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Züge

Züge
Er saß im Zug und hatte seine Notiz-Kladde auf den Knien liegen.
Jeder Satz ist ein Zug. Worte bilden die Waggons. Wie lang die Ideen-Lok die Wagen ziehen kann, hängt davon ab, wie schwer diese mit Bedeutungen befrachtet sind, und ob es bergauf oder bergab geht. Bergauf: man schreibt gegen etwas an; eine Zeitströmung, Glaubenssätze, Tendenzen, Geschmack usw. Bergab: der zum Zeilenknecht eines Provinzblättchens degradierte Philosoph. Jedes Wort ist an seinem Erscheinungsplatz tendenziell -Love me tender- oder tendenziös, dann vermag es den Leser in jede gewünschte Ecke zu drängen. Personen oder Zustände, die abfällig dargestellt werden sollen, lassen sich leicht mit negativen Adjektiven behängen wie nachlässig, aufsässig, provokant, schludrig usw. Bei dem Erscheinungsbild einer Frau kann die Beschreibung der Haartracht auf ihre Wirkung schließen lassen: war ihr Haar stumpf und wirr, oder eher aufgleißend und wild?

Die Regeln der Sprache bilden die Geleise . Angeheizt durch neue Ideen tuckert die Lok munter drauflos. Doch es gibt einen Supervisor im Schreiber, der ihn davon abhält, sich in die falsche Richtung zu verrennen, den Weichensteller - obgleich Letztgenannter manchmal auf Schleichwegen Schlechtwettergeld erhofft und stattdessen kalte Füße bekommt. Davon ist abzuraten. Er wäre dann nämlich verschlafen genug, den Zug aufs falsche Gleis zu lenken.

Manchmal landet der Zug in Sackbahnhöfen, wo dann jeder Sack fragen kann, was das denn solle. Na ja, ein Thema hatte sich festgefahren! Was tun? Kehrtwenden und wieder Fahrt aufnehmen, oder entladen und mit neuer Fracht anderswohin aufbrechen?

Personenzüge waren Personenbezüge; Verwicklungen in Freundschaft, Verwandtschaft, Liebschaft, Knechtschaft, Stiefelschaft usw.
Güterzüge waren beladen mit dem alltäglichen Kram, den wir alle zu Markte tragen.

Ein Kontrolleur durchschlendert den Zug in unregelmäßigen Abständen. Er achtet darauf, dass niemand zu weit oder ohne Ticket fährt, oder gar im falschen Zug sitzt. Schwarzfahrer treiben den Adrenalinpegel gegen 180, indem sie auf die seine schwere Hand auf ihrer Schulter warten. Sie sind im Zugzwang.

Wohin bringt uns der Zug? Wohin haben wir das Ticket gelöst? Oder wird es nur wieder ein Zug um die Häuser? Wird man uns erwarten? Oder stehen wir schließlich an windigen Bahnhöfen, umheult von inneren und äußeren Eisstürmen, ziehen den Mantelkragen hoch und stapfen im Takt der im Wind schwingenden Bogenlampen in eine ungewisse Düsternis?

In einem der Waggons kann man sogar heiraten. Die Abgegrenztheit dieses Abteils sorgt für ein exklusives Besitzdenken. Der Scheidungswaggon am Ende des Zuges wird bei Bedarf abgehängt.

Dann wieder Umsteigen. Zwischenstation. Gespräche auf dem Gang. Stehen an Zugfenstern und Plaudern mit völlig Fremden über andere Züge, mit anderen Ausblicken und anderen Zielen.

Diese Geschichte könnte unendlich werden! - Allerdings müssten dazu das Schienennetz weit genug ausgebaut sein!

Er stand am Fenster und spürte einen großen Freiheitsdrang in seiner Brust. Er dachte: „Leute, die keine Platzreservierung haben, werden herumgeschubst. So bekommen sie früh ein Gespür dafür, wann es Zeit wird, die wohlige Situiertheit des Sofas mit dem Stehplatz im Gang zu tauschen. Eigentlich sind sie die Besser-Trainierten. Die ‘Vorgebuchten’ bleiben in der Komfort-Zone des Herkömmlichen. Sie verweichlichen gegen die Härten der Prärie des Lebens, mit seinen Wüstenfüchsen, Oasen, Schlangen.....oh.... ich verliere mich. Wie kam ich darauf?“

Der Supervisor zog den Schreiber zurück auf´s Mother-Gleis. Im Raucherabteil fragte ihn jemand: „Haste noch ´n Zug?“ Er trank seinen Champus aus und öffnete die Dachluke. Er brauchte frische Luft. Als er den Oberkörper aus dem Dach schob, stob ihm eine 120 km/h Brise durch die Frisur. Er zog sich nach oben und kämpfte sich gegen den Fahrtwind nach vorn, während seine Füße einen dumpfen Rhythmus auf das Waggondach trommelten. Jetzt kletterte er schon über den Tender, stieß sich ab und sprang über den schlafenden Bremser, dabei dessen Kappe streifend und landete schließlich keuchend und mit abgespreizten Armen im Führerhaus der Lok. Welches war der richtige Hebel?
Du überzeugst
Zug um Zug mehr mit deinen Assoziationen.
Weiterfahren!

lock*spitze* laf
Das liest sich gut
Der richtige Hebel ist glaub ich der Längere... *top*
Danke!
Ich war mir nicht sicher, ob derartige Assos hier überhaupt
beliebt sind. Na, nun bin ich erleichtert. Puh....
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