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Wenn das Mehl alle ist

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Wenn das Mehl alle ist
Wenn das Mehl alle ist und auch kein Brot mehr im Haus, wenn nichts mehr da ist, was man essen könnte und auch kein Geld, wenn die Kinder ihre Nasen in Erdbeeren stecken, die du nicht kaufen kannst, während sie in Hosen stecken, die Löcher und Hochwasser haben, dann, ja dann, blutet dir das Herz.
Aber ob dir das Herz blutet oder nicht, das ist egal, das spielt keine Rolle, denn sowas gibt es nicht, denn sowas darf und kann es gar nicht geben in unserem schönen und bequemen deutschen Land.
Aber egal, wie vehement du auch wegschaust, weil du es nicht sehen darfst und willst, weil es sowas ja nicht geben kann und darf: Das Mehl ist alle. Es ist nichts mehr da!
Aber das ist ja egal, denn wenn nichts mehr da ist, für die Kinder, dann muss die Mutter ja schuld sein. Entweder, sie geht nicht arbeiten, oder sie geht nicht genug arbeiten, oder sie hat sich einfach den falschen Job gesucht. Dich geht das nichts an und der Staat zuckt mit den Achseln und überhaupt: Wo kämen wir den hin, wenn jeder an unserer Tür klopfen würde, dem es gerade schlecht geht?
Wenn das Mehl alle ist, dann hat sich irgendwann mal irgendeine Frau den falschen Mann ausgesucht. Tja… selber schuld. Oder?
Wenn das Mehl alle ist, haben Kinder Hunger!
******a78 Frau
50 Beiträge
Auch wenn's nie so extrem war, dass es uns Kindern an Essenziellem gefehlt hätte und die Löcher in den Hosen eher vom ständigen Bäume erklettern und den Asphaltbremsungen kamen, weckt der Text Erinnerungen an Situationen und Zeiten, in denen es wohl auch bei uns zuhause finanziell nicht gut stand ... und an die Reaktionen der Umwelt damals.
Ich glaube, auch meiner Mutter hat oft genug das Herz geblutet. Und ihrer Mutter vor ihr. Und auch meiner Schwester, deren Kleiner gerade schneller wächst, als man Löcher stopfen könnte ...

Danke für den Text, manchmal vergisst/verdrängt man solche Themen viel zu gern oder ertappt sich selbst bei schnellen Urteilen über andere, deren Lebensumstände man gar nicht kennt.

*nachdenk*
Kinder, die wirklich auf dem Hartz 4- Level leben müssen und deren Mütter nicht zur Tafel fahren können schnuppern oft an leckeren, gesunden Dingen, für die dann das Geld fehlt.

Dürfen nicht toben, die Hosen könnten Löcher bekommen.

Und essen Billigchips, damit sie mit wenig Geld satt werden- ich erlebe diese Realitäten leider sehr oft...
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Als Kind hab ich so gelebt bzw. leben müssen.

Einen Sommer lang hatte ich keine Schuhe und musste auch in die Schule barfuß laufen. Meine Hosen waren alt und löchrig und meist längst von meinem Vater aufgetragen. Ich sah zum Fürchten abgemagert aus und trug Kleidung, für die ich von anderen ausgelacht wurde. Und immer wieder mal gab es drei, vier Tage lang wirklich nichts, aber auch gar nichts zu essen.

Und manchmal denke ich mit Wehmut zurück an diese Zeit, weil sie eben auch ihre guten Seiten hatte. Und weil ich damals etwas sehr Wesentliches gelernt hab, was heute vielen fehlt: nämlich auch mal zu verzichten und nicht immer alles gleich und sofort haben zu müssen.

Wenn ich heute in die Gesichter von Kindern aus den Slums vieler Großstädte in wirklich armen Ländern blicke, sehe ich strahlendere Augen und eine glücklichere Ausstrahlung als bei sämtlichen Wohlstands-Kids unserer Gesellschaft.

Das gibt mir zu denken. Und dieser Aspekt fehlt mir an dieser Betrachtung.

Und dann muss ich gestehen: Ich verstehe den Satz nicht:

Wenn das Mehl alle ist, dann hat sich irgendwann mal irgendeine Frau den falschen Mann ausgesucht.

Wieso das denn? Sind Frauen davon abhängig, dass sie den richtigen Mann (= Ernährer) aussuchen? Oder ist das der Versuch einer Provokation zum Nachdenken?

(Der Antaghar)
Der falsche Mann
Klar wird es als Pflicht der Frau angesehen, ihren Kindern den richtigen Vater auszusuchen.

Natürlich einen, der so viel Haushaltsgeld nach Hause bringt, dass nach Lust und Laune eingekauft werden kann...
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller 
Frauen, die alleinerziehend sind, deshalb oft nur wenn überhaupt Teilzeit arbeiten gehen können, Frauen, die von ihren Männern verlassen wurden, die gelten auch heute in unserem ach so aufgeklärten Deutschland als Versager.

Sicher ist es für Kinder ganz wichtig, mal nicht "alles" haben zu können. Aber regelmäßige und gesunde Ernährung ist genau so wichtig.
Rhabia
Bitte erlaube mir folgende Ergänzung:

Pärchen, wo beide Vollzeit im Niedriglohnbereich leben und mehrere Kinder haben sind auch betroffen, kriegen teilweise Ergänzungsleistungen mit Freibetrag- da sieht es auch nicht besser aus.

Armutsrisiko: Kinder, leider...
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Das zu lesen schnürt mir das Herz ein. Besonders auch, was Du schreibst, @*****har.

Ich kenne Armut in dieser Form nicht, wohl aber das Großwerden mit einer Alleinerziehenden, die ständig Geldsorgen hatte und sich eisern das Haushaltsgeld einteilte. Keine Extras und viel Geschrei, wenn zu lang telefoniert wurde oder das heiße Wasser zu lang lief...

Und ich kenne krasse Geldknappheit als Studentin oder Auszubildende... wo es am Monatsende oft mehrere Tage nur Nudeln mit Salz gab.

Inwischen geht es mir gut und mein Kind ist eines von denen, die kaum offene Wünsche kennen, geschweige denn Hunger.

Dennoch weiß ich, wie vergänglich Wohlstand sein kann.
Ohne angeben...
...zu wollen, oder toll zu sein - aber:

Seit Jahren gesellen sich alleinerziehende Mütter zu meinem Lebensweg, kommen und gehen auch wieder. Aber ich habe glaubig jede einzelne für eine Kriegerin und eine Amazone des Alltags gehalten, und mein Bestes versucht, ihr diese Selbsterkenntnis auch zu spiegeln.

Ich denke, die Versager-Aussage ist nicht repräsentativ. Die Menschen spüren und wissen darum, wieviele Männer (und auch ein paar Frauen) bezüglich des Eltern seins scheitern. Womöglich sind es einfach die alten Echos karmischer Verstrickungen, die nun noch einmal erklingen und sich manifestieren - und Verzeihen, immer wieder Verzeihen, der "jesus-like" einzige Weg zum Glück.

Der Film "Der Film deines Lebens" ist an dieser Stelle, zu diesem Thema und den dahinterliegenden Glaubenssätzen, wohl sehr zu empfehlen. Für mich ein weiterer Film-Schatz für die erwachenden Herzensgenerationen, welche die vielen Hunger der Welt beenden könnten - sofern wir alle etwas mehr daran Glauben und danach handeln...

Angeregt - und dankbar dafür *g*

F_H
gibt schwer zu denken - auf jeden Fall darf sich niemand wundern, warum Frauen immer wieder eher einen Versorger als die Liebe/ gute Partnerschaft suchen...
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Wegstrecken
Ich war ca. 12 Jahre alt. In unserer Schulklasse gab es ein Mädchen. Sie war eher altmodisch gekleidet, hübsch, zurückhaltend, fast schüchtern. Irgendwann lud Sie mich zu sich nach Hause ein. Ihre Mutter öffnete die Türe, bat mich herein, wir durften in den Garten. Dort wurden wir von ihr mit Kakao und Kuchen versorgt. Die Mutter setzte sich zu uns und lies sich von uns über den vergangenen Schultag erzählen. Später spielten wir ein Gesellschaftsspiel zusammen mit ihr. Es war ein bezaubernder Nachmittag.

Am nächsten Tag bedankte ich mich nochmals bei dem Mädchen für den schönen Nachmittag. Ich hatte ihn sehr genossen! Da vertraute mir das Mädchen an, dass ihre „Übermutter“, wie sie diese nannte, sie mit diesen „Getue“ nerven würde! Nie wäre sie alleine, immer müsste sie sich einmischen, wenn Freunde kämen, das wäre ja schon richtig peinlich! Sie sagte, sie wäre wirklich neidisch auf die vielen Freiheiten, die ich hätte.

Ich schwieg betroffen, denn so eine Mutter hatte ich immer gewünscht! Eine, die sich kümmert, der man wichtig scheint, die Zuneigung gibt, die Zeit hat für kleine und große Sorgen ... die mich beschützt.

Nein, ich habe als Kind nicht hungern müssen, im Gegenteil. Ich hatte mehr als genug zu essen, Berge, auch zum Anziehen, viel mehr Spielzeug als mir wichtig war, ein Fahrrad, als das kaputt war gab es auch gleich ein Neues, einen Plattenspieler, später eine Stereoanlage und ich war die erste in unserer Klasse, die einen eigenen Fernseher bekam. Meine Eltern hatten ein eigenes Dienstleistungsunternehmen. Ich arbeitete von Kindesbeinen dort mit und verfügte auch deshalb schon in jungen Jahren über viel mehr Geld als Gleichaltrige. Ich war nett und freundlich zu den Kunden, zuvorkommend und hilfsbereit und ich bekam dafür ordentlich Trinkgeld, das ich behalten durfte. Was mir meine Mutter und mein Stiefvater nicht kauften, kaufte ich mir selbst. Mit 16 suchte ich mir einen gut bezahlten Job und mit 17 zog ich aus ... in meine erste eigene Mietwohnung, die ich selbst finanzierte. Damals platzten meine Freundinnen fast vor Neid ... die Wahrheit warum ich auszog ahnten sie nicht.

Als ich mit 22 J. meinen Sohn bekam und diesen bewusst allein großziehen wollte, konnte ich in der Anfangszeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten und so steckte ich urplötzlich in Mietschulden und war schließlich auf staatliche Unterstützung angewiesen. Ein Albtraum! Nicht nur, dass ich nun den Namen des Vaters nennen musste um für das Kind Sozialhilfe zu bekommen, ich musste auch aus meiner Wohnung raus (zu groß, zu teuer ...) und in ein Mütter-Wohnheim, in ein winziges Zimmer ziehen, mit Gemeinschaftsbad und Klo auf dem Flur. In dem Heim lauter Frauen mit „Vergangenheit“, aber auch ich hatte Vergangenheit ...

Mein Sohn war 9 Monate alt, als ich ihn und mich vom sozialen Abstellgleis in Richtung finanziell gesicherteres Leben zurückschubste. Die kurze Zeit als Sozialhilfeempfängerin hat mich sensibilisiert: Da will ich nie wieder landen!

Mein Ausflug in die Armut hat nur wenige Monate gedauert und es hat mich viel Kraft und Durchhaltevermögen gekostet da wieder rauszukommen. Es gab auch später Zeiten, da hatte ich am 15. nur noch 20,- DM und wusste nicht, wie ich das Kind satt bekommen sollte, doch ich schaffte es immer irgendwie dann doch.

„Wenn das Mehl alle war ...“ bin ich oft auch nicht ganz „hasenreine“ Wegstrecken gegangen, die ich jedoch immer wieder gehen würde ... für (m)ein mir anvertrautes, hilfloses, unschuldiges Kind!

Manchmal war es wie im Krieg ... und ich war eine Kriegerin!

Und manchmal kämpfe ich auch noch heute ... jedoch in einem anderen „Land“ ... und einem anderen Krieg!
**********immts Mann
635 Beiträge
wenn das mehl alle ist
... und du dich nicht mehr traust, bei den Nachbarn zu bitten, dir welches zu leihen. Sie wissen ja, du kannst es nicht zurück geben....


Das habe ich nach meiner Scheidung, einem Unfall und anschließender Arbeitslosigkeit auch erfahren "dürfen".
Wie froh und glücklich konnte ich mich schätzen, dass ich ausreichend Freunde hatte, wo die Kinder reihum zum Essen gehen durften, denn Tafeln, das gab es damals noch nicht. Dass der Vater die Alimente nicht zahlte, das kannte ich bereits, darauf war ich eingerichtet, aber dass nach dem Jahr Arbeitslosengeld dann trotz rechtzeitigem Antrag keine Arbeitslosenhilfe gezahlt wurde, und das 3 Monate lang, das hat mich hart getroffen. Sozialhilfe bekam ich nach immerhin 6 Wochen ohne Geld! Wo sollte ich noch Reserven hernehmen?

Wochen später, nachdem die Arbeitslosenhilfe dann endlich bewilligt war - ein Anruf des Sozialamtes - wegen fehlerhafter Berechnung der Hilfen. Mein Herz rutschte in den Keller, wie sollte ich von dem wenigen auch nur einen Pfennig zurück zahlen? Doch dann - die Erlösung: man hatte vergessen über 1000DM an Wohngeld zu überweisen! Und die bekam ich in bar mit. War das ein Fest! Endlich wieder einmal nach langen Monaten Kino sonntagmorgens für 1,50DM pro Nase.

Den Rest haben wir gehütet und nur dann angetastet, wenn es gar nicht mehr anders ging.

Gott sei Dank habe ich solch eine Zeit nie wieder durchmachen müssen. Es war hart und bei sprichwörtlichem Wasser und Brot (mehr gönnte ich mir persönlich nicht) haben wir drei diese Klippe umschifft. Das muss ich nie wieder haben und dennoch - es war auch für die Kinder ein entscheidender Lebensabschnitt. Sie haben alle Arbeit und schaffen sich ihre Sicherheiten, um nie wieder so etwas erleben zu müssen.
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