Sonja Robins bringt die Chinesen auf die Palme
Sonja Robins wurde postwendend von Hawaii, wo man ihr einen verlängerten Urlaub verordnet hatte, zurück nach Hollywood beordert. Auch der Flug war schon bezahlt.Sonja ging gleich nach dem Start aufs Klo, und blieb da, bis die Maschine mitten über dem Pazifik war.
Damit sie die Stewardess nicht nach einer Stunde mit Hilfe des Generalschlüssels schon wieder am Joint-Rauchen hintern konnte, hatte sie die Kabine von innen fest verrammelt. Darin hatte sie Erfahrung.
Wegen der modernen Modul-Bauweise zeriss die Explosion deshalb zwar das Flugzeug in kleine Stücke, nicht aber die Toilettenbox mit der kiffenden Sonja Robins inside.
Günstige Winde spülten die Box gegen das vorgelagerte Riff einer kleinen Insel mit zwei Bergen. Als Sonja mutterseelenallein in ihrer Box auf dem Riff festsaß, wurde sie von einem Hai attackiert. An diesen verfütterte sie den großen runden Chemo-Behälter mit dem Inhalt der Toilette, welcher zwecks Wartungs-Austauschs mit einer Kette versehen war.
Der Hai zog die Box mit Sonja darin über das Riff und Sonja wurde samt Box an den Strand geworfen.
Das war bekanntermaßen die einzige gute Tat, die Sonja Robins jemals vollbracht hat. Dieser Hai ging Menschen fürderhin stets aus dem Weg, und brachte das auch seinen Kindern bei…
Sonja Robins lief am Strand der Insel auf und ab und bald bekam sie Hunger. Den grölenden Affen rundherum auf den Bäumen zeigte sie den Stinkefinger. Dafür wurde sie von ihnen mit Kokosnüssen beworfen. „Blöde Vegetarier!“ schrie sie empört.
Sie zog sich ihre zerfetzten und durchnässten Sachen aus und suchte etwas zum Kiffen.
„Irgendwo unter dem Sand hier muss doch der rote Teppich für die V.I.P.’s liegen, die hier ankommen. Und wenn jemand aus Hollywood irgendwo ankommt, dann wird doch immer gleich ein roter Teppich ausgerollt“, dachte sie sich pfiffig.
Als sie sich bückte, um die Krabben zu verscheuchen und den Teppich unter dem Sand freizulegen, kamen plötzlich von hinten die Affenmännchen und legten ihr Bananen nebst anderen süßen Früchten unter den nackten Hintern. Sonja war darüber sehr erfreut und labte sich daran.
„Man muss den ollen Affen eben nur die richtigen Teile hinhalten, und schon wird man anständig bedient. Na ja, Affen sind ja schließlich auch nur Männer!“ bemerkte sie weise.
Einige hundert Schritte landeinwärts, auf einem Berg, fand sie eine alte verlotterte Hütte, die aussah, als stamme sie noch aus der Flower-Power-Zeit der Hippies.
„Da drin muss es doch irgendwo was zum Kiffen geben“, sagte sie zu sich selber, weil ja sonst niemand da war. Am Eingang der Hütte hing schräg und verwittert ein altes hölzernes Schild. Auf dem Schild stand: „Robinson Crusoe, anno 1704”
„Aha“, freute sie sich, „die spielen hier auch „Siebzehn und Vier“, das ist ja auch die einzige Art von Schach, mit der ich mich auskenne.“
Doch dann fiel ihr auf, dass der Name „Robinson“ in ihr etwas wie Erinnerung auslöste.
„Na klar, Menno! Ich liebe doch immer solche Worte, die man von vorne und von hinten lesen kann, wie „ANNA“, oder „OTTO“ und „HANNAH“, und was ist das da?“
Flugs schrieb sie mit ihrem Lippenstift, den sie immer griffbereit hinter dem Ohr stecken hatte, auf die Stelle, wo vorher „anno 1704“ gestanden hatte: „Sonja Robins“.
„Ha!“ frohlockte sie, „Siehste, ich kann das ja auch: ROBINSON SONJA ROBINS!“
Aber als sie fröhlich und lustig auf dem Bergplateau herumhüpfte, blieb sie mit dem Absatz ihres rechten High Heels in einer Felsspalte stecken. Von ihren High Heels trennte sie sich nämlich niemals, nicht einmal in der Badewanne oder im Bett,
Das war fatal. Aber sie wusste sich wie immer gut zu helfen.
Sie griff sich einen herumliegenden Ast und hebelte ihn kräftig in die Spalte.
Leider aber befand sich der von Erdbeben und vom Zahn der Zeit angenagte Felsen in einem inneren Zwiespalt, oder man könnte es auch ein labiles Gleichgewicht nennen.
Jetzt erst, durch Sonjas Einschreiten wusste der Felsen endlich, nach welcher Seite hin er ins Meer stürzen sollte, und er tat es auch sogleich. Er hatte sich für die amerikanische Richtung entschieden. Infolge von Resonanzen am Meeresboden löste er damit eine Flutwelle aus, die Kalifornien samt Hollywood überspülte, sich dann beim Zurücklaufen von der Küste erneut aufschaukelte, zurück in Richtung Japan und China strömte, und China so unter Wasser setzte, dass China sich gestern den Namen „Vereinigte Chinesische Inseln“ gegeben hat und beim Dalai Lama um Anschluss an Tibet gebeten hat. Die ganze gelbe chinesische Erde würde an Japan angespült, das jetzt eine Landbrücke nach Amerika hat.
Sonja sagte einfach „Puh!“ und kriegte wieder einmal gar nichts mit.