Z.B. hat Byron_nw (zu Spitznamen braucht es Sympathie, wenn sie nicht als Schimpfnamen aufgefasst werden sollen...) nirgendwo gesagt, man solle jemandem sagen, es sei gut, was er schrieb, wenns das nicht war - oder besser - wenn man das nicht fand. Wo nimmst du das wieder her?
Deine Frage, woher ich das „wieder“ nähme, zeigt mir, daß du öfter zweifelst, ob du mich richtig verstehst. Eine Nachfrage kam von dir, soweit ich mich erinnere, nie. Du hast es also damit bewenden lassen, aus welchen Grund auch immer. Aber jetzt fragst du ja, womit ich überhaupt etwas anfangen kann; wenn man meint, den kamm oft nicht zu verstehen, und man fragt nie nach, führt das nie zu einerm Verständnis. Was du oben zu Byron sagst, bezieht sich wohl auf:
Was der Lord ausführt, lässt meinen Punkt unbedacht; daß es eben nicht darum geht, jemandem zu sagen, er sei gut, wenn man das gar nicht so meint.
Das wird die Stelle sein, die du falsch liest. Ich habe hier gesagt, daß es für mich eben nicht darum ginge, jemandem zu sagen, er sei gut, wenn man das gar nicht so meine. Lord unterstellt mir aber genau das mit seinem Torwartbeispiel. Dieser Vorwurf an kamm, er wolle alle dazu bringen, den ach so empfindsamen Schreibern schlechter Texte doch Wattebäuschchen zuzuwerfen mit der Aufschrift „Toll gemacht“ zieht sich von vorne bis hinten durch. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Eindruck wieder zu korrigieren versuchte.
Aber vielleicht ist das tatsächlich ein Zeichen dafür, daß ich mich missverständlich ausdrücke. Ich habe zwar nie den Eindruck, ganz zu schweigen davon, daß ich bemüht wäre, kryptisch zu schreiben. Für mich sind meine Beiträge glasklar und widerspruchsfrei, was ja nicht heißen muss, daß sie es tatsächlich sind; ich kann mich auch irren. (Das gilt allerding auch für andere, aber wenn für mich etwas missverständlich ist, frage ich nach, wie bei Lord, als ich wissen wollte, ob er meine Texte nicht liest. Da kam übrigens eine Antwort zurück, die kryptisch genug war, um sich zu überlegen: Hake ich nochmal nach oder lass ich es gut sein? Mir war’s dann nicht so wichtig.)
Mich erstaunt allerdings immer wieder, wie hartnäckig man sich dem schlichten Lesen verweigern kann; Antaghar fragt mich „Und genau das findest Du hier in den meisten pornographischen Geschichten? Ehrlich? Ich nicht.“ Also, bei allem Respekt, da habe ich auch irgendwann keine Lust mehr, es wieder und noch einmal zu sagen und auszuführen, was ich überhaupt sage bzw. eben nicht sage. Es muss doch auch mal was rüberkommen; so rein inhaltlich jetzt, oder? Ich hatte gesagt, daß Porno mir nicht liegt und ich ihn oft anstrengend finde. Wenn ich von meinem persönlichen Lesevergnügen spreche und ausführe, welche Art von Beschreibung mir besser gefällt und welche nicht so gut, heißt das doch nicht, daß mir deshalb die Pornos gefallen. Ich verteidige hier keinen Text. Ich rufe zu keiner Lobhudelei für schwache Texte auf. Im Gegenteil; ich plädiere für Kritik, die sich so nennen darf. Die kann meinetwegen auch scharf ausfallen, aber dann muss sie sich auf Kriterien stützen, die nicht ausschließlich die persönlichen Vorlieben sind, und sie muss nicht unbedingt jemandem in aller Schärfe präsentiert werden, der sich das erste Mal mit einem Text zeigt. Denn wie an anderer Stelle in einem anderen Thread schon gesagt wurde; Autoren sind „empfindsame“ Wesen, denen auch ein gewisser Narzißmus attestiert werden solle.
Was jedem Einzelnen ohne Zögern zugestanden wird, gilt auch für mich; ich sage meine Meinung, und ich verbiege mich nicht, nur um anderen zu gefallen. Ich bin jederzeit bereit, meine Äußerungen nochmal zu prüfen, wenn ich darauf hingewiesen werde. Wenn mir Respektlosigkeit, Pharisäertum, Ignoranz oder was auch immer vorgehalten wird; nur zu! Ich wäre der Letzte, der einen Fehler nicht zugäbe oder sich für ihn nicht entschuldigte. Wenn zigeunerin auf einen Vorgang in „Geschichtenspiel“ verweist, muss sie allerdings den Hergang nicht völlig unter den Tisch fallen lassen. Es ist ja sehr verlockend, sich eine Stelle zu nehmen, die für kamm sehr ungünstig wirkt (eine Geste, die mich an eine Stelle in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ erinnert; das Abdrucken dieses unvorteilhaften Fotos der Blum in der „Zeitung“). Liest man den Hergang – der für sich genommen sehr kurz ist – komplett, dann kommen plötzlich zigeunerin, biker und byron nicht so gut weg.
Christian
Ich hatte von „durchgängige(m) Hineinblicken in Kopf und Herz und die Umschreibungen von Gedanken und Gefühlen“ gesprochen. Was du meintest („Ich beziehe mich nicht auf eine »bestimmte Atmosphäre« oder ein einzelnes Erzählschema, sondern auf eine grundsätzlich andere Art der Darstellung als die, von der du sprichst …“) bezieht sich offensichtlich auf das genaue Gegenteil; eine Erzählung komplett ohne Hineinblicken. Das ist zwar möglich, auch als sehr gefühlsbetonte Erzählung, aber in dieser reinen Form nicht unbedingt, was mir vorschwebte. Ich meine aber schon einen sehr sparsamen Gebrauch des „Allwissenden Erzählers“, wobei ich an dieser Stelle klarmachen will, daß ich das als eine von vielen Möglichkeiten der Erzählform sehe und zum Beispiel dornroeschens Stil nicht per se schlecht finde oder gar langweilig; ganz im Gegenteil: Ich lese alles von ihr, weil ich wissen will, wie sie ihren Stil entwickelt. Zum stetigen „Hineinblicken“ habe ich schon was gesagt, was aber nicht heißt, daß dies grundsätzlich schlecht sei. Es ist eben ein Stil, eine bestimmte grundlegende Form, sowas wie eine Textur, die ja wie alles andere auch mehr oder weniger gekonnt gestrickt sein kann.