Wenn ich malen könnte
Die Linie deines Halses, wenn du neben mir eingeschlafen bist, sie zeigt dich so verletzlich. Leicht pocht eine Ader gerade dort, wo ich vor wenigen Augenblicken noch deinen Schweißtropfen mit der Zunge auffing.Nun atme ich deinen Duft, der von gestilltem Verlangen zeugt. Ein wenig will ich noch wachen und dich betrachten. Dich, der meine Lust zu entfachen und zu befriedigen vermag, wie kein anderer.
Ich fühle mich erschöpft und dennoch erfrischt von dem, was wir gemeinsam aufleben ließen.
Von deinen Händen, die zart und fest zugleich meinen Körper zu deinem Instrument machen, das willig eine Musik spielt, die wir nur gemeinsam zu hören vermögen.
Meine Scheu und die Scham der Anfangstage ist längst einem Vertrauen gewichen, das mich jubeln macht, wenn ich unter dir zum brünstigen Tier werde, das nur noch seinem animalischen Verlangen folgen will. Ein Vertrauen, das uns lachen lässt, wenn wir in spielerischem Trieb unser beider Körper erforschen, auf jegliche Weise, nach der uns gelüstet, wenn wir zu nassen Leibern werden, die nur noch danach verlangen, sich zu berühren, zu vereinigen, ineinander zu versinken und aneinander zu ertrinken.
Die Linie deines Halses, das leise Lächeln in deinem erschöpften Gesicht, dein Duft, deine Kraft - wenn ich malen könnte, ich würde dich malen. Ich würde dich malen im dunklen Rot unserer Wollust, im kühlen Blau der Schauer, die deine Küsse meinen Brüsten entlocken, im heißen Sonnengelb, das in dir strahlt, wenn du in mich dringst, im moosigen Grün der Sanftheit deiner Lippen, in der samtenen Schwärze, die mich umhüllt, wenn der Rausch meine Sinne umschließt.
Wenn ich malen könnte, ich würde dich malen, in allen Farben der Lust.
Ich würde dich malen, in allen Farben der Liebe.
In allen Farben des Seins.
© Rhabia 01-2011
Für Olaf. In Liebe.