Diese Art von Affären braucht keiner
Ich denke mindestens eines der folgenden Szenarien hat jeder hier im Club schon mal erlebt. So kommet und lest und teilt mir mit, ob es noch mehr gibt, über die ihr euch so aufregen könnt wie ich.1. Sobald ich aufgehört habe, jemanden zu mögen, fängt er an, mich plötzlich interessant zu finden
Es scheint eins der Geheimnisse der zwischenmenschlichen Anziehungskraft zu sein, mit denen ich auch nach der plötzlichen Erkenntnis immer nur herzlich wenig anfangen kann. Kennt ihr das auch?
Ich treffe mich mit jemandem, der mir gefällt, er ist nicht umwerfend, aber nett, charmant, und macht mich neugierig. Ich würde mich gern weiter mit ihm treffen und ihn näher kennenlernen. Doch da bin ich leider schon einen Schritt zu weit gegangen. Ernsthafte Beziehungen fangen niemals einseitig an. Wenn es nicht von Anfang an von beiden Seiten gleich starkes Interesse gibt, ist der Schlüssel zu einem wie auch immer gearteten Fortgang dieser beginnenden Affäre dies:
ich muss über meinen Schwarm hinwegkommen. Ihn nicht mehr mögen. Schnell und endgültig. Dann nämlich, oh Wunder, fängt auf einmal er an, mich zu mögen. So ein Zufall!
Jemand, auf den wir uns anfangs echt gefreut haben, kommt viel zu spät zu einem Treffen… ist es mein neuer Haarschnitt? Ist es das Projekt, von dem ich gelangweilt rede, als er dann doch endlich auftaucht, das ihn sich plötzlich so zu mir hingezogen fühlen lässt? Oder hält mein Ex-Schwarm, den ich gerade nur noch abwimmeln will, mein Desinteresse auf einmal fälschlicherweise für Unabhängigkeit?
Als ich ihn noch mochte, fand er mich nervig, zu anhänglich, als ich mich nach dem Grund seiner ständigen Verspätungen erkundigte.
Doch nun, wo es mir schon egal ist, weil ich beschlossen habe, meine Zeit sinnvoller verbringen zu können, statt damit, auf ihn zu warten, denkt er „He, sie geht nicht mehr nach dem ersten Klingeln ans Telefon. Sie fragt ja gar nicht, wie mein Tag war. Was macht sie? Gibt es etwas, dass sie mehr interessiert als ich? Das ist interessant!“
Ich spiele nicht „schwer-zu-kriegen“, um mich interessanter zu machen, ich bin nicht anders als vor einer Stunde, ich ignoriere ihn nicht, um mich attraktiver zu machen – ich mag ihn einfach nicht mehr. Ich handle so, weil es mir nichts mehr ausmacht, was er von mir hält. Warum macht ihn das plötzlich an?
2. Die smarte, sexy, lustige Person, die dauernd mit mir flirtet, ist in einer festen Beziehung
Oh, du cleverer, gutaussehender, witziger und augenzwinkernder, und ach so vergebener Mann, warum bist du nur so herzlos? Weißt du denn nicht, dass du mir den Glauben an einen längst vergessenen Traum wiedergegeben hast? Den Traum, dass ich eines Tages einen so intelligenten, interessanten Mann treffen würde, der mich zum Lachen bringt? Mit dem ich stundenlang über Bücher diskutieren könnte, die ich auf deinen Tipp hin lese? Mit dem ich über ein Glas guten Weins Musik hören und Filme sehen kann, die clevere, sexy, denkende Menschen gerne sehen?
Und jetzt, drei Wochen nach unserem zufälligen Treffen, lässt du die Monogamie-Bombe hoch gehen – hier in der Kneipe, in der wir uns regelmäßig sehen, in die ich gehe, weil ich glaubte, hier meine Chancen zu erhöhen, einen smarten, gutaussehenden (Single-) Kerl zu treffen. Verstehst du denn nicht, dass die positiven Auswirkungen deiner Beziehung – Sicherheit, regelmäßiger Sex, Selbstvertrauen – dich nur zu einem noch interessanteren Mann machen?
So attraktiv, dass – wärst du mein - mein einziger, letzter Wunsch sein würde, dich irgendwohin zu entführen, wo du vor Singlefrauen und anderen von wahnhaften Störungen Besessenen sicher sein könntest. Ich sollte einfach vergessen, dass diese liebenswerte verbotene Frucht mit diesen unwiderstehlichen Grübchen so reif und ums Pflücken bettelnd vor mir hängt. Geh weg!
3. Erst wenn er Schluss macht, hörst du zum ersten Mal, wie großartig du bist
Jemand, der vorhat, mit seiner momentanen Affäre Schluss zu machen, fühlt sich moralisch dazu verpflichtet, die verlassene Person damit aufzuheitern, ihr Ego aufzubauen, während er das Pflaster abzieht. Und es ist höchst wahrscheinlich, dass die verlassene Person es eines Tages zu schätzen weiß oder erkennt, wie Recht der andere hatte: diese Person ist tatsächlich attraktiv, clever und liebenswert, und sie wird eines Tages von jemandem so geliebt werden, wie sie es verdient hat – nur halt nicht von diesem Mann, der gerade Schluss mit ihr macht.
Doch derart logisches Denken trifft man selten, und am wenigsten in so emotionsgeladenen Situationen an. Also wird der Verlassene diese aufbauenden Beschwichtigungen erst ein Mal nur so verstehen: es sind mit Zuckerguss ausgeschmückte, übertriebene, verlogene Reden. Denn wenn er auch nur ein Wort von diesen großartigen Eigenschaften, die er uns plötzlich zuschreibt, glauben würde, warum sollte er uns dann verlassen? Warum heiratet er mich nicht?
Diese Aufführung von Selbstvertrauen-Aufputsch-Reden ist ein durchsichtiges Unterfangen, den verständlichen Hass des Verlassenen zu vermeiden. Doch kann man in dieser Situation, direkt vor den tränendurchweichten, flehenden Augen des Anderen etwas anderes tun? Wer würde das wollen? Er geht, wird kurz nach der unerfreulichen Aussprache vom Erdboden verschluckt, ändert seine Telefonnummer und man hört nie wieder von ihm, kurz nach dem Verlassen einer der wundervollsten Frauen der Welt, statt einer gescheiterten Affäre mit mal wieder „nicht der Richtigen“.
4. Die verrückte Person, mit der du gerade ausgehst, vor deinen Freunden verteidigen
Manchmal weiß man ja ganz von allein, dass dieser Typ, mit dem gerade so etwas wie „etwas am Laufen hat“, ein abnormales, strikt unakzeptables Verhalten an den Tag legt. Aber man findet sich aus Ermangelung einer besseren Alternative damit ab – bis die Freunde es herausfinden. Niemand möchte den Stammtisch amüsieren mit Geschichten wie „Es ist schon okay, dass er in meine Wohnung eingebrochen ist. Schließlich hatte ich geschlagene 30 Minuten in der Wanne gelegen und das Telefon nicht angenommen.“
Oder: „Ja, er ist jetzt schon drei Wochen in Italien, und hat auf keine meiner Nachrichten geanwortet, aber er ist eben ein freier Geist, ich mag das!“ So sind wir nun mal. Wenn wir herausgerissen werden wollen aus diesem Scheuklappen-Gefühl, melden wir uns schon. Momentan aber fühle ich mich ganz wohl in dieser Wolke aus Wahnvorstellung und großartigem Sex, okay?
5. Dem Nichtsnutz auch noch eine Chance geben wollen
Entgegen besseren Wissens versuchte ich wiederholt , mit einem Typen noch Pläne zu machen, auch wenn ich genau wusste, wann, wie und vor allem warum das schlecht enden würde. Nach der SMS, z.B., die eine Viertelstunde nach der verabredeten Zeit etwas von einem wichtigen Spiel verlautbarte. Ist es jemals anders gelaufen? Nein.
Verarschst du mich ein Mal, bist du Schuld, verarschst du mich zwei Mal, bin ich selber Schuld, verarschst du mich fünf Mal… Verstehst du, dass ich wegen dir gerade meine Lieblingsserie verpasse, du bösartiges Riesen-A**loch?