Die undenkbare Sub-Partikulierung
© Nisham 12/2011Fortsetzung von „Die Singularität der Partikulierung“ und „Die unkontrollierte Partikulierung“
Kurzgeschichten: Die unkontrollierte Partikulierung
Keine Ahnung, wie lange ich geschlafen habe. Ich bin wach, fühle rein gar nichts. Mir ist weder warm noch kalt und ich spüre nichts. Ich weiß nur, dass ich liege. Langsam schlage ich die Augen auf. Immer noch dieses unglaubliche Licht, das von überall her gleich hell zu strahlen scheint und wenn ich meine Augen bewege, diese schimmernden Farben. Nein, ich verspüre weder Hunger noch Durst. Eigenartig das. Langsam richte ich mich auf, sitze, dann erhebe ich mich und stehe. Gemächlich drehe ich mich um meine eigene Achse. Alles ist gleich. Es gibt nichts, außer dieser unglaublichen Helligkeit, diesen schimmernden Farben, ansonsten nichts. Rein gar nichts.
Es ist so, als würde ich auf einer riesigen runden Scheibe stehen, genau in der Mitte und ringsherum gibt es rein gar nichts – bis zum Horizont. Seltsam. Ich gehe ein wenig, mache einige Schritte, und laufe dann mal weiter. Ohne Ziel, denn das Ziel kann überall sein genauso wie nirgendwo. Keine Ahnung ob ich in einer geraden Linie gehe oder mich im Kreis bewege. Es verändert sich nichts. Ich denke, ich laufe schon eine ganze Weile, obschon mir jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen ist, genau so, wie es hier anscheinend kein Raumgefühl gibt.
Doch etwas verändert sich. In mir. Ich verspüre so etwas wie Licht in mir. Als ob diese Helligkeit überall um mich herum nun auch von mir Besitz ergreift. Dass ich genau so zu diesem Licht gehöre, ein Teil davon bin. Nein, das Licht an sich. Ich bleibe etwas verwirrt stehen. Oder gehe ich schon eine ganze Weile gar nicht mehr?
Und plötzlich ist alles klar. Meine Partikel, all diese unglaublich winzigen Teile, welche die Atome meines Körpers bilden sind das Licht. Nein, auch das stimmt so nicht wirklich. Diese Partikel, also sozusagen die Einzelteile eines jeden Atome, welche die Moleküle bilden aus denen mein Körper besteht sind selber noch fragmentiert in noch winzigere Teilchen, sozusagen in Sub-Partikel.
Jetzt verstehe ich. Sehe alles klar vor mir: meine Partikel haben sich – wie auch immer – in Sub-Partikel aufgeteilt, und diese Sub-Partikel sind aus meinem ursprünglichen Universum – in dem es den Planeten Erde, die Sonne, die Milchstrasse, und unzählige weitere Galaxien gibt – diese meine Sub-Partikel sind in ein anderes Universum übergangen.
Warum nenn ich das „Level Eleven“? Keine Ahnung, doch da bin ich nun. Hier besteht alles nur aus Sub-Partikeln des Lichts, und diese Sub-Partikulierung bewegt sich in Geschwindigkeiten, die auch für Experten – und wahrscheinlich sogar für das neuronale Kontrollsystem – nicht verständlich sind: Hier wird das Licht zum Nicht-Licht und bewegt sich mit einem extremen Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit. Nur deshalb ist dieses Diffundieren der Sub-Partikel in andere Universen möglich.
Nun bin ich also Licht, das sich in Sub-Partikel des Nicht-Lichts auflöst und dadurch bin ich gleichzeitig überall.
Mit dieser Erkenntnis wird mir bewusst, dass ich keinen Körper mehr benötige, dass Sinne, wie ich sie kannte, völlig überflüssig sind, desgleichen auch jegliche Art von Bedürfnissen.
Ich bin also ein und alles zugleich.