„Grün“ im Winter
Schneidende Kälte bohrt sich tausend Messerspitzen gleich in meine Haut. In meinen Gehörgängen bilden sich Eiskanäle. Der Schmerz windet sich durch meinen Kopf. Jeder Atemzug wird zur Qual. Es fühlt sich an, als ob ich Eiswürfel einatmen würde. Meine Luftröhre droht zu gefrieren. Die Eiseskälte greift nach meinem Gehirn. Meine Beine zittern, die Füsse am Rande der Taubheit. Tief schneidet die schwere Last in meine Finger, rot vom Blutstau. Meine Hände wollen loslassen, mein Gehirn zittert den Befehl „Durchhalten!“ Nur noch weniges Schritte. „Unmenschlich!“ dröhnt es in meinen Ohren. Ich kann mich nur noch mühsam voranschleppen. Doch da sehe ich es ... endlich! Mit letzter Kraft erreiche ich das rettende Ziel. Ich spüre tiefe Dankbarkeit.
Ich lasse die Last zu Boden gleiten. Blut fliest langsam zurück in abgeschnürte Finger. Es dauert einige Zeit, doch dann kann ich meine Hände wieder bewegen und bewege sie suchend in meiner Manteltasche. Geschafft! Der Schlüssel dreht sich im Schloss und ich denke nur noch eines: „Nächstes mal nehme ich doch wieder das Auto zum Einkaufen!“