Der Flug des Adlers
„Wo ist der verdammte Magier, wenn man ihn denn einmal braucht?“, brüllte Dynot De’Gelle, der Hauptmann des siebten Infanterieregiments der Armee seines ehrwürdigen Kaisers Istor Wa, der auf dem Thron in der kaiserlichen Residenz in Hynma’Wa saß und der Welt seinen Stempel aufzudrücken versuchte. Die Schlacht verlief gelinde gesagt lausig. Die Barbaren des Ostens hatten sich erneut zu einem Angriff auf das Kaiserreich zusammengerottet, nur waren sie diesmal zahlenmäßig überlegen und ihre Kampfeswut schien sich gesteigert zu haben. Dynot De’Gelle verlangte also dringend nach dem Magier. Er brauchte ihn, um die Niederlage abwenden zu können. Loram Nixhal, seines Zeichens Magier des siebten Infanterieregiments, fühlte sich von dem Ansturm an Pflichten leicht überfordert. Er hatte die Gefahr frühzeitig erkannt, doch Dynot und einige andere hochrangige Militärs hatten nicht auf ihn hören wollen und nun war der Hauptmann natürlich nicht gerade erfreut, über das Eintreffen der schlechten Nachrichten, welche Loram bereits vor Tagen angekündigt hatte, wenn man weiter an den althergebrachten Methoden festhielt. Die Barbaren des Ostens waren auf ihren kleinen Reittieren flinker und wendiger als die Ritter und Fußsoldaten des Kaisers, die immer in einer fest geordneten Schlachtreihe auftraten. Dann hatte er eine Kraft gespürt, welche die Barbaren antrieb und die er nicht einordnen konnte. Viele schwere Entscheidungen lagen vor ihm, das wusste er und viele davon wollte er nicht treffen oder auch nur die Verantwortung dafür übernehmen. Doch er war allein, kein anderer Magier stand ihm hier zur Seite, hier wo sich das Schicksal Was entscheiden sollte.
Natürlich hatte er das Gebrüll des Hauptmanns gehört, es war ja kaum zu überhören gewesen. Nur um den Mann zu ärgern, schritt er sehr langsam zu dessen Zelt. Er achtete nicht auf den Schlamm, der seiner prächtigen mit edlem Pelz besetzten Robe, am Saum stark zusetze. Wie immer hatte er die Hände in den Ärmeln verborgen. Sehr aufrecht ging er zum Zelt des Hauptmanns, bückte sich ein wenig und trat, ohne ein Wort zu verlieren, ein.
De’Gelle, der massive Krieger, ein Ritter alter Schule und verdienter Haudegen, stand an einem Kartentisch und studierte die Schlachtaufstellung. Mit einem Blick war Loram klar, dass hier nichts so war, wie es sein sollte. Dynot schwitzte, was der nie tat, zumindest hatte ihn Loram noch nie transpirieren gesehen. Doch nun war die Stirn des Hauptmanns von dicken Schweißperlen überzogen, die sich einen Weg über die Nase bahnten und von dort auf den Tisch und die Karte tropften. Loram nahm die Hände aus den Ärmeln und hob sie sacht über der Karte, sodass die Figuren darauf zu tanzen schienen. „Was wollt Ihr von mir? Sonst ist mein Rat auch nicht erwünscht, Hauptmann“, fragte der Mann, dessen magische Ausstrahlung die magere Erscheinung Lügen strafte, mit milder Stimme, die kaum den Hohn verbergen konnte, den Loram für den Hauptmann empfand. „Stellt die Figuren wieder an ihren Platz, Magier“, brummte Dynot zornig. „Mit Vergnügen“, antwortete Loram betont heiter, doch er wusste genau, dass die Schlacht bereits verloren und dem Vormarsch des Heeres der Barbaren des Ostens kaum mehr etwas entgegen zu setzen war. Der grauhaarige Magier blickte ins Gesicht des Hauptmanns und erkannte, dass er diesen Umstand ebenso verstanden hatte. Die Hände wieder in die weiten Ärmel der Robe versteckend, sagte er weiter: „Ich sehe keine Möglichkeit mehr, dem Ansturm etwas entgegen zu halten, Dynot. Die Horden werden uns überrennen. Seht nur …“, er zog eine Hand hervor und ließ sie über der Karte schweben. Sofort bewegten sich die Figuren wie in einem komplizierten Tanzmuster über der gezeichneten Landschaft. Seine Augen verdrehten sich, sodass nur noch das Weiße zu sehen war. „Sie werden nun auch von Süden her angreifen. Unsere Flanke ist bloß. Zu lange hat der Kaiser nur gewartet. Werden wir tapfer untergehen oder uns ergeben?“ Er hob nun beide Arme, sodass die Ärmel weit nach hinten rutschten und mit zahlreichen Tätowierungen verzierte Unterarme preisgaben. Die Schlangen und Drachen, die sich um die Arme zu winden schienen, begannen zu glühen und sich zu bewegen. Dynot glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, als er das Schauspiel beobachtete. „Wir werden einen Versuch wagen“, hörte der Hauptmann zahlreiche zischende Stimmen, die aus dem Mund des Magiers zu kommen schienen. „Wie? Magus, wie willst du das machen?“, fragte Dynot mit zittriger Stimme. In dieser Art hatte er den hageren Magier noch nie erlebt, andererseits war die Lage auch noch nie so aussichtslos gewesen wie jetzt. „Das hat dich nicht zu kümmern. Ich werde mich mit den Magiern der anderen Regimenter beraten, viele sind ja nicht mehr übrig.“ Loram dreht sich herum und verließ das Zelt ohne einen weiteren Kommentar. Sehr aufrecht und mit einem entschlossenen Zug um den schmalen Mund mit den fast farblosen Lippen, ging er zur Mitte der kleinen Lichtung wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Tief atmete er ein und aus, schloss die Augen und streckte dann die Arme zur Seite. Nur wenige Lidschläge später hörte man vom Himmel den Schrei eines Adlers, der auch sogleich hernieder schoss, auf den Magier zuhielt und vor dessen Füßen landete. Dort hüpfte er so lange herum, bis Loram die Augen öffnete und sich dem großen Vogel zuwandte. „Nun denn mein gefiedeter Freund, wo steht der Feind?“ Der Adler krächzte wie zur Antwort und das Gesicht des Magiers wurde aschfahl. „Weißt du auch, wie es um unsere Verbündeten steht und um unsere Brüder in den anderen Regimentern?“ Abermals antwortete ihm ein lautes Krächzen und der Magier schien einen Moment in sich zusammen zu fallen. „Na schön. Ich danke dir, mein Freund und entlasse dich aus meinen Diensten.“ Bis auf wenige Regimenter war die glorreiche Armee des Kaisers Istor Wa zerstört, die Verbündeten waren zum Feind übergelaufen, das Söldnerheer hatte sich davon gemacht. Letzteres hatte Loram erwartet, falls der Krieg schlecht gehen würde. Der Adler hüpfte noch ein wenig herum, krächzte dann und erhob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte, um das zu tun, was Adler gemeinhin machen.
„Es wird ein letztes Aufbegehren werden. Ich muss den Kaiser benachrichtigen, wenn er es nicht ohnehin schon weiß“, flüsterte er. Trauer war in seinem Gesicht. Die alte Kultur von Wa war also dem Untergang geweiht. Die Barbaren des Ostens würden obsiegen. Den Bauern des Landes, so überlegte er weiter, war es gleichgültig, unter wessen starker Hand sie ihre Arbeit verrichteten, solange sie nur eine gute Ernte erwarten durften und die Steuern in einem zahlbaren Maß blieben. Es war ein trauriger Tag für Rota. Niemals wieder würden die Glocken des Kaiserreichs über Rota erschallen, niemals wieder würde eine prächtige und gelehrte Gesandtschaft Was durch die fernen Gebiete Rotas reisen und seine Weisheit verbreiten. Andererseits wiederum hatten genau diese Reisen, dieser Wissensdurst der Bevölkerung von Wa auch ihren Untergang besiegelt. Neid und Missgunst hatte die Nachbarländer befallen. Jeder wollte am Reichtum und dem Wissen mitnaschen bis sie zum ersten Mal angegriffen worden waren, das war vor einigen hundert Umdrehungen gewesen, nun war es der letzte Kampf. Wa hatte es verabsäumt, die letzten fünfzig Jahre des scheinbaren Friedens zu nutzen und aufzurüsten. Stattdessen hatte man den schönen Künsten gefrönt, Paläste gebaut, Kunst gefördert, Theater gespielt und Handel getrieben. Loram hatte immer gesagt, dass dieses der Untergang des Reiches sein würde, so viel hatte ihm seine Voraussicht verraten, doch niemand hatte ihm Glauben geschenkt. Nun war es zu spät. Der aufgeblähte Beamtenapparat schaffte seine Arbeit nicht mehr, kassierte nur noch ab und niemand fühlte sich zuständig, die nötigen Befehle zu geben oder Verantwortung zu übernehmen.
„Nutzlos … geht doch unter“, murmelte er, doch er wusste genau, was er tun musste. Ein Rest des Reichs musste erhalten bleiben, Teile der Kultur und des Wissens mussten gerettet werden.
„Venit in, Virga!“, befahl er lautstark. Nur wenige Augenblicke später hielt er seinen Zauberstab in Händen und begann damit, komplizierte Muster in der Luft zu zeichnen, die sich kurz als goldene Striche zeigten, um dann zu vergehen. Umstehende Soldaten gewannen den Eindruck, als würde sich die Luft um sie herum verdichten und verzogen sich rasch. Auch wenn sie nichts von den Dingen wussten, die rundherum passierten oder wie der Krieg stand, merkten sie, dass es nicht so lief wie geplant. Viele der jungen Burschen warfen sich ängstliche Blicke zu, denn sie waren noch nicht lange in der glorreichen Armee des Kaisers. Loram schenkte den Soldaten keine weitere Beachtung mehr. Es gab Arbeit für ihn zu erledigen, die nicht mehr aufgeschoben werden durfte.
Meister Al’Ejandro im Tempel des Wissens war informiert worden, er würde sich um die zahlreichen Schriftrollen kümmern und sie sichern. Schon sah er vor seinem geistigen Auge den alten Mann Befehle rufen. Simbale und Xhin’Wa’ru mit ihren Schülern machten sich bereit zur Abreise. Es war nicht gesäumt worden. Erleichtert atmete der Magier des siebten Regiments auf.
Er beendete die Nachricht und senkte die Arme. Viel Zeit blieb ihm nicht, seinen Leuten einen Vorsprung zu verschaffen. Doch jetzt war er der mächtigste Magier im Land und er würde es mit einem Gegner aufnehmen müssen, der ihm wohl an Kraft und Erfahrung überlegen war. Es war gleichgültig, denn es gab wichtigeres als die körperliche Existenz.
„Hauptmann De’Gelle!“, rief er während er bereits zum Ausgang des Lagers schritt. „Ich brauche Euch und zehn Eurer besten Bogenschützen!“ Plötzlich war es sehr ruhig im Lager. Und die Stille nahm noch zu, als ein leichenblasser De’Gelle das Zelt verließ und auf Loram zutrat. „Wie Ihr wünscht, Magier“, sagte dieser ziemlich kleinlaut geworden. Dann winkte er seinem Stellvertreter, der sich um das zügige Erscheinen der Bogenschützen kümmern sollte. Dieser, ein Mann von beeindruckender Statur, die durch die Rüstung noch unterstrichen wurde, eilte davon, um dem Befehl nachzukommen. „Was hast du vor, Loram?“, fragte er, ohne Hoffnung auf Antwort. „Wir sind verloren, nicht wahr?“, stellte er nach einer Weile fest, als der Magier nur geschwiegen hatte und auch nun nicht den Anschein erweckte, als würde er reden. Sein Gesicht war grimmig, das sehr kurze Haar schien im abnehmenden Licht des Tages zu schimmern. Erst als er die Schritte der angeforderten zehn Männer hörte, wandte er sich zu De’Gelle. „Ich mache einen letzten Ausfall. Wenn ich nicht zurückkomme, Dynot, dann brecht hier die Zelte ab und zieht euch zurück, aber nicht in die Hauptstadt, denn die ist bereits verloren. Wir sind das letzte Aufgebot.“ Der Hauptmann schlug die Augen nieder, es war also tatsächlich so schlimm, wie er befürchtet hatte, denn seit mehr als drei Tagen waren keine Nachrichten mehr von zahlreichen anderen Regimentern, die entlang der Grenze stationiert gewesen waren, zu ihm gelangt. Die Grenze war also gefallen und der Feind überrannte die fruchtbaren Ländereien an den Flüssen Wa und Xhan. Er neigte den Kopf, sagte allerdings nichts dazu. Die Niederlage zu erkennen war eine Sache, sich ihr zu stellen eine ganz andere. Und was Loram von ihm gefordert hatte, ging gegen seine Ehre als Soldat des Kaisers. Er hatte vorgehabt, sich das Leben zu nehmen, sollten sie verlieren, doch nun hatte ihm dieser elende Magier einen neuen Auftrag gegeben. „Unsere Kultur darf nicht in Vergessenheit geraten, Dynot. Lebe denn wohl und führe die Männer in Sicherheit“, damit wandte sich Loram ab und winkte den Bogenschützen, ihm zu folgen.
Sie brauchten nicht weit zu gehen, da sahen sie bereits das große Heerlager des Feindes. Es war eine Provokation nur mit zehn Bogenschützen an seiner Seite diesem Aufgebot gegenüber zu treten, es war Selbstmord. „Schießt alles nieder, was sich mir nähert“, befahl er den Männern, deren Gesichter hinter Helmen verborgen waren. Dann hob er den Zauberstab und wob einen Spruch in die Luft, woraufhin die Spitzen der Pfeile kurz aufglühten. „Sie werden nun nicht fehl gehen, aber ich kann sie nicht vermehren. Also, was weg ist, ist weg.“ Erneut zeigten ihm sich neigende Eisenköpfe an, dass sie verstanden hatten. Dann verteilten sich die zehn Männer im Gelände und Loram stand allein auf der Ebene vor dem feindlichen Heerlager.
Erneut hob er den Stab, kurz glühte der Kristall am dicken Ende auf, die Ärmel rutschten zurück, als er die Arme hob und gaben den Blick auf die sich windenden Schlangen und Drachen preis, die ebenfalls in einem unnatürlichen Licht zu leuchten schienen. Er hatte seinen Gegner herausgefordert. „Absit vobis diabolus Orientis!“, schallte es laut über den leeren Platz vor dem Heerlager.
Loram stand allein in seiner roten Robe und nur mit dem Zauberstab bewaffnet vor dem Tor und wartete. Lange musste er allerdings nicht harren, der Gegner hatte den Ruf vernommen. Eine in helles Blau gekleidete Gestalt verließ das Lager. Er war groß und blauschwarzes langes Haar umwehte ein schmales bleiches Gesicht. Kein Wort sprach der Gegner, hob lediglich seinen Stab zur Begrüßung oder als Herausforderung.
„Absit vobis diabolus Orientis“, wiederholte Loram seine Aufforderung an die Barbaren des Ostens, zu verschwinden. Gelächter antwortete ihm. Die Stimme des Mannes war tief und kam grollend aus dessen Kehle, dass es Loram einen Schauer verursachte. Er erkannte die Kraft im Gegner, sah die Aura dunkel um die Gestalt wabern, sich ausdehnen und nach seinem Willen greifen. Doch noch war Loram nicht bereit, sich geschlagen zu geben. Er musste dem Wissen die Möglichkeit geben, sich zu verbreiten. Das Land durfte nicht gänzlich der Dunkelheit anheimfallen.
„Inquam lucem scientiam! Veritate inquam! Inquam lucem vitae! Quae oriuntur, aqua, terra, ignis, aer, ... tuus veniet ad salutem.”, so rief er das Wissen, die Wahrheit, das Leben und die Elemente um Hilfe an, beschwor sie, ihre Kraft in ihm zu bündeln und sich auf den Gegner zu richten. Der Wind um Loram nahm zu, blähte seine Robe, dann richtete er den Stab mit dem Kristall voraus auf den Gegner. Ein vorerst dünner Strahl an goldenem Licht machte sich auf den Weg, wurde zunehmen dicker, mächtiger und nahm auch an Geschwindigkeit zu. Er traf den Gegner vor der Brust und Loram meinte schon, er hätte den anderen getroffen. Doch dieser schaute nur an sich hinab, strich mit einer Hand über den angesengten Stoff seiner Robe und lachte, dass es Loram kalt den Rücken hinunterlief. Hier war er an einer Macht, die er nicht einschätzen konnte.
„Du kannst mich nicht besiegen, Loram Nixhal. Ich bin deine Nemesis“, erklang es drohend aus dem Mund seines Gegners. Siegessicher und gewaltbereit war diese tiefe Stimme, die Loram erkannte. Nun wusste er, wem er da gegenüberstand und sein Mut sank. „Dirran Rothawild, du hast dir also Freunde gefunden“, sagte er als er seinen Schrecken überwunden hatte. „Eigentlich verwundert es mich nicht, dass du deine wenigen Talente an diese missgeburtigen Wilden verkaufst.“ Es war leeres Gerede, das dazu diente, ihm etwas Zeit zu verschaffen. Hoch über ihm kreiste ein Adler. Sein Freund war also gekommen und wachte über ihm. Das war tröstlich zu wissen.
Dirran Rothawild ließ sich nicht auf einen verbalen Schlagabtausch ein, das schien nicht in seinem Interesse zu liegen. Er hob den Zauberstab ein klein wenig und schon schoss weißglühendes Licht auf Loram zu. Rasch hob er einen Arm vor das Gesicht, das Licht staute sich davor und erlosch dann. Er konnte förmlich hören, wie sich der andere ärgerte. Vielleicht hatte er doch eine Möglichkeit, Dirran abzulenken, damit er nicht sehen konnte, in welche Richtung sich das Wissen auf den Weg machte. Er selbst wusste es auch nicht, wollte es auch gar nicht wissen, auch wenn er Simbale, seine Gattin, vermissen würde.
Loram ließ sich nun auf ein Defensivspiel ein. Durch den Verlust der Elemente hatte er seinen größten Trumpf ausgespielt. Aber er ahnte mehr als er es wusste, dass er nur so Dorrans Aufmerksamkeit erringen konnte.
Dorran schwieg. Er redete nie viel, er war nicht durch reden so mächtig geworden. Loram kannte ihn schon seit er selbst ein kleiner Junge gewesen war als schweigsamen Mann. Ein Meister des Wissens war er einst gewesen, bevor ihn die Gier übermannt hatte. Nun gelüstete es ihn wohl nach der Macht Was. „Bei allen Elementen“, murmelte der hagere Magier in der roten Robe. „Sollte ich etwas übersehen haben?“ Dann traf ihn der Feuerstrahl mit voller Kraft, ergoss sich über ihn und hüllte ihn ein. Wie eine Flammensäule stand er da, trotzte noch der verzehrenden Hitze und sandte seinerseits einen Stoß aus seinem Zauberstab ab, der seinen Gegner nun ebenfalls unerwartet traf.
Der Adler kreiste über ihm, stieß einen lauten Schrei aus und ging in einen Sturzflug über als Loram beide Arme hob, in einer verzweifelten Geste um Hilfe flehte. Dann brach er zusammen und das Schicksal Was war besiegelt.
Nichts blieb von Loram über als ein Häuflein Asche an der Stelle wo er gestanden hatte. Seine Asche wurde von einem aufkommenden Wirbelwind vertrieben und über das Land verteilt.
„Was hast du gemacht, Loram Nixhal?“, brüllte der neue Herrscher Was und Unsicherheit machte sich in dem mächtigsten Mann Rotas breit, dessen Haar durch den letzten Treffer Lorams weiß geworden war und dessen einst altersloses Gesicht nun von tiefen Falten durchzogen und dessen Nase verbrannt war, sodass nur noch die Nasenlöcher zu sehen waren.
Der Adler schrie, stürzte noch einmal hernieder, umkreiste Dorran und verschwand dann in luftige Höhen.
(c) Herta 5/6/2012