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DER KUSS3
Die Tür knarrte leise, als sie sich öffnete. Das Licht des späten…
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Zwischen uns ist „nichts“ passiert?

Zwischen uns ist „nichts“ passiert?
Also, gestern Abend kamst du vorbei, bei mir Zuhause. Hast dich nur kurz vorher angemeldet und natürlich sagte ich "Klar, komm vorbei." Du warst kurz angebunden, aber zumindest kamst du gleich zur Sache. Du wolltest mir keinen Kuss geben an der Haustür und keinen Drink annehmen, du hättest nicht viel Zeit – wie immer.

Du sagtest etwas, das ich nicht zum ersten Mal hörte. Du wolltest es nicht schreiben oder am Telefon sagen, sondern mir dabei ins Gesicht schauen, hast du betont. Eine große Geste, eine nach außenhin so offenherzige, gutmütige Tat.

„Was zwischen uns passiert ist, war nichts, nichts von Bedeutung. Das verstehst du hoffentlich. Ich habe keine Zeit für etwas... Festes. Das kannst du bestimmt akzeptieren, okay? Schön.“ Und weg warst du.

Nichts. Die Abwesenheit von Etwas. Warum meintest du denn, dass das gesagt werden musste? Wenn es wahr ist, ist das doch nicht nötig? Oder glaubtest du, meinen Eindruck von „uns“ ins rechte Licht rücken zu müssen? Ich habe nie bemerkt, was für ein starkes Wort das ist – Nichts. Nicht einfach „etwas kleines“. Eher ein großes schwarzes Loch, das alle Gefühle aufsaugt, eine gähnende Leere, ein Abgrund, ein unerträgliches Nicht-Vorhandensein von jeglichem.

Ich bin keine Verrückte. Ich weiß, dass wir keine „Beziehung“ hatten, dass du nicht mein „Freund“ warst. Wir waren keine Verliebte, kein Paar, wir hatten keine romantischen Treffen. Ich verstehe den Unterschied zwischen dem, was wir taten und dem Sich-um-den-Hals-fallen und Zusammen-in-den-Sonnenuntergang-reiten. Aber es war nicht Nichts.

Mir scheint, dass sich in unserer Kultur Männer und Frauen immer wieder falsch verstehen, wenn sie etwas tun, das eigentlich ganz natürlich sein sollte. Dinge, die man anfassen kann, die man quantitiv und qualitativ beurteilen kann, werden als „real“ oder „echt“ bezeichnet. Aber andere, wie Gefühle, Beziehungen, Empfindungen, körperliche Anziehung und unsere Reaktionen darauf, sind unfassbar, unwirklich, verweichlicht und will man nicht als ausschlaggebend betrachten, wenn man Entscheidungen zu treffen hat. Nur weil etwas nicht fassbar ist oder man es nicht sehen oder zählen kann, heißt nicht, dass es diese Dinge nicht gibt.

Es war keine Beziehung, was wir die letzten drei Monate miteinander hatten. Wenn das so gewesen wäre, hättest du jetzt nicht plötzlich ein Problem damit, dass ich so etwas wie Gefühle für dich entwickelt haben könnte. Aber nur dadurch, dass du offensichtlich dem „Ding“ zwischen uns keinen Namen geben wolltest, kannst du nicht verhindern und mir nicht verbieten, etwas für dich zu empfinden.

Was wirklich passiert ist? Ich mochte dich. Du schienst mir ein interessanter und netter Mensch zu sein. Wir lachten zusammen, wir schliefen zusammen. Der Sex war nett, nicht umwerfend, aber gut. Und du hast eines Abends jeden einzelnen meiner Finger geküsst, als ich auf dem Sofa einschlief, ich hab es gespürt. Und fand es süß. Was passiert ist? Du sagtest mir, dass du dich wohl fühlst mit mir und du mich am liebsten immer um dich hättest, weil es dich froh machte. Aber das ist Nichts, offenbar.

Ich bitte dich nicht um einen Ring am Finger oder ein Mahnmal, erbaut zum Gedenken an diese vorübergehende Affäre. Ich bitte dich nur um eins: sag mir nicht, ich hätte es mir nur eingebildet. Lass es einfach zu Ende gehen, ohne es zu benennen. Lass mich glauben, dass auch etwas wie diese kleine Sache zwischen uns großartig sein konnte, und es einfach gut war.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Neeeeee
Ich bitte dich nicht um einen Ring am Finger oder ein Mahnmal, erbaut zum Gedenken an diese vorübergehende Affäre. Ich bitte dich nur um eins: sag mir nicht, ich hätte es mir nur eingebildet. Lass es einfach zu Ende gehen, ohne es zu benennen. Lass mich glauben, dass auch etwas wie diese kleine Sache zwischen uns großartig sein konnte, und es einfach gut war.

Das verstehen Männer nicht. Nicht, weil sie es nicht begreifen. Es kann einfach nicht sein, was nicht sein darf. Erst mit dfem Alter kommt die Erkenntnis, dass ein Brett vorm Kopf ein schlechter Wegweiser ist.

Es gibt aus meiner Sicht 2 Möglichkeiten.

1. Die Geschichte ist zumindest teilweise autobiographisch, dann ist sie dicht, kompakt und gefühlsmäßig voll auf den Punkt dargeboten und verdient meinen ausführlichen Respekt.

2. Die Geschichte ist frei erfunden. Was sie dann ist, kann ich gar nicht beschreiben. Ich würde nur aus lauter Teilnahme, Nachvollziehensverständnis und einer großen Portion Betroffenheit den Hut ziehen *g*

Tom
wie oft von dornröschen: ein Thema, das oft nicht so bedacht wird, zum Thema machen, und es emotional nachvollziehbar und dennoch rational betrachten!
*top*
*******olf Mann
1.290 Beiträge
und doch
scheint diese Geschite so etwas Alltägliches zu sein, etwas war immer und überall passieren kann. Und damit meine ich, beiden Geschlechtern kann dies passieren. Schön und nachvollziehbar geschrieben.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Der Punkt ist:

in dem Moment, wo er eingesteht, dass es nicht "nichts" ist, sondern "etwas", verkompliziert sich seine Situation.

"Nichts" ist leicht verständlich und nicht weiter diskussionsbedürftig. "Etwas" hingegen ist... ja, was? Das ruft nach Definition, nach Nachspüren, nach Einordnen-Wollen.

Und das will er nicht. Weil es eine Sache schwieriger macht, als er sie haben will.

Klassische Vogel-Strauss-Politik. Klassisch Mann.

Klassisch schmerzhaft für die Frau, die dadurch entwertet wird. Aber so sieht er das natürlich nicht. Er hat nur Angst vor Verpflichtung und Gefühlsbelastung. Da kann sie zehnmal sagen, dass sie nichts überbewertet und nichts erwartet, dass sie einfach nur gesehen werden will. Dass sie einfach nur eine Bestätigung will dafür, dass dies eine Begegnung ist zwischen zwei Menschen. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Nicht zwischen einem Mann und einer Gummipuppe.
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Traurig ...
*traurig*

Gut beschriebene Gefühlswelt!


Hoffentlich muss ich niemals so etwas erleben!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich habe es erlebt. Es ist... nicht einfach. Vor allem ist es nicht einfach, sich selbst immer etwas wert zu sein und mit erhobenem Haupt daraus hervorzugehen.
danke schön
eure Reaktionen gefallen mir - es spricht doch wohl etwas an, dass wir alle (er)kennen

Tom
es ist etwas, das ich schon mal erlebt habe, ja. (gefühlsmäßig) Aber auch Frauen lernen dazu - ich für meinen Teil weiß heute, dass man von Anfang an mehr kommunizieren sollte.
Eine Freundin von mir, lange verheiratet gewesen und gerade erst wieder "auf dem Parkett" muss diese teils schmerzlichen Erfahrung, bei "unverbindlichen Dates" auch tatsächlich unverbindlich zu bleiben, erst noch lernen. (Betroffenheit)
Danke für dein Kompliment, hab mir Mühe gegeben


Aber Grauer Wolf sagt, dass dies beiden Geschlechtern passieren kann. Etwas, das ich wohl schwerer nachvollziehen könnte. Etwas, das wohl den Tatsachen entspricht, aber aus anderen Gründen passiert. Ist das Nachdenken und eventuell eine zweiten Story ("die männliche Sicht") wert.

Sina
"Nichts" ist für mich keinesfalls "leicht verständlich".
Höchstens akzeptiert als "es hat ja doch keinen Sinn, also denk ich nicht weiter drüber nach."
Eine "Begegnung" wäre mir auch zu wenig. Das ist jedes Treffen, ob es nun zu etwas mehr Kontakt führt oder nicht. Und eine Affäre ist mehr als das, auf jeden Fall.

Danke auch an Tangocleo und Rohdiamant.

lg
Dea
****e_a Frau
583 Beiträge
Gut strukturierter, stimmig ausformulierter Text. Nicht zuviel und nicht zuwenig zu diesem Thema ausgedrückt. Das Wahrgenommenwerden und die Wertigkeit.

Allzu oft werden die, die fühlen, von denen die nicht fühlen wollen, in den Raum des Es-war-nichts gestellt. Aus Selbstschutz. Und das schmerzt den Menschen, der fühlt.

Trostreich ist: wer fühlt, lebt!
*****_09 Frau
10 Beiträge
Da
stimme ich dornröschen voll zu das ein „nichts“ nicht leicht verständlich ist.
Allerdings bin ich jemand der immer „verstehen“ will.

Und auch alisea hat recht mit „wer fühlt, lebt“
Auch wenn es schmerzhafte Gefühle sind, ist es schön überhaupt zu Gefühlen fähig zu sein. Ich hab einen Bekannten der selber von sich sagt das er innerlich tot ist und das ist vermutlich, aber da kann ich nur mutmaßen noch furchtbarer.

Ich finde den Text klasse weil ich das zum Einen leider auch erlebt habe und von daher ihr sinnieren sehr authentisch beschreiben finde.
*bravo*
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