Meine Muse macht Überstunden.
Sherlock Holmes kocht Apfelmus.
Sir Arthur Conan Doyle war fassungslos, musste er doch im Schaufenster des Antiquariats, schräghinten, gleich bei den Liebesromanen, seinen Namen auf einem Buchdeckel entdecken. Unter normalen Umständen hätte er der Auslage keinen zweiten Blick geschenkt, war er es doch gewohnt, dass seine Werke überall verkauft wurden. Doch der Titel dieses Romans war "Sherlock Holmes kocht Apfelmus". Eine bodenlose Frechheit! Jemand hatte seinen und den Namen seines Helden missbraucht, um profane Rezepte unter das Volk zu bringen.
Er zog seinen Federkiel aus der Brusttasche und stürmte den Laden. "Wie können Sie es wagen...?" schrie er, packte den Verkäufer mit der freien Hand am Kragen und hielt ihm drohend sein Schreibgerät unter die Nase. Doch der war gehörlos, wusste offensichtlich nicht, wen er vor sich hatte und stammelte nur: "Nehmen Sie das Geld! Die Kasse ist offen! Tun Sie mir nichts!"
"Ich will Ihr verdammtes Geld nicht!" schrie Sir Arthur, inzwischen außer sich vor Wut, griff nach dem nächstbesten Gegenstand, einem Tintenfass, und schlug es dem Mann so lange auf den Kopf, bis dieser sich nicht mehr rührte.
Blut vermischte sich mit dem Blau der ausgelaufenen Tinte.
"Was habe ich getan?" Sir Arthur wich zitternd zur Eingangstür zurück, drehte sich um und wollte fliehen. Doch ein Mann in kariertem Cape, Schirmmütze auf dem Kopf und Pfeife im Mundwinkel versperrte ihm den Weg. "Dr. Watson, holen Sie die Polizei! Schnell!" rief er über die Schulter. "Wir haben hier einen lupenreinen Mord, so einfach zu lösen, dass es fast schon eine Beleidigung für meine Intelligenz darstellt." Er wandte sich Sir Arthur zu. "Auf Sie wartet der Galgen, mein Bester!"
"Sir Arthur? Ist alles in Ordnung? Darf ich Ihnen den Tee servieren?"
"Apfelmus. Sherlock Holmes kocht Apfelmus." stammelte er, öffnete die Augen und war in höchstem Maße erleichtert ob des vertrauten Anblicks seines Butlers.
AnnaK, im sonntäglichen Schreibrausch.