Im Zweifel
Im ZweifelKannst du dich jetzt mal selbst mit dir einig werden? Lange genug haderst und zweifelst du an dir selbst, aber nein, immer wieder fängst du von vorne an. Dumme Kuh!
Meine Worte. Glasklar gesprochen. Ob sie etwas bewirken, bleibt abzuwarten. Es ist doch immer wieder dasselbe Spiel. Ein neues Jahr, einige Vorsätze, reichlich Schampus, etwas Sex und dann sind sie wieder dahin diese Ideen für das Kommende noch Unbekannte. Langsam müsste ich ehrlich wissen, wie der Hase läuft. Doch nein, was mache ich? Ich falle wieder darauf herein. Ich hab mir vorgenommen, dass nichts gut ist, dann kann auch nichts schlecht sein. Oder ist da wo ein Fehler in meinem Denken? Fängst du schon wieder an? Schau nicht so! Dieser waidwunde Blick bringt mich noch um. Und versteck dich nicht. Komm vor und zeig dich. Ich schaue in dich …
Guten Morgen, fängt der neue Tag an. Ob er gut wird, lässt sich leicht feststellen, man muss ihn begehen, belaufen, bewandern, befahren, erleben, ausleben, erarbeiten, verfaulenzen – am besten alles zugleich, damit man ja nichts verpasst.
Guten Morgen. Freundlicher geht es doch nicht, nicht einmal das neue Jahr fängt so nett an. Der Morgen ist gut und noch besser, wenn aus dem Morgen der Vormittag geworden ist und man noch untätig im warmen Bett liegt, die Gedanken treiben lässt und draußen der Regen auf das Dach trommelt, der Sturm seine Melodie dazu pfeift und man davon eingelullt wird, eingehüllt von treibenden Gedanken im Kreislauf der Elemente. Was denke ich da am frühen Morgen?
Kannst du dich jetzt mal einigen? Ich bin es leid, mir ständig dein Gelaber anzuhören? Einmal so, einmal so. Nein, nein, nein! So geht es nicht mehr weiter!
Ich sitze dir gegenüber und betrachte dich. Deine gerade Nase, die mausbraunen Haare, die schon längst wieder einen Schnitt vertragen könnten und blicke in deine Augen, die mich mit ihrer Farbe bestechen. Deine Augen sind das Schönste an dir. Ja, sie sind schön. Doch dein Blick ist hart. Warum nur? Warum schaust du so? Sei doch fröhlich und kümmere dich nicht um andere. Kümmere dich doch nicht immer darum, was andere wollen oder erwarten. Sorge dich um dich selbst. Mir gefällt deine Stirnfalte nicht, die sich in den letzten Wochen einen tiefen Weg in deine Haut gegraben hat. Sie ist so tief wie ein Schützengraben. Hast du darin kleine Männchen verborgen, die auf mich schießen, wenn ich mich dir nicht beuge?
Ach, komm schon. Du kannst doch auch lächeln! Verzieh deine Lippen und versuche es. Ich schau dir zu, wie du dich bemühst und erkenne nur eine tiefe Trauer, die sich hinter deinem harten Blick verbirgt.
Ich sehne mich nach deiner Fröhlichkeit. Werde dir schnell einig, was du willst, was du begehrst und nimm mich wieder auf als Teil von dir.
Du starrst mich mit einer Intensität an, die mir kalte Schauer über den Rücken jagen. Ja, ich will, dass wir uns einig sind! Ja, ich will, dass du Ruhe hast! Ja, ich will, dass wir …
ich sind, eins in uns selbst geschlossen und nicht mehr vom Zweifel zerfressen.
Was bleibt ist der Ausdruck meiner Augen, die mich aus dem Spiegel heraus ansehen, als hätten sie ein Eigenleben – ich zweifle an mir selbst. Zaudere nicht! Handle.
(c) Herta 1/2012