Am See
Nebeneinander saßen sie am grasigen Ufer des Sees. So Nahe waren sich ihre Körper, um sich zu berühren und doch taten sie es nicht. Der Mann und die Frau schauten auf das Wasser, das sich in einer leichten Brise kräuselte und genossen den Anblick, der sich ihnen bot. Ein Stück im See draußen erhob sich eine kleine Insel, ein Eiland der Träume, aus dem klaren Wasser. Der Großteil des Ufers war mit Wald gesäumt und bildete einen nahtlosen Übergang der Elemente Erde und Wasser – alles war lebendig hier, fühlte sich lebendiger an.Die Nachmittagssonne zeichnete ihre Muster auf die Oberfläche des Sees wozu die Wellen, die ans Ufer schwappten, eine sanfte Melodie spielten, deren Chor aus dem Zirpen von Grillen und dem Wispern der Äste im Wind bestand. Es war ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Kein Laut sonst war zu hören, denn die beiden Menschen schwiegen, waren im Anblick der erhabenen Schönheit des Augenblicks versunken, ohne dabei den anderen auszuschließen. Es war gemeinschaftliches Stillschweigen. Minuten der Göttlichkeit hatten sie im Gewöhnlichen gefunden und kosteten ihn aus, schweigend, beisammen und doch jeder für sich. Der Mann und die Frau am Ufer des Sees.
Ohne sich abgesprochen zu haben, berührten sich ihre Hände und sanft hielten sie sich fest, wandten sich ihre Köpfe zu und sie erkannte die Sehnsucht in den Augen ihres Begleiters so wie er ihre erkannte. Wie von unsichtbaren Magneten angezogen näherten sich ihre Gesichter. „Ich … liebe dich“, wisperte er bevor seine Lippen nur kurz die ihren berührten und in dieser Sekundenschnelle ein Feuerwerk an Gefühlen in beiden auslösten. Verlangen, Unsicherheit, Leidenschaft, Freude und Trauer, um das Wissen der Endlichkeit. Sie hob die Hand und streichelte ihm sanft über die Wange. „Ich liebe dich auch … lass uns schwimmen“, schlug sie dann leise vor. Ohne Antwort zu geben stand er auf, zog sie zu sich hoch und gab ihr erneut einen sanften Kuss, diesmal auf die Wange, der sie lächeln ließ. Dann zogen sie sich rasch bis auf die Unterwäsche aus und liefen in den See hinaus.
Sie gegenseitig nass spritzend lachten sie wie die Kinder, schwammen herum, die Kälte des Wassers nicht achtend. Immer wieder berührten sie sich wie beiläufig, ließen sich nicht aus den Augen und schließlich liefen sie zurück ans Ufer, um sich dort nebeneinander ins sonnenwarme Gras zu legen. Abermals berührten sich nur ihre Hände aber ihre Gesichter strahlten Zufriedenheit und Glück aus, den nur ein Augenblick geben kann, der nie wiederkehrt und nicht gehalten werden kann. Niemals zuvor hatte sie diese Welle an Emotionen gespürt, wenn sie an jemand gedacht hatte. Allein sein Name brachte sie dazu, glückselig zu strahlen.
Sie blinzelte noch in die Abendsonne, die ihre Strahlen wie wärmende Finger über die beiden nass glänzenden Körper streichen ließ, als er sich auf die Seite drehte und sie betrachtete. In seinem Blick lag ein aufkommendes Begehren, das er unterdrücken wollte, denn sie damit zu erschrecken lag ihm fern. Alles hatte er sich vorgenommen, würde er ertragen, nur nicht, sie durch eigene Dummheit oder Gier, zu verlieren. So lächelte er jetzt nur und betrachtete ihr Gesicht, dabei kam er ihr immer näher und schließlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Ihr Lächeln war ihm Dank und er begann von vorne. Mit zahlreichen kleinen Küssen bedeckte er ihr Gesicht, bis sie sich ebenfalls zur Seite drehte und ihren Arm um seine Schulter legte. Der junge Mann tat es ihr gleich und bald lagen sie eng umschlungen da und schauten sich in die Augen – eine Berührung aus blau und grün, welche die eigene Verletzlichkeit widerspiegelte.
Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn und ließ seiner Hand einen Kuss folgen. Immer enger rückten ihre Körper aneinander und bald lagen sie in einer innigen Umarmung und ihre Lippen trafen sich immer öfter. Leise Laute des Wohlbehagens ausstoßend erwiderte sie seine Berührungen, erschrak aber heftig als seine Zunge vorwitzig ihre Lippen traf. Nur einen Moment öffnete sie die Augen und hätte den Augenblick mit ihrer Angst zerbrochen. Doch dann lächelte sie, ließ ihre Hand seinen Rücken entlang streichen und ihn noch enger an sich pressen. Ihre Lippen fanden sich abermals und diesmal ließ sie seine Zunge gewähren, wie sie ihre Lippen sanft umspielte, sie kitzelte und dann öffnete sie sie, um das Spiel mit ihrer Zunge fortzusetzen, ihn zu erkunden. Ihr Atem ging dabei in leise Seufzer über, die von seinen ergänzt wurden und zusammen versanken sie in ihrem ersten Kuss, der in einer Minute die Ewigkeit des Universums traf, wie der Mann die Frau am Ufer des Sees.
(c) Herta 2/2011
Wieder einmal ein Versuch, romantisch zu schreiben ... ich fürchte, ich bin kitschig geworden