Stück vor bis zur Straßenkreuzung, wendete und holte sie erneut ein. Lisa rechnete eigentlich damit, dass er das Beifahrerfenster herunterkurbelte um mit ihr zu sprechen, doch er stieg aus dem Wagen, stand auf die Türschwelle und sah über den Wagen zu ihr herüber. „Nun sei doch nicht so! Ich brauch ein bisschen Abwechslung heute Nacht. ... Bitteee!“ flehte er.
Wie albern! Doch als er sie ansah, wie ein enttäuschtes Kind, da musste Lisa lächeln.
Er lächelte zurück. „Was nimmst du für eine Stunde?“
„150!“, antwortete sie und erdrückte sämtliche Warnsignale in sich.
„Ok!“ freute er sich.
Da stieg Lisa ein.
Sie fuhren ein Stück weiter. „Da vorne kannst du parken, das Hotel liegt auf der anderen Straßenseite.“
„Ich mach es lieber im Auto!“ sagte er und fuhr daran vorbei.
„Der Preis ist aber fürs Zimmer!“
„Wie heißt du?“ ignorierte er ihren Einwand.
Sie sah ihn überrascht an. „Lisa.“
Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, als Lisa ihren Namen nannte. Es war nur für einen Moment gewesen. Unwohlsein kam erneut in ihr auf. Sie sah aus dem Fenster, die Häuser flogen inzwischen nur noch so an ihnen vorbei.
Er bot ihr eine Zigarette an.
„Nein, danke!“
Der unverwechselbare, helle Klang seines Feuerzeugs lies sie erstarren. Lisa sah auf seine Hand. „Schönes Feuerzeug!“, murmelte sie.
„Dupont“, meinte er und schob es zurück in seine Hosentasche.
Ein Porsche, der Typ neben ihr ein gutaussehender Sonnyboy, das kleine goldene Statussymbol eines Zuhälters. Angst stieg in Lisa auf.
Sie brauchte dringend frische Luft, doch sie fand nichts um das Fenster zu öffnen.
„Das Fenster geht nicht auf“, meinte er. „Kaputt!“
Ein neuer Porsche und das Fenster kaputt?
„Kannst du mal kurz halten? Ich glaub, mir wird schlecht!“
Er öffnete bei sich das Fenster. „Besser? ... Wir sind gleich da!“
Er bog nur wenig später in einen Waldweg, fuhr eine lange Straße entlang, endloses Nichts, dann bog er erneut ab, rollte noch einige hundert Meter weiter und hielt.
„So, da wären wir! Hier sieht und hört dich keiner!“
Lisas Herz klopfte wie wild. Er hatte „dich“ gesagt! Sie tastete nach dem Türgriff.
„Die Türe geht von innen nicht auf.“, meinte er.
Er griff nach dem Beifahrersitz und lies die Lehne nach hinten runter. Lisa lag wie aufgebahrt vor ihm. Er lächelte. „Du hast Angst vor mir!“
Sie schüttelte den Kopf.
Er griff hinter sich, dann hielt er ihr eine Pistole an den Kopf. „Aber jetzt hast du doch Angst?“
Alles in ihr schrie, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Ihr ganzer Körper wurde von einer Schockwelle erfasst.
„Mach den Mund auf.“ Todesangst erfasste Lisa, ihr ganzer Körper begann unkontrolliert zu zittern, als er den Lauf der Pistole zwischen ihre Lippen schob.
„Ich puste dir den Schädel weg, wenn du schreist oder dich auch nur ansatzweise wehrst!“
„Zieh dein Höschen aus!“ Sie tat was er verlangte. „Braves Kind! Und nun mach die Beine breit ... breiter ... und jetzt stillhalten!“
Der Morgen kündigte sich bereits an, als er Lisa zurück in die Stadt brachte und genau dort absetzte wo er sie eingesammelt hatte. „Du bist tot, wenn du irgendjemand was davon erzählst!“
Er fuhr ohne Licht bis zum Ende der Straße, dann schaltete er es an und brauste davon.
Nur 500 Meter nach Hause! Stunden zuvor zur falschen Zeit am falschen Ort ... nur 500 Meter! War das jetzt noch wichtig? Sie lebte, ... das war wichtig ... nur noch das!
„Ich wurde vergewaltigt!“, sagte sie zu dem Polizisten, der die Türe auf dem Polizeirevier öffnete.
Sie brachten Lisa in ein Zimmer im ersten Stock. Von irgendwoher holten sie eilig eine Beamtin, dann waren sie zu dritt.
„Wie alt sind Sie?“ fragte eine Stimme.
„18“, hörte Lisa sich sagen.
Nachdem eine Beschreibung des Täters und des Autos vorlag, ging die Fahndung raus.
„Wir werden sie jetzt ins Krankenhaus bringen. Unser Chef ist auf dem Weg hierher, er will danach noch mit ihnen sprechen.“
Nach der Untersuchung brachten sie Lisa wieder zurück. Im Krankenhaus hatte sie eine Tetanusspritze und etwas gegen die Schmerzen bekommen.
Hinter ihr ging die Türe auf. „Ist das das Mädchen?“
„Ja, Chef!“
Er stellte sich Lisa vor, lächelte sie an und lies sich das Protokoll geben. Als er es las, erstarb sein Lächeln.
„Warum glauben sie, dass der Täter ein Zuhälter sein könnte?“
„Porsche, Dupont-Feuerzeug, Waffe, Aussehen, Auftreten ... es passt alles.“
Er sah sie nachdenklich an. „Würden sie mir noch eine Frage beantworten?“
Lisa nickte.
„Sie haben Verletzungen im Vaginalbereich. Wie hat er ihnen diese zugefügt?“
Sie wich seinem Blick aus, sah an ihm vorbei.
„Lassen sie sich Zeit!“, sagte er leise.
Lisa presste die Lippen zusammen, lies sich Zeit das Unwirkliche in sich zurückzurufen, dann holte sie tief Luft. „Er hat mich mit der ... Pistole ...!“
Sie sah ihn an. „Er hat sie immer wieder ... in mich ...!“ Tränen rannen ihr über die Wangen.
Er gab Lisa ein Taschentuch und sah zu der Polizistin. „Ergänzen sie bitte das Protokoll.“
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