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Trude

**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Themenersteller 
Trude
Trude nahm sich ein Eis aus dem Gefrierfach des in die Jahre gekommenen Kühlschranks. Sie riss das Papier der Billigmarke von der Eiswaffel und stopfte es in den durchsichtigen Plastiksack, der an der Zarge der ausgehängten Küchentüre hing. Beim Öffnen des Kühlschranks war ihr Blick auf das Gemüse und Obst gefallen, das sie eigentlich am Wochenende essen wollte, doch sie hatte keinen Appetit darauf gehabt. Einen unbändigen Heißhunger hatte sie entgegen auf Vanillewaffeln.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer kam sie am Spiegel im Flur vorbei. Gestern hatte sie geduscht, doch danach die Haare nicht geföhnt, die hingen ihr nun wie Sauerkraut ins Gesicht und genauso säuerlich war ihr Blick! Sie hasste diese eintönigen Tage, an denen nichts passierte, gähnende Langeweile und Untätigkeit. Früher, als sie noch als Sachbearbeiterin arbeitete, da waren die Wochenenden noch etwas Besonderes, aber als Rentnerin empfand sie nun alle Tage gleich. Längst schon wollte sie Wäsche waschen, die seit Tagen trockene Wäsche vom Wäscheständer auf dem Balkon nehmen, doch dazu hatte sie nicht die geringste Lust. Mühselig war alles geworden.

Trude machte es sich auf dem Sofa so bequem wie es ging, drapierte Kissen um sich herum in Position und schaltet zwischen den Programmen des Fernsehers, der den ganzen Tag schon lief, hin- und her. Nur wenige Minuten später quälte sie sich wieder aus den Kissen um das nächste Eis zu holen. Sie nahm sich gleich zwei, damit sie nicht nochmals aufstehen musste. Sie war längst nicht mehr so gelenkig wie früher. Heute morgen hatte sie sich gewogen. Die Waage zeigte 15 kg mehr an, als noch vor zwei Jahren, nachdem der Hubert sie verlassen hatte.

Nach dem dritten Eis, quälte sicht Trude erneut in die Küche, nahm das Alibi-Vollkornbrot aus der Verpackung, etwas Vernünftiges musste sie ja essen, schmierte dick Butter darauf und belegte es mit einer ganzen Packung fettreduzierter Jagdwurst. In einem kleinen beschichteten Topf kochte sie nebenher etwas Wasser und bereitet sich dazu eine große Tasse Pfefferminztee mit drei Stück braunem Würfelzucker. Brauner Zucker sei gesünder als Weißer hatte sie gelesen, doch der eigentliche Grund für sie war der leckere Karamellgeschmack.

Den Geschirrberg in der Spüle registrierte sie im Vorbeigehen und dachte kurz darüber nach, ob es nicht doch besser war überhaupt nicht mehr zu kochen. Für wen auch?

Mit Tasse und Teller balancierte sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich in den breiten, angewetzten Kunstledersessel an den Schreibtisch. Sie schob das Laptop zurecht, mit dem sie rund um die Uhr Online war und griff zum dick belegten Brot.

Nach und nach stopfte sie sich die mundgerechten geschnittenen Stücke zwischen die kariösen Zähne und dachte kurz an ihre Zahnbürste ... Zahnpasta musste sie gelegentlich auch mal wieder kaufen. Dann fiel ihr Blick missbilligend auf den Fernseher. Die Werbung brüllte ihr regelrecht entgegen. Genervt stellte sie die Lautstärke leiser.

Trude schlüpfte aus den Filzpantoffeln unter dem Schreibtisch und rieb ihre geschwollenen mit dicken Socken bestrumpften Füße aneinander, sie juckten und spannten. Seit geraumer Zeit quälten sie Ödeme. Das Laufen fiel ihr immer schwerer.

Ihre butterglänzenden Fingerspitzen griffen nach der Maus und bewegten sie fahrig. Der Bildschirm sprang sofort wieder an.

Ein Klick und ihr Postfach öffnete sich.

Trude schob die Brille etwas höher, linste über die Weitsichtgläser und stellte befriedigt fest, ihr Profil auf dem Single-Internetportal war gestern mit den neuen Bildern aktualisiert worden. Bereits jetzt gab es Resonanz, so wie jedes Mal, wenn sie neue Fotos einstellte.

Bianca, ihre 28-jährige Enkelin, die seit zwei Jahren mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Amerika lebte, war ja auch so ein hübsches Ding.

Trude klicke die Erste der 9 E-Mails an und lächelte:

„Hallo Schönheit, ...“
Du hast die Story sehr lebensnah geschrieben. *top*
******_46 Frau
1.294 Beiträge
Klasse nachempfunden!

Leider ist das kein Einzelfall!

Mein Kompliment!

(dazu noch fehlerfrei, sehr erholsam!)

Carmen
****e_a Frau
583 Beiträge
Sehr fein beobachtet, stimmiger Sprachrhythmus, ungeschwätzig und auf den Punkt gebracht. Es war mir ein grosses Vergnügen, diese Geschichte zu lesen. Sie hat mich berührt.
Huch...
so manchmal konnte ich mich selbst in Trude entdecken.
Zum Glück liest das Joyteam hier nicht mit, sonst würde sie das sicher als geschäftsschädigend und zutiefst subversiv brandmarken *nase*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sehr bemerkenswert. Hab ich gerne gelesen.

(Der Antaghar)
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