Der Oberst
Tel Aviv.Nur langsam belebte sich die Strasse entlang dem Strand hinter dem Banana Beach an diesem Nachmittag. Sie stand auf einer kleinen, leicht erhöhten betonierten Einfassung am Rande der Promenade damit sie groß genug war, ihm auf gleicher Augenhöhe, in seine damals dunkelgrünen Augen zu lachen. Ihr dunkelblondes gelocktes Haar wehte in dem salzigen, leichten Meereswind um seinen kahlen Schädel, als sie ihn, wie schon so oft in diesen Tagen, mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte.
Sie schmeckten nach grenzenloser gieriger Lust, nach unendlicher unstillbarer Lebensfreude. Vor seinen leicht geschlossenen Augen tauchten weite wogende Jasminfelder auf, Palmenbestückte karibische Buchten mit weißen Stränden.
Es ging ihm jedes Mal so wenn ihre wunderschönen weichen Lippen mit ihm spielten und fordernd ihre Zunge sich mit der Seinen verband, wie zu einem unlösbaren geheimen Bund. Jedes Mal dann tauchten diese Bilder der Glückseeligkeit vor seinem geistigen Auge auf .
Sie lachte ihn an , ihre Hand in der Seinen, die kleine zierliche in seiner großen Wohlgeformten, und sprang in einer Art überschäumender Freude von der Betoneinfassung.
Seit er sie vor ein paar Monaten geheiratet hatte schien sie um noch einen Tick glücklicher zu sein, obwohl das eigentlich gar nicht möglich sein konnte, weil sie doch schon vor der Hochzeit immer behauptete die glücklichste Frau der Welt zu sein.
Die flirrende, vorsommerliche Nachmittagshitze Tel Avivs trieb den beiden Schweißperlen auf die Stirn, als sie in eine Seitenstrasse der Strandpromenade in Richtung Innenstadt schlenderten, eng aneinander, als könnte nichts und niemand sie trennen.
Die Bushaltestelle lag Menschenleer an der Kreuzung vor Ihnen.
Immer wieder in den letzten Tagen schmerzte es ihn besonders wenn er sie hier verlassen musste, um einen Bus früher zu nehmen als sie. Aber sein Verstand sagte ihm, dass es das sicherste so sei.
Sie fuhren immer getrennt in unterschiedlichen Bussen den langen Weg vom Strand bis Rehov Skedia, ihrem Zuhause während ihres kurzen gemeinsamen Urlaubs, nur um sich dort umso heftiger in die Arme zu fallen, sich wie wild zu küssen bis sie zu Hause angekommen waren, dort sich gegenseitig die Kleider vom Körper rissen, um sich wie zwei Irrsinnige zu lieben…..
Als sein Bus ihn aufsaugte warf sie ihm mit ihrem strahlenden Lächeln Kusshände nach, bis er sie langsam aus den Augen verlor im Verkehr der Großstadt.
Er wartete lange in dieser Nacht, alleine vor dem Fernseher in der Penthauswohnung, in dem immer wieder die grotesken Bilder des zerstörten Autobusses wiederholt wurden, die Sirenen aus dem Fernsehlautsprecher sich wie jaulende Wölfe in sein Hirn brannten.
Er wusste nicht mehr wie viele Tage die Tränen ununterbrochen über sein schmerzverzerrtes Gesicht strömten Erst Wochen später registrierte er dass der Attentäter sich dabei mit in die Luft gesprengt hatte als er den Bus in ein Wrack verwandelte.
Norwegische Hoheitsgewässer
Das gleichmäßige, fast unmerkliche Vibrieren des Schiffes lässt den Mann mit dem kahlen Schädel aufhorchen. Mit gekonnter Bewegung wirft seine wohlgeformte Hand eine dieser weißen kleinen Scheiben in das Glas mit der braunen Flüssigkeit auf dem kleinen Mahagonischreibtisch……………