Ein offener Brief...
Liebe Sina,ich weiß, wenn dieser Brief geschrieben wird, bist Du nicht mehr in dieser Gruppe. Ich bedauere dies und respektiere die Entscheidung, auch wenn ich die Gründe der Abmeldung beim besten Willen nicht gutheißen kann.
Deine Entscheidung sollte und muss uns alle zum Nachdenken anregen. Im Schutze eines Pseudonyms lässt es sich gar vortrefflich angreifen und kritisieren. Und leider warst Du das Opfer dieser unseligen Vergleiche. Sina, Du hast die Gruppe verlassen, derjenige, der die Worte so unüberlegt gewählt hatte, weilt noch unter uns.
Eine verkehrte Welt, so verquer wie das reale Leben! Aus dem Schutze der Anonymität, aus der Tiefe des Molochs heraus ist man schnell mit verletzender Kritik bei der Hand.
Bewusst habe ich mich dazu entschieden, aus der Anonymität zu treten und mir einen richtigen Namen und ein Gesicht zu geben. Man kann mir in die Augen schauen, wenn ich etwas schreibe. Es liegt mir fern, dies von anderen hier zu erwarten, oder gar zu verlangen. Die vielfältigen Gründe, anynom zu bleiben, verstehe ich gut. Ich bitte aber, mit dem Respekt anderen gegenüber zu treten, den wir auch im "Real Life" (auch hier ist Real Life(!)) von unserem Gegenüber erwarten.
Wir wollen Schreiben, wir möchten Geschichten lesen und natürlich auch trefflich diskutieren. Aber in der Gruppe sollte man nie vergessen, dass viele Geschichten auch ein bisschen von uns selbst preis geben und autobiografische Züge nur selten verleugnen können. Das fällt dem Autor nicht immer leicht. Manchmal ist es gar ein "Coming Out", ein Schrei um Aufmerksamkeit. Geschichten sind Ventile.
Behandelt dies mit Respekt!
Liebe Sina,
letztendlich hoffe ich, Du überdenkst noch einmal Deinen Entschluss und kommst zu uns zurück. Ich würde Deine scharfe, aber sachliche und nicht beleidigende Kritik vermissen. Es fällt mir schwer, diese Kritik gegen die Polemik anderer getauscht zu sehen.
Ich drücke Dich und grüße alle anderen in der Gruppe,
Bernd
Sometimes I'm the raven, sometimes I'll turn into the fox.