Schreibhemmung
Gedankensplitter im Sinn. Nichts, was solchen ergibt. Wie eine Glasscheibe, die am Boden zerborsten ist. Kein Ganzes. Manche Splitter schimmern und gleißen im Sonnenlicht. Andere sind zerknirscht unter den schweren Stiefeln der Zeit, die sich Alltag nennen und verströmen Leere.Geschichtenfragmente. Sie schwirren durch meinen Kopf und wollen keinen vollständigen Satz ergeben. Prinzen, Heldinnen, Böse Frösche und liebliche Stiefmütter umkreisen mich lachend, dass es in meinen Ohren dröhnt. Nachtigall und Lerche geben sich ein dreistes Stelldichein vor meinem Fenster, ohne dass sich meine Feder rührt. Auch sein sich in mich versenkendes Glied schenkt mir zwar Ekstase aber nicht die sinnliche Poesie, auf Geschichtenwolkenteppichen zu fliegen.
Wo sind sie nur, die Worte, Sätze, Geschichten, die in meinem Herzen wohnen?
Warum bleiben sie meinem Geist, meinen Fingern, die auf der Tastatur harren, verborgen?
Wie kann ich meine Sprache wieder finden?
Der Wind fegt eine leere Gießkanne über die Terrasse. Was der Auftakt einer fulminanten Geschichte sein könnte scheppert blechern in meinem Kopf, dröhnt in der Leere des Geistes und hinterlässt ein Echo der Minderbemitteltheit.
Der Apfel auf dem Tisch ist angebissen.
Angebissen, um zu schmecken und in Worte zu fassen.
Es schmeckt wie Apfel.
Mehr fällt mir nicht ein.
Ein Geschmack, so hölzern und bleischwer, wie meine Finger, die Verlängerung meiner Gedanken und Gefühle, über der Tastatur.
Kann ich noch schreiben?
Fühle ich noch?
Bin ich noch?