Landliebe. (Text mit Soundtrack)*
**erst Ton einschalten (Link), dann lesen.
Unten am Fluss sitzt ein Fischer und wartet auf Beute. Sein Köder badet im brackigen Wasser, die Fische interessiert es nicht.
Eine Joggerin, neongelb in Hosen und leuchtendgrün on Top, tippelt kurzschrittig vorbei, den Blick nicht vom Weg nehmend, die Ohren verstopft mit Minimal Mix vom Feinsten.
Aus dem Fenster im 6. Stock sehe ich bis ans andere Ufer und bis zu den Schloten der Fabrik dahinter. Hin und wieder fährt ein Laster aufs Gelände, aussteigen tut keiner.
Mich zurückdrehend, hab ich nur Augen für sie. Sie liegt auf meinem Bett. Nackt und porzellanschön ihr Körper, den Kopf im Kissen.
Eine Liebe.
Ich dreh mich wieder weg, schaue nochmal hinaus, atme die Frische des Morgens, weit ist sie schon gekommen, die leuchtende Läuferin.
Derweil läuft dem Fischer die Zeit nicht davon, eine Brotzeit kauend, führt er eine Flasche zum Mund. Die Rute bewegt sich nicht.
Eine Landschaft.
Noch einmal wende ich mich zurück. Blicke auf ihre Grübchen, ihre Hügel, ihre Täler. Die Landschaft einer Liebe. Mit dem Rücken zum Fenster bleibe ich noch eine Minute stehen. Dann füllt das Summen der Fliegen den Raum. Ich gehe raus, wasche mir die Hände und verschwinde.