AUSGELIEFERT
Meine Füsse bewegen sich tonlos über den weichen hellvioletten Teppich. Es riecht ungelüftet. Ich bleibe vor einer Türe stehen und ziehe den Kreditkartenschlüssel aus der Kartonhülle. Das kleine Lämpchen unter der Falle leuchtet grün. Zimmer 201. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken.„Worauf wartest du?“ Ich weiss es nicht.
Auch im Zimmer riecht es abgestanden. Ich öffne das Fenster. Starre in die Dunkelheit. Dann dreh ich mich um. Er checkt sein Handy. Er ist unrasiert.
„Ich bin ein Inselmann“, sagt er. Inseln sind begrenzt, denke ich. Abgeschlossene Paradiese, auch möglich. „Inseln sind schwer zu erreichen,“ spricht er weiter, „und selten geht jemand an Land hier.“
Wir sitzen am Fussende des grossen Doppelbettes. Er fixiert die Wand. Ich sehe seine linke Gesichtshälfte. „Ich bin uneroberbar.“ „Entspann dich!“ lache ich. Er fixiert mich. Was für Erwartungen ich an ihn hätte. Mir wird kalt.
„Gefühle sind keine Erwartungen,“ antworte ich ihm. Er steht auf und geht ins Bad. Ich bin irritiert. „Lass dich nicht beirren,“ sagt er und verschliesst die Türe.
Wenn ich noch rauchen würde, würde ich jetzt drei Zigaretten aufs Mal reinziehen. Ich seufze, weil ich geil bin und froh, dass ich nur auf dem Bett sitzen muss. Wartend. Und sonst nichts.
Er kehrt zurück. Nackt. Wirft mich auf den Rücken. Setzt sich auf meine Brust. Sein Schwanz liegt auf meinem Gesicht. Er riecht nach Lust. Ich atme ein. Lasse meine Zunge über seine Spitze gleiten. Er schlägt ihn in mein Gesicht. Ich möchte ihn sanft in meine Höhle aufnehmen. Er steckt ihn mir tief in den Mund. Seine Knie drücken meine Arme ins Bett. Ich bin bewegungslos. Er haut mit seiner Hand auf meine Möse. Leicht. Und ich sage: „Tu das nicht.“ Er greift meinen Schoss. Ich atme schlecht. „Jörg, bitte geh von mir runter.“ „Du willst mich kennen lernen?“ fragt er. „Du sollst mich kennen lernen. Verstehst du? Du sollst mich sehen als den, der ich bin.“ Ich höre mich lachen.
„Zieh dich aus.“ Er geht wieder ins Bad. Diesmal bleibt die Türe offen. Ich höre ihn pissen. „Ich will dich nackt!“ ruft er mir zu.
Ich stehe auf, ziehe den Pullover über den Kopf, die Jeans von den Beinen, auch den Slip. Er ist nass. Mein entkleideter Körper spiegelt sich im Fenster. Draussen liegt die Nacht. Ich lasse mich aufs Bett gleiten, aus meiner Haut, und verschwinde. Die Gefühle sind weg.
Jörg kehrt zurück. Bleibt vor dem Bett stehen. In Zeitlupe drehe ich mich auf den Bauch. Mein Po hebt sich ihm entgegen. Er klatscht seine flache Hand darauf. Seine andere stösst in meine Möse. Ein nächster Schlag. Er ist laut. Und er feuert. Ich lache. Nicht weil ich es speziell lustig finde.
Ich höre, wie Jörg spuckt. Auf mein Arschloch. Und dann geht es sehr schnell. Sein Finger bohrt sich in diese Öffnung. Dort wo ich rausscheiss, schiesst es mir durch den Kopf. Es tut nicht weh. Er haut wieder. Ich bin in der Wüste. Alles ist weit. Und heiss. Von seinen Schlägen.
Bin ich das? Jörg weiss es.
Er bohrt wie wild in meinem Arsch. Es fühlt sich an, als ob er mit seiner Hand hineinkriecht. Ich keuche, dehne mich aus. Dieses Gefühl wird zum Jetzt. Ungefragt. Ein Schrei gellt durchs Zimmer. Ich schliesse die Augen und segle. Weit.
Jörg steht auf und geht ins Bad. Dort wäscht er seine Hände. Das Wasser läuft lange. Ich liege auf dem Bett. Die Daunendecke unter meinem Bauch. Es brennt. Am Arsch in mir. Bis in alle Ewigkeit. Er dreht das Wasser ab. Etwas fliesst durch das geweitete Land in meinem Innern. Ein ganzer Strom, er schüttelt meinen Körper. Ich suche Halt. Mir ist schlecht.
Jörg setzt sich auf den Bettrand neben meinen Kopf. Ich habe mich gesehen als die, die ich bin. Lasse meinen Tränen freien Lauf. Auf seinem Schoss, der fernen Insel. Kurz spüre ich seine Hand an meinem Haaransatz. Gut. So findet meine Haut zurück zu ihrer Struktur. Ich hebe den Kopf und sehe zwei nasse Flecken auf seinen Beinen. Er wischt sie weg. Ich fühle keine Liebe. Schon gar nicht von ihm.
Ich segle weiter. Will die Wüste. Ohne Tränen. Inselfrei.
© CS