Raunächte
Heute ist der Anfang. Zwölf Nächte nur und heute ist die Erste. Rituale.
Ich habe keine Rituale gelernt. Ich mache sie mir selbst.
Zwölf Nächte um zu spüren, zu reflektieren.
Ich horche in mich hinein. Ganz tief.
Noch keine Pläne schmieden für die Zukunft, in dieser ersten Nacht! Vergangenes noch ein letztes mal Revue passieren lassen, um es dann ad Acta zu legen. Platz schaffen, für Neues. Alten Mief entsorgen.
Entsorgen. Ein gutes Wort für die erste Raunacht. Sich der Sorgen entledigen. Sich frei machen.
Eine Nacht reicht dafür nicht? Nun gut, ich habe zwölf Nächte vor mir. Dann nehme ich eben noch eine zweite für das Alte, das Vergangene, für das, was vergessen und das, was erinnert werden soll.
Ich sortiere mich. Ordne neu. Miste mich aus.
Ein Befreiungsschlag.
Die folgenden Nächte werden da sein, um die Freiheit zu genießen. Um die Menschen, die mein Leben streifen zu sortieren. Und auch da ein Ausmisten. Wer mir gut tut, darf bleiben, wer nicht, wird aussortiert. Kein zwanghaftes Festhalten mehr. Ich lasse frei. Sie und mich.
Aufatmen.
Nächte um zu genießen. Die, die ich liebe. Mich selbst. Einfach Sein, im Hier und Jetzt. Kein Nachtrauern, kein Hinterherjammern, keine Wut. Treiben lassen in der Gegenwart, wie in einem warmen Bad. Vergangenheitsgereinigtes Wohlsinnen.
Die Dunkelheit hilft dabei.
Erst die letzte Raunacht ist für das Kommende bestimmt. Für das aufregende Abenteuer des neuen Jahres.
Das Leben war schön, ist schön und wird schön sein!